Tresckow (Adelsgeschlecht)
Tresckow ist der Name eines alten märkischen Adelsgeschlechts. Die Herren von Tresckow gehören zum Uradel im Ruppiner Land. Die Familie ist stammesverwandt mit zwei briefadeligen Linien, wobei sich eine Linie, die Ende des 18. Jahrhunderts nobilitiert wurde, Treskow schreibt und großen Besitz und Ansehen erlangte.
Geschichte
Herkunft
Nach Kneschke und Zedlitz-Neukirch soll das Geschlecht ursprünglich aus Sachsen gekommen sein und sich Treskau oder Dreschkau geschrieben haben. Der Stammsitz war demnach das Burglehn Treskow bei Belgern.[1][2]
Erstmals urkundlich erwähnt wird das Geschlecht am 26. November 1336 mit Hinricus Treskowe auf Buckow.[3] Mit ihm beginnt auch die Stammreihe der Familie.[4] Das Stammhaus Treskow im Ruppiner Land ist heute ein Stadtteil von Neuruppin im brandenburgischen Landkreis Ostprignitz-Ruppin.
Ausbreitung und Persönlichkeiten
Heinrich von Treskow wurde 1351 von Markgraf Ludwig von Brandenburg mit verschiedenen Gütern zu Rathenow beliehen und 1391 brachte Hans von Tresckow die Stadt in die Gewalt des Erzbischofs Albrecht von Magdeburg.[1]
Der Stamm konnte dauernd fortgesetzt werden. Anfang des 18. Jahrhunderts lebte Adam Friedrich von Tresckow, Oberster über die fränkischen Kreistruppen, der 1732 als Generalfeldmarschall des fränkischen Kreises starb. Rüdiger Ernst von Tresckow wurde Oberstleutnant der fränkischen Kreistruppen. Hans Christoph von Tresckow, Sohn von Johann Siegismund, Herr auf Schlagenthin, Milow, Bützer, Premnitz, Schollene, Wassersuppe, Spaatz, Grütz, Ferchels, Mangelsdorf und Wusterwitz, starb 1702 als königlich polnischer Hauptmann in Warschau. Sein jüngerer Bruder Arnd Heinrich von Tresckow (1688–1728), Domherr zu Minden, wurde kurbrandenburgischer Geheimer Rat und Comital-Gesandter zu Regensburg. Er starb 1728 im vierzigsten Lebensjahr. Otto Melchior von Tresckow war 1731 königlich preußischer Kammerherr und Ritter des Johanniterordens.[1]
Zahlreiche Angehörige gelangten als Offizier in der Preußischen Armee zu höchsten Würden. Joachim Christian von Tresckow aus dem Haus Niegripp wurde Generalleutnant, Ritter des Schwarzen Adlerordens und Kommandant von Neiße. Er starb am 20. April 1762 zu Neiße, nachdem er die Festung kurze Zeit vorher mit größter Standhaftigkeit verteidigte und so dem König erhalten hatte. Hans Otto von Tresckow († 1756) war königlich preußischer Generalmajor, Regimentschef, Kommandant der Festung Stettin und Domprälat zu Cammin. Alexander von Treskow (1764–1823) starb als Generalmajor. Er war verheiratet mit der Gräfin Wilhelmine Amalie Henckel von Donnersmarck und Tochter des Generals Viktor Amadeus Henckel von Donnersmarck. Ihr gemeinsamer Sohn wurde Rittmeister im Regiment Garde du Corps.[2]
Ein bedeutendes Mitglied der Familie aus jüngerer Zeit war unter anderem Hermann von Tresckow (1818–1900), preußischer General der Infanterie, Kommandierender General des IX. Armee-Korps und Chef des Militärkabinetts. Zu den bekanntesten Angehörigen zählen Gerd von Tresckow (1899–1944) und sein Bruder Henning von Tresckow (1901–1944). Beide gehörten zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus und waren Mitwisser bzw. an der Vorbereitung des Attentats vom 20. Juli 1944 beteiligt.
Besitzungen
Schon früh wurden Zweige des Geschlechts im benachbarten Erzstift Magdeburg sesshaft. Später konnten auch Güter in Pommern und Ostpreußen erworben werden. Die Hauptlinien nannten sich nach ihren Besitzungen zu Milow, Schartau, Niegripp, Scharteuke, Neuermark, Schollene und Schlagenthin.[5] Des Weiteren gab es die Zweige zu Alt- und Neukönigsborn, Ferchels, Buckow, Bützer, Alt- und Neugrütz, Menz, Wusterwitz und Mangelsdorf. Mitte des 19. Jahrhunderts waren im Königreich Preußen Thassilo von Tresckow, königlicher Kammerherr, auf Dölzig und Hammer im ehemaligen Landkreis Soldin, ein Hauptmann von Tresckow auf Blankenfelde und Wedell im Landkreis Königsberg in der Neumark, Geschwister von Tresckow auf Schmarfendorf und Schönfliessches Gehege ebenfalls im Landkreis Königsberg in der Neumark und ein Landschaftsrat von Tresckow auf Niederbaumgarten und Hohenpetersdorf im Landkreis Bolkenhain besitzlich.[1]
Briefadlige Linien
Das märkische Uradelsgeschlecht derer von Tresckow ist stammesverwandt mit zwei briefadeligen Familien.
Tresckow (1793)
Am 10. April 1793 erhielten Heinrich Ludwig (* 1788) und Heinrich Ferdinand (* 1789), die natürlichen Söhne des königlich preußischen Stabskapitäns Arndt von Tresckow aus dem Hause Milow und der Charlotte Rabe aus Burg, eine preußische Adelslegitimation unter Beilegung des väterlichen Namens und Wappens.[4]
Treskow (1797)
Sigmund Otto Joseph von Treskow (1756–1825) auf Owinsk bei Posen wurde der Begründer einer weiteren Linie. Er war der uneheliche Sohn des königlich preußischen Geheimen Justizrates Albert Sigismund Friedrich von Tresckow auf Milow und der Marie Elisabeth Mangelsdorf aus Zabakuck bei Milow. Am 14. Januar 1797 zu Berlin wurde er in den preußischen Adelsstand erhoben. Das dabei verliehene Wappen ist ähnlich dem des märkischen Uradelsgeschlechts.[4]
Die Familie konnte im Laufe der Zeit ansehnlichen Grundbesitz erwerben. Mitte des 19. Jahrhunderts besaßen die Erben des Begründers die Rittergüter Friedrichsfelde und Dahlwitz im Landkreis Niederbarnim, Kade im Landkreis Jerichow II, Neuhaus im Landkreis Schwerin a.d. Warthe, Weissagk im Landkreis Sorau, Owinsk, Biedrusko, Radojewo, Bolechowo, Wierzonka, Morasko, Chludowo, Choynica, Knyszyn und Trzuskotowo im Landkreis Posen, Wronczyn und Zlotnik im Landkreis Schroda, Tworkowo im Landkreis Obornik, Grocholin im Landkreis Schubin, Niederbaumgarten und Hohen-Petersdorff im Landkreis Bolkenhain sowie Chodowo, Domanikowo und die Herrschaft Strzelce im Königreich Polen.[1]
Carl von Treskow (1787–1846), ein Sohn von Sigmund Otto Joseph, heiratete 1812 seine Cousine Marie Julie Jouanne. Die reiche Mitgift seiner Frau und das Vermögen seines Großvaters ermöglichten ihm 1816 den Ankauf des Ritterguts Friedrichsfelde mit Schloss Friedrichsfelde bei Berlin. Dort errichtete Carl eine Musterlandwirtschaft nach den Vorstellungen des preußischen Landwirtschaftsreformers Albrecht Daniel Thaer. Dem befreundeten Peter Joseph Lenné erteilte er 1821 den Auftrag zur Umgestaltung des Parkes.[6] Carl von Treskow errichtete auf dem Parkgelände eine Begräbnisstätte für sich und seine Nachkommen (Erbbegräbnisstätte der Familie von Treskow-Friedrichsfelde), die sich heute auf dem Gelände des Tierparks Berlin befindet und von der Tierparkverwaltung gepflegt wird.
Einer seiner Söhne war der preußische Politiker und Gutsbesitzer Julius von Treskow (1818–1894), der von Mai 1848 bis Mai 1849 Abgeordneter für Schubin in der Frankfurter Nationalversammlung war. Der Enkel Sigismund von Treskow (1864–1945) wurde 1896 preußischer Landrat im Landkreis Niederbarnim.
Ein Familienverband, der am 27. Februar 1893 gegründet wurde, besteht bis heute. Er löste die 1876 begründete Familiengenossenschaft mit dem märkischen Uradelsgeschlecht ab, nachdem das Kaiserliche Heroldsamt in einem Gutachten feststellte, dass beide Familien ungeachtet der Frage einer natürlichen Verwandtschaft in adelsrechtlichem Sinne zwei Familien sind und bleiben.[7]
Wappen
Tresckow
Das Wappen zeigt in Silber drei (2, 1) rechtsgekehrte schwarze Entenköpfe. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Helmdecken ein mit drei natürlichen Pfauenfedern besteckter schwarzer Entenkopf.
Treskow
Das 1797 verliehene Wappen der briefadeligen Treskow ist ähnlich dem des märkischen Uradelsgeschlechts von Tresckow. Es zeigt innerhalb eines goldenen Schildrandes in Silber drei (2, 1) rechtsgekehrte schwarze Straußenköpfe mit goldenen Halsbändern. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Helmdecken ein mit einem natürlichen Pfauenschweif besteckter schwarzer Straußenkopf.
- Wappen der Familie Treskow von 1797
- Treschow in Danmarks Adels Aarbog 1889
Bekannte Familienmitglieder
von Tresckow
- Ada von Tresckow (1837–1918), Schriftstellerin, Pseudonym Günther von Freiberg
- Alexander von Tresckow (1805–1878), preußischer Generalleutnant
- Carl Peter von Tresckow (1742–1811), preußischer Generalmajor
- Egon von Tresckow (1907–1952), deutscher Trickfilmzeichner, Illustrator, Comiczeichner und Karikaturist
- Emil Julius von Tresckow (1810–1905), preußischer Generalleutnant
- Ernst Christian Albert von Tresckow (1760–1831), preußischer Generalleutnant
- Eugen von Tresckow (1815–1875), preußischer Generalmajor
- Gerd von Tresckow (1899–1944), deutscher Oberstleutnant, Widerstandskämpfer gegen Hitler
- Hans von Tresckow (General) (1840–1911), preußischer Generalmajor
- Hans von Tresckow (1866–1934), deutscher Kriminalbeamter
- Hans-Udo von Tresckow (1893–1955), deutscher Konteradmiral
- Heinrich von Tresckow (1853–1925), preußischer Generalmajor
- Henning von Tresckow (1901–1944), deutscher Generalmajor, Widerstandskämpfer gegen Hitler
- Hermann von Tresckow (General, 1818) (1818–1900), deutscher General der Infanterie
- Hermann von Tresckow (General, 1849) (1849–1933), deutscher General der Kavallerie
- Joachim von Tresckow (1861–1924), preußischer Generalmajor
- Joachim Christian von Tresckow (1698–1762), preußischer Generalleutnant
- Karl von Tresckow (1829–1889), preußischer Generalleutnant
- Peter von Tresckow (* 1936), deutscher Karikaturist, Zeichner und Autor
- Rüdiger von Tresckow (1928–2012), deutscher Bankier
- Thilo von Tresckow (1850–1932), preußischer Generalleutnant
- Udo von Tresckow (1808–1885), preußischer General der Infanterie
- Wilhelm von Tresckow (1788–1874), preußischer Generalleutnant
von Treskow
- Adam Heinrich von Treskow († 1728), preußischer Staatsminister
- Alexander von Treskow (1764–1823), preußischer Generalmajor
- August Wilhelm von Treskow (1720–1797), fürstlich ansbach-bayreuthischer Feldmarschall-Leutnant, preußischer Generalleutnant
- Barbara von Treskow (1895–1972), deutsche Frauenrechtlerin und Chefredakteurin von Frauenzeitschriften
- Carl von Treskow (Landwirtschaftsreformer) (1787–1846), deutscher Landwirtschaftsreformer und Gutsbesitzer
- Carl von Treskow (Politiker) (1819–1882), deutscher Gutsherr und Politiker, MdR
- Christian von Treskow (* 1968), deutscher Regisseur
- Eduard von Treskow (1837–1898), preußischer Generalmajor
- Ernst Heinrich von Treskow (1844–1915), deutscher Diplomat und Botschafter
- Franz von Treskow (1835–1910), preußischer Generalmajor
- Heinrich von Treskow (1840–1927), preußischer Generalleutnant
- Julius von Treskow (1818–1894), preußischer Rittergutsbesitzer und Politiker
- Sigismund von Treskow (1864–1945), preußischer Politiker
- Sigmund Otto Joseph von Treskow (1756–1825), preußischer Manufakturbesitzer, Großkaufmann und Gutsbesitzer
- Walther von Treskow (1874–1928), deutscher Verwaltungsjurist und Gutsbesitzer
Literatur
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 9, Friedrich Voigt’s Buchhandlung, Leipzig 1870, S. 267–269.
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adelslexicon. Band 4, Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1837, S. 273–274. (Digitalisat)
- Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon. Band XV. Band 134 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2004, S. 9–11. ISSN 0435-2408
- Treskow, Treßkow, Trescow, Treschkow, Treskau. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 45, Leipzig 1745, Blatt 257.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1904. Fünfter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1903, S. 824 ff.
Weblinks
- Tresckow in Adel der Altmark
- Internetseiten der briefadelige Familie von Treskow
- Wappen des Geschlechts Tresckow in Johann Siebmachers Wappenbuch (um 1605)
Einzelnachweise
- Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 9. S. 267–269.
- Neues preußisches Adelslexicon Band 4. S. 273–274.
- Stadtarchiv Brandenburg bzw. Adolph Friedrich Johann Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis. A VIII. S. 248.
- Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon. Band XV. Band 134 der Gesamtreihe. S. 9–11.
- altmarkadel.de
- Carl von Treskow in treskowpage.com
- treskowpage.com