Tantow

Tantow ist eine Gemeinde im Landkreis Uckermark im äußersten Nordosten Brandenburgs (Deutschland). Sie gehört zum Amt Gartz (Oder) mit Sitz in der gleichnamigen Stadt.

Wappen Deutschlandkarte
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Basisdaten
Bundesland:Brandenburg
Landkreis: Uckermark
Amt: Gartz (Oder)
Höhe: 18 m ü. NHN
Fläche: 35,47 km2
Einwohner: 772 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 22 Einwohner je km2
Postleitzahl: 16307
Vorwahl: 033333
Kfz-Kennzeichen: UM, ANG, PZ, SDT, TP
Gemeindeschlüssel: 12 0 73 565
Adresse der Amtsverwaltung: Kleine Klosterstraße 153
16307 Gartz (Oder)
Website: www.gemeinde-tantow.de
Bürgermeister: Silke Natter
Lage der Gemeinde Tantow im Landkreis Uckermark
Karte

Geografie

Tantow liegt im langgezogenen Tal des Landgrabens, das parallel zwischen den Urstromtälern von Oder und Randow verläuft. Der Salveybach entwässert den Landgraben ab Tantow in südöstlicher Richtung zur Westoder bei Gartz (Oder). Das landwirtschaftlich intensiv genutzte Gelände im Gemeindegebiet ist von niedrigen Endmoränenzügen entlang des Landgrabens geprägt (bis 50 m ü. NHN). Von kleinen Seen und Tümpeln in den Senken abgesehen, ist der ca. 35 ha große Schloßsee mit der unter Naturschutz stehenden Insel im Ortsteil Damitzow nennenswert. Die nächsten größeren Städte sind Schwedt/Oder und Prenzlau in 30 km bzw. 35 km Entfernung. Im Westen wird das Gemeindegebiet vom vorpommerschen Landkreis Vorpommern-Greifswald begrenzt.

Gemeindegliederung

Ortsteile:[2]

  • Schönfeld
  • Tantow

Bewohnte Gemeindeteile:

  • Damitzow
  • Keesow
  • Neuschönfeld
  • Tantow Vorwerk

Wohnplätze:

  • Tantow Ausbau
  • Vorwerk Radekow

Geschichte

Tantow
Schloss Tantow um 1860, Sammlung Alexander Duncker
Tantow, Kirche

Die älteste erhaltene Erwähnung von Tantow stammt von 1255. Damals verlieh der Bischof von Cammin, Hermann von Gleichen, dem Stettiner Zisterzienserinnenkloster den Zehnten des Ortes.

1373 wurde das Dorf der Gartzer Stephanskirche zugeordnet. In der Karte von Daniel Friedrich Sotzmann ist der Ort als uckermärkische Enklave Pommerns östlich des Salway Fließes (heute Landgraben) eingezeichnet. Die Grenze ist noch Messtischblatt von 1880 enthalten. Das im Grenzbereich zwischen Pommern und Brandenburg gelegene Tantow wurde 1479 brandenburgisch und bildete bis 1815 eine brandenburgische Exklave in Pommern.

Das Gut war seit dem Mittelalter im Besitz der Familie von Eickstedt aus dem Hause Rothenklempenow. Nur kurzzeitige Besitzerwechsel unterbrachen den bis 1945 andauernden Besitz der Eickstedts. Das schlichte neugotische Gutshaus von 1856 war der Sitz des Verwalters oder Pächters; es brannte 1945 ab.[3]

Am 15. August 1843 erhielt der Ort mit dem Bahnhof Tantow an der Berlin-Stettiner Eisenbahn Bahnanschluss. Am 31. Januar 1943 ereignete sich hier ein schwerer Eisenbahnunfall, als nach Fahrdienstleiter- und Rangierfehlern der Schnellzug für Fronturlauber, SF 62, auf zwei Lokomotiven aufprallte. 38 Menschen starben, 16 wurden verletzt.[4]

Die neugotische Backsteinkapelle entstand 1858. Eine der ursprünglich fünf Wassermühlen am Salveybach wurde im ehemaligen Gutspark in Tantow betrieben. Von dieser zum Teil 800 Jahre alten Mühlenkette ist nur die Salveymühle III erhalten (Museum im Nachbarort Geesow, heute Ortsteil der Stadt Gartz). Nach der politischen Wende entstand ein Natur- und Freizeitpfad in Tantow (1992). Die Damitzower Kirche wurde 1994 ausgebaut, die Tantower Kirche nach der Restaurierung 2000 neu eingeweiht.

Verwaltungsgeschichte

1817 wurden Tantow und Schönfeld Teil der preußischen Provinz Pommern und dort dem Kreis Randow zugeordnet. Bei der Auflösung des Kreises Randow kamen die Orte 1939 an den Kreis Greifenhagen.

Der Landkreis Randow wurde nach 1945 neu gegründet und dem Land Mecklenburg zugeordnet. Nach der DDR-Kreisreform von 1950 gehörten Tantow und Schönfeld zum Landkreis Angermünde im Land Brandenburg (ab 1952 im Bezirk Frankfurt (Oder)). Seit 1993 liegen sie im brandenburgischen Landkreis Uckermark.

1925 wurde Radekow (heute Ortsteil von Mescherin) in Tantow ein-, 1945 jedoch wieder ausgegliedert.[5]

Am 31. Dezember 2002 wurde Schönfeld eingemeindet.[6]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1875314
1890369
1910356
19251 177
19331 018
1939994
1946877
1950990
Jahr Einwohner
1964904
19711 098
1981854
1985775
1989719
1990719
1991721
1992705
1993679
1994683
Jahr Einwohner
1995665
1996674
1997684
1998659
1999649
2000630
2001614
2002797
2003795
2004787
Jahr Einwohner
2005754
2006744
2007742
2008756
2009755
2010776
2011753
2012749
2013734
2014756
Jahr Einwohner
2015763
2016780
2017801
2018814
2019825
2020772

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl[7][8][9]: Stand 31. Dezember (ab 1991), ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Nach den Ergebnissen des Zensus hatte die Gemeinde 2011 einen Ausländeranteil von 9,6 %. Dabei handelte es sich fast ausschließlich um polnische Staatsbürger.[10]

Politik

Gemeindevertretung

Die Gemeindevertretung von Tantow besteht aus zehn Gemeindevertretern und der ehrenamtlichen Bürgermeisterin. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 ergab folgende Sitzverteilung:[11]

Partei / Wählergruppe Sitze
Tantower Wählergruppe 5
Wählergruppe Freiwillige Feuerwehr Schönfeld 2
CDU 1
Alle für Tantow 1
Wählergemeinschaft Tantow Ortsteil Schönfeld 1

Bürgermeister

  • 2003–2014: Axel Becker[12]
  • 2014–2019: Andreas Meincke (Bürger für Tantow)[13]
  • seit 2019: Silke Natter (Tantower Wählergruppe)

Natter wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 mit 61,1 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von fünf Jahren[14] gewählt.[15]

Gemeindepartnerschaft

Partnergemeinde in Polen ist die Gmina Bielice im Kreis Pyrzyce in der Woiwodschaft Westpommern.[16]

Sehenswürdigkeiten

→ Siehe: Liste der Baudenkmale in Tantow

Wirtschaft und Infrastruktur

Windpark Schönfeld

Der Windpark Schönfeld bei Tantow-Schönfeld besteht aus zwölf Windkraftanlagen vom Typ Enercon E-82 mit 138 Metern Nabenhöhe. Die Nennleistung der Generatoren beträgt jeweils 2 MW. Da diese Anlagen einen Rotordurchmesser von 82 Metern haben, verfügen sie über eine Gesamthöhe von 179 Metern. Der Windpark Schönfeld ist somit der Windpark in Brandenburg mit den höchsten Windkraftanlagen mit Türmen geschlossener Bauweise. Der Windpark Spremberg hat zwar höhere Türme, die aber in offener Stahlfachwerkbauweise ausgeführt sind.

Verkehr

Tantow liegt an der Bundesstraße 113 zwischen Penkun und dem Grenzübergang MescherinGryfino nach Polen. Die nächstgelegene Autobahnanschlussstelle in acht Kilometer Entfernung ist Penkun an der A 11 (Berlin–Szczecin).

Der Bahnhof Tantow an der Bahnstrecke Berlin–Szczecin (Stettin) ist der letzte deutsche Bahnhof vor der Grenze nach Polen. Er wird von der Regionalexpresslinie RE 66 Berlin-LichtenbergSzczecin Główny und der Regionalbahnlinie RB 66 Angermünde–Szczecin Główny bedient. Bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2010 hielt der morgendliche Intercity auf der Relation Stettin–Schiphol in Tantow.[17]

Zwischen 1913 und 1945 zweigte eine Nebenbahn ins sieben Kilometer entfernte Gartz ab.

Literatur

  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern. Band 2, Anklam 1865, S. 1719–1723 (Digitalisat)
  • Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil 8: Uckermark. Böhlau, Weimar 1986, ISBN 3-7400-0042-2 (Veröffentlichungen des Staatsarchivs Potsdam 21).
  • Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Flechsig-Buchvertrieb, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-439-X, S. 379.
Commons: Tantow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung im Land Brandenburg nach amtsfreien Gemeinden, Ämtern und Gemeinden 31. Dezember 2020 (PDF-Datei; 950 KB) (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen) (Hilfe dazu).
  2. Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg. Gemeinde Tantow
  3. Hubertus Neuschäffer: Vorpommerns Schlösser und Herrenhäuser. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft 1993, S. 192, ISBN 3-88042-636-8
  4. Hans Joachim Ritzau: Eisenbahn-Katastrophen in Deutschland. Splitter deutscher Geschichte. Bd. 1: Landsberg-Pürgen 1979, S. 137.
  5. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Uckermark. S. 41
  6. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2002
  7. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Uckermark. S. 26–29
  8. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2017 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  9. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
  10. Zensus 2011 (Memento des Originals vom 13. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zensus2011.de
  11. Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
  12. Kommunalwahlen 26.10.2003. Bürgermeisterwahlen, S. 34
  13. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 25. Mai 2014
  14. Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 73 (1)
  15. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019
  16. http://tantower.wordpress.com/nachbarland-polen/partnergemeinde-bielice/
  17. Von den Schwierigkeiten einer Regionalbahnlinie (Memento vom 8. April 2012 im Internet Archive)
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