Pinnow (Uckermark)
Pinnow ist eine Gemeinde im Südosten des Landkreises Uckermark in Brandenburg (Deutschland). In der Gemeinde befindet sich der Verwaltungssitz des Amtes Oder-Welse.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Brandenburg | |
Landkreis: | Uckermark | |
Amt: | Oder-Welse | |
Höhe: | 45 m ü. NHN | |
Fläche: | 12,94 km2 | |
Einwohner: | 889 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 69 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 16278 | |
Vorwahl: | 033335 | |
Kfz-Kennzeichen: | UM, ANG, PZ, SDT, TP | |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 73 440 | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Gutshof 1 16278 Pinnow | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Walter Kotzian (CDU) | |
Lage der Gemeinde Pinnow im Landkreis Uckermark | ||
Geografie
Die Gemeinde Pinnow liegt zwischen den uckermärkischen Städten Schwedt/Oder und Angermünde. Charakteristisch für das Grundmoränengebiet sind die kuppigen Hügel und die zahlreichen zum Teil abflusslosen Seen in den Senken, von denen der Felchowsee, der unter Naturschutz steht, hervorzuheben wäre. Die Umgebung Pinnows ist durch intensive Landwirtschaft und viele Windenergieanlagen gekennzeichnet.
Umgeben wird Pinnow von den Nachbargemeinden Mark Landin im Nordosten, Schwedt/Oder im Südosten sowie Angermünde im Westen.
Die Gemeinde verfügt über keine Orts- oder Gemeindeteile.[2]
Geschichte
Der Name Pinnow ist ein Begriff slawischer Herkunft[3] mit der Bedeutung "Ort, wo Baumstämme sind". Der als Straßen- oder Straßenangerdorf angelegte Ort wurde 1354 als Pynnow erstmals erwähnt. Neben dem benachbarten Felchow war es lange im Besitz der Herren von Winterfeld. Von 1478 bis 1571 war Pinnow im Besitz derer von Pfuel.[4]
Prägend für die jüngere Geschichte des Ortes war die Errichtung eines Munitionswerkes 1931, dessen Anlagen und Bunker nach 1945 gesprengt wurden. Die Bunkerreste waren noch 1968 im Wald des Objektes zu finden. Die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR betrieb hier bis 1990 das Instandsetzungswerk Pinnow (IWP). In den Objekten des Geländes wurden Flugabwehrraketen sowjetischer Bauart, u. a. Flüssigbrennstoff-Raketen, gewartet, die damals im sogenannten Komplex 050 (ein Konvoi aus etwa 20 schweren LKW und Anhängern sowjetischer Bauart mit Abschussrampen, Raketen, Leittechnik und Antennen) in der Nacht über die Straße und nach einem Auffahrunfall 1968 vor den Toren des Erdölverarbeitungswerkes Schwedt ab 1969 auch per Bahn angeliefert wurden. Auch Wasserbombenwerfer, Messtechnik und Funktechnik der NVA-Volksmarine wurde repariert und geeicht. Für die Militärflugplätze der Luftstreitkräfte wurden Eisabtaugeräte auf der Basis des LKW IFA G5 und des MiG-17-Düsenaggregates gebaut. Mitte der 1980er Jahre wurden auch Panzerabwehrraketen in Lizenz produziert.
Das gesamte Objekt war in einzelne abgesperrte und bewachte Zonen 1 bis 4 aufgeteilt, wo je nach militärischer Wichtigkeit an der angelieferten Technik gearbeitet wurde. Das Betreten war nur unter Vorlage eines gültigen Zonenausweises am Kontrollpunkt möglich. Die Zone 4 (sogenanntes Zentrales Treib- und Schmierstofflager) war dabei besonders gesichert, die dort stationierten Soldaten und Beschäftigten hatten keinen Kontakt zu den übrigen Soldaten und Beschäftigten des IWP, denen auch das Betreten dieser Zone 4 nicht gestattet war. Das Gelände wurde sogar mit Signaldrahtanlagen gesichert.
Nach der politischen Wende 1990 siedelte sich auf dem Gelände eine Explosionsstoff-Entsorgungsfirma an, die Munition, Flugkörper, Raketen, Minen, Handgranaten, Zünder und pyrotechnisches Material aus osteuropäischer Herstellung demontiert, demilitarisiert und entsorgt.[5] Seit 2007 arbeitet das Unternehmen auch in großem Umfang an der Entsorgung von NATO-Munition und-Raketen.[6]
Verwaltungsgeschichte
Pinnow gehörte seit 1817 zum Kreis Angermünde in der preußischen Provinz Brandenburg und ab 1952 zum Kreis Angermünde im DDR-Bezirk Frankfurt (Oder). Seit 1993 liegt die Gemeinde im brandenburgischen Landkreis Uckermark.
Bevölkerungsentwicklung
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Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl[7][8][9]: Stand 31. Dezember (ab 1991), ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Politik
Gemeindevertretung
Die Gemeindevertretung besteht aus zehn Gemeindevertretern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister.
Partei / Wählergruppe | Sitze |
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CDU | 5 |
Liste für Pinnow | 3 |
Die Linke | 2 |
(Stand: Kommunalwahl am 26. Mai 2019)[10]
Sehenswürdigkeiten
In der Liste der Baudenkmale in Pinnow (Uckermark) stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Denkmale.
Verkehr
Pinnow liegt an der Bundesstraße 2 zwischen Angermünde und Schwedt.
Der Bahnhof Pinnow (Uckermark) an der Bahnstrecke Angermünde–Schwedt wird von der Regionalexpresslinie RE 3 Schwedt–Berlin–Lutherstadt Wittenberg und der Regionalbahnlinie RB 61 Angermünde–Schwedt bedient.
Persönlichkeiten
- Arthur Bülow (1901–1988), Ministerialbeamter im Bundesjustizministerium, in Pinnow geboren
- Franz Rös (1920–2011), Generalmajor der NVA, Kommandeur des KVP-Kommandos Pinnow
- Heinz Trautsch (* 1927), Generalleutnant der NVA, Ausbilder der Flak-Artillerieschule Pinnow
- Sophie Dreblow (* 1998), Volleyballspielerin, wuchs in Pinnow auf
Literatur
- Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil VIII, Uckermark, Weimar 1986, ISBN 3-7400-0042-2
Weblinks
Einzelnachweise
- Bevölkerung im Land Brandenburg nach amtsfreien Gemeinden, Ämtern und Gemeinden 31. Dezember 2020 (PDF-Datei; 950 KB) (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen) (Hilfe dazu).
- Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg. Gemeinde Pinnow
- P. Kühnel: Die slavischen Ortsnamen in Meklenburg, Stichwort „pini“
- Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preussischen Monarchie. Rauh, 1856, S. 196–197.
- Pinnower Firma entschärft Sprengstoff aus Nato-Beständen . . . und Airbags entsorgen sie auch! – 11. Oktober 2003
- Betrieb in der Uckermark entsorgt 50.000 NATO-Raketen (Memento vom 22. Januar 2008 im Internet Archive) - Märkische Allgemeine, 21. Januar 2008
- Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Uckermark. S. 22–25
- Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2017 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
- Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
- Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
- Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Uckermark (Memento des Originals vom 15. April 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Kommunalwahlen 26.10.2003. Bürgermeisterwahlen, S. 34
- Der Bürgermeister, der nicht nein sagen kann. In: Märkische Oderzeitung, 19. November 2013
- Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 73 (1)
- Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019