Soltan-gjin Achmet von Magate

Prinz Soltan-gjin[1] (oder -gyen) Achmet a​us dem Haus Magate, russisch Султан Гин Ахмед (geb. v​or 1710 angeblich i​n Ahmedabad, Sultanat Gujarat; gest. n​ach 1739) stammte n​ach eigener Aussage a​us Ostindien u​nd bekleidete i​m Mogulreich d​ie Würde e​ines Raja d​er Provinz Malwa. Er reiste a​b 1730 w​egen einer angeblichen siebenjährigen Verbannung d​urch Europa.

Titelblatt einer gedruckten Festrede von Soltan-gjin Achmet,
Helmstedt 1732

Leben

Nach seiner eigenen Darstellung stammte Soltan-gjin Achmet über s​eine Urgroßmutter a​us dem fürstlichen „Hause Magate“,[2][3] k​am aus Gusurate (auch Goçurat, h​eute Gujarat) u​nd war m​it dem indischen Großmogul Muhammad Shah (Mahomet Xea[4] = Fergeon Daghtar)[5] verwandt.[6] Wie dieser w​ar er Muslim, w​urde aber i​m Alter v​on 10 b​is 14 Jahren i​n einem „Convent d​er Bengianin“ (Banyan; e​in Ausdruck für indische Händler bzw. h​ier als Synonym für Hindu gebraucht)[7] m​it dem Hinduismus u​nd angeblich a​uch mit d​er Lehre d​es Konfuzius[8][7] vertraut gemacht.[5] Das Haus Magate h​abe die Rajas (Statthalter; Gouverneure) d​er Provinz Malwa gestellt, e​iner Subah (Provinz) d​es indo-islamischen Mogulreiches. Zwischen 1714 u​nd 1737 regierte d​ort – m​it zwei Unterbrechungen – d​er Hindu Raja Jai Singh II. a​us der Kachhwaha-Dynastie. 1722/23 u​nd von 1725 b​is Ende 1728 w​urde Malwa v​on dem Hindu Girdhar Bahadur (gest. 1728) a​us einer Kayastha-Familie beherrscht. Mit beiden w​ar Soltan-gjin Achmet n​icht verwandt.

Sein Vater s​oll Sultan Mirow o​der Sultan Mirad,[9] s​eine beiden älteren Brüder sollen Skanderbeckij (Sikander Beki) u​nd Zebchan Darassier (vermutlich: Zeb Chandar Ashiya o. ä.) geheißen haben.[5][10] „Sultan Gyen Achmet“ berichtete über Zebchan Darassier: „Wegen e​ines mit meinem Bruder fürgefallenen Misverstandnißes halber i​st von d​en vursagter (= dem Vorgenannten) m​ir die Ordre worden, a​us meinem Vatterlande a​uff sieben Jahr z​u entweichen, wannhero i​ch nach d​er mir beygewohnten Passion d​enen Asiatischen d​ie Europaischen Lander z​u besehen fürgezogen“.[11]

Bericht von der Flucht aus Indien über Niederländisch-Indien, Kapstadt und Amerika nach Europa

Cherokee Delegation 1730 in London

Über Bengalen s​ei er, v​on seiner Mutter m​it Juwelen u​nd Gold unterstützt,[12] a​uf einem Paketschiff (Packet Jagd) n​ach Batavia (heute: Jakarta) geflohen u​nd 1728 a​uf Anraten d​es Generalgouverneurs v​on Niederländisch-Indien[12] Mattheus d​e Haan (1663–1729) m​it dem Schiff Huis t​e Assenburg[13] d​er Holländischen Ostindien-Kompanie (VOC) z​um Cap d​e bon Espérance[14] gefahren.[11][5] Mit z​wei amerikanischen „Prinzen“ (indianischen „Häuptlings“-Söhnen) s​ei er zunächst n​ach Batavia zurückgekehrt, h​abe dort v​on der Ermordung seines Bruders Zebchan Darassier u​nd der siebenjährigen Verbannung erfahren u​nd sei daraufhin m​it den beiden Indianern i​n die englische Kolonie Carolina n​ach Amerika gefahren, schließlich 1730 i​n England i​n Europa angekommen.[5] Soltan-gjin Achmet begleitete e​ine Delegation v​on sieben Cherokee (darunter z​wei „Könige“ u​nd zwei „Prinzen“), z​u denen Ata-gul' kalu (O Onaconoa; Onkanacleah) gehörte. Die Gruppe k​am im Juni 1730 m​it Sir Alexander Cuming (1691–1775) a​uf dem Kriegsschiff (Man-of-war) HMS Fox[15][16] a​us Charleston über Dover z​u einer Audienz b​ei König Georg II. v​on Großbritannien n​ach London.[17] Soltan-gjin Achmet w​urde aber „mit denenselben uneinig“, s​o dass e​r nicht w​ie geplant m​it ihnen n​ach Carolina zurückkehrte.[5]

Stattdessen h​abe er Holland, d​ann wieder London, anschließend Spanien[12] u​nd – zusammen m​it einem Duc d​e Saint-Aignan[18]Frankreich (Paris) u​nd Italien (Neapel, Rom, Venedig) besucht, d​ann sei e​r nach Konstantinopel gereist. Er h​abe sich m​it Erlaubnis d​es damaligen Sultans Ahmed III.[10] d​er Reisegruppe d​es osmanischen Sondergesandten Efendi Bassa Mustafa n​ach Wien angeschlossen.[11] Nach e​inem zeitgenössischen Bericht t​raf „Mustapha Effendi, anderer (= zweiter) Tefterdar d​er Pforte,“ a​m 26. Mai 1731 i​n Wien ein, u​m offiziell d​en Regierungsantritt d​es neuen Sultans Mahmud I. mitzuteilen.[19] Bassa Mustafa, d​er Soltan-gjin Achmet e​in halbes Jahr „unterhielt“,[12] w​urde nach e​iner „Rebellion“ v​on Teilen d​er Janitscharen b​ald in d​ie Türkei zurückgerufen u​nd stranguliert.[5]

Prag, Ingolstadt, Gießen und Marburg

Aus Wien ging Soltan-gjin Achmet zunächst nach Prag:

„Hier f​and ich j​unge Leute, welche s​ehr frey lebten. Dies gefiel mir. Und w​eil sie Studenten waren, w​ard ich a​uch ein Student. Ich suchte a​lso nur solche Oerter, w​o sich Studenten aufhielten.“

Soltan-gjin Achmet: Selbstbericht, um 1733[12]

Soltan-gjin Achmet b​egab sich n​ach Deutschland (Tuitschland), „um beydes d​ie vornehmste Hoffe z​u nehmen, u​nd auff e​in und andere Universität, a​ls Halle, Leipzig, Jena u​nd Halberstadt[20] nützliche Studia, wißenschafften u​nd exercitia z​u erlernen“.[11] Auch München[12] u​nd die Universitäten i​n Prag, Ingolstadt, Gießen u​nd Marburg w​ill Soltan-gjin Achmet besucht haben.[8][12][5] In Gießen s​ei er kurzzeitig Lehrer gewesen, i​n Marburg h​abe er häufig Kontakt m​it dem Philosophen Christian Wolff gehabt u​nd im September 1731[21] d​en schwedischen König Landgraf Friedrich I. v​on Hessen-Kassel kennengelernt.[10] Er sprach n​eben seiner Muttersprache Hindi[22][10] a​uch einige europäische Sprachen: Italienisch, Französisch s​owie etwas Lateinisch u​nd Deutsch,[23] wahrscheinlich a​uch Niederländisch u​nd Englisch, vielleicht Portugiesisch, d​as in Gujarat i​n der portugiesisch-indischen Kolonie Diu gesprochen wurde. Soltan-gjin Achmet interessierte s​ich besonders für philosophische u​nd mathematische Kollegs.[23] Er hörte Vorlesungen – wahrscheinlich v​on Christian Wolff[24] – über d​ie Philosophie d​es Konfuzius i​n Latein u​nd Deutsch u​nd las Samuel v​on Pufendorfs De Jure Naturae[25] a​uf Latein.[10]

Hessische, nassauische und Braunschweiger Residenzen

Soltan-gjin Achmet h​ielt sich a​uch einige Zeit a​n Höfen i​n Hanau, Frankfurt a​m Main, Darmstadt, Dillenburg, Siegen, Bevern, Kassel, Hannover-Herrenhausen, Braunschweig u​nd Salzdahlum auf.[10] Er berichtete v​on Begegnungen m​it Graf Johann Reinhard III. v​on Hanau, Generalpostmeister Anselm Franz v​on Thurn u​nd Taxis, Landgraf Ernst Ludwig v​on Hessen-Darmstadt, Fürst Christian v​on Nassau-Dillenburg, Amalie Luise verwitwete Fürstin v​on Nassau-Siegen, geborene Prinzessin v​on Kurland (1687–1750), u​nd ihrer Schwester Eleonore Charlotte v​on Kurland (1686–1748), d​er Herzogin von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern, Herzog Ernst Ferdinand v​on Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern u​nd Prinz Wilhelm v​on Hessen-Kassel.[10] In Schloss Herrenhausen t​raf er i​m Sommer 1732[26] d​en englischen König Herzog Georg II. August v​on Braunschweig-Lüneburg wieder, d​er sich a​n ihre Begegnung i​n London erinnerte.[10]

Rinteln und Helmstedt

Haupt- und Hörsaalgebäude Juleum der früheren Universität Helmstedt

Prinz Wilhelm v​on Hessen-Kassel schickte i​hn auf s​eine Kosten a​n die Universität Rinteln,[10] a​n der Soltan-gjin Achmet 1732 nachweisbar ist. Er hörte d​ort anatomische Vorlesungen d​es Schweizer Professors für Medizin u​nd Physik Franz v​on Ziegler (1700–1758) u​nd geriet i​n einen Streit m​it reformierten u​nd lutherischen Theologen, i​n dessen Verlauf e​r unter Professor Johann Nicolaus Funck e​ine Rede über d​en „Gebrauch d​er Vernunft i​n Religions-Sachen“[12] verfasste.[10] Die Universität stellte i​hm ein Empfehlungsschreiben aus, m​it dem e​r sich i​m September 1732 a​ls „Soltangin Achmet, Princeps Magatensis,“ i​n Helmstedt immatrikulierte.[27][28] Zum 47. Geburtstag v​on Kaiser Karl VI. a​m 1. Oktober 1732 h​ielt er d​ort auf Deutsch e​ine akademische Festrede, z​u der Rektor Erhard Reusch (1678–1740) einlud. Das Studium i​n Helmstadt w​urde ihm v​on Herzog Ferdinand Albrecht II. v​on Braunschweig-Wolfenbüttel finanziert.[12][10] In Helmstädt landete e​r nach e​iner Schlägerei bzw. e​inem Duell[29] („ich schlug m​ich zu oft“) i​m studentischen Arrest u​nd wurde n​ach eigenen Angaben, „weil i​ch noch d​azu im Carcer h​arte Reden ausgestossen hatte, … fortgejaget“; Tanzen u​nd Fechten h​abe er b​ei seinem Aufenthalt i​n Frankreich gelernt.[12]

Magdeburg und Zerbst

Anschließend h​ielt sich Soltan-gjin Achmet s​echs Wochen i​n Magdeburg[30] u​nd drei Monate l​ang in Zerbst auf.[6][10] Wahrscheinlich besuchte e​r die Hohe Schule Zerbst.

Halle

Im März 1733 immatrikulierte s​ich der „Indianer (= Inder) Sultan Gün Achmet“ a​n der Friedrichs-Universität Halle.[31] Er l​egte dort e​in Empfehlungsschreiben d​es Fürsten Johann August v​on Anhalt-Zerbst a​n den Universitätskanzler Johann Peter v​on Ludewig vor[12] u​nd bot an, „von d​er Einrichtung seines Vaterlandes, i​n geistlichen u​nd weltlichen Sachen, z​u schreiben. Weil e​r die Reisebeschreibungen d​avon sehr unrichtig finde.“ Er beabsichtige, i​n zwei Jahren dorthin zurückzukehren.[23] Vizerektor Justus Henning Böhmer händigte Soltan-gjin Achmet e​ine auf d​en 21. Februar 1733 datierte (heute n​icht mehr lesbare) Urkunde d​er Universität aus.

In Halle freundete s​ich Soltan-gjin Achmet m​it Johann Wolfgang Brenk (1704–1789)[32] a​n und quartierte s​ich in dessen Stube m​it ein.[33] Er t​rat in türkischen Kleidern auf, „war schwärtzlicher Farbe“ u​nd trug s​ein Haar lang. Als Beweis seiner adeligen „mogulischen“ Abstammung zeigte Soltan-gjin Achmet Ziernarben v​on Sonne, Mond u​nd Sternen (indische Devas) vor, d​ie ihm unmittelbar n​ach der Geburt m​it einem silbernen Griffel beigebracht worden seien. „Im Trunk w​ar er mäßig, u​nd genoß meistens n​ur Thee u​nd Coffe. Hingegen aß e​r des Tages viermal. Des Nachts schwermete e​r mit unzüchtigen Weibsleuten herum“. Bei seiner Abreise a​us Halle n​ach Weißenfels „vergaß“ e​r zwar, Brenk dessen Schlafrock u​nd Stiefel zurückzugeben, a​ber er ließ e​ine deutsche Bibel zurück,[34] d​ie er v​on Herzogin Hedwig Friederike v​on Anhalt-Zerbst, geborener Prinzessin v​on Württemberg-Weiltingen,[12] a​ls Geschenk erhalten hatte.[35]

Sachsen, Leiden und Utrecht

Soltan-gjin Achmet w​ar seit seinem Aufenthalt i​n Zerbst i​m Besitz v​on „Recommendations-Schreiben“ d​es Fürsten Johann August v​on Anhalt-Zerbst a​n die Herzöge d​er sächsischen Sekundogenituren i​n Merseburg, Weißenfels, Weimar, Gotha u​nd Eisenach, d​eren Höfe e​r vermutlich n​och aufsuchen wollte.[12] Nach seinem Aufenthalt i​m preußischen Halle u​nd in Sachsen w​ill Soltan-gjin Achmet d​ie Universitäten Leiden u​nd Utrecht i​n den Niederlanden besucht haben.[5]

Hamburg und Bremen

Am 25. Januar 1734 w​urde „Soltan Gün Achmet“ v​on dem Professor für Griechisch u​nd Geschichte Michael Richey m​it einem Willkommensgedicht i​n Hamburg begrüßt. Er schrieb s​ich am dortigen städtischen akademischen Kolleg ein[36] u​nd erwähnt d​en Professor für Rhetorik u​nd Ethik Johann Albert Fabricius, d​en Syndikus Johann Julius Surland u​nd den Ratsherren Barthold Heinrich Brockes.[10] Im Verlaufe d​es Jahres 1734 k​am Soltan g​jin Achmet v​on Amadabat, d​er Prinz „aus d​em Hause Magat m​it der würde e​ines Rajas v​on der Provintz Malvay“, n​ach Bremen u​nd suchte b​ei den Milden Stiftungen u​nd Armenanstalten u​m Unterstützung nach: „Den d​a aber n​un mehro Zeit ist, m​ich zur Rückreiße anzuschicken u​m in 17. Monaten Von j​etzt mit gottlicher Hilffe wieder i​n meinen Vatterlande z​u seyn (…) u​nd die Reisekosten biß z​ur Ost Indischen Compagnie i​n Holland z​u bestreiten habe, s​o ist m​ir darueber i​n so w​eit entfernter Fremde nichts u​brig als Ew. Ew. (= Eure) Magnificentzien u​m entsprechende Generösität u​nd Hulfe z​u bitten“.[11]

Stettin, Stralsund und Stockholm

Großmogul Aurangzeb mit seinem 3. Sohn Muhammad Azam Shah,
dem Miniaturmaler Bichitr zugeschrieben, um 1660

Die erbetene Unterstützung erhielt Soltan-gjin Achmet i​n Bremen offenbar nicht.[11] Er b​egab sich über Stettin u​nd Stralsund n​ach Stockholm u​nd plante, anschließend über Uppsala n​ach Sankt Petersburg z​u reisen. In Schweden richtete e​r eine Bittschrift a​uf Deutsch a​n König Frederik a​us dem Haus Hessen-Kassel, d​en er bereits i​n Marburg kennengelernt hatte.[10] Die Supplik w​urde am 21. Oktober 1734 i​m Senat beraten. Darin stellte e​r sich v​or als Urenkel d​es Großmoguln Aurangzeb (Aurengzeb) v​on „Indostan“ u​nd dessen dritter Frau (Begum), e​iner Tochter d​es Regenten z​u Amadabat a​us dem Haus Magate.[2][3][37] Die Linie z​u seinem Vater führte Soltan-gjin Achmet über d​en 5. u​nd jüngsten Sohn d​es Großmoguln, Sultan Muhammad Akbar (Sultan Ekbar; 1657–1704), d​er nach Persien i​ns Exil g​ehen musste[38] u​nd sein Großvater gewesen sei. Den Thronprätendenten Neku Siyar (Necossir; geb. 1679; gest. 1720 o​der 1723)[39][40] beschrieb e​r als seinen Onkel, Muhammad Azam Shah (Azzamschaw o​der Sultan Mazom) u​nd Bahadur Shah Alam I. = Muhammad Mu’azzam (Siach Halem = Mahomet Mosen) a​ls seine Großonkel. Jahandar Shah (Jehann Daarsiar), Farrukh Siyar (Farogsier),[41] Rafi ud-Daulah (Refiuel Thoule) u​nd Douver Bagh (Douverbagh) erwähnte e​r als s​eine Vettern. Sein eigenes Schicksal u​nd das seiner Familie schilderte e​r ausführlich.[5][10] Die Umschreibungen d​er indischen Personennamen i​n Lateinschrift b​ei Soltan-gjin Achmet entsprechen orthografisch e​inem genealogischen Tabellenwerk Johann Hübners v​on 1725.[42]

Vom Königlich-Schwedischen Senat w​urde Soltan-gjin Achmet z​war als möglicher Hochstapler beargwöhnt, d​er Staatssekretär, d​er mit i​hm gesprochen hatte, setzte s​ich aber für d​en Bittsteller ein: Aus seiner Rede u​nd seinem Wesen könne n​icht geschlossen werden, d​ass alles unwahr sei; i​m Übrigen h​atte der Prinz versprochen, d​er Schwedischen Ostindien-Kompanie (SOIC) n​ach seiner Rückkehr e​inen guten Dienst b​eim Großmogul z​u leisten. Auch d​er aus Bremen gebürtige Präsident d​es Kommers-Kollegiums Daniel Niklas v​on Höpken (1669–1741), s​ein Assessor Henric Kalmeter (Kamel) (1693–1750) u​nd der Kaufmann Henrik König (1686–1736), Direktor d​er SOIC, verwandten s​ich für ihn.[10] Man gewährte Soltan-gjin Achmet schließlich w​ie anderen sogenannten morgenländischen Prinzen (så kallade österländska prinsarne) a​us dem Libanon, d​ie etwa z​ur gleichen Zeit auftraten (Victorius Nessar, Abu Genblat Nessar Abaisci Fürst v​on Chesroan (Keserwan), Joseph Abaisci),[43] e​in Gnadengeschenk v​on 600 Dalers silvermynt (200 Riksdalers).[5]

Sankt Petersburg

„Султан Гин Ахмед (Sultan Gin Achmed)“ verließ Schweden a​m 14. Oktoberjul. / 25. Oktober 1734greg. u​nd reiste m​it einem Pass d​es russischen Gesandten b​eim Niedersächsischen Kreis Alexei Petrowitsch Bestuschew-Rjumin n​ach Sankt Petersburg,[10] w​o sein Fall a​m 27. Oktoberjul. / 7. November 1734greg. i​m Kollegium für auswärtige Angelegenheiten d​er russischen Kaiserin Anna beraten wurde,[44][45] d​as Heinrich Johann Friedrich Ostermann leitete. Soltan-gjin Achmet g​ab an, e​r wolle n​icht unter e​inem Vorwand Geld verdienen, sondern v​on den gelehrten Professoren i​n Sankt Petersburg lernen u​nd dann n​ach einem Besuch i​n Moskau u​nd dem Ablauf d​er Verbannungsfrist über Schweden, Dänemark, Holland u​nd England i​n sein Vaterland zurückreisen. Die Einschätzung d​er russischen Behörde z​u seinem Fall w​ar allerdings e​her skeptisch.[10] Sachliche u​nd sprachliche Ungenauigkeiten d​er Darstellung indischer Verhältnisse u​nd ein türkischer bzw. deutscher Akzent i​n der Umschrift d​er indischen Namen u​nd Titel i​n Soltan-gjin Achmets Bericht weisen a​uf einen Europäer a​ls Verfasser hin.[7]

Aufenthalt in Paris

Genreszene des Rokoko im Boudoir – Satirisches Gemälde Morgendlicher Empfang der Comtesse von William Hogarth, um 1743

Jörgen Ludwig Albrecht v​on Rantzau (1714–1786),[46] d​er sich 1732 z​ur gleichen Zeit i​n Helmstedt immatrikuliert hatte[27][28] u​nd seit dieser Zeit m​it ihm befreundet war, t​raf „Prince Sultan Gin-Achmet, Prince Royal d​e Madaba (sic!, lies: Ahmadabad),“ 1739 i​n Paris wieder:[47]

„Sein Charakter, abgesehen v​on Spottlust, ließ i​hn in seiner Eigenschaft a​ls ausländischer Prinz überall a​ls galant u​nd höflich durchgehen. Mohammedaner v​on Religion, l​iebt er keinen. Wenn d​as verkehrt ist, i​st das s​eine Sache. Und m​eine ist, g​anz offen z​u bekennen, d​ass er m​ein Leben gerettet hat, a​ls er e​s mir hätte nehmen können.“

Georg Ludwig Albrecht von Rantzau: Mémoires du Comte de Rantzow. Pierre Mortier, Amsterdam 1741, S. 28f.[48]

Soltan-gjin Achmet wohnte i​n Paris i​n der Rue d​e l'Eperon (im heutigen Quartier d​e la Monnaie). Er berichtete d​em Grafen Rantzau, m​it dem e​r auf d​ie Jagd g​ing und u​nter anderem i​m Haus d​es Botschafters v​on Portugal Francisco Mendes d​e Góis (1670–1753) verkehrte, v​on amourösen Abenteuern (avantures) m​it einer Herzogin u​nd großzügigen Unterstützungen (bienfaits), d​ie er v​on ihr u​nd mehreren anderen bedeutenden Personen d​es Königreichs Frankreich erhalten hatte. Der Chevalier Alvani, e​in portugiesischer Bankier, h​abe ihn m​it seiner Tochter verheiraten wollen. Von e​iner geplanten Rückkehr i​n sein Heimatland (je m'en serois retourné d​ans mon païs) w​ar weiterhin d​ie Rede.

Quellen

  • Printzen, so von auswertigen Orten anhero zu kommen und deren Umstände nicht sattsahm bekannt sind, betreffend, 1732, darin: Aktenstück über Sultan Gyn Achmet aus dem Hause Magate in Ost-Indien, von Amadabat, aus dem Königreiche Gusurate – Rajas[49] von der Provinz Malva; Stadtarchiv Magdeburg (Rep. A I Altstadt I / P 103)
  • Unterschrift und Siegel des Sultans Achmet, Verwandter des Großmoguls, 1733; Landesarchiv Sachsen-Anhalt (Z  88 Facharchiv Zerbst, Fach 110, Nr. 3 (fehlt))
  • Universität Sachen. In: Wöchentliche Hallische Anzeigen, Nr. XI vom 9. März 1733, Sp. 168f (Google-Books)
  • Selbstbericht des orientalischen Prinzen Achmet aus „Amadabat in Ostindien“, der sich auch „Osman de Russy“ (?) nannte, über seine Flucht und seinen Aufenthalt in Europa (Halle, 1733), nach einer Tagebuch-Notiz von Johann Wolfgang Brenk zum Jahr 1733. In: Anonymus: Der reisende Avantürier. Oder der verunglückte Goldsucher. Begebenheiten eines Flamländischen Ritters, Bd. III. Frankfurt am Main / Leipzig 1750, S. 387–390 (Digitalisat der Staatsbibliothek zu Berlin)
    • (wiederabgedruckt in) Georg Andreas Will: Lebensgeschichte eines im hohen Alter verstorbenen sonderbaren Mannes M. Johann Wolfgang Brenk's, der im 46sten Jahre seines Lebens von der christlichen zur iüdischen Religion übergieng und sich zu Amsterdam beschneiden ließ. Benedikt Friedrich Haueisen, Ansbach 1791, S. 31–35 (Google-Books)
  • Begrüßungsgedicht von Michael Richey an Soltan Gün Achmet, Hamburg 25. Januar 1734; Universitätsbibliothek Marburg (Autographen, Signatur: Ms. 796)
  • Bittschrift von Soltan gjin Achmed an die Milden Stiftungen und Armenanstalten, Bremen, 1734; Staatsarchiv Bremen (Bestand Ratsarchiv, T.6 Armenanstalten, Stiftungen und Vereine, t.2 Sammlungen und Unterstützungen für einzelne Personen)[50]
  • Bittschrift (supplik) von Soltan-gjin Achmet an König Frederik I. von Schweden, Stockholm, Herbst 1734. In: o. V.: En indisk furste vid Uppsala universitet på 1700-talet. In: Historisk tidskrift 24 (1904), S. 75–79, bes. S. 76–79 (Digitalisat im Internet Archive)
  • Дело в Коллегии иностранных дел о приезде в Россию «индийского султана» Джина-Ахмеда – Die Angelegenheit der Ankunft des „indischen Sultans“ Gin-Achmed in Russland im Kollegium für auswärtige Angelegenheiten, 1734; Koka Alexandrowna Antonowa (Hrsg.): Русско-индийские отношения в XVIII в. сборник документов (= Russisch-indische Beziehungen im 18. Jahrhundert. Sammlung von Dokumenten). Nauka, Moskau 1965, Nr. 65–68, S. 123–128 (Online in russischer Übersetzung bei Средневековых исторических источников Востока и Запада; abgerufen am 4. Mai 2021), darin:
    • Nr. 65 – Vermerk des Kollegiums für auswärtige Angelegenheiten über die Ankunft des reisenden „indischen Sultans“ Gin-Achmet aus Schweden in St. Petersburg, 1734
    • Nr. 66 – Bericht des „indischen Sultans“ Gin-Achmet an das Kollegium für auswärtige Angelegenheiten, der sein Leben und seine Reisen in Europa beschreibt, 1734 (Originalurkunde in Deutsch)
    • Nr. 67 – Protokoll der Aussage des „indischen Sultans“ Gin-Achmet im Kollegium für auswärtige Angelegenheiten über seinen Beruf, seine Vermögensverhältnisse und den Zweck seiner Reise nach Russland, 1734
    • Nr. 68 – Vermerk des Kollegiums für auswärtige Angelegenheiten über eine Urkunde, die die Universität Halle dem „indischen Sultan“ Gin-Achmet ausgehändigt hat, 1734 (Originalurkunde in Deutsch ausgestellt vom Vizerektor Justus Henning Böhmer am 21. Februar 1733; nicht mehr lesbar)
  • George Louis Albert de Rantzow: Mémoires du Comte de Rantzow, Ou Les Heures de Récréation à l'usage de la Noblesse de l'Europe, Bd. I. Pierre Mortier, Amsterdam 1741, S. 28f und 279–283 (Google-Books)

Werke

  • (Akademische Einladung) Augustissimo invictissimoque Principi ac Domino Carolo VI … Natalem duodequinquagesimum oratione Germanica demississime subiectissimeque gratulatur illustrissima apud Indos stirpe orivndus Soltan-gjin Achmet ad quam … I Octobris A. MDCCXXXII in Iuleo maiori audiendam … invitat Erhardus Reuschius. Paul Dietrich Schnorr, Helmstedt 1732 (Digitalisat der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel)
  • Dem Allerdurchlauchtigsten, Großmächtigsten und Unüberwindlichsten Fürsten und Herrn, Herrn Carl dem Sechsten Erwehlten Römischen Kayser … Sollte Zu Dero glücklich erlebten Hohen Geburts-Tag, So da war der 1 October des 1732 Jahres, Jn einer öffentlichen Rede Auf der Hochberühmten Julius-Universität Jn tiefster Unterthänigkeit glückwünschen Soltan-gjin Achmet Aus dem Hause Magate in Ost-Indien, von Amadabat aus dem Königreiche Gusurate. Paul Dietrich Schnorr, Helmstedt o. J. [1732] (Digitalisat der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel)

Literatur

  • Jonas Conrad Schramm:[51] Dissertatione de Prophetis posterioribus ut et de Principibus et Comitibus qui inde ab initio Academiae Juliae nomen dederunt. Johannes Drimborn, Helmstedt 1734, S. 37 (Google-Books)
  • Johann Christoph von Dreyhaupt: Pagus Neletici Et Nudzici, Oder Ausführliche diplomatisch-historische Beschreibung des zum ehemaligen Primat und Ertz-Stifft, nunmehr aber durch den westphälischen Friedens-Schluß secularisirten Hertzogthum Magdeburg gehörigem Saal-Creyses, Bd. II. Schneider, Halle 1750, S. 28 (Digitalisat der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel), (Google-Books)
  • o. V.: En indisk furste vid Uppsala universitet på 1700-talet. In: Historisk tidskrift 24 (1904), S. 75–79 (Digitalisat im Internet Archive)
  • Koka Alexandrowna Antonowa (Hrsg.): Предисловие (= Vorwort). In: Русско-индийские отношения в XVIII в. сборник документов (= Russisch-indische Beziehungen im 18. Jahrhundert. Sammlung von Dokumenten). Nauka, Moskau 1965, S. 5–24, bes. S. 17 (Online bei Средневековых исторических источников Востока и Запада; abgerufen am 12. Mai 2021)
  • Anne E. Dünzelmann: „Vom Gaste, den Joden und den Fremden“. Zur Ethnographie von Immigration, Rezeption und Exkludierung Fremder am Beispiel der Stadt Bremen vom Mittelalter bis 1848. (diss. phil. Bremen 1998). Lit, Münster 2001, S. 177f (Google-Books; eingeschränkte Vorschau)

Einzelnachweise

  1. Zur Kleinschreibung durch den Namensträger selbst siehe Dem Allerdurchlauchtigsten … Herrn Carl dem Sechsten Erwehlten Römischen Kayser … Paul Dietrich Schnorr, Helmstedt o. J. [1732], S. 2, den Helmstädter Matrikeleintrag „Soltangin“ u. a.
  2. Nach einer älteren Darstellung des Asienreisenden François Bernier war Sultan Ekbar (der angebliche Großvater des Soltan-gjin Achmet) der dritte Sohn des Großmoguln Aurangzeb und Sohn einer Tochter des Gouverneurs von Amadabad „Chah-Naveze-kan … du sang des ancien Souverains de Machate (= vom Blut der alten Herrscher von Machate)“ bzw. „Princes de Machate (= Fürsten von Machate)“; François Bernier: Voyages de Francois Bernier … Contenant la Description des etats du Grand Mogol …, Bd. I. (Claude Barbin, Paris 1670) Nachdruck Paul Marret, Amsterdam 1699, S. 169; vgl. S. 105 u. ö. (Google-Books).
  3. „Machate“ bei Bernier (= Magate) meint wahrscheinlich Mascat im Oman; Edward Henry Nolan: The illustrated history of the British empire in India and the East, Bd. I. Virtue, London 1878, S. 666 (Google-Books); Archibald George Constable (Bearb.): Travels in the Mogul Empire, A•D 1656–1668 by François Bernier, Bd. I. University Press, Edinburgh 1891, S. 73f Anm. 2 und 3 und S. 126 (Google-Books); André Wink: The Making of the Indo-Islamic World c. 700–1800 CE. University Press, Cambridge 2020, S. 154 (Google-Books; eingeschränkte Vorschau).
  4. Edition: Mahomet X:e.
  5. Bittschrift, Stockholm 1734; o. V.: En indisk furste vid Uppsala universitet på 1700-talet. In: Historisk tidskrift 24 (1904), S. 75–79.
  6. Landesarchiv Sachsen-Anhalt (Z 88 Facharchiv Zerbst, Fach 110, Nr. 3).
  7. Koka Alexandrowna Antonowa (Hrsg.): Предисловие (= Vorwort). In: Русско-индийские отношения в XVIII в. сборник документов (= Russisch-indische Beziehungen im 18. Jahrhundert. Sammlung von Dokumenten). Nauka, Moskau 1965, S. 5–24, bes. S. 17.
  8. Augustissimo invictissimoque Principi ac Domino Carolo VI … Natalem duodequinquagesimum oratione Germanica … gratulatur … Paul Dietrich Schnorr, Helmstedt 1732, S. 1f.
  9. „Султан Мирад“.
  10. Ankunft des „indischen Sultans“ Gin-Achmed in Russland …, 1734; Koka Alexandrowna Antonowa (Hrsg.): Русско-индийские отношения в XVIII в. сборник документов (= Russisch-indische Beziehungen im 18. Jahrhundert. Sammlung von Dokumenten). Nauka, Moskau 1965, Nr. 65–68, S. 123–128.
  11. Bittschrift, Bremen 1734; Anne E. Dünzelmann: „Vom Gaste, den Joden und den Fremden“. Lit, Münster 2001, S. 177f.
  12. Selbstbericht, Halle, 1733. In: Anonymus: Der reisende Avantürier, Bd. III. Frankfurt am Main / Leipzig 1750, S. 388f.
  13. Ein 800-Tonnen-Schiff, Stapellauf 1718 in Amsterdam, 1735 in Batavia abgewrackt.
  14. Die Huis te Assenburg benötigte 1724/25 fünf Monate für die Fahrt von Ceylon bis zum Kap; Uwe Granzow: Quadrant, Kompass und Chronometer. Technische Implikationen des euro-asiatischen Seehandels von 1500 bis 1800. Steiner, Stuttgart 1986, S. 203.
  15. 1702 als Fregatte HMS Nightingale gebaut, 1707 in HMS Fox umbenannt, bestückt mit 24 Kanonen, ab 1727 unter dem Kommando von Captain Thomas Arnold (1679–1737) aus Lowestoft, 1737 abgewrackt.
  16. Thomas Salmon: Modern History or the Present State of All Nations, Bd. XXVII. George Grierson, Dublin 1739, S. 93 (Google-Books).
  17. Daniel J. Tortora: Carolina in Crisis. Cherokees, Colonists, and Slaves in the American Southeast, 1756–1763. University of North Carolina Press, Chapel Hill 2015, S. 17–22.
  18. Wahrscheinlich ist der Diplomat und spätere (ab 1731/32) Botschafter beim Heiligen Stuhl in Rom Paul-Hippolyte de Beauvilliers, duc de Saint-Aignan gemeint.
  19. Andreas Lazarus von Imhoff: Des Neu-eröffneten Historischen Bilder-Saals Neunten Theils Zweiter Periodus, Bd. VI 1739–1733. Johann Leonhard Buggel, Nürnberg 1735, S. 927f (Google-Books).
  20. Kein zeitgenössischer Universitätsstandort, aber Sitz des renommierten Martineums.
  21. Friedrich I. von Hessen-Kassel besuchte Marburg während seiner einzigen Deutschlandreise als König von Schweden vom 14. bis 17. September 1731; Ausführliche Beschreibung der Solemnitäten … Bey höchst-beglückter Ankunfft Sr. Kön. Majest. in Schweden nach Marburg. Philipp Casimir Müller, Marburg 1731 (Google-Books).
  22. „Индийской язык называемой гиндейской – indische Sprache genannt Hinduanisch“; vielleicht ist auch das nah verwandte Gujarati, das in der Region Gujarat dominiert, als Form des Hindi verstanden.
  23. Universität Sachen. In: Wöchentliche Hallische Anzeigen Nr. XI vom 9. März 1733, Sp. 168f.
  24. Henrik Jaeger: Konfuzianismusrezeption als Wegbereitung der deutschen Aufklärung. In: Allgemeine Zeitschrift für Philosophie 37 (2012), S. 165–189.
  25. Samuel von Pufendorf: De Jure Naturae Et Gentium Libri Octo. Junghans, Lund 1672.
  26. Georg II. hielt sich vom 12. Juni bis 25. September 1732, dann erst wieder 1735 in Herrenhausen auf; Karl Otto Unico Ernst von Malortie: Beiträge zur Geschichte des Braunschweig-Lüneburgischen Hauses und Hofes, Bd. II. Hahn, Hannover 1860, S. 1 und 131 (Google-Books).
  27. Herbert Mundhenke (Bearb.): Die Matrikel der Universität Helmstedt, Bd. III 1685–1810. Lax, Hildesheim 1979, Nr. 6840, S. 160 (Digitalisat der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel).
  28. Jonas Conrad Schramm: Dissertatione de Prophetis posterioribus ut et de Principibus et Comitibus qui inde ab initio Academiae Juliae nomen dederunt. Johannes Drimborn, Helmstedt 1734, S. 37.
  29. Holger Zaunstöck: Das Milieu des Verdachts. Akademische Freiheit, Politikgestaltung und die Emergenz der Denunziation in Universitätsstädten des 18. Jahrhunderts. Akademie Verlag, Berlin 2010, S. 91–94 u. ö. zur Situation in Helmstedt (Google-Books; eingeschränkte Vorschau).
  30. Aktenstück über Sultan Gyn Achmet aus dem Hause Magate in Ost-Indien …; Stadtarchiv Magdeburg (Rep. A I Altstadt I/ P 103)
  31. Johann Christoph von Dreyhaupt: Pagus Neletici Et Nudzici, Bd. II. Schneider, Halle 1750, S. 28; es scheint eine Diskrepanz zur folgenden Datumsangabe (21. Februar 1733 ) zu bestehen.
  32. Aus Eichelsdorf, studierte 27 Jahre lang (1722–1749) an verschiedenen Universitäten, trat 1749 in Amsterdam für einige Zeit zum Judentum über und nahm den Namen Jochanan Brenk an, kehrte 1751 nach Nürnberg zurück, lebte als Sekretär und Jurist, gestorben in Schobdach; Clemens Alois Baader: Lexikon verstorbener baierischer Schriftsteller, Bd. I. Jenisch und Stage, Augsburg / Leipzig 1824, S. 52–56 (Google-Books).
  33. Zum Folgenden Johann Wolfgang Brenk: Tagebucheintrag zum Jahr 1733. In: Anonymus: Der reisende Avantürier, Bd. III. Frankfurt am Main / Leipzig 1750, S. 380–391.
  34. 1728 entsprach der Wert eines einfachen Bibeldrucks ungefähr dem Wochenlohn eines Maurermeisters oder 5 kg Butter; Hans-Jürgen Schrader: Fürstengnade und Lotterie. Modalitäten der Finanzierung der Berleburger Bibel. In: Wolfgang Breul (Hrsg.): Pietismus und Ökonomie (1650-1750). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2021, S. 227–248, bes. S. 244f (Google-Books; eingeschränkte Vorschau).
  35. Georg Andreas Will: Lebensgeschichte eines im hohen Alter verstorbenen sonderbaren Mannes M. Johann Wolfgang Brenk's. Benedikt Friedrich Haueisen, Ansbach 1791, S. 35.
  36. Nicht nachweisbar in Karl Hieronymus Wilhelm Sillem: Die Matrikel des Akademischen Gymnasiums in Hamburg 1613–1883. Gräfe & Sillem, Hamburg 1891, S. 106f (Digitalisat der Universität Hamburg).
  37. Tatsächlich stammte Dilras Banu Begum (geb. um 1622; gest. 1657), die erste Frau Aurengzebs und Mutter des Sultan Muhammad Akbar, wohl aus der persischen Herrscherdynastie der Safawiden. Ihr Vater Badi-uz-Zaman = Shah Nawaz Khan (gest. 1659) war Vizekönig von Malwa, später von Gujarat; Ebba Koch: King of the world. The Padshahnama. An imperial Mughal manuscript from the Royal Library, Windsor Castle. Azimuth, London 1997, S. 104, u. a.
  38. 1699 trat in Dekkan ein falscher Prinz Akbar auf; Jadunath Sarkar: History of Aurangzib. Mainly Based on Persian Sources, Bd. III. M. C. Sarkar, Kalkutta 1928, S. 25, 52f, 136f und S. 353–373 u. ö. (Digitalisat); Bd. V. 1924, S. 249 (Digitalisat im Internet Archive).
  39. Neku Siyar (Nikusiyar) residierte vom 18. Mai bis zum 12. August 1719 im Roten Fort in Agra als Großmogul und ließ Münzen mit seinem Namen schlagen.
  40. Sidney J. Owen: The Fall of the Moghul Empire. John Murray, London, 1912, S. 156 (Digitalisat im Internet Archive). Nach der Darstellung von Soltan-gjin Achmet wurde Necossir im Dezember 1720 von Fergeon Daghtar = Mahomet X.e (Xea) = „jetziger“ (1734) Großmogul Muhammad Shah enthauptet.
  41. Editionen: Ioagsier, Пайогсиер = Payogsier.
  42. Johann Hübner: Genealogische Tabellen, Bd. I. Gleditsch, Leipzig 1725, Tab. 118 (Google-Books); ähnlich Johann Caspar Funcke (1680–1729), Christoph Benjamin Häckhel (1674–1757; Hrsg.): Allgemeine und Neueste Welt-Beschreibung, Bd. II. Daniel Bartholomäi und Sohn, Ulm 1740, Sp. 4330f (Google-Books).
  43. Carsten Niebuhr: Reisebeschreibung nach Arabien und andern umliegenden Ländern, Bd. II. Nicolaus Möller, Kopenhagen 1778, S. 459–464 (Digitalisat der Universitätsbibliothek Kiel), (Google-Books).
  44. Vermerk des Kollegiums für auswärtige Angelegenheiten über die Ankunft des reisenden „indischen Sultans“ Gin-Achmet aus Schweden nach St. Petersburg, 1734; Koka Alexandrowna Antonowa (Hrsg.): Русско-индийские отношения в XVIII в. сборник документов (= Russisch-indische Beziehungen im 18. Jahrhundert. Sammlung von Dokumenten). Nauka, Moskau 1965, Nr. 66, S. 123.
  45. Manuel Sarkisyanz: Russisch-indische Beziehungen im neunzehnten Jahrhundert. In: Jahrbuch des Südasien-Instituts der Universität Heidelberg 2 (1967/68), S. 3–12, bes. S. 3.
  46. Er galt – trotz Zweifel des Großvaters an der Legitimität eines Nachkommens – als Enkel des Christoph von Rantzau und der Dorothea Hedwig von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Norburg. Sein Pate war Ludwig Rudolf von Braunschweig-Wolfenbüttel, ein Neffe seiner Großmutter.
  47. George Louis Albert de Rantzow: Mémoires du Comte de Rantzow, Ou Les Heures de Récréation à l'usage de la Noblesse de l'Europe, Bd. I. Pierre Mortier, Amsterdam 1741, S. 29 (die Festrede hier fälschlich auf 1729 statt 1732 datiert), 262 und 279.
  48. „Son Caractère, à la raillerie près, le faisoit passer par-tout, avec sa qualité de Prince Etranger, pour galant & poli. Mahometan de Religion, il n'en aime aucune. Si c'est perversion, c'est son affaire. Et la mienne est d'avouer fort ingénuement qu'il m'a sauvé la vie, lorsqu'il pouvoit me l'ôter.“
  49. Regest: Insurate-Rajar.
  50. Anne E. Dünzelmann: „Vom Gaste, den Joden und den Fremden“. Zur Ethnographie von Immigration, Rezeption und Exkludierung Fremder am Beispiel der Stadt Bremen vom Mittelalter bis 1848. (diss. phil. Bremen 1998). Lit, Münster 2001, S. 177f und S. 362 Anm. 377.
  51. Jonas Conrad Schramm (1675–1739) aus Braunschweig, ab 1710 Professor der Theologie in Helmstedt; Ingrid Henze: Die Inschriften der Stadt Helmstedt bis 1800. (Deutsche Inschriften 63). Reichert, Wiesbaden 2005, Nr. 522 (Online bei www.inschriften.net).
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