Ahmedabad
Ahmedabad (Gujarati: અમદાવાદ, Amdāvād; von persisch احمدآباد, „Stadt des Ahmed“; alter indischer Name: Karnavati)[3] ist mit 5,6 Millionen Einwohnern (Volkszählung 2011) die fünftgrößte Stadt Indiens und das wirtschaftliche Zentrum in Gujarat.
Ahmedabad | |||
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Staat: | Indien | ||
Bundesstaat: | Gujarat | ||
Distrikt: | Ahmedabad | ||
Subdistrikt: | Ahmedabad | ||
Lage: | 22° 59′ N, 72° 36′ O | ||
Fläche: | 466 km² | ||
Einwohner: – Agglomeration: | 5.570.585 (2011)[1] 6.352.254 (2011)[2] | ||
Bevölkerungsdichte: | 11.954 Ew./km² | ||
Postleitzahl: | 380001 - 382481 | ||
Website: | https://ahmedabadcity.gov.in/portal/index.jsp | ||
Geografie
Ahmedabad liegt im Westen Indiens am Fluss Sabarmati etwa 50 Kilometer von dessen Mündung in den Golf von Khambhat, einem Teil der Arabischen See. Das Klima in Ahmedabad ist heiß und trocken in den Monaten Februar bis Mai, in der Monsunzeit von Juni bis August fällt ein Großteil der jährlichen Niederschlagsmenge. Die Monate November bis Januar sind kühler mit Tagestemperaturen von unter 30 °C und Nachttemperaturen von ungefähr 10 °C.
Aufgrund der geographischen Lage ist Ahmedabad durch vier verschiedene Naturkatastrophen bedroht: Erdbeben, Zyklone, Überschwemmungen und Dürren. Überflutungen kommen regelmäßig im Zusammenhang mit dem Monsunregen sowie mit den Stürmen. Bleibt der Monsun über mehrere Jahre aus oder ist er sehr schwach, so kommt es zu Dürren. Am 26. Januar 2001 erschütterte ein Erdbeben mit der Stärke 6,9 auf der Richterskala den Staat Gujarat, wobei nach offiziellen Angaben 17.122 Todesopfer zu beklagen waren. Inoffizielle Schätzungen gehen von weit über 100.000 Opfern aus. In Ahmedabad wurden 12 Hochhäuser sowie etwa 300 weitere Gebäude zerstört und eine große Zahl von Gebäuden beschädigt.
Klimatabelle
Ahmedabad | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Ahmedabad
Quelle: WMO; wetterkontor.de |
Geschichte
Die Geschichte Ahmedabads beginnt im 11. Jahrhundert mit König Karnadeva I., einem Solanki-Herrscher. Er besiegte einen lokalen König der Bhil in Ashaval und gründete dort die Stadt Karnavati. Ende des 13. Jahrhunderts unterwarf das Sultanat von Delhi Gujarat, und Anfang des 15. Jahrhunderts kam es unter die Herrschaft von Ahmad Schah I., der Ahmedabad („gegründet von Ahmed“) am Ufer des Sabarmati nahe Karnavati erbauen ließ (1411). Als Hauptstadt Gujarats wuchs die Stadt schnell an und Ende des 15. Jahrhunderts wurde eine 10 km lange Stadtmauer mit zwölf Toren um sie errichtet. Zur Mogulzeit florierte der Handel mit Textilien, die bis nach Europa exportiert wurden. 1758 eroberten die Marathen von Ragunath Rao und Damaji Gaikwad die Stadt und besiegelten so das Ende der Moguln-Herrschaft über Ahmedabad. Eine Hungersnot und die gemeinsame Herrschaft der Peshwas und Gaikwad führten fast zum Untergang der Stadt. 1818 wurde sie von der British East India Company übernommen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden eine Stadtverwaltung und eine Eisenbahnverbindung nach Bombay eingerichtet.
1915 ließ sich Mahatma Gandhi nach seiner Rückkehr aus Südafrika in Ahmedabad nieder und gründete den Harijan-Aschram am Ufer des Sabarmati. Von hier begann er 1930 seinen friedlichen Salzmarsch gegen die Britische Kolonialmacht von seinem Aschram bis hinunter zum Küstendorf Dandi, um gegen die Einführung einer Salzsteuer zu protestieren. Er schwor vor dem Marsch, nicht zum Aschram zurückzukehren, bevor Indien seine Unabhängigkeit erreicht habe – er kehrte nicht zurück. Ahmedabad wurde nach der schließlich erreichten Unabhängigkeit Indiens 1947 und der Bildung des Bundesstaats Gujarat im Jahr 1960 die Hauptstadt dieses Bundesstaats. Durch eine Regierungsreform im Jahre 1970 wurde die Bundesstaatsregierung in die 30 Kilometer nördlich gelegene Satellitenstadt Gandhinagar ausgelagert und Ahmedabad wurde zur Bezirkshauptstadt heruntergestuft. Der High Court of Gujarat, das oberste Gericht von Gujarat, behielt jedoch weiter seinen Sitz in Ahmedabad.
Bevölkerung
Nach der Volkszählung 2011 hat Ahmedabad 5.570.585 Einwohner. Damit ist es nach Mumbai, Delhi, Bengaluru und Hyderabad die fünftgrößte Stadt Indiens.[4] Die Bevölkerungsdichte beträgt 11.954 Einwohner pro Quadratkilometer (zum Vergleich: Mumbai ca. 20.700 Ew./km², Berlin ca. 3.900 Ew./km²). In der Agglomeration Ahmedabad, die über die administrativen Stadtgrenzen hinausreicht, leben 6.352.254 Menschen. Damit ist Ahmedabad nach Mumbai, Delhi, Kalkutta, Chennai, Bengaluru und Hyderabad der siebtgrößte Ballungsraum Indiens.[5]
Durch Landflucht und Urbanisierung erlebt Ahmedabad ein rasantes Bevölkerungswachstum. Zwischen 2001 und 2011 wuchs die Einwohnerzahl um über 50 Prozent von 3,6 auf 5,6 Millionen. Dies ist auch der Stadterweiterung von 2006 bis 2008 geschuldet, bei der sich die Fläche des Stadtgebiets von 190 Quadratkilometern auf 464 Quadratkilometer vergrößerte. Aber auch die gesamte Agglomeration Ahmedabad erlebte im selben Zeitraum ein beträchtliches Bevölkerungswachstum von 4,5 Millionen auf 6,4 Millionen (plus 41 Prozent). Für 2050 wird mit einer Bevölkerung von über 12,4 Millionen Menschen in der Agglomeration gerechnet.[6]
Religionen
Nach der Volkszählung 2011 sind 82 Prozent der Einwohner Ahmedabads Hindus und 14 Prozent Muslime. Das Verhältnis der Religionsgruppen ist angespannt und hat sich in der Vergangenheit immer wieder in schweren Unruhen entladen, zuletzt im Jahr 2002. Knapp vier Prozent der Bevölkerung Ahmedabads sind Jainas, weniger als ein Prozent sind Christen. Ahmedabad ist der Sitz des römisch-katholischen Bistums Ahmedabad, des Bistums Gujarat der anglikanischen Church of North India und des Bistums Ahmedabad der Malankara Orthodox-Syrischen Kirche.[7]
Verkehr
Dominiert wird der Straßenverkehr in Ahmedabad von der großen Zahl an Zweirädern, hauptsächlich Motorroller und kleine Motorräder mit weniger als 125 cm³ Hubraum. Ahmedabad ist die Stadt mit der höchsten Dichte an Zweirädern in Südasien. Der örtliche Personen- und Frachtverkehr wird dominiert von Autorikschas und Dreirad-Kleintransportern, die bislang mit Diesel oder Benzin-Zweitaktmotor ausgerüstet waren. Aufgrund der hohen Umweltbelastung beschloss die Regierung 2001 ein Gesetz zur verpflichtenden Umrüstung der Autorikschas auf Antriebe mit Autogas, das innerhalb einiger Jahre umgesetzt wurde.[8] Das Automobil setzt sich langsam im Individualverkehr durch – die Verkehrsdichte ist hoch und steigt wöchentlich. Obwohl Staus auch auf den Hauptverkehrsadern noch selten sind, droht dem Verkehrssystem mit einer weiteren Zunahme des Individualverkehrs der Kollaps.
Öffentlicher Personenverkehr
Ahmedabad verfügt über ein dichtes lokales Bussystem. Des Weiteren gibt es in der Stadt mehr als 100.000 registrierte Autorikschas (2015).
Ahmedabad besitzt einen nationalen sowie einen internationalen Flughafen, Ahmedabad Sardar Vallabhbhai Patel International Airport. Tägliche Verbindungen gibt es nach Delhi und Mumbai, weitere Verbindungen in andere wichtige Städte Indiens, sowie in den süd(ost)asiatischen Raum wie z. B. nach Dubai (mit Emirates) und Doha (Qatar Airways). Die Anbindung an das Eisenbahnnetz bietet Direktverbindungen nach Mumbai und Delhi. Ahmedabad liegt am National Highway 8.
Infrastruktur
Ahmedabad verfügt im Stadtgebiet über ein gut ausgebautes Straßennetz. Aufgrund des mangelhaften Abwassersystems können in der Monsunzeit selbst wichtige Verkehrsknoten bis zu einem Meter tief unter Wasser stehen.
Das Energiesystem ist aufgrund eines Kraftwerkes im Stadtgebiet relativ stabil. Stromausfälle passieren gelegentlich und können dann mehrere Stunden andauern.
Die Wasserversorgung ist ein Problem für die Stadt. Das Wasser ist stark belastet und kann nur gefiltert als Trinkwasser verwendet werden, der Grundwasserspiegel fällt seit einigen Jahren bedenklich.
Die Wasserversorgung der Stadt ist nicht nachhaltig gesichert, so dass der Stadt ohne ein gutes Konzept für das Wassermanagement in einigen Jahren das Wasser ausgehen könnte.
Umweltverschmutzung ist ein weiteres Problem der Stadt. Zurzeit produzieren die Bürger etwa 600 Gramm Müll pro Person und Tag, ein Müllentsorgungs- oder Recyclingsystem existiert nicht, die Luftverschmutzung erreicht kritische Werte und lag teilweise über dem Dreifachen des Grenzwertes für Staubpartikel.
Wirtschaft
Die Adani Group ist ein multinationaler Mischkonzern mit Hauptsitz in Ahmedabad.
Bildung
Die Stadt ist Sitz verschiedener Hochschulen. Neben der Gujarat University und der Gujarat Vidyapith befindet sich hier eine der besten Wirtschaftshochschulen Asiens, das Indian Institute of Management Ahmedabad.
Sport
Das Narendra Modi Stadium (auch Motera Stadium) im Stadtteil Motera ist mit 110.000 Plätzen das größte Test-Cricket-Stadion der Welt. Seit Februar 2021 trägt es den Namen des Premierministers Narendra Modi.[9] In der Stadt bestreitet die Indische Cricket-Nationalmannschaft regelmäßig Heimspiele gegen andere Nationalmannschaften. Im Motera Stadium fanden unter anderem Spiele bei den Cricket World Cups 1987, 1996 und 2011 sowie der ICC Champions Trophy 2006 statt.
Sonstiges
Sehenswürdigkeiten
Historische Stadt von Ahmedabad | |
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UNESCO-Welterbe | |
Teen Darwaza (2018) | |
Vertragsstaat(en): | Indien |
Typ: | Kultur |
Kriterien: | (ii) (v) |
Fläche: | 535,7 ha |
Pufferzone: | 395 ha |
Referenz-Nr.: | 1551 |
UNESCO-Region: | Asien und Pazifik |
Geschichte der Einschreibung | |
Einschreibung: | 2017 (Sitzung 41) |
- Magen-Abraham-Synagoge, erbaut 1933/34 (Kulturdenkmal)
- Amdavad ni Gufa ist eine unterirdische Kunstgalerie, die von dem Architekten Balkrishna Vithaldas Doshi entworfen wurde, um Kunstwerke des Künstlers Maqbul Fida Husain auszustellen.
- Law Garden
2017 wurde die Altstadt von Ahmedabad zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.[10]
Alkoholverbot
In Ahmedabad sowie für den gesamten Bundesstaat Gujarat besteht seit 1961 ein Verbot von alkoholischen Genussmitteln. Die Prohibition wurde bei der Gründung des Bundesstaates Gujarat eingeführt, als Reminiszenz an den berühmtesten Sohn des Staates, Mahatma Gandhi, der ein entschiedener Gegner des Alkoholkonsums war.[11] Ausländer haben die Möglichkeit, bei Ankunft am internationalen Flughafen im Duty-free-Bereich eine Touristen-Alkohollizenz zu erstehen.
Saptak-Musikfestival
1980 gründeten Ravi Shankar und Kishor Maharaj dort eines der bedeutendsten Festivals klassischer indischer Musik, das jährlich im Januar stattfindet.
Smart City: GIFT City
Seit 2007 wird in Ahmedabad ein von der Regierung von Gujarat durch ein Joint Venture-Unternehmen mit East China Architectural Design & Research Institute (ECADI), das für die Planung eines Großteils des modernen Shanghai verantwortlich ist, ein Geschäftsviertel entwickelt und gebaut: Gujarat International Finance Tec-City (GIFT City). Es ist Indiens erste operative Smart City und internationales Finanzdienstleistungszentrum.[12][13]
Söhne und Töchter der Stadt
- Ela Bhatt (* 1933) Gründerin der SEWA
- Godfrey de Rozario (* 1946), Bischof von Baroda
- Vikram Sarabhai (1919–1971), Physiker
- Geet Sethi (* 1961), Billardspieler und Weltmeister
Schwesterstädte
- Columbus, Ohio, seit 2008
Weblinks
- Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch und französisch).
- Stadtverwaltung Ahmedabad
- Ahmadabad. The Research and Information Center for Asian Studies, Institute of Oriental Culture, University of Tokyo
- Fotoreihe (Memento vom 15. Juli 2010 im Internet Archive) flat3.co.uk
- Meine Indienseite. Homepage mit Fotos von Ahmedabad, Januar 2007
Einzelnachweise
- Census of India 2011: Provisional Population Totals. Cities having population 1 lakh and above. (PDF-Datei; 151 kB)
- Census of India 2011: Provisional Population Totals. Urban Agglomerations/Cities having population 1 lakh and above. (PDF-Datei; 138 kB)
- Ahmedabad is Kanavati, only in speeches
- Census of India 2011: Provisional Population Totals. Cities having population 1 lakh and above. (PDF; 154 kB)
- Census of India 2011: Provisional Population Totals. Urban Agglomerations/Cities having population 1 lakh and above. (PDF; 141 kB)
- World 101 largest Cities. Abgerufen am 23. Juli 2018.
- Census of India 2011: C-1 Population By Religious Community. Gujarat.
- Vrajlal Sapovadia, Sweta Patel, Akash Patel: Critical Analysis of Stakeholders Involvement and Environmental Impact: Conversion of Crude Oil Based Auto Rickshaws to CNG in Ahmedabad. MPRA, 3. April 2015
- Largest cricket stadium in Motera, with seating capacity for over 1 lakh fans, renamed as Narendra Modi Stadium. In: indiatoday.in. India Today, 24. Februar 2021, abgerufen am 24. Februar 2021 (englisch).
- Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch und französisch).
- Volker Pabst, Ahmedabad: In Gujarat gilt ein striktes Alkoholverbot. Offiziell finden das die meisten Menschen dort gut – auch wenn sie sich im Geheimen gerne mal ein Glas gönnen | NZZ. In: Neue Zürcher Zeitung. (nzz.ch [abgerufen am 28. Dezember 2018]).
- THE GUJARAT INTERNATIONAL FINANCE TEC-CITY (GIFT). Abgerufen am 28. März 2019 (englisch).
- GIFT makes steady progress; witnesses a 'hockey stick growth curve'. Abgerufen am 28. März 2019 (englisch).