Frielendorf
Frielendorf ist eine Gemeinde im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis. Sie ist staatlich anerkannter Luftkurort[2] und trägt seit dem 1. September 2019 die amtliche Zusatzbezeichnung Marktflecken.[3][4]
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Kassel | |
Landkreis: | Schwalm-Eder-Kreis | |
Höhe: | 229 m ü. NHN | |
Fläche: | 85,84 km2 | |
Einwohner: | 7229 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 84 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 34621 | |
Vorwahlen: | 05684, 06691 | |
Kfz-Kennzeichen: | HR, FZ, MEG, ZIG | |
Gemeindeschlüssel: | 06 6 34 004 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Ziegenhainer Straße 2 34621 Frielendorf | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Thorsten Vaupel (SPD) | |
Lage der Gemeinde Frielendorf im Schwalm-Eder-Kreis | ||
Geographische Lage
Frielendorf liegt am Nordwestrand des Knüllgebirges etwa 8,5 km südwestlich von Homberg. Nordwestlich des Dorfs liegt der Sendberg (339 m ü. NN), auf dem bis zu seiner Verlegung nach Frielendorf gegen Ende des 13. Jahrhunderts das Gericht auf dem Sendberg tagte, nordöstlich der Silbersee und südöstlich erhebt sich die Mark (382,7 m ü. NN). Durchflossen wird es vom Efze-Zufluss Ohebach.
Nachbargemeinden
Frielendorf grenzt im Nordosten und Osten an die Stadt Homberg, im Südosten an die Stadt Schwarzenborn, im Süden an die Stadt Neukirchen und an die Gemeinde Willingshausen, im Südwesten und Westen an die Stadt Schwalmstadt, im Westen an die Gemeinde Neuental und im Nordwesten an die Stadt Borken; sie gehören alle auch zum Schwalm-Eder-Kreis.
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Frielendorf gehören neben dem Kernort die fünfzehn Ortsteile:
Geschichte
Der namesgbende Ortsteil Frielendorf wurde als Frilingendorf im Jahre 1197 in einem Einkommensverzeichnis des Klosters Spieskappel erstmals urkundlich erwähnt. Als weitere historische Namensformen sind Frilingestorf (um 1220), Vrilingedorph (1247), Frilendorf (1333) und Frielndorff (1585) belegt.[5]
Gebietsreform
Um die Verwaltung zu professionalisieren, bessere Koordinierungs- und Abstimmungsmöglichkeiten für größere Planungsräume und die Verwirklichung des Gleichheitsgrundsatzes zu schaffen, wurde die hessische Verwaltungs- und Gebietsreform durchgeführt. Die erste Phase war der freiwillige Zusammenschluss der Gemeinden. Dies wurde auch durch finanzielle Vergünstigungen von Seiten des Landes gefördert. In dieser Phase schlossen sich die Gemeinden Frielendorf, Gebersdorf, Lenderscheid (seit 15. September 1968 mit der Gemeinde Lanertshausen und seit 1. Juli 1970 mit der Gemeinde Siebertshausen vereinigt), Linsingen und Todenhausen zur neuen Großgemeinde Frielendorf zusammen. Am 1. Januar 1974 wurden kraft Landesgesetz die beiden Großgemeinden Frielendorf und Grenzebach (das sich am 31. Januar 1971 aus den Gemeinden Leimsfeld, Obergrenzebach und Schönborn gebildet hatte) mit den bisher selbständig gebliebenen Gemeinden Allendorf, Großropperhausen, Leuderode, Spieskappel und Verna zu einer wiederum neuen Großgemeinde Frielendorf zusammengeschlossen. Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Frielendorf.[6][5][7]
Übersichtstabelle
Ehemalige Gemeinde | Datum | Anmerkung |
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Allendorf | 1. Januar 1974 | |
Gebersdorf | 31. Dezember 1971 | |
Grenzebach | 1. Januar 1974 | |
Großropperhausen | 1. Januar 1974 | |
Lanertshausen | 15. September 1968 | Eingemeindung nach Lenderscheid |
Leimsfeld | 31. Dezember 1971 | Zusammenschluss mit Obergrenzebach und Schönborn zu Grenzebach |
Lenderscheid | 31. Dezember 1971 | |
Leuderode | 1. Januar 1974 | |
Linsingen | 31. Dezember 1971 | |
Obergrenzebach | 31. Dezember 1971 | Zusammenschluss mit Leimsfeld und Schönborn zu Grenzebach |
Schönborn | 31. Dezember 1971 | Zusammenschluss mit Leimsfeld und Obergrenzebach zu Grenzebach |
Siebertshausen | 1. Juli 1970 | Eingemeindung nach Lenderscheid |
Spieskappel | 1. Januar 1974 | |
Todenhausen | 31. Dezember 1971 | |
Verna | 1. Januar 1974 | |
Politik
Gemeindevertretung
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[8] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[9][10][11]
Gemeindevertretung – Kommunalwahlen 2021 | |
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Parteien und Wählergemeinschaften | % 2021 |
Sitze 2021 |
% 2016 |
Sitze 2016 |
% 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
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SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 49,7 | 12 | 51,7 | 16 | 53,9 | 17 | 51,3 | 16 | 56,7 | 18 |
FWGF | Freie Wählergemeinschaft Frielendorf | 30,2 | 8 | 28,6 | 9 | 22,1 | 7 | 22,2 | 7 | 14,1 | 4 |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 20,1 | 5 | 19,7 | 6 | 24,0 | 7 | 26,6 | 8 | 25,5 | 8 |
Gesamt | 100,0 | 25 | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | |
Wahlbeteiligung in % | 53,7 | 58,0 | 55,4 | 58,7 | 68,0 |
Bürgermeister
Nach der hessischen Kommunalverfassung ist der Bürgermeister Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Frielendorf neben dem Bürgermeister zwölf ehrenamtliche Beigeordnete angehören. Bürgermeister ist seit 21. Mai 2016 Thorsten Vaupel (SPD).[12][13] Sein direkt gewählter Amtsvorgänger war
- 1998 bis 2016 Birger Fey (SPD)
Wappen
Blasonierung: „In Rot auf einem grünen Dreiberg wachsend ein silberner vierzinniger Turm, pfahlweise belegt mit einem schwarzen Spieß mit zwei beidseitigen Widerhaken zwischen zwei mittigen schwarzgerandten silbernen Schießscharten, beseitet mit je einer wachsenden, abgewandt gebeugten und dort zweifach beblatteten, golden Kornähre.“ | |
Wappenbegründung: Der silberne vierzinnige Turm symbolisiert das Frielendorfer Wahrzeichen, den Spießturm, der als teilredendes Wappen mit dem aufgelegten Spieß seinen Namen nennt. |
Gemeindepartnerschaft
Die Gemeinde Frielendorf unterhält eine Partnerschaft mit dem thüringischen Kleinschmalkalden sowie seit dem 30. Mai 2009 mit der westflandrischen Stadt Poperinge.[14]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
Im Museumsladen mit der Ausstellung Die Zeche Frielendorf wird über Frielendorfer Geschichte und den einstigen Braunkohlenbergbau in und um das Dorf informiert.
Das Dorfmuseum Verna informiert über dörfliche Wohnkultur, Mobiliar und Handwerkzeug.
Bauwerke
Im Ortsteil Spieskappel steht die 1255 geweihte Kirche St. Johannes des ehemaligen Klosters Spieskappel, die ursprünglich zum 1143 gegründeten Prämonstratenser-Chorherrenstift Cappel gehörte. Die Kirche wird meist nur als Klosterkirche bezeichnet. Die Orgel wurde in der Werkstatt des Orgelbauers Johannes Schlottmann aus Hersfeld gebaut.
Der Spießturm (auch „Spieskappeler Warte“ genannt) ist ein mittelalterlicher Wartturm, an der Straße zwischen Spieskappel und Obergrenzebach. Er steht an einem Punkt, an dem sich wichtige mittelalterliche Handelsstraßen schnitten, sowie an der einstigen Grenze zwischen Oberhessen und Niederhessen. Im 15. und 16. Jahrhundert fanden am Spieß die Landtage der hessischen Landstände statt. Der Spießturm ist Teil des Frielendorfer Wappens.
Parks
Der Ferienwohnpark Silbersee liegt östlich von Frielendorf am Silbersee. Der Klosterpark in Spieskappel ist auch ein beliebtes Ausflugsziel.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Etwa 150 Jahre lang, bis in die 1960er Jahre, waren Braunkohlebergbau und Brikettherstellung die wirtschaftliche Basis des Kernorts und der umliegenden Dörfer. Frielendorf gehörte zu den bedeutendsten Braunkohlerevieren Hessens, und Tagebaugruben prägten das Landschaftsbild. Das Dorfbild selbst wurde von der Brikettfabrik der Gewerkschaft Frielendorf dominiert. In den 1920er Jahren arbeiteten zeitweise rund 1400 Menschen im Frielendorfer Bergbau. Insgesamt wurden ca. 26,5 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert und ca. 6,5 Millionen Tonnen Briketts hergestellt. Die Briketts der Marke “Hassia” waren weit über die Region hinaus bekannt.[15]
Mit dem Ende des Kohleabbaus in Frielendorf begann ein drastischer Strukturwandel, von Bergbau und Industrie zum Fremdenverkehr. Kernstück dieses Strukturwandels wurde die Umwandlung eines großen Tagebaurestlochs in einen Bade- und Angelsee, den Silbersee, dessen Umgebung inzwischen längst renaturiert ist und um den ein Feriendorf entstand.
Verkehr
Frielendorf liegt an der Bundesstraße 254 (Homberg–Fulda). Zur Bundesautobahn 49 (Kassel– Fritzlar-Marburg) Anschlussstelle Neuental sind es etwa 11 km. Die Gemeinde gehört dem Nordhessischen Verkehrsverbund an. Die nächsten Bahnstationen sind Wabern, Schwalmstadt-Treysa, Borken (Hessen) und Kassel-Wilhelmshöhe. Früher hatte Frielendorf einen Bahnhof an der Bahnstrecke Leinefelde–Treysa.
Persönlichkeiten
- Margot Käßmann (* 1958), Theologin, ehemalige Pfarrerin in Spieskappel (1985–1990)
- Kurt Lotz (1912–2005), ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG
- Carl David Mäckel (1844–1911), Abgeordneter des Kurhessischen Kommunallandtages
- Stefan Marx (* 1979), Künstler
- Regine Müller (* 1959), MdL, ehemalige Leiterin des Kindergartens in Obergrenzebach
- Evelin Schönhut-Keil (* 1960 in Homberg/Efze), MdL 1990–2005; ehemalige Erste Beigeordnete des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen
- Georg Völker (1887–1970), in Verna geborener Politiker, Abgeordneter des Hessischen Landtags
Literatur
- Fritz Gerich: Chronik von Frielendorf. Frielendorf 1956, DNB 451490592.
- Hans Mittendorf: Gebersdorf. Ein Dorfbuch. Frielendorf 1997, DNB 952784548.
- Karl Schmidt: Das Dorf Spieskappel. Frielendorf 1995, DNB 944729630.
- Gerd Kanke: Frielendorf und seine Ortsteile. Literatur und Dokumente zur Ortsgeschichte in Bibliotheken und Archiven. Eine Übersicht. Im Auftrage der Hessischen Akademie der Forschung und Planung im ländlichen Raum und der Gemeinde Frielendorf. (III. Arbeitsbericht der Hessischen Akademie der Forschung und Planung im ländlichen Raum.) Bad Karlshafen 1996, ISBN 3-928069-17-9.
- Horst Schönhut: Die Gewerkschaft Frielendorf: Geschichte der Frielendorfer Braunkohlenzeche. Geschichtsverein Borken e.V., Borken 1998, ISBN 3-932739-03-5.
Weblinks
- Offizielle Webseite von Frielendorf
- „Frielendorf, Schwalm-Eder-Kreis“. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Frielendorf In: Hessische Bibliographie[16]
Einzelnachweise
- Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2020 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- 77. Sitzung des Fachausschusses für Kurorte Erholungsorte und Heilbrunnen in Hessen vom 17. November 2011. In: Staatszeiger für das Land Hessen. Nr. 7, 2012, ISSN 0724-7885, S. 221.
- Zusatzbezeichnungen zum Gemeindenamen, die vom Hessischen Innenministerium seit 1945 verliehen wurden. In: innen.hessen.de. Hessisches Ministerium des Innern und für Sport, September 2021, abgerufen am 9. Februar 2022.
- https://frielendorf.eu/wir-sind-marktflecken/
- Frielendorf, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 11. Juni 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 10. Juli 2014.
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Fritzlar-Homberg, Melsungen und Ziegenhain (GVBl. II 330-22) vom 28. September 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 25, S. 356, § 8 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,3 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 411–413.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2016.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2011.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2006.
- Bürgermeister-Direktwahlen in Frielendorf. In: Statistik.Hessen. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im Januar 2021.
- Thorsten Vaupel im Internet zu seiner Amtseinführung, abgerufen am 28. Juli 2016.
- Artikel auf Nordhessennews nh24
- Das ehemalige Zechengelände, mit Fotos (Memento des Originals vom 12. September 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!