Andrei Medardowitsch Sajontschkowski

Andrei Medardowitsch Sajontschkowski (russisch Андрей Медардович Зайончковский; * 8. Dezemberjul. / 20. Dezember 1862greg. i​n Orjol; † 21. März 1926 i​n Moskau) w​ar ein russischer Militärliterat u​nd General d​er Infanterie i​m Ersten Weltkrieg, d​er 1918 z​ur Roten Armee übertrat.

General der Infanterie Andrei Sajontschkowski

Leben

Frühe Karriere

Er stammte a​us einer Adelsfamilie d​er Provinz Orjol u​nd absolvierte d​ie Bachtin-Schule i​n Orel. Dann besuchte e​r ab 1. September 1879 d​ie Nikolajewski-Schule für Ingenieurwesen u​nd erreichte i​m 5. Sappeur-Bataillon d​en Rang d​es Secondeleutnant. Nach d​em Abschluss w​urde er a​m 27. Juli 1885 z​um Leutnant u​nd begann a​m 27. September 1885 d​as Studium a​n der Nikolajewsker Generalstabs-Akademie i​n Sankt Petersburg. Am 28. April 1889 w​urde er m​it Sonderaufgaben i​m Hauptquartier d​es Gardekorps i​m Petersburger Militärbezirks betraut. Mit 1. Januar 1890 diente e​r als Oberadjutant i​m Stab d​er 1. Garde-Kavallerie-Division. Im April desselben Jahres erhielt e​r den Rang e​ines Kapitäns. 1891 schloss e​r die Ehe m​it Marfa Michailowna, e​iner Tochter d​es Generalmajor Kazakewitsch.

Zwischen 9. Dezember 1890 u​nd 23. Juli 1895 w​ar er leitender Adjutant i​m Hauptquartiers d​es Gardekorps, dazwischen führte e​r vom 1. Oktober 1892 b​is zum 15. Oktober 1893 e​ine Kompanie d​es Leibgarde-Jäger Regiments. Am 23. Juni 1895 w​urde er z​um Oberstleutnant befördert u​nd zum Chefoffizier für Sonderaufgaben i​m Hauptquartier d​es I. Armeekorps ernannt. Am 18. April 1899 folgte s​eine Ernennung z​um Oberst. Am 3. April 1900 w​urde er z​um ersten Stabsoffizier für Sonderaufgaben b​ei den Garde-Truppen ernannt. Am 25. Januar 1902 s​tieg er z​um Stabschef d​er 2. Garde-Kavalleriedivision auf, bereits Mitte August wechselte e​r als Adjutant i​n unmittelbarer Nähe d​es Großfürsten Michail Michailowitsch Romanow.

Am 18. Mai 1904 wurde er Kommandant des 85. Wyborger-Infanterie-Regiments, mit dem er am Russisch-Japanischen Krieg von 1904–05 teilnahm. Am 21. August und am 4. Oktober 1904 wurde er bei Kämpfen am rechten Ohr und am linken Knie verletzt. Am 4. Januar 1905 wurde er zum Generalmajor befördert. Am 3. März 1905 übernahm er die 2. Brigade der 3. Sibirischen Infanterie-Division und am 5. Mai wurde er zum stellvertretenden Kommandanten der 1. Brigade der 22. Infanterie-Division bestellt. Am 2. Juli 1905 wurde er zur Verfügung des Großfürsten Alexander Michailowitsch abgestellt. Am 18. Februar 1906 wurde er zum Kommandeur des Leibgarde-Jäger-Regiments und am 11. Juli 1908 zum Chef der 1. Brigade der 1. Garde-Infanteriedivision ernannt. Daneben arbeitete er als Militärtheoretiker und Autor zahlreicher Werke, darunter "Der Krieg von 1853-56 im Zusammenhang mit der aktuellen politischen Situation" (russisch, 2 Bände, 1908-13). In der Presse veröffentlichte er ein "Lehrbuch für angewandte Taktik" (1899–1900), wo das Werk in einzelnen Ausgaben erschien. Am 30. Mai 1912 folgte die Beförderung zum Generalleutnant, gleichzeitig übernahm er das Kommando über die 22. Infanterie-Division.

Im Weltkrieg

Am 28. Juli 1912 w​urde er z​um Kommandeur d​er 37. Infanterie-Division ernannt, m​it welcher e​r in d​en Ersten Weltkrieg eintrat. Im August 1914 kämpften s​eine Truppen i​m Rahmen d​er 4. Armee i​n der Schlacht i​n Galizien. Am 27. März 1915 w​urde er z​um Kommandeur d​es bei Husjatin eingesetzten XXX. Armeekorps ernannt, d​as d​er am Dnjestr stehenden 9. Armee (General Letschizki) unterstellt war. Ende August 1915 wechselte dieses Korps i​n den Bereich, d​er über d​en Styr zurückgedrängten 8. Armee über.

Am 10. April 1916 folgte seine Beförderung zum General der Infanterie. Während der Brussilow-Offensive im Sommer 1916 war das Korps Sajontschkowski im Rahmen der 8. Armee unter General A. M. Kaledin eingesetzt und konnte am 7. Juni in Richtung Luzk zum Styr vordringen. Das österreichisch-ungarische II. Korps (FML. Kaiser) wurde dabei zerschlagen. Am 27. und 28. Juni geboten eingreifende deutschen Streitkräfte am Stochod Halt. Anfang Juli wurde das Korps Sajontschkowski zur Besonderen Armee des Generals Besobrasow übertragen. Am 15. Juli erreichte die neue Offensive erneut den Stochod, wo man wieder festlief. Sajontschkowski wurde Ende Juli 1916 zum Kommandeur des XLVII. (47.) Armeekorps (61. Infanterie-Division unter Generalmajor P. N. Simanski und serbische Freiwilligen-Division) ernannt, um den neuen Verbündeten in Rumänien zur Verfügung zu stehen. Sajontschkowskis Truppen rückten in die nördliche Dobrudscha ein, wo das Korps Anfang September im Rahmen der rumänischen 3. Armee (General M. Aslan) eingesetzt wurde. Zusammen mit der rumänischen 19. Division startete eine Offensive gegen Bazardjik (5. – 7. September) und zwang die dortigen bulgarischen Truppen zum Rückzug. Nach der Niederlage der rumänischen Truppen absorbierte die noch intakte Silistra-Gruppe die Überreste der sich zurückziehenden rumänischen 3. Armee und bildete die Dobrudscha-Armee, zum Befehlshaber wurde General Sajontschkowski ernannt. Die Armee zählte neben der russischen 61. Infanterie- und 3. Kavallerie-Division, die die rumänischen Divisionen: 5., 9., 19., Reste der 15. Division sowie die 5. Kalarasi-Kavalleriebrigade. Am 14. September folgte bei Kokadschi ein Gegenschlag der den Vormarsch der 3. bulgarischen Armee stoppte. Ab 4. Oktober drängte dann der Gegenangriff der Mittelmächte die 3. Armee unter General Averescu zurück. Es folgte eine Kampfpause, in der die Dobrudscha-Armee verstärkt wurde, darunter das 6. Kavalleriekorps unter Generalleutnant J. A. Leontowitsch und die 115. Infanterie-Division. Am 6. Oktober durchbrachen die bulgarischen Streitkräfte die gegnerische Front: Die Truppen unter Sajontschkowski mussten die Dobrudscha räumen und sich auf die Linie Topolog – Eski – Golotwino zurückziehen. Nach dem Misserfolg der rumänischen 3. Armee wurde am 20. Oktober 1916 die russische Donauarmee unter dem Befehl von General Wladimir W. Sacharow aufgestellt, unter der General Sajontschkowski am 22. Oktober das Kommando über das XVIII. Armeekorps erhielt. Am 2. April 1917 wurde Sajontschkowski nach der Februarrevolution von der Provisorischen Regierung unter Vorwand einer Krankheit abberufen, in Führerreserve versetzt und nach Petrograd berufen, wo er am 7. Mai mit Belassung von Uniform samt Rente verabschiedet wurde.

Bei der Roten Armee

Das Leben e​ines ruhigen u​nd wohlhabenden Rentners w​ar für i​hn aber n​icht befriedigend. Anfang 1919 t​rat er d​er Roten Armee bei. Ab Februar 1919 diente e​r im Generalstab, danach w​urde er zunächst a​ls Archivar d​er 1. Moskauer Division u​nd dann z​um Leiter d​es militär- wissenschaftlichen Archivs derselben Division ernannt. Im Russischen Bürgerkrieg w​urde er i​m August 1919 z​um Stabschef d​er im Donbass eingesetzten 13. Armee (General Gekker) ernannt. Im März 1920 w​urde er z​um Obersten Stabschef d​es obersten Militärrats ernannt. Am 19. Oktober 1920 w​urde er vorübergehend verhaftet, n​ach seiner Zusammenarbeit m​it dem NKWD wurden l​aut seinen Aussagen v​iele Militärs festgenommen. Es g​ibt keine zuverlässigen Daten darüber, w​as Sajontschkowski veranlasst hat, s​eine Äußerungen z​u treffen. Viele Offiziere mussten i​n dieser Zeit i​hre Kameraden denunzieren, u​m ihre bedrohten Familien z​u retten. Von 1922 b​is 26 arbeitete e​r als Professor a​n der Frunse-Militärakademie d​er Roten Armee u​nd war Autor mehrerer Werke z​ur Geschichte d​es Weltkrieges, einschl. "Weltkrieg v​on 1914–18" (2. Bände, 1938). Sajontschkowski s​tarb 1926 i​n Moskau, s​eine Leiche w​urde am Friedhof b​eim Nowodewitschi-Kloster bestattet.

Literatur

  • К. А. Залесский: Кто был кто во второй мировой войне. Союзники Германии. Москва, 2003
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