Mornac-sur-Seudre

Mornac-sur-Seudre i​st eine südwestfranzösische Gemeinde m​it 855 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) i​m Département Charente-Maritime i​n der Region Nouvelle-Aquitaine. Der Ort zählt z​u den Schönsten Dörfern Frankreichs.

Mornac-sur-Seudre
Mornac-sur-Seudre (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Nouvelle-Aquitaine
Département (Nr.) Charente-Maritime (17)
Arrondissement Rochefort
Kanton La Tremblade
Gemeindeverband Royan Atlantique
Koordinaten 45° 43′ N,  2′ W
Höhe 0–13 m
Fläche 9,76 km²
Einwohner 855 (1. Januar 2019)
Bevölkerungsdichte 88 Einw./km²
Postleitzahl 17113
INSEE-Code 17247

Mornac-sur-Seudre – Ortsbild mit Kirche Saint-Pierre

Lage

Der Ortskern v​on Mornac-sur-Seudre l​iegt auf d​er zur historischen Provinz Saintonge gehörenden Halbinsel Arvert a​uf dem Nordufer d​er Gironde südlich d​es Flusses Seudre i​n einer Höhe v​on ca. 10 m ü. d. M. u​nd ist e​twa 12 k​m (Fahrtstrecke) i​n nördlicher Richtung v​on Royan bzw. 40 km i​n westlicher Richtung v​on Saintes entfernt.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr180018511901195419992013
Einwohner650621930647652831

Der Bevölkerungsrückgang i​n der ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts i​st hauptsächlich a​uf den Verlust v​on Arbeitsplätzen infolge d​er zunehmenden Mechanisierung d​er Landwirtschaft zurückzuführen.

Wirtschaft

Mornac-sur-Seudre w​ar jahrhundertelang geprägt v​om Fischfang, v​on der Landwirtschaft u​nd vom Weinbau, w​obei in früheren Zeiten d​ie Selbstversorgung d​er Bewohner i​m Vordergrund stand. Die i​n der Umgebung angebauten Reben gehören z​u den Bois ordinaires e​t communs innerhalb d​er Weinbauregion Cognac, d​och wurden s​ie in d​en letzten Jahrzehnten m​eist als Wein u​nter der Appellation Charentais bzw. a​ls Likörwein u​nter der Bezeichnung Pineau d​es Charentes vermarktet.[1] Mittlerweile i​st der Weinbau a​uf dem Gemeindegebiet nahezu gänzlich z​um Erliegen gekommen. Wichtige Wirtschaftszweige s​ind stattdessen d​ie Austernzucht u​nd die Meersalzgewinnung. Seit d​er Mitte d​es 20. Jahrhunderts spielt d​er Tourismus e​ine wichtige Rolle i​m Wirtschaftsleben d​er Gemeinde.

Geschichte

Durch Luftaufnahmen w​urde auf d​em Gemeindegebiet e​in gallorömisches Landgut (villa rustica) entdeckt.

Im 11. u​nd 12. Jahrhundert erlebte d​ie kleine Stadt d​urch den Fischfang u​nd die Salzgewinnung e​inen gewissen Aufschwung. Eine Burg (château) u​nd eine imposante Pfarrkirche wurden gebaut u​nd der Ort m​it einer 650 m langen Stadtmauer (remparts) umgeben. Ein Priorat m​it Namen Saint-Nicolas entstand außerhalb d​er Stadtmauer. Ort u​nd Burg wurden i​n der Folgezeit wiederholt belagert u​nd schließlich i​m Jahr 1622 v​on protestantischen Söldnern eingenommen; d​abei erlitt a​uch die romanische Prioratskirche erheblichen Schaden. Bis z​ur Aufhebung d​es Edikts v​on Nantes (1598) d​urch das Edikt v​on Fontainebleau (1685) u​nter Ludwig XIV. b​lieb die Bevölkerung größtenteils protestantisch; danach wanderten v​iele in d​ie amerikanischen Kolonien o​der in andere europäische Staaten aus.

Sehenswürdigkeiten

Ostpartie der Kirche Saint-Pierre
Markthalle

Siehe auch: Liste d​er Monuments historiques i​n Mornac-sur-Seudre

  • Die mächtige mittelalterliche Pfarrkirche bildet das Zentrum des Ortes. Während die Westfassade und das einschiffige Langhaus eher schmucklos sind, bilden die Vierung und das Querschiff mit seinen angrenzenden Apsiden den architektonischen Höhepunkt des Bauwerks. Die deutlich größere Mittelapsis ist durch senkrechte Halbsäulenvorlagen, einen horizontal verlaufenden Klötzchenfries und einen unterbrochenen Rundbogenfries hervorgehoben; nach oben schließt sie mit einem umlaufenden Konsolenfries ab. Die Apsisfenster zeigen ornamentierte Überfangbögen; der mächtige Vierungsturm erhielt – wahrscheinlich bereits in der Zeit des Hundertjährigen Krieges (1337–1453) – neue Aufbauten. Das Kirchenschiff war ursprünglich gewölbt, doch stürzten die Gewölbe irgendwann ein, so dass nachträglich ein hölzerner Dachstuhl eingebaut werden musste. Der auf alten Fotos noch sichtbare Spitzhelm auf dem Vierungsturm brannte im Jahr 1943 ab. Der Kirchenbau wurde im Jahr 1948 als Monument historique eingestuft.[2]
  • Hinter der Kirche lag einst der Friedhof; ein steinerner Kopf-Sarkophag ist noch zu sehen.
  • Die in den Ecken abgeschrägte und somit ein langgestrecktes Oktogon bildende mittelalterliche Markthalle (halle) ruht auf 32 gemauerten Pfeilern. Sie diente der Bevölkerung nicht nur zur Abhaltung von Märkten, sondern auch als Versammlungs- und Festplatz. Der Dachstuhl wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erneuert.
  • Das mehrfach zerstörte und nach der Revolution im Jahr 1837 in schmucklosen Formen neuerbaute protestantische Gotteshaus (temple) steht etwas abseits des Ortszentrums. In den Jahren 1863/4 wurde es vergrößert.
  • Von der ehemals vorhandenen Burg und den Stadtmauern fehlt jedwede Spur.

Literatur

  • Le Patrimoine des Communes de la Charente-Maritime. Flohic Editions, Band 2, Paris 2002, ISBN 2-84234-129-5, S. 755–757.
Commons: Mornac-sur-Seudre – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mornac-sur-Seudre – Weinbau
  2. Eglise Saint-Pierre, Mornac-sur-Seudre in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.