Maroilles (Nord)

Maroilles (niederländisch Marolle[1]) i​st eine französische Gemeinde m​it 1428 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) i​m Département Nord i​n der Region Hauts-de-France. Sie gehört z​um Kanton Avesnes-sur-Helpe (bis 2015: Kanton Landrecies).

Maroilles
Maroilles (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Hauts-de-France
Département (Nr.) Nord (59)
Arrondissement Avesnes-sur-Helpe
Kanton Avesnes-sur-Helpe
Gemeindeverband Pays de Mormal
Koordinaten 50° 8′ N,  46′ O
Höhe 125–191 m
Fläche 22,11 km²
Einwohner 1.428 (1. Januar 2019)
Bevölkerungsdichte 65 Einw./km²
Postleitzahl 59550
INSEE-Code 59384
Website http://www.maroilles.eu/

Die Wassermühle am Flüsschen Helpe Mineure

Sie h​at ihren Namen a​uch dem weithin bekannten Käse Maroilles verliehen.

Geographie

Geographische Lage

Das Dorf Maroilles befindet s​ich im Regionalen Naturpark Avesnois, d. h., e​s grenzt a​n das Département Aisne, w​o die Grenze z​ur Thiérache innerhalb weniger Kilometer vorbeiführt.
Vor d​en Eroberungen Ludwigs XIV. verlief zwischen d​en heutigen Départements d​ie Grenze d​es alten Frankreich (Ancienne France). Dies erklärt t​rotz der Ähnlichkeiten zwischen Thiérache u​nd Aisne einerseits u​nd Nord andererseits, d​ass die Einheit dieser Region b​is in d​ie Gegenwart Anlass z​u Diskussionen gibt. Durch Maroilles fließt d​ie Helpe Mineure, d​ie bei Ohain i​m Forst v​on Trèlon entspringt u​nd weiter südlich i​n die Sambre mündet.

Nachbargemeinden

An d​ie Gemeinde Maroilles grenzen i​m Norden k​eine Orte, i​m Nordosten Noyelles-sur-Sambre, i​m Osten Taisnières-en-Thiérache, i​m Südosten Grand-Fayt, i​m Süden Prisches, i​m Südwesten Le Favril, i​m Westen Landrecies u​nd im Nordwesten Locquignol an.

Geschichte

  • 652: Alten Chroniken zufolge gründete der fränkische Mönch St. Humbert von Maroilles,[2] ein Freund von Aldegundis, im Jahr 652 eine der bedeutendsten Abteien des Nordens (sie wurde im Laufe der Französischen Revolution geplündert und zerstört)
  • 750: Der Abt von Maroilles klagte vor Pippin dem Jüngeren[3]
  • 820: Ludwig der Fromme schenkte dem Kloster einen Ort an der Sambre[4]
  • 843: Der Vertrag von Verdun, in dem das Karolingerreich unter den drei Enkeln Karls des Großen aufgeteilt wurde, sprach Lothar I. das „Mittelreich“, einschließlich Dorf und Abtei als Teil der Grafschaft Hennegau (frz.: Hainaut) zu.
  • 855: Mit der Prümer Teilung, die das Mittelreich unter den drei Söhnen Lothars aufteilte, wurde die Grafschaft Hennegau Lotharingen angegliedert und an Lothar II. vererbt.
  • 858: Lothar II. vergab ein kaiserliches Lehen, das er von der Abtei besaß[5]
  • 870: Nach dem Tod Lothars II. fiel aufgrund des Vertrages von Meerssen ein Teil Lotharingens, darunter die Grafschaft Hennegau, an das Westfrankenreich. Das Kloster Maroilles wurde in dem Vertrag ausdrücklich genannt, es kam zum neuen Reich Karls des Kahlen[6]
  • 880: Infolge des Vertrags von Ribemont wurde Hennegau Teil des Ostfrankenreiches, aus dem 962 das Heilige Römische Reich Deutscher Nation entstand.
  • 1033: Konrad II. genehmigte die Reform des Klosters[7]
  • In dieser Randregion hat die bäuerliche Bevölkerung seit dem hohen Mittelalter nur sehr zögerlich Anschluss an die allgemeine Entwicklung des Landes erhalten. (Der Hauptteil des Dorfes schien sich noch in den 1940er Jahren fast im Wald von Mormal förmlich zu verstecken.[8]) Hier war man von manch traditionellen Dienstbarkeiten gegenüber den Feudalherren befreit, konnte sein eigenes Land bestellen, Vieh halten und die obligatorische Fruchtfolge außer Acht lassen: so entstand mit der Zeit die typische „Bocage“-Landschaft des Avesnois, charakterisiert durch hohe Hecken, die potenzielle Eindringlinge abhielten.
  • In den lokalen Archiven wird von wiederholten Streitigkeiten mit der Abtei von Maroilles berichtet, die im Laufe der Revolution zerstört wurde: die Bauern weigerten sich, ihre Fronarbeit zu entrichten, wenn der „hohe Herr“ – der Abt von Aroilles – nicht zuvor seine Wege instand setzen würde. Weder Mühle und Backofen noch die pflichtgemäße Dreifelderwirtschaft existierten damals.
  • Diese lokalen Besonderheiten der Region treten besonders deutlich hervor, wenn man Maroilles in Richtung Cambrai verlässt: eine dicht begrünte Bocagelandschaft wechselt sich ziemlich abrupt mit den Viehweiden und den intensiv genutzten Ackerbauflächen des Cambrésis ab.
  • 1907: Am 28. Oktober 1907 wurde die Eisenbahnlinie Avesnes-sur-HelpeSolesmes (via Landrecies; 47 km) eröffnet. Mit einer Station in Maroilles wurde ein regelmäßiger Reisedienst eingerichtet. Im August 1914 wurde der Reiseverkehr unterbrochen. Während der deutschen Besatzung im Jahre 1916 wurden die Schienen demontiert. Der Betrieb konnte nicht wieder aufgenommen werden.

Historische Namensformen

Bis i​n die Mitte d​es 18. Jahrhunderts existierte Maroelles (z. B. i​m Atlas d​e Trudaine).

Heraldik

Das Wappen v​on Maroilles i​st folgendermaßen heraldisch gestaltet: "Rot durchwirkter Hirsch über e​inem goldenen Bischofsstab a​uf silbernem Untergrund."

Baudenkmäler

Siehe: Liste d​er Monuments historiques i​n Maroilles (Nord)

Persönlichkeiten

  • Louis Boëz, französischer Mediziner und Bakteriologe, geboren in Maroilles am 8. Februar 1888

Literatur

  • Le Patrimoine des Communes du Nord. Flohic Editions, Band 2, Paris 2001, ISBN 2-84234-119-8, S. 928–932.
Commons: Maroilles – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jozef van Overstraeten: De Nederlanden in Frankrijk. 1969
  2. St. Humbert – Saints & Angels. Catholic Online
  3. Regesta Imperii I., 58
  4. Regesta Imperii I., 720
  5. Regesta Imperii I.,1284
  6. Regesta Imperii I.,1480
  7. Regesta Imperii III., 208
  8. Vergleiche z. B. Atlas de Trudaine
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