Sambre
Die Sambre (niederländisch Samber) ist ein 193 Kilometer langer Fluss in Frankreich (88 km) und Belgien (105 km). Unterhalb ihrer Quelle im nordfranzösischen Département Aisne durchquert sie das Département Nord, tritt bei Jeumont nach Belgien über und mündet bei Namur als größter linker Nebenfluss in die Maas.
Verlauf
Ehemaliger und heutiger Oberlauf
Ursprünglich entsprang die Sambre am Nordrand des Forêt du Nouvion, knapp zwei Kilometer südöstlich ihrer heutigen Quelle. Der alte Oberlauf wurde aber im 16. Jahrhundert von den Herzögen von Guise in Richtung Oise umgeleitet, um die Wasserversorgung der Mühlen von Étreux zu verbessern und heißt seither Ancienne Sambre (etwa: „Sambre-Altarm“). Durch das zur Umleitung genutzte Tal wurde 1834–1839 auch noch der Canal de la Sambre à l’Oise (deutsch: Sambre-Oise-Kanal) gebaut. Nach Erreichen des Kanals (zwischen den Dörfern Boué-la-Marsaude und Etreux) fließt das Flüsschen unter dem Namen Morteau neben diesem zum Noirrieu („Schwarzbach“).
Die Sambre entspringt heute in 215 Metern Höhe als Ruisseau de France („Bach von Frankreich“), auch Rieu de Robissieu oder Nouvelle Sambre („Neue Sambre“), im Wäldchen La Haie Equiverlesse, 4 Kilometer östlich von Le Nouvion-en-Thiérache. Der heutige Oberlauf erreicht 14 Kilometer weiter unterhalb die seit der Ableitung nur noch vom Kanal genutzte Niederung bei Oisy, zwei Kilometer nördlich des ehemaligen Oberlaufs.
Weiterer Verlauf
Auf den ersten 16 Kilometern durch die Sambreniederung bis Landrecies verlaufen Sambre und Kanal nebeneinander.
Von dort bis zur Mündung in die Maas ist die Sambre selbst als Schifffahrtsstraße kanalisiert, mit zwei Schleusen in Frankreich und 16 Schleusen in Belgien, davon 10 oberhalb von Charleroi-Monceau. Im 19. und 20. Jahrhundert war sie einer der Haupttransportwege im südbelgischen Kohlerevier. Ab Berlaimont ist der Talgrund eng. Die im weiteren Verlauf berührten Städte Hautmont und Maubeuge gehören zum nordfranzösischen Industriegürtel.
Im belgischen Wallonien fließt die Sambre durch die Provinzen Hennegau und Namur. Der Talabschnitt um das Städtchen Thuin im Hennegau ist noch eher ländlich geprägt. Weiter östlich tritt sie in den Ballungsraum der Großstadt Charleroi ein, wo zwischen dem heutigen Stadtteil Monceau-sur-Sambre und dem Stadtzentrum der durch das Tal des Sambre-Nebenflusses Pieton verlaufende Kanal Charleroi-Brüssel anschließt. Durch stark zersiedelte Talräume erreicht die Sambre Namur, wo sie in 45 m. ü. M. in die Maas mündet.
Geschichtliches
Vor allem in älterer Forschungsliteratur wurde angenommen, dass ein von Gaius Iulius Caesar in seinem Kommentar zum Gallischen Krieg[3] Sabis genannter Fluss mit der Sambre identisch sei.[4] An diesem Fluss schlug Caesar 57 v. Chr. in einem schweren Kampf die Nervier und deren Verbündete, die Atrebaten und Viromanduer. Nach einer übertreibenden Bemerkung des römischen Feldherrn seien die Nervier dabei fast vollständig vernichtet worden.[5] Die neuere Forschung neigt eher zur Meinung, dass Caesar seinen Sieg über die Nervier nicht an der Sambre, sondern an der Selle, einem Nebenfluss der Schelde, errang.[6]
Vom 10. Mai bis zum 4. Juni 1794 durchbrachen die Franzosen unter Jourdan die Sambre-Linie der Alliierten durch die Gefechte bei Rouvroy, Merbes-le-Château und Gosselies.[7] Auch im 20. Jahrhundert fanden an der Ufer der Sambre verschiedene militärische Auseinandersetzungen statt, so während des Ersten Weltkriegs im August 1914 die erste und im November 1918 die zweite Schlacht an der Sambre sowie während der Frühphase des Zweiten Weltkriegs im Mai 1940 eine weitere Schlacht an der Sambre.
Eponyme
Der am 15. Dezember 1979 entdeckte Asteroid (4016) Sambre trägt seit 1991 den Namen des Flusses.[8]
Weblinks
Einzelnachweise
- SAGE de la Sambre: Les grandes caractéristiques du Bassin versant (Memento des Originals vom 25. Juni 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Stand: 8. Juni 2012.
- Ministère de la Région wallonne: Etat des lieux du sous-bassin hydrographique Sambre (PDF; 6,4 MB), 2005, Stand: 8. Juni 2012.
- Gaius Iulius Caesar, De bello Gallico 2,16,1 und 2,18,1.
- So z. B. Johann Baptist Keune: Sabis 1. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I A,2, Stuttgart 1920, Sp. 1604.
- Gaius Iulius Caesar, De bello Gallico 2,16-27; Titus Livius, Ab urbe condita, Periocha 104; Appian, Keltika 1,11; Plutarch, Caesar 20.
- Maurice-Aurelien Arnould: La Bataille du Sabis (57 avant notre ère). In: Revue belge de philologie et d’histoire. Band 20, Nummer 1–2, 1941, S. 29–106; Pierre Turquin: La Bataille de la Selle (du Sabis) en l’An 57 avant J.-C. In: Les Études Classiques. Band 23, Nummer 2, 1955, S. 113–156; Michel Rambaud: L’art de la déformation historique dans les Commentaires de César. 1966, S. 420 ff.
- Sambre. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage, 1902–1908, Band 17, S. 516.
- Minor Planet Circ. 19336