Mölkau
Mölkau ist ein Stadtteil im Osten von Leipzig. Er umfasst die Gemarkungen Mölkau und Zweinaundorf. Am 1. Januar 1999 wurde Mölkau nach Leipzig eingemeindet.
Lage
Mölkau grenzt im Westen an den Ortsteil Anger-Crottendorf, im Nordwesten an Sellerhausen-Stünz, im Norden an Paunsdorf und Engelsdorf, im Osten an Baalsdorf und im Süden an Holzhausen und Stötteritz.
An dem kleinen Wasserlauf der Östlichen Rietzschke gelegen, erhält Mölkau seine landschaftliche Prägung von der im Osten Leipzigs typischen flachwelligen Ebene, die sich zwischen Parthe und Pleiße bis hin zu den Brandis-Naunhofer Wäldern erstreckt.
Geschichte
Das Dorf Mölkau wurde erstmals 1324 als (in) Mylkowe urkundlich erwähnt. Das Gut war einst ein Sitz derer von Milkau, die dem Ort ihren Namen gaben. Der Name ist letztlich slawischen Ursprungs und stammt vom Personennamen *Milk, einer Kurzform von mit mil- (lieb) gebildeten Namen, z. B. Miloslav.[1]
Während der Völkerschlacht 1813 wurden das Herrenhaus und der Gutspark stark zerstört. Eine Gedenktafel im Park sowie der Apelstein Nr. 39 auf dem historischen Bergfriedhof erinnern an die Schlacht. Mölkau lag bis 1856 im kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Kreisamt Leipzig.[2] Ab 1856 gehörte der Ort zum Gerichtsamt Leipzig I und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Leipzig.[3] Mölkaus Siedlungs- und Infrastruktur wurde seit der vorletzten Jahrhundertwende entscheidend von der Nähe zur Handels- und Industriestadt Leipzig beeinflusst. 1892 eröffneten Max und Richard Zimmermann in Mölkau eine Klavierfabrik. 1926 wurde das von Hans Heinrich Grotjahn entworfene Rathaus fertiggestellt.
Zum 1. Januar 1934 wurde Zweinaundorf nach Mölkau eingemeindet und brachte damit seine Geschichte ein. Das Gut Zweinaundorf (heute: Stadtgut Leipzig Mölkau) bewirtschaftet heute 150 ha mit ökologischer Landwirtschaft. Auf dem Gelände des Gutes befindet sich ein großer Landschaftspark, ein Kindergarten und eine Tierheilpraxis. Am 12. September 1840 verbrachten Robert Schumann und Clara Schumann nach ihrer Eheschließung in der Gedächtniskirche Schönefeld den Nachmittag im Park des Gutshofes.
Der jetzige Bahnhof Leipzig-Mölkau wurde 1887 als Haltepunkt Zweinaundorf an der neu erbauten Eisenbahnstrecke Leipzig–Chemnitz eröffnet.
Das 1989 in einem Fachwerkhaus in der Gottschalkstraße 9 von dem Fotografen Peter Langer eingerichtete Kamera- und Fotomuseum zeigte bis 2013 u. a. seine Sammlung historischer Fototechnik. Inzwischen befindet sich das Deutsche Fotomuseum im agra-Park in Markkleeberg. Seit 1999 ist Mölkau ein Stadtteil von Leipzig.
Wahlergebnisse
Die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2021 in Mölkau betrug 82,6 % und lag damit 7,8 Prozentpunkte über der des Wahlkreises 152, zu dem Mölkau gehört. Bei den Zweitstimmen wurde die SPD mit einem Vorsprung von 1,5 % zur CDU stärkste Partei. Im Vergleich zum Wahlkreis erhielten die Grünen (−5,8 %) und die LINKE (−5,5 %) in Mölkau vergleichsweise wenige, die CDU (+7,1 %) und die FDP (+ 2,3 %) vergleichsweise viele Stimmen.[4]
Wahlergebnis Bundestagswahl 2021 (Zweitstimmen in Prozent) | |||||||||||||
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Partei | CDU | LINKE | AfD | SPD | Grüne | FDP | Sonstige | ||||||
Mölkau | 22,1 | 7,1 | 16,6 | 23,6 | 9,7 | 12,9 | 7,9 | ||||||
Wahlkreis 152 | 15,0 | 12,6 | 15,6 | 20,9 | 15,5 | 10,6 | 9,8 | ||||||
Bei Wahlen zum Sächsischen Landtag gehört Mölkau zum Wahlkreis Leipzig 1. Bei Kommunalwahlen besteht nicht nur Stimmrecht für den Leipziger Stadtrat, sondern auch für den Ortschaftsrat Mölkau.
Die Ortschaftsräte sind ein Teilorgan der Stadt Leipzig. Zusammen mit der Wahl der Stadträte findet in den Ortschaften die Wahl der Mitglieder der Ortschaftsräte statt. Der Vorsitzende wird als Ortsvorsteher alle fünf Jahre von den Mitgliedern des Ortschaftsrates gewählt. Der Ortschaftsrat selbst wird von den Wählern in direkter Wahl gewählt, der Vorsitzende in indirekter Wahl.
Gedenkstätten
- Grabanlage und Denkmal auf dem Friedhof an der Engelsdorfer Straße für 23 Frauen und Männer aus Polen, Belgien, Frankreich und den Niederlanden, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden
- Relief-Ensemble vor dem Schulgebäude in der Schulstraße von dem Bildhauer Günter Schütz zur Erinnerung an den kommunistischen Reichstagsabgeordneten Ernst Schneller, der 1944 im KZ Sachsenhausen ermordet wurde
Impressionen
- Die Rietzschke
- Der Apelstein im Bergfriedhof
- Das Stadtgut Leipzig-Mölkau
- Im Innenhof des Stadtguts
- Skulptur im Stadtgut
- Gedenktafel im Gutshof Mölkau
- Gedenktafel zur Völkerschlacht
- Das ehemalige Fotomuseum
Persönlichkeiten
- Hans Michael Bungter (1896–1969), Maler und Grafiker
- Werner Emmerich (1908–1968), Historiker
- Fritz Wehrmann (1919–1945), Marinesoldat, Opfer der deutschen Marinejustiz
Weblinks
- Mölkau im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Informationswebseite Mein Stadtteil der Stadt Leipzig für Mölkau
- E-Paper-Archiv des Mölkauer Gemeindeblatts, hrsg. vom Ortschaftsrat
Einzelnachweise
- Vera Denzer, Andreas Dix, Haik Thomas Porada (Hg.): Leipzig. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Leipzig. Böhlau: Köln/Weimar/Wien 2015. S. 287.
- Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0, S. 60 f.
- Die Amtshauptmannschaft Leipzig im Gemeindeverzeichnis 1900
- Leipziger Volkszeitung, So hat Leipzig gewählt, 28. September 2021