Abtnaundorf
Abtnaundorf ist ein Leipziger Stadtteil im Nordosten der Stadt. Es bildet verwaltungsmäßig zusammen mit einem Teil von Schönefeld den Ortsteil Schönefeld-Abtnaundorf im Stadtbezirk Nordost.
Lage
Abtnaundorf liegt etwa 4,5 Kilometer vom Stadtzentrum Leipzigs entfernt in der Flussaue der Parthe. Es wird umgrenzt von Schönefeld, Mockau und Thekla.
Geschichte
Naundorf war ein altes Dorf mit Gut, das im 13. Jahrhundert an das Peterskloster Merseburg kam und so das „Abt“ im Namen erhielt. Das Kloster verpachtete das Gut mehrfach, das dann mitunter den Namen des Pächters annahm (Wognaundorff). Um 1540 wurde das zum Gut gehörige Vorwerk Heiterblick errichtet. Nach der Reformation wechselte das Gut häufig den Besitzer, ab 1696 gehörte es längere Zeit Johann Ernst Kregel von Sternbach. 1789 wurde es schließlich von Christian Gottlob Frege II (1747–1816) erworben, dem Sohn des Bankiers Christian Gottlob Frege (1715–1782), und blieb bis 1916 im Besitz der Familie. Bereits ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurden Teile des ausgedehnten Landschaftsparks zwischen Dorf und Parthe angelegt. In der Völkerschlacht bei Leipzig wurde Abtnaundorf bei den Kämpfen am 18. Oktober 1813 stark in Mitleidenschaft gezogen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann die Landhaus- und Villenbebauung, und nach Inkrafttreten der Sächsischen Landgemeindeordnung von 1838 erfolgte 1839 die Wahl des ersten Gemeinderates. Der Ort gehörte bis 1856 zum kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Kreisamt Leipzig.[1] Im 19. Jahrhundert war Abtnaundorf mit seinem öffentlich zugänglichen Gutspark ein beliebtes, über die Parthewiesen zu erreichendes Ausflugsziel der Leipziger. Der inzwischen zum Landschaftsschutzgebiet erklärte Abtnaundorfer Park zieht besonders an den Wochenenden mit neu angelegten Rad- und Wanderwegen viele Besucher an. Zwischen 1889 und 1891 wurde am nordöstlichen Ende der Kastanienallee (heute Reiterallee) ein Mausoleum für die Familie Frege errichtet, das nach 1945 zerstört wurde.[2] 1892/93 wurde unter Arnold Woldemar von Frege-Weltzien (1841–1916) das Herrenhaus des Gutes abgerissen und als Schloss neu aufgeführt (Architekt: Peter Dybwad). 1930 wurde Abtnaundorf nach Leipzig eingemeindet.
1943 wurde in Abtnaundorf ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald errichtet, dessen Insassen in den Erla-Flugzeugwerken in Heiterblick zur Rüstungsproduktion gezwungen wurden. Vor dem Herannahen der amerikanischen Truppen wurden die etwa 500 Häftlinge auf einen Todesmarsch in Richtung Wurzen getrieben. Die verbliebenen kranken und marschunfähigen Häftlinge wurden während des Massakers von Abtnaundorf bestialisch ermordet (Mahnmal an der Theklaer Straße).
1947 wurde das Rittergut zum Stadtgut, und das Schloss wurde zur Lehrerausbildung und als Krankenhaus genutzt. Von 1966 bis 1996 war hier die Kinderabteilung des Krankenhauses St. Georg. Seit 1998 wurde das Anwesen von einem privaten Investor in eine komfortable Wohnanlage entwickelt. Zwischenzeitlich wurde das Schloss von einem neuen Eigentümer erneut aufwändig saniert und ist für die Öffentlichkeit einschließlich Schlosspark nicht mehr zugänglich.
Der von 1992 bis 1995 erschlossene Gewerbepark Nordost (u. a. VNG – Verbundnetz Gas, Ernst Klett Schulbuchverlag) liegt zum größten Teil auf der Flur des ehemaligen Rittergutes Abtnaundorf.
Kunst
Die Installation „doppelt hell an dunklen Ufern“ im Rahmen des Projektes „KunstParcours und ParkNetzwerk Parthe“ erinnert an Clara Schumann.[3]
Sport
In Abtnaundorf befindet sich die Sportschule „Egidius Braun“ des Sächsischen Fußball-Verbandes e.V. (SFV). Sie wurde von 1958 bis 1966 erbaut. Das acht Hektar große Sportschulgelände beherbergt die größte Kunstrasenhalle Deutschlands mit einer Größe von 90 m × 60 m, zwei Rasenplätze, einen Kunstrasenplatz mit Flutlicht sowie ein Hotel.
Auf dem Gelände der Sportschule befindet sich auch das Steffi-Graf-Nachwuchszentrum des Sächsischen Tennis-Verbandes.
Der sich auf der Heiterblickstraße 17 befindende Reit- und Fahrverein „Herodot“ Leipzig e. V. führt jährlich Reit- und Springturniere durch.
Literatur
- Horst Riedel, Thomas Nabert (Red.): Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. 1. Auflage. Pro Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8.
- G. A. Poenicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen nach der Natur neu aufgenommen von F. Heise, Architect. I. Section: Leipziger Kreis. Leipzig, um 1860.
- Harald Otto: Welt erfahren Schönefeld-Abtnaundorf-Mockau und zurück, PRO LEIPZIG, Leipzig 2010, ISBN 978-3-936508-56-7.
- Karl-Heinz Rother, Jelena Rother: Die Erla-Werke GmbH und das Massaker von Abtnaundorf, hrsg. vom Bund der Antifaschisten e.V. (BdA), Sitz Leipzig/Stadtverband Leipzig der Verfolgten des Naziregimes (VVN), 2013.
- Michael Liebmann, Schönefeld mit Abtnaundorf, Neustadt und Neuschönefeld. Ein Leipziger Stadtteillexikon, hrsg. im Auftrag von Pro Leipzig e. V., 2019. ISBN 978-3-945027-33-2
- Greta Paulsen, Das Rittergut Abtnaundorf 1789–1916. „Dem Auge zum Genuß, wie dem Geiste zur Beschäftigung“. In: Bürger, Gärten, Promenaden. Leipziger Gartenkultur im 18. und 19. Jahrhundert, hrsg. von Nadja Horsch und Simone Tübbecke. Passage Verlag Leipzig, 2019, ISBN 978-3-95415-085-4, S. 219–224.
Weblinks
- Abtnaundorf im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Informationswebseite Mein Stadtteil der Stadt Leipzig für Schönefeld
- Ortsteil im Leipzig-Lexikon
- Abtnaundorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 1. Band. Schumann, Zwickau 1814, S. 5–6.
- Reit- und Fahrverein Herodot
Einzelnachweise
- Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 60 f.
- Abtnaundorfer Park. In: Website der Stadt Leipzig. Abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Doppelt hell an dunklen Ufern. In: Zweckverband Parthenaue. Abgerufen am 3. Februar 2020.