Holzhausen (Leipzig)
Holzhausen ist der Ortsteil 35 im Stadtbezirk Südost sowie ein Stadtteil von Leipzig. Er entstand zum 1. Januar 1999 durch Eingemeindung der bisher selbständigen Gemeinde Holzhausen in die Stadt Leipzig.
Lage
Holzhausen umfasst die beiden Gemarkungen Holzhausen (mit dem alten Ortskern von Holzhausen) und Zuckelhausen (mit dem alten Ortskern von Zuckelhausen).
Geschichte
Gründung
Holzhausen und Zuckelhausen weisen zwei grundverschiedene Dorfkerne auf. Im 7. Jahrhundert wurde die Siedlung Zuckelhausen als Sorbisches Rundangerdorf gegründet. Der damalige Ortsname „Zschukolosa“ scheint vom sorbischen „Leute, die roden“ oder vom slawischen „trockenes Gereut“, „dürre Lehde“ abgeleitet zu sein. Bereits im 12. Jahrhundert wurde die noch heute erhaltene Kirche Zuckelhausens als romanischer Saalbau errichtet. Im Jahr 993 schenkte König Otto III. seinem Kämmerer sechs Königshufen im Dorf Holzhausen, gelegen in der Grafschaft des als Graf in Thüringen bezeichneten Markgrafen Eckehard I. von Meißen, welcher auch bei der Übergabe anwesend war. Ebenfalls war der Bischof von Merseburg, Giselher (gleichzeitig Ebf. v. Magdeburg) dabei, da das Dorf in seiner Diözese lag. Demnach existierte der vom Namen her fränkische Ort bereits, wahrscheinlich seit der Karolingerzeit. Das Dorf Holzhausen, ein Straßenangerdorf, auch als "Dorf am Wald" bezeichnet, erhielt vermutlich zwischen den Jahren 1150 und 1200 Zuzug von Flamen vom Niederrhein.
Nach der Säkularisation der Klöster im Zuge der Reformation fiel der Besitz an den Landesherren. Herzog Moritz schenkte 1544 Holzhausen, Zuckelhausen und drei weitere Dörfer der Leipziger Universität. Bis 1844 übte diese die Gerichtsbarkeit aus und empfing Naturalleistungen und Frondienste. Holzhausen lag bis 1856 im kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Kreisamt Leipzig.[1] Ab 1856 gehörte der Ort zum Gerichtsamt Leipzig I und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Leipzig.[2]
Während der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) hatten beide Dörfer viele Menschenopfer und große Zerstörung zu beklagen. Nach 1870 setzte eine rasche Bevölkerungszunahme in Holzhausen und Zuckelhausen ein.
Um 1900 wurde die Apfelsorte Edler von Leipzig in Holzhausen gezüchtet.[3]
1934 erfolgte die seit den 20er Jahren angestrebte Vereinigung von Holzhausen und Zuckelhausen. Als gemeinsamer Name wurde Holzhausen gewählt. Das Entstehen vieler attraktiver Siedlungen in den 30er Jahren führte zu einer weiteren Erhöhung der Einwohnerzahl, zeitweise über 7000. Die territoriale Ausdehnung von Holzhausen mit 12,9 Quadratkilometern ist beträchtlich.
Holzhausen in der Völkerschlacht bei Leipzig
Am Vorabend der Völkerschlacht bei Leipzig am 14. Oktober 1813 zog Napoleon seine Truppen um Leipzig zusammen. Auch in Holzhausen lagen französische Truppen und lieferten sich erste Schusswechsel mit den österreichischen Truppen General Baumgartens am Pösgraben an der Poststraße nach Grimma. Am 15. Oktober 1813 kam der französische Kaiser und Kriegsherr Napoleon von Liebertwolkwitz über Holzhausen nach Baalsdorf und inspizierte seine Truppen.
Auf Befehl Napoleons besetzten Marschall Macdonald und Divisionsgeneral Sebastiani mit dem 2. Reiterkorps am 16. Oktober 1813 den Kolmberg zwischen Liebertwolkwitz und Holzhausen. Macdonald scheiterte jedoch in Seifertshain, welches von den Österreichern unter Kavallerie-General Klenau gehalten wurde.[4]
Früh am 18. Oktober 1813 begann der Rückzugkampf Napoleons. Die Verbündeten Armeen unter Bennigsen – Russen (darunter Polen und Kosaken), Österreicher und Preußen – standen den Franzosen gegenüber, welche inzwischen den Kolmberg verlassen hatten.[5] Die von General Henri François Marie Charpentier (1769–1831) kommandierte 36. französische Infanteriedivision verteidigte sich in Holzhausen gegen den Angriff der Österreicher. Gegen Mittag gelang es russischen Divisionen, von Norden und Osten Holzhausen einzunehmen. Das ganze Dorf brannte, die Kirche und viele Bauerngüter waren zerstört. Es starben viele Bewohner auch an den Seuchen, so dass viele Güter verwaisten.
100 Jahre nach der Völkerschlacht wurde in Leipzig 1913 das Völkerschlachtdenkmal eingeweiht und in Holzhausen als Beitrag Österreichs zu den Feierlichkeiten ein bronzener kaiserlicher Doppeladler als Denkmal aufgestellt.
Ortsbild
Das Ortsbild prägen vor allem Einfamilienhäuser und kleine Villen aber auch Gutshöfe ehemaliger Großgrundbesitzer.
Infrastruktur
Die Freiwillige Feuerwehr Holzhausen und das Berggut, welches den Heimatverein Holzhausen beherbergt, liegen im Ortskern von Zuckelhausen.
In Leipzig-Holzhausen befindet sich auch eine der sechs Regionalzentralen des Deutschen Wetterdienstes[6].
Außerdem befindet sich in Holzhausen der Fernmeldeturm Leipzig der Deutschen Telekom AG.
Kirchen
Die Kirche Holzhausen und die Kirche Zuckelhausen bilden das Zentrum ihres jeweiligen Ortskerns. Neu hinzugekommen ist seit 2015 eine orthodoxe Kirche in der Russenstraße in Zuckelhausen. (siehe auch: Geschichte der Religionen in Leipzig)
Schule
Der Ortsteil verfügt über eine Grundschule mit Hort und Ganztagsangebot. Das Schulgebäude stammt aus dem Jahr 1901. Es gibt auch einen Kindergarten in Zuckelhausen namens Fuchsbau.
Verkehr
Der im Jahr 1900 eröffnete Bahnhof Holzhausen (heute Haltepunkt Leipzig-Holzhausen) liegt auf der Bahnstrecke Leipzig–Geithain. Die Regionalbahnlinie RB113 der DB Regio Südost verbindet Leipzig-Holzhausen stündlich mit dem Leipziger Hauptbahnhof und Geithain.
ÖPNV
In Holzhausen verkehren die Buslinien 74 und 172 der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB). Des Weiteren befindet sich die Haltestelle „Meusdorf“ der Straßenbahn-Linien 2 und 15 an der Stadtteilgrenze zwischen Meusdorf und Holzhausen.
Seit April 2021 bieten die LVB zusätzlich das Ridepooling-System Flexa Südost an, das auch die Nachbar-Stadtteile Probstheida und Meusdorf umfasst. Fahrten können per App oder Hotline gebucht werden. Es können viele zusätzliche, rein virtuelle Haltestellen bedient werden.
Ortschaftsrat
Die Ortschaftsräte sind ein Teilorgan der Stadt Leipzig. Zusammen mit der Wahl der Stadträte findet in den Ortschaften die Wahl der Mitglieder der Ortschaftsräte statt. Ortsvorsteher und damit Vorsitzender des Ortschaftsrates in Holzhausen ist Hans-Jürgen Raqué (CDU). Der Vorsitzende wird alle fünf Jahre von den Mitgliedern des Ortschaftsrates gewählt. Der Ortschaftsrat selbst wird von den Wählern in direkter Wahl gewählt, der Vorsitzende in indirekter Wahl. Zurzeit besteht der Ortschaftsrat aus folgenden Mitgliedern:
Wahlergebnisse
Die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2021 in Holzhausen betrug 80,0 % und lag damit etwas über der des Wahlkreises 153, zu dem Holzhausen gehört. Bei den Zweitstimmen wurde die CDU mit einem Vorsprung von 1,1 % zur SPD stärkste Partei. Im Vergleich zum Wahlkreis erhielten die die Grünen (−11,5 %) und die LINKE (−6,7 %) in Holzhausen vergleichsweise wenige, die CDU (+8,9 %), die AfD (+8,1 %) und die FDP (+ 2,7 %) vergleichsweise viele Stimmen.[7]
Wahlergebnis Bundestagswahl 2021 (Zweitstimmen in Prozent) | |||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Partei | CDU | LINKE | AfD | SPD | Grüne | FDP | Sonstige | ||||||
Holzhausen | 22,0 | 8,0 | 19,3 | 20,9 | 9,8 | 12,4 | 7,6 | ||||||
Wahlkreis 153 | 13,1 | 14,7 | 11,2 | 20,9 | 21,3 | 9,7 | 9,1 | ||||||
Bei Wahlen zum Sächsischen Landtag gehört Holzhausen zum Wahlkreis Leipzig 1. Bei Kommunalwahlen besteht nicht nur Stimmrecht für den Leipziger Stadtrat, sondern auch für den Ortschaftsrat Holzhausen.
Sport
In Holzhausen ansässige Sportvereine sind:
- FC Eintracht Holzhausen 1993 e.V. (Fußball; die erste Herrenmannschaft spielt seit 2015/2016 wieder in der Stadtklasse)
- TTC Holzhausen e.V. (Tischtennis; Die 1. Herrenmannschaft des TTC Holzhausen spielt in der Saison 2012/13 in der Regionalliga Süd)
- SV Holzhausen e.V. (Gymnastik, Judo, Kegeln)
Persönlichkeiten
- Fritz Zalisz (1893–1971), Maler, Grafiker, Bildhauer und Dichter, lebte und arbeitete in Holzhausen
- Christian Grunert (1900–1975), Gärtner und Autor, leitete in Holzhausen einen Gartenbaubetrieb
- Manfred Kobuch (1935–2018), Archivar und Historiker, geboren in Holzhausen
- Fritz Krausch (* 1938), Mathematiker und Politiker, geboren in Holzhausen
- Hellmuth Costard (1940–2000), Filmregisseur, geboren in Holzhausen
Gedenksteine für Opfer von Zwangsarbeit
Grabstätten mit Gedenksteinen auf dem Ortsfriedhof an der Zuckelhäuser Straße 3 erinnern an drei namentlich bekannte sowjetische Kriegsgefangene, die während des Zweiten Weltkrieges Opfer von Zwangsarbeit wurden.
Partnergemeinde
Partnergemeinde von Leipzig-Holzhausen ist die Gemeinde March (Breisgau) bei Freiburg im Breisgau in Baden-Württemberg.
Bilder
- Kirche Zuckelhausen am Zuckelhausener Ring
- Berggut Holzhausen
- Apelstein Nr. 7 auf dem Kolmberg
- Tafel vor der Holzhäuser Kirche zur Erinnerung an die russischen Soldaten während der Völkerschlacht
- Historische Bockwindmühle
- Orthodoxe Kirche in Zuckelhausen
Literatur
- Ingeburg Manig: Familienbuch Holzhausen mit Zuckelhausen bei Leipzig 1588–1799. Leipzig: AMF 2015 (= Mitteldeutsche Ortsfamilienbücher der AMF 81)
Weblinks
- Holzhausen (Leipzig) im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Informationswebseite Mein Stadtteil der Stadt Leipzig für Holzhausen
- E-Paper-Archiv des Holzhauseners, Informationsblatt der Ortschaft Holzhausen
- (inoffizielle) Homepage des Ortes
- Luftbilder
- Holzhausen im Leipzig-Lexikon
- Info-Seite holzhausenleipzig.de
Einzelnachweise
- Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 60 f.
- Die Amtshauptmannschaft Leipzig im Gemeindeverzeichnis 1900
- Heros Baumschulen
- Heinrich Beitzke: Geschichte der Deutschen Freiheitskriege in den Jahren 1813 und 1814, Bd. 2, Duncker & Humblot, Berlin, 3., verbesserte Aufl. 1864, S. 523–524.
- Carl Friccius: Geschichte des Krieges in den Jahren 1813 und 1814. Mit besonderer Rücksicht auf Ostpreußen und das Königsbergsche Landwehrbataillon. Bd. 1: Bis nach der Schlacht von Leipzig. Pierer, Altenburg 1843, S. 472–473.
- Regionalzentrale Leipzig (abgerufen am 4. Oktober 2010)
- Leipziger Volkszeitung, So hat Leipzig gewählt, 28. September 2021