Heiterblick
Heiterblick ist ein Stadtteil von Leipzig, der im nordöstlichen Stadtgebiet liegt und an die Stadtteile Paunsdorf, Thekla und Abtnaundorf angrenzt. Der Name bezieht sich vermutlich auf eine kleine Erhebung in der Nähe, die auf alten Karten als „Berg zum Heiterblick“ oder auch „Berg zum heiteren Blick“ bezeichnet ist.
Geschichte
Die Nutzung des Gebietes begann um 1540, als die Herren des nahe gelegenen Rittergutes Abtnaundorf an der Landstraße nach Taucha das Vorwerk Heiterer Blick errichten ließen. Das Vorwerk wurde in den Jahren 1796 bis 1800 neu errichtet und fortan – im Unterschied zu den Gebäuden des alten Abtnaundorfer Gutes – als „Neues Haus“ bezeichnet. Nachdem das Vorwerk bei den Kämpfen der Völkerschlacht abgebrannt war, wurde es wieder aufgebaut und entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugsziel vor allem für Leipziger Künstler.
1899 wurde auf dem Gelände des Vorwerks das Erziehungsheim Heiterer Blick (auch Fregestift, aus einem Legat des Juristen und Universitätsprofessor Woldemar Frege) eröffnet, das der Stadt unterstellt wurde und bis 1993 existierte. 1908 wurde an der Bahnstrecke Leipzig–Eilenburg der Haltepunkt Heiterblick (seit 1931: Leipzig-Heiterblick) eröffnet. 1927 erhielt Heiterblick Straßenbahnanschluss, als die Linie 23 nach Taucha eröffnet wurde.
Heiterblick gehörte administrativ zur Gemeinde Abtnaundorf und wurde am 1. April 1930 mit dieser zusammen nach Leipzig eingemeindet.
Ab 1935 wurde bei der Aufrüstung der Wehrmacht die Kaserne Heiterblick der Luftwaffe (Flak) erbaut. Sie wurde nach 1945 bis zum Abzug Anfang der 1990er Jahre von der Sowjetarmee weitergenutzt. Die Reste wurden 2005 abgerissen.[1]
Während bis Anfang der 1990er Jahre der ursprüngliche, hauptsächlich durch Felder und Natur geprägte Charakter des Stadtteils zum großen Teil erhalten geblieben war, bestimmen heute vor allem die Gewerbegebiete entlang der Torgauer Straße das Bild Heiterblicks, darunter das 2006 eröffnete, 75.000 m² große Amazon-Logistikzentrum.[2]
Im Rahmen der kommunalen Neugliederung Leipzigs wurde 1992 ein Ortsteil Heiterblick (innerhalb des Stadtbezirks Ost) gebildet, der neben dem historischen Stadtteil auch das nach 1990 errichtete Wohngebiet Kiebitzmark umfasst, das strukturell eher zu Paunsdorf gehört.
Industrie
1915 siedelte sich ein Zweigwerk der Automobil- und Aviatik AG an, in dem ab dem Folgejahr Militärflugzeuge gefertigt wurden. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Produktion zunächst auf Verkehrsflugzeuge umgestellt, bis diese durch die Bestimmungen des Versailler Vertrages unzulässig wurde. Anschließend produzierte die J. Mehlich AG aus Berlin in den Anlagen Einzelteile für die Automobil- und Fahrradindustrie. Am 1. Januar 1926 wurde das Werk stillgelegt und der Stadt Leipzig übertragen. Danach wurden hier die Hauptwerkstätten für die Straßenbahnen der Leipziger Verkehrsbetriebe untergebracht.
Für den Bau und die Reparatur von Flugzeugen wurde 1934 die Erla-Maschinenwerk G.m.b.H. in Leipzig-Heiterblick gegründet, die auch Betriebsteile in anderen Stadtteilen hatte. Vorläufer der Erla-Maschinenwerk G.m.b.H. war die 1933 gegründete „Eisen- und Flugzeugwerk Erla G.m.b.H.“ in Erla im Erzgebirge. Erla war hinsichtlich der gebauten Stückzahlen neben der Messerschmitt GmbH in Regensburg und den Wiener Neustädter Flugzeugwerken der größte Produzent des deutschen Standardjagdflugzeuges Messerschmitt Bf 109. Von 1943 bis April 1945 gab es Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald bei den Erla Maschinenwerken.
Wahlergebnisse
Die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2021 in Heiterblick betrug 80,5 % und lag damit 5,7 % über der des Wahlkreises 152, zu dem der Ortsteil gehört. Bei den Zweitstimmen wurde die SPD mit Abstand stärkste Partei. Im Vergleich zum Wahlkreis erhielten die Grünen (−10,0 %) und die LINKE (−4,2 %) in Heiterblick vergleichsweise wenige, die SPD (+7,5 %), die CDU (+5,7 %) und die AfD (+2,9 %) vergleichsweise viele Stimmen.[3]
Wahlergebnis Bundestagswahl 2021 (Zweitstimmen in Prozent) | |||||||||||||
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Partei | CDU | LINKE | AfD | SPD | Grüne | FDP | Sonstige | ||||||
Heiterblick | 20,7 | 8,4 | 18,5 | 28,4 | 5,5 | 11,5 | 6,9 | ||||||
Wahlkreis 152 | 15,0 | 12,6 | 15,6 | 20,9 | 15,5 | 10,6 | 9,8 | ||||||
Bei Wahlen zum Sächsischen Landtag gehört Heiterblick zum Wahlkreis Leipzig 1.
Literatur
- Horst Riedel, Thomas Nabert (Red.): Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. 1. Auflage. Pro Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8, S. 230/231.
Weblinks
- Heiterblick im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Heiterblick. In: Website der Stadt Leipzig. Abgerufen am 24. Januar 2021.
- Leipzig: Vorwerk Heiterblick. Abgerufen am 24. Januar 2021.
Einzelnachweise
- Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Objektdatenbank (eingesehen am 18. September 2017)
- Logistikzentrum Leipzig. Abgerufen am 24. Januar 2021.
- Leipziger Volkszeitung, So hat Leipzig gewählt, 28. September 2021