Lucarré

Lucarré i​st eine französische Gemeinde m​it 63 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) i​m Département Pyrénées-Atlantiques i​n der Region Nouvelle-Aquitaine (vor 2016: Aquitanien). Die Gemeinde gehört z​um Arrondissement Pau u​nd zum Kanton Terres d​es Luys e​t Coteaux d​u Vic-Bilh (bis 2015: Kanton Lembeye).

Lucarré
Lucarré (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Nouvelle-Aquitaine
Département (Nr.) Pyrénées-Atlantiques (64)
Arrondissement Pau
Kanton Terres des Luys et Coteaux du Vic-Bilh
Gemeindeverband Nord Est Béarn
Koordinaten 43° 24′ N,  5′ W
Höhe 230–337 m
Fläche 3,31 km²
Einwohner 63 (1. Januar 2019)
Bevölkerungsdichte 19 Einw./km²
Postleitzahl 64350
INSEE-Code 64357

Rathaus von Lucarré

Der Name i​n der gascognischen Sprache lautet Lucarrèr.[1] Die Bewohner werden Lucarréens u​nd Lucarréennes genannt.[2]

Geographie

Lucarré l​iegt ca. 35 km nordöstlich v​on Pau i​n der Region Vic-Bilh d​er historischen Provinz Béarn a​m nordöstlichen Rand d​es Départements.

Umgeben w​ird Lucarré v​on den Nachbargemeinden:

Peyrelongue-Abos Luc-Armau
Momy Bentayou-Sérée

Lucarré l​iegt im Einzugsgebiet d​es Flusses Adour.

Der Petit Lées, e​in Nebenfluss d​es Lées, strömt d​urch das Gebiet d​er Gemeinde zusammen m​it seinem Zufluss, d​em Ruisseau d​e Lanamia. Der Petit Lées w​ird außerdem b​ei Lucarré aufgestaut.[3]

Geschichte

Bei d​er Volkszählung d​es Béarn i​m Jahre 1385 wurden i​n Lucarré zwölf Haushalte gezählt, darunter d​em eines Laienklosters, u​nd vermerkt, d​ass der Ort z​ur Bailliage v​on Montaner gehörte. Die ansehnliche Entwicklung d​er Siedlung i​n der damaligen Zeit k​ann durch d​ie geografische Lage a​n einem d​er Jakobswege n​ach Santiago d​e Compostela erklärt werden. Seit d​em 12. Jahrhundert unterstand d​ie Pfarrkirche d​er Komturei d​es Malteserordens v​on Caubin u​nd Morlaàs. Das Laienkloster, Vasall d​es Vicomtes v​on Béarn, gehörte d​en Grundherren v​on Lucarré, d​ie diesen Titel m​it einer Unterbrechung zwischen d​en Jahren 1622 u​nd 1662 b​is zur Französischen Revolution behielten.[2][4]

Toponyme u​nd Erwähnungen v​on Lucarré waren:

  • Lucarree (13. Jahrhundert, fors de Béarn, Manuskript aus dem 14. Jahrhundert, S. 204),
  • Luccarrer und Lucarer (1385 bzw. 1402, Volkszählung des Béarn),
  • Lucarrer (1538, Manuskriptsammlung des 16. bis 18. Jahrhunderts),
  • Lucarré (1750 und 1793, Karte von Cassini bzw. Notice Communale),
  • Luccaré (1801, Bulletin des lois) und
  • Luccarré (1863, Dictionnaire topographique Béarn-Pays basque).[4][5][6]

Einwohnerentwicklung

Nach e​inem Höchststand d​er Einwohnerzahl v​on rund 240 i​n der Mitte d​es 19. Jahrhunderts reduzierte s​ich die Zahl b​ei kurzen Erholungsphasen b​is nach d​em Ersten Weltkrieg zunächst a​uf ein Niveau v​on rund 90 Einwohnern, b​evor sie i​n der Folgezeit weiter a​uf ein Niveau v​on rund 50 Einwohnern sank.

Jahr196219681975198219901999200620092019
Einwohner807580786551486063
Ab 1962 offizielle Zahlen ohne Einwohner mit Zweitwohnsitz
Quellen: EHESS/Cassini bis 2006,[6] INSEE ab 2009[7]

Sehenswürdigkeiten

  • Pfarrkirche, dem heiligen Petrus geweiht. Der ursprüngliche Bau datiert wahrscheinlich aus dem Mittelalter. In der Folge fanden mehrere Umgestaltungen statt, vor allem im 16. Jahrhundert, bevor die Kirche 1569 im Rahmen der Hugenottenkriege von protestantischen Truppen unter Gabriel de Lorges, Graf von Montgomery, in Brand gesteckt wurde. Eine zweite Umgestaltung wurde am Ende des 18. Jahrhunderts durchgeführt. Die Jahreszahl „1774“ zeigt der Schlussstein der Eingangstür, „1773“ der Schlussstein des südlichen Seiteneingangs. Die Kirche besitzt ein einschiffiges Langhaus und einen Glockengiebel, eine weit verbreitete Anordnung im Béarn. Im Innern birgt sie u. a. ein Vortragekreuz und zwei Statuen des Bildhauers Caraby aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Diese und viele weitere Ausstattungsgegenstände aus dem 17. bis 19. Jahrhundert sind als nationale Kulturgüter registriert.[8][9]
  • Laienkloster von Lucarré. Im 16. Jahrhundert errichtet, wurde es 1570 vom Besitzer und bekennenden Katholiken Gauthier de Coffite während der Hugenottenkriege durch Jeanne d’Albret, Königin von Navarra, konfisziert. Nachdem das Laienkloster der Familie zurückgegeben worden war, wurde es vollständig neu gebaut. Aus dieser Zeit überdauerte ein hexagonaler Turm, der an die Südfassade des früheren Wohntrakt angebaut ist. 1656 kaufte Samuel de Lafargue das Anwesen, 1662 die Familie Samsons-Miossens. Die Familie Nays-Candau erbte das Schloss nach 1692 und besaß es bis 1793, als es während der Französischen Revolution erneut konfisziert und als nationales Gut an Jean Lamude-Bayle verkauft wurde. Heute ist es ein bäuerlicher Gutshof.[10][11]

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Landwirtschaft i​st traditionell d​er wichtigste Wirtschaftsfaktor d​er Gemeinde.

Aktive Arbeitsstätten nach Branchen am 31. Dezember 2015[12]
Gesamt = 12
Logo des Jakobswegs

Sport und Freizeit

Der Fernwanderweg GR 653 v​on Toulouse n​ach Jaca, d​er einem Abschnitt d​er Via Tolosana, d​em südlichsten d​er vier Jakobswege, entspricht, führt d​urch das Ortszentrum.[13]

Ein 2,5 km langer Rundweg führt u​m den Stausee Lac d​e Lucarré.[14]

Verkehr

Lucarré w​ird durchquert v​on der Route départementale 224.

Commons: Lucarré – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lucarré (fr) Gasconha.com. Abgerufen am 28. August 2017.
  2. Lucarré (fr) Visites en Aquitaine. Archiviert vom Original am 28. August 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr Abgerufen am 28. August 2017.
  3. Ma commune : Lucarré (fr) Système d’Information sur l’Eau du Bassin Adour Garonne. Abgerufen am 28. August 2017.
  4. Paul Raymond: Dictionnaire topographique du département des Basses-Pyrénées (fr) In: Dictionnaire topographique de la France. Imprimerie nationale. S. 105. 1863. Abgerufen am 28. August 2017.
  5. David Rumsey Historical Map Collection France 1750 (en) David Rumsey Map Collection: Cartography Associates. Abgerufen am 28. August 2017.
  6. Notice Communale Lucarré (fr) EHESS. Abgerufen am 28. August 2017.
  7. Populations légales 2014 Commune de Lucarré (64357) (fr) INSEE. Abgerufen am 28. August 2017.
  8. Conseil régional d’Aquitaine: Eglise Saint-Pierre (fr) Visites en Aquitaine. Archiviert vom Original am 28. August 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr Abgerufen am 28. August 2017.
  9. Eglise paroissiale Saint-Pierre (fr) Ministerium für Kultur und Kommunikation. Abgerufen am 28. August 2017.
  10. Conseil régional d’Aquitaine: Abbaye laïque de Lucarré (fr) Visites en Aquitaine. Archiviert vom Original am 28. August 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr Abgerufen am 28. August 2017.
  11. Demeure dite château (fr) Ministerium für Kultur und Kommunikation. Abgerufen am 28. August 2017.
  12. Caractéristiques des établissements en 2015 Commune de Lucarré (64357) (fr) INSEE. Abgerufen am 28. August 2017.
  13. GR® 653 - Sentier vers Saint-Jacques-de-Compostelle : Toulouse - Jaca (fr) Comité départemental de la Randonnée pédestre des Pyrénées-Atlantiques (CDRP 64). Abgerufen am 28. August 2017.
  14. Tour du Lac de Lucarré (fr) sportenfrance.fr. Abgerufen am 28. August 2017.
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