Lipowa (Nysa)
Lipowa (deutsch Lindewiese) ist ein Dorf in Schlesien. Lipowa gehört zur Stadt-Land-Gemeinde Nysa (Neiße) im polnischen Powiat Nyski (Neiße), Woiwodschaft Opole (Oppeln).
Lipowa Lindewiese | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Opole | ||
Powiat: | Nyski | ||
Gmina: | Nysa | ||
Fläche: | 10,34 km² | ||
Geographische Lage: | 50° 24′ N, 17° 28′ O | ||
Höhe: | 260 m n.p.m. | ||
Einwohner: | 446 (31. Dez. 2018[1]) | ||
Postleitzahl: | 48-303 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 77 | ||
Kfz-Kennzeichen: | ONY | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Nächster int. Flughafen: | Breslau | ||
Geographie
Geographische Lage
Das Dorf Lipowa liegt im Südwesten der historischen Region Oberschlesien. Der Ort liegt etwa 15 Kilometer südöstlich des Gemeindesitzes und der Kreisstadt Nysa und etwa 54 Kilometer südwestlich der Woiwodschaftshauptstadt Opole.
Lipowa liegt in der Nizina Śląska (Schlesische Tiefebene) innerhalb der Płaskowyż Głubczycki (Leobschützer Lößhügelland). Der Ort liegt an der Steinau (Ścinawa Niemodlińska). Bis 1945 lag das Dorf an Grenze zum Landkreis Neustadt O.S.
Nachbarorte
Nachbarorte von Lipowa sind im Osten Gryżów (Greisau), im Südosten Mieszkowice (Dittmannsdorf), im Südwesten Stary Las (Altewalde) und im Nordwesten Wierzbięcice (Oppersdorf).
Geschichte
Herzog Bolislaw „der Lange“ gründete im 12./13. Jahrhundert deutsche Kolonien (u. a. Lindewiese) unabhängig von den slawischen Niederlassungen. Die deutschen Siedler kamen aus Franken, Bayern, Westfalen, Thüringen, Sachsen und Flamen. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes als Lypa erfolgte im Jahre 1262. Im Grenzvertrag zwischen König Ottokar von Böhmen und Herzog Wladislaus von Oppeln wird Lypa als Dorf an der alten mährischen Grenze genannt. In dem Werk Liber fundationis episcopatus Vratislaviensis aus den Jahren 1295–1305 wird der Ort erstmals als Lyndenweze erwähnt.[2] Eine Urkunde von 1335 nennt erstmals die Kirche St. Katharina. Zur Pfarrei gehörte Greisau als Filiale. Im Laufe des 13./14. Jahrhunderts ging die slawische Bevölkerung in der deutschen Bevölkerung auf. Während des 13. Jahrhunderts prägten Kämpfe zwischen den schlesischen Herzögen und den Bischöfen um die Landeshoheit die Geschicke. 1370 wurde der Ort als Lyndenweze erwähnt.[3]
Das 15. Jahrhundert stand im Zeichen der Hussitenkriege, die Schlesien als Nachbarland stark in Mitleidenschaft zogen. Infolge dieser Auseinandersetzungen war Lindewiese wie andere Ortschaften und Landstriche in dieser Zeit von den Hussiten besetzt. Nach dem Niedergang der Hussitenherrschaft hatten die Dörfer um Neiße Heerwagen mit Fußknechten zu stellen (1526). 1588 hatte das Dorf Lindewiese „7 Mann, 6 Büchsen, 1 Spieß“ zu stellen. Nach dieser Zeit begann eine Periode des friedlichen und prosperierenden Aufbaus.
Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) unterbrach den wirtschaftlichen und kulturellen Aufbau in Lindewiese. 1627 war das Neisser Land durch die Truppen Wallensteins (etwa 40.000 Soldaten) besetzt. Die Dorfbevölkerung musste diese versorgen und verarmte dadurch. Es folgte ein jahrzehntelanger Wiederaufbau.
Im Jahr 1729/1730 wurde die noch heute bestehende Kirche St. Katharina erbaut. Die schlesischen Kriege brachten erneut Not und Tod. Am 19. Oktober 1741 durchquerte Friedrich der Große mit seiner Armee den Ort. In Folge des Dritten schlesischen Krieges (1756–1763, zwischen Preußen und Österreich) kam die Region um Lindewiese im Hubertusburger Frieden zu Preußen. Als Folge der preußischen Reformpolitik, verbunden mit Jahrhunderte andauerndem Frieden, prosperierte Lindewiese bis ins 20. Jahrhundert hinein.
Nach der Neuorganisation der Provinz Schlesien gehörte die Landgemeinde Lindewiese ab 1816 zum Landkreis Neisse im Regierungsbezirk Oppeln. 1845 bestanden im Dorf eine katholische Pfarrkirche, eine katholische Schule, ein Rittergut und 174 weitere Häuser. Im gleichen Jahr lebten in Lindewiese 1017 Menschen, davon vier evangelisch.[3] 1855 lebten 793 Menschen im Ort. 1865 zählte der Ort eine Scholtisei, 33 Bauernhöfe, 13 Gärtner- und 86 Häuslerstellen. Weiterhin zählte der Ort 2 Oelmühlen, eine Wasser- und eine Windmühle, eine Brauerei, eine Brennerei, 3 Krämer, 2 Fleischer, ein Bäcker, 5 Schuhmacher, ein Stellmacher, 2 Tischler, ein Böttcher, 2 Schmiede und 5 Schneider.[4] 1874 wurde der Amtsbezirk Lindewiese gegründet, welcher aus den Landgemeinden Greisau und Lindewiese und den Gutsbezirken Greisau und Lindewiese bestand.[5] 1885 zählte Lindewiese 911 Einwohner.[6]
1933 wurde der Amtsbezirk Lindewiese aufgelöst. Das Dorf wurde in den Amtsbezirk Oppersdorf eingegliedert.[5] Lindewiese hatte 1939 710 Einwohner. Die Zeit des Nationalsozialismus mit Verfolgungen, Unterdrückung und Kriegshandlungen traf auch Lindewiese. Bis 1945 befand sich der Ort im Landkreis Neisse.[7]
1945 kam der Ort unter polnische Verwaltung und wurde in Lipowa umbenannt. Im Januar 1946 wurde die Bevölkerung von Lindewiese in Folge eines Alliierten Beschlusses vertrieben. Stattdessen wurden menschen angesiedelt, die im Zuge der Zwangsumsiedlung von Polen aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten 1944–1946 vertrieben worden waren. 1950 kam Lipowa zur Woiwodschaft Oppeln.
Im Zuge der Entspannungspolitik besuchten die ehemaligen Bewohner von Lindewiese die heutigen Einwohner von Lipowa. Ein Gedenkstein für die Opfer des Krieges und seiner Folgen wurde auf dem Friedhof von Lipowa von den ehemaligen Bewohnern und den heutigen Einwohnern als Symbol der Versöhnung und als Mahnung für kommende Generationen aufgestellt. 1999 kam der Ort zum wiedergegründeten Powiat Nyski.
Wirtschaft
Die ökonomische Situation ist bis heute durch Landwirtschaft und Handwerk geprägt. Insbesondere der Anbau von Weizen, Zuckerrüben, Raps, Flachs, aber auch Holzwirtschaft, waren bestimmend. Unter anderem existierten in Lindewiese ein Sägewerk, eine Ölmühle, eine Getreidemühle, eine Schreinerei, eine Schmiede und ein Landgasthof.
Sehenswürdigkeiten
- Die römisch-katholische St.-Katharina-Kirche (poln. Kościół pw. św. Katarzyny Aleksandryjskiej) wurde 1335 erstmals erwähnt. Der heutige Bau wurde zwischen 1729 und 1730 erbaut. Das Kirchengebäude steht seit 1950 unter Denkmalschutz.[8]
- Der Dorffriedhof liegt direkt an der Kirche. Dieser steht seit 1990 unter Denkmalschutz.[8]
- Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkriegs
- Steinerne Wegekapelle
- Steinernes Wegekreuz
Vereine
- Fußballverein LKS Skrzyczne Lipowa
Persönlichkeiten
- Andrzej Zając (* 1956), Radsportler
Literatur
- Jarczyk, Franz-Christian: Die Dörfer des Kreises Neisse Selbstverlag des Neisser Kultur- und Heimatbundes e. V., Hildesheim 1882
- Kruhl, Josef (Hg.): Lindewiese von der Besiedlung bis zur Vertreibung. 48268 Greven 1990
- Kruhl, Josef (Hg.): Lindewiese, Geschichte und Geschichten aus unserem Heimatdorf. 48268 Greven 1990
- Fritsche, Heinz-Rudolf: Wegweiser durch ein vergessenes Land. Bechtermünz Verlag Augsburg 1996
Weblinks
Einzelnachweise
- Liczba mieszkańców w Gminie Nysa (polnisch), 31. Dez. 2018, abgerufen am 25. Nov. 2019
- Liber fundationis episcopatus Vratislaviensis
- Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Breslau 1845, S. 373.
- Vgl. Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien. Breslau 1865, S. 991.
- Territorial Amtsbezirk Lindewiese/Oppersdorf
- AGOFF Kreis Neisse
- Michael Rademacher: Kreis Neisse (poln. Nysa). Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Denkmalregister der Woiwodschaft Oppeln (polnisch; PDF; 913 kB)