Lembach (Bas-Rhin)
Lembach ist eine französische Gemeinde mit 1548 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Département Bas-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Sie ist Teil des Naturparks Nordvogesen.
Lembach | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Grand Est | |
Département (Nr.) | Bas-Rhin (67) | |
Arrondissement | Haguenau-Wissembourg | |
Kanton | Reichshoffen | |
Gemeindeverband | Sauer-Pechelbronn | |
Koordinaten | 49° 0′ N, 7° 47′ O | |
Höhe | 177–551 m | |
Fläche | 48,75 km² | |
Einwohner | 1.548 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 32 Einw./km² | |
Postleitzahl | 67510 | |
INSEE-Code | 67263 | |
Website | www.ot-lembach.com | |
Die Hauptstraße von Lembach (Route de Bitche) |
Geografie
Lembach liegt im Tal der Sauer, umgeben von den Wäldern und Sandsteinfelsen der Nordvogesen an der Route départementale 3. Zu Lembach gehören die Ortsteile Mattstall, Pfaffenbronn, Disteldorf, Eichholz, Ziegelhutte, Steinacker und Gimbelhof.
Geschichte
Lembach wird erstmals 786 unter dem Namen Lunombuacharo marca erwähnt als Besitz der Abtei Wissembourg. Das Dorf liegt wahrscheinlich an einer alten Römerstrasse. Die beiden Ortsteile rechts und links der Sauer wurden bald aufgeteilt in Flecken und Dorf. Der Flecken gehörte bis 1789 zum Bistum Straßburg, das Dorf war Allodialbesitz der Herren von Ettendorf, einer elsässischen Adelsfamilie, welcher der Straßburger Bischof auch das Lehen des Fleckens übertrug.
Die Ettendorfer gaben 1327 die Herrschaft über beide Ortsteile an die Herren von Fleckenstein ab. 1675 wurde der Flecken von französischen Truppen unter Ludwig XIV. verwüstet und ging an die Krone von Frankreich, die ihn später an die Familie Rohan-Soubise als Lehen vergab. Das Dorf blieb geteilt bis zur Französischen Revolution. Die beiden Teile wurden unterschiedlich behandelt: die Bewohner des Flecken mussten Steuern zahlen, die Bewohner des Dorfs waren davon befreit. [1]
Bei Lembach verlief in der Zwischenkriegszeit des 20. Jahrhunderts ein Teilstück der Maginot-Linie, deren Spuren bis heute ausgeprägt vorhanden sind. Westlich des Ortes tobten hier während des Zweiten Weltkriegs am 19. Juni 1940 schwere Kämpfe. Bis zum Abend dieses Tages hatte die deutsche 215. Infanterie-Division die Maginot-Linie in diesem Raum durchbrochen.
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2007 | 2017 |
Einwohner | 1742 | 1799 | 1782 | 1681 | 1710 | 1.689 | 1728 | 1540 |
Disteldorf
Disteldorf ist der kleinste Ortsteil von Lembach. Der Weiler besteht aus 3 Gebäuden und hat 17 Einwohner (2013). Er ist nur über einen Waldweg erreichbar. Disteldorf wurde im 17. Jahrhundert als Köhlerdorf gegründet, in der näheren Umgebung existierten 5 Glasfabriken. Im 19. Jahrhundert lebten mehr als 100 Einwohner in 12 Häusern, und es existierten eine einklassige Schule und eine Kapelle. Nach dem Anschluss Elsass-Lothringens an das Deutsche Reich (1871) sank die Nachfrage nach Holzkohle und die Männer gingen als Waldarbeiter in die Pfalz und nach Rheinhessen. Sie kehrten nur ein- bis zweimal im Jahr zu ihren Familien zurück. Disteldorf wurde im Zweiten Weltkrieg 1940 durch Beschuss von der Maginot-Festung „Four à Chaux“ schwer beschädigt und 1942 von deutschen Truppen abgerissen.[2] Die Einwohner waren zuvor, wie die meisten Einwohner des Nord-Elsass, ins Departement Haut-Vienne evakuiert worden. Nach dem Krieg kehrte nur eine Familie zurück und baute ihre Häuser wieder auf.
Gimbelhof
Der Gimbelhof ist ein ehemaliger Bauernhof, heute Hotel-Restaurant, ca. 15 km von Lembach entfernt auf einer Anhöhe über dem Fleckensteiner Weiher. Die erste Erwähnung der Besiedelung findet man 1760 unter dem Namen Roehrentalerhof. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts verschwindet diese Bezeichnung und wird durch Gimpelbronn ersetzt. Im Jahr 1831 erscheint der Ort erstmals in einem Kataster von Lembach unter dem Namen Gimbel. Schließlich wurde nach 1871 die Bezeichnung Gimbelhof amtlich eingeführt. Der Hof war zunächst ein Bauernhof, hauptsächlich Viehzucht, nach 1871 wurde der Tourismus bedeutender, vom Gimbelhof hat man eine schöne Sicht auf die Ruinen der Burg Fleckenstein und mehrere Wanderwege führen hier vorbei. Seit 1830 gehört der Hof der Familie Metz, die heute ein großes Restaurant und Hotel betreibt. Seit 1915 werden hier Rinder der alten Rasse Vogesenrind (Vosgienne) gezüchtet.[3]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Lembach ist von vielen in den Sandstein gehauenen Burgen umgeben. Deren bedeutendste ist der Fleckenstein aus dem 12. Jahrhundert, aber auch die Hohenburg und der Löwenstein sind sehenswert und haben als staufische Festungen eine bedeutende Vergangenheit. Im Zentrum stehen die zwei bedeutsamen Kirchen des Ortes: die evangelische Kirche von 1750 mit mittelalterlichem Turm und die neugotische katholische Kirche aus dem 19. Jahrhundert. Unter Denkmalschutz steht auch die altlutherische Kirche St-Paul am südlichen Ortsrand.
Das Herrenhaus der Vitzthum
Die Adelsfamilie Vitzthum von Egersberg erwirbt im 17. Jahrhundert ein Gebiet im Nord-Elsass und der Pfalz als Allodialbesitz vom Bischof von Trier und lässt sich zuerst in Schaidt (Pfalz) und später in Lembach nieder. Hier bauten sie ein Herrenhaus, das genaue Datum ist unbekannt, man nimmt 1712 an. Sie reorganisieren die Steuererhebung und die Besitzverhältnisse. In der Revolution 1792 wurden die Adligen vertrieben, das Herrenhaus wurde geplündert und später verkauft als Nationalgut.[4] Das Herrenhaus stand lange leer, es ist in Privatbesitz und wurde von 2015 bis 2021 renoviert.[5] Die Renovierung und das renovierte Haus wurde vom französischen Regionalfernsehen dokumentiert.[6]
Die Kirchen
Die Beschreibung folgt.[7]
Die evangelische Kirche
Dies Kirche ist die älteste in Lembach. Das genaue Baujahr ist nicht bekannt, aber 1356 wird sie erstmals erwähnt. Dazu passt der spät-romanisch/früh-gotische Stil. Besonders sehenswert ist die Kanzel mit ihrem Fuß aus Buntsandstein, der den Baum des Lebens darstellt. Nach der Reformation 1543 wurde sie protestantisch, 1716 wurde sie zu einer Simultankirche. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden Spannungen zwischen der katholischen und evangelischen Gemeinde, 1907 zog die katholische Gemeinde in die neue Kirche auf der linken Sauer Seite um.
Die katholische Kirche
Ab 1884 wurden auf Anregung des Priesters Lang mit den Planungen einer eigenen, katholische Kirche begonnen. Das Projekt wurde vom Deutschen Reich unterstützt, welches nach und nach alle Simultankirchen ablöste. 1905 wurde der Grundstein der neuen Kirche gelegt, 1907 war ihre Einweihung. Der Stil ist neo-gotischer Historismus.
Die Lutherisch-Evangelikale Kirche
Evangelikale Freikirchen sind im Elsass verbreitet, auch in Lembach beschloss die Gemeinde 1909, eine eigene Kirche zu bauen. Der Bau zog sich bis ins Jahr 1924 hin, als die Kirche eingeweiht werden konnte. Im Krieg wurde sie stark beschädigt und mit amerikanischer Hilfe 1948 wieder errichtet.
Die Synagoge
Die ersten Nachweise einer jüdischen Gemeinde in Lembach gehen auf das 18. Jahrhundert zurück. 1756 wurden vier jüdische Familien gezählt. Nach und nach siedelten sich mehr jüdische Familien an, 1808 zählt die Gemeinde 124 Mitglieder. Ab 1832 wurde eine Synagoge gebaut, die 1834 eingeweiht wurde. 1940 wurde sie vom Reichsarbeitsdienst zerstört. Der Ablauf der Zerstörung ist umstritten, man findet aber in den umliegenden Gebäuden in der rue de la synagoge Reste mit hebräischen Inschriften. An die Synagoge erinnern ein kleiner Turm und eine Gedenktafel.
Bildung
Lembach hat eine Grundschule, die École primaire Henri Mertz.[8]
Freizeit und Tourismus
Lembach ist weit über die Landesgrenzen hinaus vor allem durch das Haute-Cuisine-Restaurant Cheval Blanc als Pilgerziel für Feinschmecker bekannt. Der Vogesenclub hat im Umkreis viele Wanderwege markiert, die auch zu sämtlichen Burgruinen und pittoresken Felsen führen. Nachdem der Bahnverkehr eingestellt worden war, wurde die Trasse in einen Radweg umgewandelt, der von Lembach durch das Sauertal über Woerth nach Walbourg führt. 2019 beschlossen die französischen und deutschen Gebietskörperschaften, den Radweg bis Schönau in Deutschland zu verlängern. 2020 wurde der erste Abschnitt bis zum Fleckensteiner Weiher eröffnet.
Cheval Blanc
Das Cheval Blanc war ursprünglich eine Poststation unter dem Namen „Weißes Rössel“, das Gebäude wurde 1822 erbaut. 1907 übernahm Ferdinand Mischler aus Schönau (Pfalz) den Gasthof. Sein Sohn übergab ihn in den 1960er Jahren an seinen Sohn Fernand Mischler, der den Gasthof in ein Haute-Cuisine-Restaurant umwandelte, 1968 erhielt er den ersten Michelin-Stern, wenige Jahre später den zweiten, den er bis 2008 behielt, als er das Restaurant an Pascal und Carole Bastian übergab.[9] Durch den Wechsel verlor das Restaurant seine Sterne, die es aber 2008 und 2009 wieder gewann. Pascal Bastian hat einen Teil seiner Ausbildung im Cheval Blanc erhalten.[10]
Neben der Funktion als touristische Attraktion spielt das Cheval Blanc eine wichtige Rolle in der Gemeinde: mit bis zu 45 Angestellten und einem Umsatz von ca. 2,8 Millionen € (2015)[11] ist es der größte Arbeitgeber. Die meisten Köche der Haute-Cuisine-Restaurants in den Nord-Vogesen sind im Cheval Blanc ausgebildet worden, aber auch viele Angestellte in der normalen Gastronomie haben hier ihr Handwerk gelernt.
Wirtschaft
Bis zum Ende des Mittelalters war Lembach eine autarke Agrarwirtschaft. Alle Materialien, die zum Bau der Häuser notwendig waren, sind auf dem Gebiet der Gemeinde vorhanden, Flurnamen zeugen heute noch davon. Südlich, an der Mündung des Schmelzbachs in die Sauer liegt der „Four à Chaux“ (Kalkofen), der kleine Hügel besteht aus Kalkstein, etwas weiter den Schmelzbach aufwärts steht der Hof „Ziegelhütte“, der früher eine Ziegelei war. Am nördlichen Ende der Orts im Tal der Sauer liegt der aufgelassene Steinbruch, aus dem die roten Sandsteine stammen.
Ab dem 17. Jahrhundert wurde die Nutzung der Wälder bedeutend: mehrere Glas- und Eisenhütten hatten Bedarf an Holzkohle, die in Lembach und Umgebung produziert wurde. Zusätzlich wurde Bauholz exportiert, im 18. Jahrhundert betrieben Holländer eine Bauholzproduktion im Ort. Die verbesserte Verkehrsanbindung im 19. Jahrhundert verbesserte auch die wirtschaftliche Situation. Ab 1865 wurde ein Straße nach Woerth gebaut, 1899 wurde die Eisenbahnlinie Lembach, Woerth, Walbourg eröffnet. Mehrere Sägebetriebe verarbeiteten das Holz der umliegenden Wälder. Anfang des 20. Jahrhunderts bescherte der Bau der Maginot-Linie dem Ort einen wirtschaftlichen Aufschwung durch die vielen Bauarbeiter. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann ein Niedergang: von den Sägewerken überlebte nur ein Betrieb, kleine Transportunternehmen mussten schließen, die Zollstation wurde 1993 geschlossen, ebenso die Gendarmeriekaserne 2012.
Die Gemeinde bemüht sich mit Erfolg, die Geschäfte des täglichen Bedarf zu erhalten, es gibt zwei Bäckereien, zwei Metzger, einen kleinen Lebensmittelmarkt und eine Tankstelle. Als die Postfiliale 2010 geschlossen wurde, richtete die Gemeinde eine Poststelle in der Touristeninformation ein.[12]
Persönlichkeiten
- Paul Bertololy (1892–1972), Arzt, Schriftsteller, Ehrenbürger von Lembach
- Henri Mertz (1919–1999), Lehrer und elsässischer Mundartdichter
Literatur
- Le Patrimoine des Communes du Bas-Rhin. Flohic Editions, Band 2, Charenton-le-Pont 1999, ISBN 2-84234-055-8, S. 1580–1583.
- Charles Schlosser: Lembach. Au fil du temps. Lembach 2014, ISBN 978-2-9550357-0-2.
- Charles Schlosser: Disteldorf. Terre de charbonniers. I.D. L'Édition Bernardswiller, ISBN 978-2-36701-116-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- Canton de Reichshoffen, Beschreibung der Gemeinden des Kantons. Abgerufen am 25. August 2021
- Charles Schlosser: Lembach. Au fil du temps, S. 50
- Charles Schlosser: Lembach. Au fil du temps, S. 54–56
- Charles Schlosser: Lembach Au fil du temps, S. 42f.
- Tageszeitung DNA vom 11. August 2021. Abgerufen am 22. August 2021
- France3 Reportage auf Elsässisch mit französischen Untertiteln. Abgerufen am 18. September 2021
- Charles Schlosser: Lembach Au fil du temps, S. 140–149
- Website der Schule (Abgerufen am 2. Oktober 2020).
- Homepage des Cheval Blanc. Abgerufen am 5. August 2021
- Neuigkeiten aus der Gastronomie des Elsass. Abgerufen am 5. August 2021
- Societe: Juristische und Finanzielle Informationen der französischen Unternehmen. Abgerufen am 5. August 2021
- Charles Schlosser: Lembach. Au fil du temps, S. 93ff