Gœrsdorf
Gœrsdorf (deutsch: Görsdorf) ist eine französische Gemeinde mit 1057 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Département Bas-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Die Gemeinde ist Mitglied des Gemeindeverbandes Communauté de communes Sauer-Pechelbronn.
Gœrsdorf | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Grand Est | |
Département (Nr.) | Bas-Rhin (67) | |
Arrondissement | Haguenau-Wissembourg | |
Kanton | Reichshoffen | |
Gemeindeverband | Sauer-Pechelbronn | |
Koordinaten | 48° 57′ N, 7° 46′ O | |
Höhe | 164–463 m | |
Fläche | 13,24 km² | |
Einwohner | 1.057 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 80 Einw./km² | |
Postleitzahl | 67360 | |
INSEE-Code | 67160 |
Geografie
Nachbargemeinden sind Preuschdorf und Wœrth. Der Wald, der im Norden das Gemeindegebiet flankiert, heißt Forêt de Gœrsdorf. Ansonsten wird die Landschaft vom Ackerland dominiert. Ein Teil des Gemeindegebietes gehört zum Biosphärenreservat Pfälzerwald-Vosges du Nord, einem Naturpark im Pfälzerwald und den Nordvogesen.
Geschichte
Mittelalter
Die Herren von Lichtenberg kauften Görsdorf 1314 von Lambrecht von Brune zu ¾.[1] Es war ein Lehen des Bischofs von Straßburg.[2] In der Herrschaft Lichtenberg war es dem Amt Wörth zugeordnet[3], das im 13. Jahrhundert entstanden war. Um 1330 kam es zu einer ersten, 1335 zu einer zweiten Landesteilung zwischen den drei Linien des Hauses Lichtenberg. Gœrsdorf fiel je zur Hälfte an Johann II. von Lichtenberg, aus der älteren Linie des Hauses und Ludwig III. von Lichtenberg, der die jüngere Linie des Hauses begründete.[4]
1348 erwarben die Lichtenberger unter Hohen Kosten die Stadtrechte für den Ort und zwar das von Hagenau.[5] Görsdorf bildete zugleich eine eigene Büttelei.[6] Eine „Büttelei“ war die Untergliederung eines Amtes. Die Stadt war zugleich der Hauptort eines gleichnamigen Gerichtsbezirks, der auch die Dörfer Mitschdorf, Lampertsloch, Lobsann, Oberkutzenhausen, Merkweiler, Preuschdorf und die Höfe Weylenbach und Diefenbach einschloss.[7]
Als 1480 mit Jakob von Lichtenberg das letzte männliche Mitglied des Hauses verstarb, wurde das Erbe zwischen seinen beiden Nichten, Anna und Elisabeth, geteilt. Anna hatte Graf Philipp IV. von Hanau (1514–1590) geheiratet, Elisabeth von Lichtenberg (* 1444; † 1495) Simon IV. Wecker von Zweibrücken-Bitsch. Das Amt Wörth – und damit auch Görsdorf – kamen bei der Teilung zu Zweibrücken-Bitsch.
Neuzeit
1570 kam es zu einem weiteren Erbfall, der das Amt Wörth zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg brachte: Graf Jakob von Zweibrücken-Bitsch (* 1510; † 1570) und sein schon 1540 verstorbener Bruder Simon V. Wecker hinterließen nur jeweils eine Tochter als Erbin. Die Tochter des Grafen Jakob, Margarethe (* 1540; † 1569), war mit Philipp V. von Hanau-Lichtenberg (* 1541; † 1599) verheiratet. Zu dem sich aus dieser Konstellation ergebenden Erbe zählte auch die zweite, nicht bereits durch Hanau-Lichtenberg regierte, Hälfte der ehemaligen Herrschaft Lichtenberg. Philipp V. von Hanau-Lichtenberg führte in den ererbten Gebieten sofort die Reformation durch, die wie sein übriges Herrschaftsgebiet nun lutherisch wurden.
Mit der Reunionspolitik Frankreichs unter König Ludwig XIV. kamen das Amt Wörth und Görsdorf unter französische Oberhoheit. Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., fiel das Erbe – und damit auch Görsdorf – 1736 an den Sohn seiner einzigen Tochter, Charlotte, den Erbprinzen und späteren Landgrafen Ludwig (IX.) von Hessen-Darmstadt. Mit dem durch die Französische Revolution begonnenen Umbruch wurde das Amt Wörth Bestandteil Frankreichs und in den folgenden Verwaltungsreformen aufgelöst.
Die heutige Gemeinde entstand am 1. Januar 1973 durch die Fusion mit der Nachbargemeinde Mitschdorf.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | 1798[8] | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 | 2017 |
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Einwohner | 553 | 914 | 833 | 937 | 969 | 942 | 984 | 1098 | 1072 |
Sehenswürdigkeiten
Persönlichkeiten
- Hans von Gersdorff (um 1455–1529), Wundarzt, der vermutlich aus dem Ort stammt.
Literatur
- Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. Untersuchungen über den Besitz, die Herrschaft und die Hausmachtpolitik eines oberrheinischen Herrengeschlechts. In: Schriften der Erwin-von-Steinbach-Stiftung. 2. Auflage, Im Text unverändert, um eine Einführung erweiterter Nachdruck der Ausgabe Strassburg, Rhenus-Verlag, 1938. Band 10. Pfaehler, Bad Neustadt an der Saale 1985, ISBN 3-922923-31-3 (268 Seiten).
- Friedrich Knöpp: Territorialbestand der Grafschaft Hanau-Lichtenberg hessen-darmstädtischen Anteils. [maschinenschriftlich] Darmstadt 1962. [Vorhanden in Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Signatur: N 282/6].
- Le Patrimoine des Communes du Bas-Rhin. Flohic Editions, Band 2, Charenton-le-Pont 1999, ISBN 2-84234-055-8, S. 1634–1636.
Weblinks
Einzelnachweise
- Eyer, S. 58, 149.
- Knöpp, S. 19; Eyer, S. 58, 141.
- Eyer, S. 238.
- Eyer, S. 78f.
- Eyer, S. 149, 228f.
- Eyer, S. 240.
- Eyer, S. 239f.
- Matt, S. 7.