Kreis Kempen in Posen
Der Kreis Kempen in Posen am Südostrand der preußischen Provinz Posen bestand in der Zeit von 1887 bis 1920. Das ehemalige Kreisgebiet gehört heute zur polnischen Woiwodschaft Großpolen. Der Landkreis Kempen in Posen (bzw. ab 1941 Landkreis Kempen (Wartheland)) war außerdem während des Zweiten Weltkrieges eine deutsche Verwaltungseinheit im besetzten Polen (1939–1945).
Ausdehnung
Der Kreis Kempen in Posen hatte eine Gesamtfläche von 458 km².
Verwaltungsgeschichte
Am 1. Oktober 1887 wurde aus dem Südteil des Kreises Schildberg der Kreis Kempen in Posen gebildet. Kreisstadt und Sitz des Landratsamtes wurde die Stadt Kempen.
Am 27. Dezember 1918 begann in der Provinz Posen der Großpolnische Aufstand der polnischen Bevölkerungsmehrheit gegen die deutsche Herrschaft, das Kreisgebiet blieb jedoch unter deutscher Kontrolle. Am 28. Juni 1919 trat die deutsche Regierung mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags den Kreis Kempen in Posen an das neu gegründete Polen ab. Deutschland und Polen schlossen am 25. November 1919 ein Abkommen über die Räumung und Übergabe der abzutretenden Gebiete ab, das am 10. Januar 1920 ratifiziert wurde. Die Räumung durch deutsche Truppen und Übergabe an Polen erfolgte zwischen dem 17. Januar und dem 4. Februar 1920.
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner | Quelle |
---|---|---|
1890 | 32.977 | |
1895 | 34.704 | [1] |
1900 | 34.593 | [2] |
1910 | 37.050 | [2] |
Von den Einwohnern im Jahre 1890 waren etwa 80 % Polen, 15 % Deutsche und 5 % Juden. Ein großer Teil der deutschen Einwohner verließ nach 1920 das Gebiet.
Politik
Landräte
- 1887–1910Gustav von Scheele (1844–1925)
- 1910–1917Karl Lindenberg (* 1883)
- 1917–1920 ?
Wahlen
Der Kreis Kempen in Posen gehörte zum Reichstagswahlkreis Posen 10. Der Wahlkreis wurde bei allen Reichstagswahlen zwischen 1874 und 1912 von Ferdinand von Radziwill, dem Kandidaten der Polnischen Fraktion gewonnen.
Kommunale Gliederung
Zum Kreis Ostrowo gehörten am 1. Januar 1908 die Städte Kempen und Baranów. Die 53 Landgemeinden und 37 Gutsbezirke waren zu Polizeidistrikten zusammengefasst.
Gemeinden
Am Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten die folgenden Gemeinden zum Kreis:[2]
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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden mehrere Ortsnamen eingedeutscht.
Der Landkreis Kempen (Wartheland) im besetzten Polen (1939–1945)
Geschichte
Im Zweiten Weltkrieg bildeten die deutschen Besatzungsbehörden die Verwaltungseinheit Landkreis Kempen in Posen im Regierungsbezirk Posen (ab dem 21. Mai 1941: Landkreis Kempen (Wartheland)). Die am 26. Oktober 1939 vollzogene Annexion des Gebietes durch das Deutsche Reich war als einseitiger Akt der Gewalt völkerrechtlich aber unwirksam. Der größte Teil der jüdischen Einwohner wurde von der deutschen Besatzungsmacht ermordet. Mit dem Einmarsch der Roten Armee im Januar 1945 endete die deutsche Besetzung.
Landkommissar
- 1939 Hans Neumann
Landräte
- 1939–1942 Hans Neumann
- 1942–1945 Otto Lehmann
Kommunale Gliederung
Während der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg erhielten nur Kempen 1941 und Schildberg 1942 die Stadtrechte laut Deutscher Gemeindeordnung von 1935, die übrigen Gemeinden wurden zu Amtsbezirken zusammengefasst.
Ortsnamen
Während der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg wurden durch unveröffentlichten Erlass vom 29. Dezember 1939 zunächst die 1918 gültigen Ortsnamen übernommen, es erfolgten aber bald „wilde“ Eindeutschungen durch die lokalen Besatzungsbehörden. Am 18. Mai 1943 erhielten alle Orte mit einer Post- oder Bahnstation „deutsche“ Namen, dabei handelte es sich meist um lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen.
Größere Gemeinden im Kreis Kempen (Wartheland):
polnischer Name | deutscher Name (1815–1920) | deutscher Name (1939–1945) |
---|---|---|
Baranów | Baranow | Rundstätt |
Donaborów | Donaborow | Ambach |
Grębanin | Grembanin | 1939–1943 Grabenau 1943–1945 Gremben |
Kępno | Kempen | Kempen |
Krążkowy | Kronschkow | 1939–1943 Kronschkau 1943–1945 Kreisendorf |
Laski | Laski | Hirscheck |
Łęka Mroczeńska | Lenka Mroczenska | Langenmoor |
Mirków | Mirkow | 1939–1943 Mirkow 1943–1945 Mirche |
Mroczeń | Mroczen 1908–1912 Mrotschen 1912–1920 Moorschütz | Moorschütz |
Olszowa | Olszowa | 1939–1943 Erlenbrunn 1943–1945 Erlenhöh |
Opatów | Opatow | Wölfingen |
Osiny | Oschin | Aspen |
Piotrówka | Pietrowka | Petershagen |
Podzamcze | Podsamtsche 1906–1920 Wilhelmsbrück | Wilhelmsbrück |
Rzetnia | Rzetnia | Mühlbach |
Siemianice | Siemianice | Schemmingen |
Słupia pod Kępnem | Slupia | 1939–1943 Freienfelde 1943–1945 Luben |
Torzeniec | Torzeniec | Langenreut |
Trzcinica | Trzcinica 1875–1920 Strenze | 1939–1943 Sternbruch 1943–1945 Strenze |
Wodziczna | Wodziczno | Führheim |
Wyszanów | Wyschanow | 1939–1943 Bauernwehr 1943–1945 Wischnau |
Literatur
- Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft IV: Regierungsbezirk Posen, S. 30–55, Kreis Kempen in Posen.
- Michael Rademacher: Posen – Landkreis Kempen i. Posen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
Weblinks
- Kreis Kempen Verwaltungsgeschichte und die Landräte auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 16. August 2013.