Krajenka
Krajenka (deutsch Krojanke) ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Großpolen im Powiat Złotowski mit etwa 3650 Einwohnern. Im Ort befindet sich der Sitz der Stadt- und Landgemeinde (gmina miejsko-wiejska).
Krajenka | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Großpolen | ||
Powiat: | Złotowski | ||
Fläche: | 3,77 km² | ||
Geographische Lage: | 53° 17′ N, 16° 59′ O | ||
Einwohner: | 3603 (31. Dez. 2020)[1] | ||
Postleitzahl: | 77-430 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 67 | ||
Kfz-Kennzeichen: | PZL | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Straße: | DW 188: Piła ↔ Złotów–Człuchów | ||
DW 190: Krajenka–Wysoka–Szamocin–Wągrowiec–Gniezno | |||
Eisenbahn: | PKP-Linie 426: Piła ↔ Tczew | ||
Nächster int. Flughafen: | Poznań-Ławica | ||
Gmina | |||
Gminatyp: | Stadt- und Landgemeinde | ||
Fläche: | 192,00 km² | ||
Einwohner: | 7524 (31. Dez. 2020)[1] | ||
Bevölkerungsdichte: | 39 Einw./km² | ||
Gemeindenummer (GUS): | 3031033 | ||
Verwaltung (Stand: 2012) | |||
Bürgermeister: | Stefan Kitela | ||
Adresse: | ul. Jagiełły 9 77-430 Krajenka | ||
Webpräsenz: | www.krajenka.pl |
Geographische Lage
Die Stadt liegt in der historischen Landschaft Westpreußen am Nordufer des Flusses Glumia, etwa neun Kilometer südlich von Flatow (Złotów) und 23 Kilometer nordöstlich von Schneidemühl (Piła). Nach Osten hin verläuft die Krainaer Seenplatte. Das Gebiet der Stadt- und Landgemeinde erstreckt sich über 191,79 km².
Geschichte
Der Ursprung des Ortes liegt auf dem westlich gelegenen Schlossberg, auf dem sich im Frühmittelalter eine wendische Befestigungsanlage befand. Das Umland war Grenzgebiet zwischen Pommern und Polen, von diesen „Kraina“ (deutsch „Grenzland“) genannt. Seit 1343 gehörte das Gebiet vorübergehend zum Königreich Polen. Die Ortsgründung geht auf den polnischen Adligen Andrzej Danaborski zurück, der von König Władysław II. Jagiełło 1420 für das Dorf Magdeburger Stadtrecht erworben haben soll. Nach anderer Auffassung blieb Krojanke ein Dorf und erhielt erst 1709 Stadtrechte.[2] Als Wappen benutzte die Stadt das Familienwappen ihres Gründers. In der Folgezeit wechselten die Besitzer der Ortschaft häufig.
Wichtigster Erwerbszweig der Einwohner war die Landwirtschaft, ab 1654 wurde gewerbsmäßig Bier in der Stadt gebraut. Im 18. Jahrhundert versuchte man, mit einer Seidenraupenzucht einen neuen Erwerbszweig zu eröffnen. 1703 wurde im Westflügel des von der Familie Danaborski errichteten Schlosses für die katholische Gemeinde die St.-Nikolaus-Kirche eingebaut.
Im Rahmen der ersten polnischen Teilung 1772 kam die Ortschaft Krojanke, die zu dieser Zeit etwa 900 Einwohner hatte, an das Königreich Preußen und wurde dem Netzedistrikt zugeteilt. Nach der preußischen Verwaltungsreform von 1815 wurde die Stadt in den Kreis Flatow im westpreußischen Regierungsbezirk Marienwerder eingegliedert. Die Zahl der Einwohner wuchs ständig, 1857 lebten bereits 2.061 Menschen in Krojanke. Da unter den Zuwanderern viele Evangelische waren, wurde 1846 nach Plänen von Carl Friedrich Schinkel auf dem Marktplatz mit dem Bau einer evangelischen Kirche begonnen. An der Straße nach Flatow (Złotów) entstanden zahlreiche neue Wohnhäuser. 1871 wurde am Südufer des Flusses Glumia der Bahnhof für die Preußische Ostbahn (heute Bahnstrecke Tczew–Küstrin-Kietz Grenze) eröffnet. In seiner Nähe siedelten sich ein Kalksandstein- und ein Sägewerk an. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Krojanke eine evangelische Kirche, eine katholische Kirche und eine alte Ritterburg.[2]
Als nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags große Teile Westpreußens zur Einrichtung des Polnischen Korridors an die Zweite Polnische Republik abgetreten werden mussten, wurde Krojanke mit einem Teil des Kreises Flatow in die neu geschaffene Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen eingegliedert. Am 21. Juni 1924 ging Krojanke in die Rechtsgeschichte ein. Durch ein Urteil des Reichsgerichtes wurde der ehemalige Herrschaftsbesitz des preußischen Prinzen Friedrich Leopold, unter anderem Krojanke, als Privateigentum anerkannt und damit eine wichtige Grundsatzentscheidung zu den Entschädigungsansprüchen des deutschen Adels in der Weimarer Republik gefällt. Als 1938 die Provinz Grenzmark aufgelöst wurde, kam Krojanke zu Pommern. 1939 war die Einwohnerzahl auf 3.233 angewachsen.
- Gebäude in der Altstadt
- Kulturzentrum
- Fachwerkhaus
Am Anfang der 1930er-Jahre hatte die Gemarkung der Stadt Krojanke eine Flächengröße von 42,6 km², und in dem Stadtgebiet standen insgesamt 456 Wohnhäuser an 17 verschiedenen Wohnorten:[3]
- Bahnhof Krojanke
- Barankower Feld
- Erdmannshof
- Forsthaus Kleinheide
- Gut Barankowo
- Heidenfelde
- Kaltenort
- Krojanke
- Langerberg
- Leßniker Feld
- Lonsker Feld
- Sakollnower Feld
- Scheunenbezirk
- Schützenhaus
- Tarnowker Busch
- Vorwerk Dombrowo
- Wonzower Weg
Im Jahr 1925 wurden 3.463 Einwohner gezählt, die auf 807 Haushaltungen verteilt waren.[3]
Als sich der Zweite Weltkrieg seinem Ende näherte, versuchten viele Stadtbewohner Anfang 1945, vor der näherrückenden Kriegsfront zu fliehen. Während der Eroberung durch die Rote Armee wurde Krojanke stark zerstört, im Stadtzentrum blieben nur wenige Häuser erhalten. Nach Kriegsende wurde Krojanke im Sommer 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht gemäß dem Potsdamer Abkommen zusammen mit ganz Hinterpommern und der südlichen Hälfte Ostpreußens unter polnische Verwaltung gestellt. Für Krojanke wurde die polnische Ortsbezeichnung Krajenka eingeführt. Soweit die Einwohner nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit aus Krojanke vertrieben. Die polnischen Zuwanderer kamen vorwiegend aus den im Rahmen der „Westverschiebung Polens“ an die Sowjetunion gefallenen Gebieten östlich der Curzon-Linie.
Anstelle der zerstörten Häuser wurden Wohnblocks errichtet, und erst 1960 wurde mit 3.100 Einwohnern der Vorkriegsstand wieder erreicht.
Demographie
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1772 | 900 | |
1783 | 848 | davon 400 Evangelische, 248 Katholiken und 200 Juden[4] |
1805 | 1.946 | davon 1.203 Christen und 743 Juden[5] |
1822 | 1.733 | davon 859 Evangelische, 362 Katholiken und 512 Juden[4] |
1852 | 3.063 | davon 1.797 Evangelische, 668 Katholiken und 648 Juden[4] |
1864 | 3.245 | davon 1.874 Evangelische, 755 Katholiken[6][4] und 616 Juden[4] |
1871 | 3.234 | darunter 1.870 Evangelische und 760 Katholiken (330 Polen)[7] |
1875 | 3.303 | [8] |
1880 | 3.531 | [3] |
1890 | 3.344 | davon 1.781 Evangelische, 1.055 Katholiken und 509 Juden (400 Polen)[3] |
1900 | 3.413 | meist Evangelische[2] |
1925 | 3.464 | davon 1.865 Protestanten, 1.262 Katholiken und 320 Juden[3] |
1933 | 3.345 | [3] |
1939 | 3.233 | [3] |
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1945 | 150 | |
1960 | 3.100 | |
2007 | 3.647 | [9] |
Persönlichkeiten
- Friedrich Leopold von Preußen (1865–1931), gestorben in Krojanke
- Erich Wolfsfeld (1884–1956), Graphiker, Maler und Radierer
- Julius Meyer (1909–1979), Politiker und Präsident des Verbands der Jüdischen Gemeinden in der DDR.
Verkehr
Zur Nachbarstadt Piła (Schneidemühl) führen die Woiwodschaftsstraße 188 und die Bahnstrecke Tczew–Küstrin-Kietz Grenze.
Gmina Krojanke
Die Stadt- und Landgemeinde Krajenka umfasst eine Fläche von 192 km². Die Zahl der Einwohner liegt bei mehr als 7.000, von denen fast die Hälfte in der Stadt selbst wohnt.
Die Fläche der Gemeinde wird zu 47 % landwirtschaftlich genutzt. Waldgebiet beträgt 48 % der Fläche der Gemeinde. In ihr entwickelte sich vor allem die Holzindustrie, nämlich: Sägemühlen, holzverarbeitende Betriebe und Möbelfabriken. Im geringeren Maß entstanden Nahrungsmittelbetriebe: Bäckereien und Fleischereien. Außerdem wurden verschiedene Dienstleistungsbetriebe gegründet, die den Bedarf der Bevölkerung decken.
Die Gemeinde besteht aus den folgenden Ortschaften:
Name | deutscher Name (bis 1945) |
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Augustowo | Augustowo (1914–1945 Augustendorf) |
Barankowo | Barankower Feld |
Czajcze | Waldhof |
Dolnik | Dollnik (1926–1945 Wittenburg) |
Głubczyn | Glubczyn (1909–1926 Glubschin, 1926–1945 Steinau) |
Krajenka | Krojanke |
Leśnik | Leßnick (1926–1945 Lessendorf) |
Łońsko | Lonsker Feld |
Maryniec | Marienwalde |
Paruszka | Paruschke (1926–1945 Treuenheide) |
Podróżna | Podrusen (1927–1945 Preußenfeld) |
Pogórze | Sakollnower Feld |
Skórka | Schönfeld |
Śmiardowo Krajeńskie | Smirdowo bei Krojanke (1909–1945 Schmirtenau) |
Tarnówczyn | Tarnowker Busch |
Wąsoszki | Wonzower Weg |
Żeleźnica | Hammer |
Literatur
- Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen, Band 2, Marienwerder 1789, Teil I, S. 102, Nr. 8).
- Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Der Kreis Flatow. In seinen gesammten Beziehungen. Thorn 1867, S. 251–264.
- Otto Goerke: Der Kreis Flatow. In geographischer, naturkundlicher und geschichtlicher Beziehung dargestellt. [1. Auflage 1918] 2. Auflage, Gifhorn 1981, mit einem Nachtrag über die Zeit von 1918 bis 1945 von Manfred Vollack (902 Seiten, 113 Abbildungen, 7 Karten).
- Heimatbuch für den Kreis Flatow – Grenzmark Posen-Westpreußen – Provinz Pommern. Herausgegeben vom Heimatkreisausschuss für den Kreis Flatow mit Unterstützung des Patenschaftskreises Gifhorn. Druck: Karl Neef oHG (Wittingen), Gifhorn 1971.
Weblinks
- Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Stadt Krojanke im ehemaligen Kreis Flatow in Pommern (2011)
- William Remus: Krojanke (Krajenka), Kreis Flatow, West Prussia (2008) (englisch)
- Offizielle Internetpräsenz der Stadt und Gemeinde Krajenka (polnisch)
- landkartenarchiv.de: Krojanke auf Continental Straßenkarte Karte 15 – Bromberg (1921–1930)
Fußnoten
- Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
- Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 11, Leipzig und Wien 1907, S. 727.
- http://stadt.krojanke.kreis-flatow.de/
- Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Der Kreis Flatow. In seinen gesammten Beziehungen dargestellt. Lambeck, Thorn 1867, S. 297.
- Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Topographie des Flatower Kreises. In: Preußische Provinzialblätter, Andere Folge, Band VII, Königsberg 1855, S. 116.
- E. Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder. Danzig 1868, Ortschafts-Verzeichnis, S. 8–9, Ziffer 96.
- Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 56–57, Ziffer 12.
- Michael Rademacher: Flatow. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ – STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2007 (Memento vom 16. Februar 2008 im Internet Archive; PDF)