Balduinstein
Balduinstein ist eine Ortsgemeinde im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Diez an.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Rhein-Lahn-Kreis | |
Verbandsgemeinde: | Diez | |
Höhe: | 160 m ü. NHN | |
Fläche: | 5,16 km2 | |
Einwohner: | 591 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 115 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 65558 | |
Vorwahl: | 06432 | |
Kfz-Kennzeichen: | EMS, DIZ, GOH | |
Gemeindeschlüssel: | 07 1 41 503 | |
Gemeindegliederung: | 3 Ortsteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Louise-Seher-Straße 1 65582 Diez | |
Website: | ||
Ortsbürgermeisterin: | Maria-Theresia Schmidt | |
Lage der Ortsgemeinde Balduinstein im Rhein-Lahn-Kreis | ||
Geografie
Balduinstein liegt an der unteren Lahn im Naturpark Nassau.
Nachbargemeinden von Balduinstein sind Birlenbach, Cramberg, Dörnberg, Fachingen, Geilnau, Holzheim, Laurenburg und Wasenbach.
Die Gemeinde besteht aus den Ortsteilen Balduinstein, Schaumburg und Hausen über Balduinstein.
Weiterhin gehören zu Balduinstein die Wohnplätze Am Stollen und Talhof.[2]
Geschichte
Balduinstein
Der Ortsname geht auf den Erzbischof Balduin von Trier zurück, der im Jahr 1319 mit dem Bau der Burg Balduinstein unterhalb der Schaumburg begann. Das Stadtrecht wurde 1321 von Kaiser Ludwig dem Bayern verliehen. Die Verleihung der Stadtrechte ging einher mit der Gründung der Stadt durch Balduin, eine Stadtmauer wurde 1429 gebaut. Balduin erhob die Siedlung zum Amt und übergab es 1335 dem Ritter Dietrich von Staffel.
Nach mehreren Ausbauphasen der Burg im 14. und 15. Jahrhundert unter den Stafflern begann in der Mitte des 17. Jahrhunderts der Verfall. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1648 erteilte der Kurfürst von Trier 1665 die Abbruchgenehmigung, 1680 standen dann nur noch die Mauern. Hunger und Pest ließen die Einwohnerzahl Balduinsteins von 40 auf 8 Familien schwinden. Die ersten Anordnungen der Verhütung eines Brandes im Zusammenhang mit häuslichen Feuerstätten in Textform im Kurfürstentum Trier vom 9. Mai 1721 führten auch in Balduinstein zu erheblichen Verbesserungen der Bauweise der Gebäude.[3] Ab 1806 war der Ort Teil des Herzogtums Nassau, das im September 1866 von Preußen annektiert wurde. Seit August 1946 ist Balduinstein Teil des Landes Rheinland-Pfalz.
Um das Jahr 1660 begann in Balduinstein der Abbau von Brauneisensteinvorkommen, später die Gewinnung von Lahnmarmor. Der Eisenerzabbau wurde im Jahr 1875, der Marmorabbau 1927 beendet.
Seit 1974 werden die auf dem Gelände der Burg gelegene Villa aus dem 19. Jahrhundert und ihre Nebengebäude als „Jugendburg Balduinstein“ genutzt.
Die Einwohnerschaft entwickelte sich im 19. und 20. Jahrhundert wie folgt: 1843: 466 Einwohner, 1927: 493 Einwohner, 1964: 667 Einwohner.
Schaumburg
Die Schaumburg geht etwa auf das Jahr 915 zurück. Erzherzog Stefan von Österreich erhob die Schaumburg 1848 zu seinem Wohnsitz, das Schloss wurde zum Adelstreffpunkt und später zum beliebten Ausflugsziel. Wittekind zu Waldeck und Pyrmont musste die Burg 1985 verkaufen. 1990 war die Gemeinde Schaumburg mit sieben Einwohnern die kleinste Gemeinde in Rheinland-Pfalz. Am 1. Juli 1991 erfolgte dann der Zusammenschluss der Gemeinde Schaumburg mit zu diesem Zeitpunkt gerade einmal zwei Einwohnern mit der Gemeinde Balduinstein.[4]
Die Einwohnerschaft des Orts Schaumburg entwickelte sich im 19. und 20. Jahrhundert wie folgt: 1843: 69 Einwohner, 1927: 44 Einwohner, 1964: 52 Einwohner.
Hausen
Der Ortsteil Hausen wurde im Jahr 1446 erstmals urkundlich erwähnt.
Religion
Die römisch-katholische Pfarrei St. Bartholomäus in Balduinstein gehört zum Pastoralen Raum Diez, der selbst wiederum dem Bezirk Limburg im Bistum Limburg eingegliedert ist. Die Katholiken von Balduinstein pilgern seit vielen Jahrzehnten zur Wallfahrtskapelle Maria Hilf Beselich und geben dort ihren Glauben kund.[5]
Auf evangelischer Seite ist der Ort der Kirchengemeinde Cramberg im Dekanat Nassauer Land in der Propstei Rheinhessen-Nassauer Land der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) zugehörig.
Jüdische Einwohner gab es in Balduinstein seit dem Mittelalter, 1319 wurden Juden durch den Erzbischof Balduin von Trier angesiedelt.
1721 wird erstmals ein jüdischer Friedhof erwähnt. Der jüdische Friedhof befindet sich auf der Gemarkung des Ortsteils Hausen.
Ab etwa 1830 gehören die jüdischen Einwohner zur Kultusgemeinde in Diez. 1843 wird mit 20 Personen die Höchstzahl von jüdischen Gläubigen in Balduinstein erreicht.[6]
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Balduinstein besteht aus zwölf Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer Mehrheitswahl gewählt wurden, und der ehrenamtlichen Ortsbürgermeisterin als Vorsitzender.[7]
Bürgermeisterin
Ortsbürgermeisterin von Balduinstein ist Maria-Theresia Schmidt. Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde sie mit einem Stimmenanteil von 82,78 % wiedergewählt.[8]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Das südlich gelegene Schloss Schaumburg geht vermutlich auf das Jahr 915 zurück. Die erste Urkunde stammt aus dem Jahr 1197. Das Eigentum der Burg ging von der Familie Einicho von Leiningen an die Grafen zu Westerburg-Leiningen über und 1656 an die Witwe des Reichsgrafen Peter Melander von Holzappel. Durch Heirat ging sie 1812 an das Haus Habsburg-Lothringen. Erzherzog Stephan von Österreich machte sie 1848 zu seinem Wohnsitz und baute die Schlossanlage 1850 im Stile englischer Neugotik aus. Das Schloss ist eine Dreiflügelanlage auf einem Berggipfel. Sein heutiges Aussehen hat es beim Ausbau von 1850 bis 1855 erhalten und ist nach dem Ideal der Rheinromantik konzipiert. Das Schloss wird von einem länglichen dreigeschossigen Palas mit oktogonalen Ecktürmen aus Basalt beherrscht.
Der nahe an der Lahn gelegene achteckige Port-Turm ist ein markantes Bauwerk in Balduinstein.
Die Lahnbrücke in Balduinstein war die erste Spannbetonbrücke, die im Freivorbau errichtet wurde. Sie ersetzte 1951 eine im Zweiten Weltkrieg zerstörte Brücke über die Lahn.
Siehe auch
Verkehr
Im Jahr 1862 erhielt Balduinstein den gleichnamigen Bahnhof an der Lahntalbahn. Das Stellwerk Ost wird durch den Verein „Arbeitsgemeinschaft Mechanische Stellwerke e. V.“ saniert und soll erhalten bleiben. Balduinstein wird durch die Regionalzüge der Linie RB 23, (Limburg–Diez–Bad Ems–Koblenz–Andernach–Mendig–Mayen Ost), welche durch die Deutsche Bahn unter dem Namen Lahn-Eifel-Bahn verkehren, nach dem Rheinland-Pfalz-Takt täglich im Stundenrhythmus bedient. Es gilt der Tarif des VRM.
Obst
Mit der Balduinsteiner Kinderbirne wurde auch eine Obstsorte nach dem Ort benannt. Sie wurde erstmals von dem Pomologen Adrian Diel (1756–1839) aus dem benachbarten Diez im Jahr 1806 beschrieben. Im 19. Jahrhundert fand sie überregionale Verbreitung. Heute ist diese Sorte verschollen.
Persönlichkeiten
- Mutter Meera (* 1960), indische Avatarin
Literatur
- Willi Bode: Balduinstein. Lahnbrück-Verlag 2011, ISBN 978-3-9812777-6-0.
- Günther Damm: Unsere Heimat Balduinstein. Ortsgemeinde Balduinstein, Balduinstein 1992.
- Friedrich Michel: Geschichte von Balduinstein und Hausen. In: Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung. 41. (1910/1911), S. 133–181.
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2020, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: 1. Januar 2021[Version 2022 liegt vor.]. S. 61 (PDF; 2,6 MB).
- Franz-Josef Sehr: Brandschutz im Heimatgebiet vor 300 Jahren. In: Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg (Hrsg.): Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2022. Limburg 2021, ISBN 3-927006-59-9, S. 223–228.
- Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006 (Memento vom 22. Dezember 2017 im Internet Archive) (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 393). Bad Ems März 2006, S. 170 (PDF; 2,6 MB). Info: Es liegt ein aktuelles Verzeichnis (2016) vor, das aber im Abschnitt „Gebietsänderungen – Territoriale Verwaltungsreform“ keine Einwohnerzahlen angibt.
- Franz-Josef Sehr: 250 Jahre Wallfahrtskapelle Maria Hilf Beselich. In: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2017. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg-Weilburg 2016, ISBN 3-927006-54-8, S. 137–141.
- Informationen auf www.alemannia-judaica.de
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen.
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. Abgerufen am 9. November 2019 (siehe Diez, Verbandsgemeinde, letzte Ergebniszeile).