Hohenmölsen
Hohenmölsen ist eine Stadt im Burgenlandkreis im Süden Sachsen-Anhalts. Sie war bis 1994 Sitz des gleichnamigen Landkreises Hohenmölsen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen-Anhalt | |
Landkreis: | Burgenlandkreis | |
Höhe: | 149 m ü. NHN | |
Fläche: | 75,31 km2 | |
Einwohner: | 9510 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 126 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 06679 | |
Vorwahl: | 034441 | |
Kfz-Kennzeichen: | BLK, HHM, NEB, NMB, WSF, ZZ | |
Gemeindeschlüssel: | 15 0 84 235 | |
Stadtgliederung: | 9 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 1 06679 Hohenmölsen | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Andy Haugk (parteilos) | |
Lage der Stadt Hohenmölsen im Burgenlandkreis | ||
Geographie
Die Stadt liegt rund 15 Kilometer südöstlich von Weißenfels auf einer Anhöhe. An der westlichen Bebauungsgrenze fließt die Rippach, ein Nebenfluss der Saale. Ihre Umgebung ist einerseits von der Landwirtschaft und andererseits vom Braunkohleabbau geprägt. Der östlich der Stadt gelegene Tagebau Profen ist noch in Betrieb. Die nächsten größeren Städte sind Weißenfels, Zeitz im Süden und Leipzig im Nordosten.
Geschichte
Hohenmölsen war 1080 Schauplatz der Schlacht bei Hohenmölsen. Im Jahr 1091 wurde erstmals die Burgward „Melsin villa“ (Milzin) urkundlich erwähnt. 1284 erhielt die Stadt das Marktrecht. Im Jahr 1539 begann die Reformation in Hohenmölsen. In den Jahren 1558 und 1578 zerstörten große Stadtbrände die Stadt fast vollständig.
Ab Anfang des 19. Jahrhunderts begann in der Umgebung von Hohenmölsen der Abbau von Braunkohle, zunächst mittels Stollen, die an Talhängen bis ins Flöz vorangetrieben wurden, zum Beispiel in Wählitz.[2] Nach Gründung der DDR erreichte der Braunkohlenabbau im Mitteldeutschen Revier eine neue Dimension. Nachbarorte von Hohenmölsen, wie Mutschau, Köttichau, Döbris, Queisau, Steingrimma, Dobergast, wurden devastiert und anschließend vollständig überbaggert. Für die Umsiedlung eines großen Teils der Bewohner dieser Dörfer entstanden die neuen Stadtteile Hohenmölsen-Süd und Hohenmölsen-Nord, sodass die Einwohnerzahl der Stadt ab Beginn der 1950er Jahre deutlich stieg.[3][4]
Von 1952 bis 1994 war Hohenmölsen Kreisstadt des Kreises Hohenmölsen. Zu DDR-Zeiten befand sich in der Stadt eine Kreisdienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), die unter anderem Informationen über den oppositionellen Pfarrer Oskar Brüsewitz sammelte.[5]
Einwohnerentwicklung
Jahr | 1680 | 1905 | 1990 | 1995 | 2000 | 2005 | 2008 | 2019 |
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Einwohner | ca. 300[6] | 3.140[6] | 11.764 | 11.499 | 10.673 | 9.681 | 9.125 | 9.717[7] |
1990: 3. Oktober, ab 1995 Stichtag 31. Dezember
Eingemeindungen
Zu Hohenmölsen eingemeindete Ortschaften:
Jaucha wurde am 20. Juli 1950 eingemeindet.[8] Mutschau kam am 1. Dezember 1962 hinzu.[9] Zembschen wurde am 9. Mai 2002 eingemeindet.[10] Am 1. Januar 2003 folgten Webau und Werschen.[11] Granschütz und Taucha wurden am 1. Januar 2010 eingegliedert.[12]
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat der Stadt Hohenmölsen besteht aus 20 ehrenamtlichen Mitgliedern. Die Zahl der Stadtvertreter lag 2014 noch bei 28.
Die Wahl zum Stadtrat am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[13]
Partei / Wählergruppe | Stimmen (absolut) | Stimmen (Anteil) | Sitze | +/− | |
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Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) | 4210 | 32,6 % | 6 | − 6 | |
Alternative für Deutschland (AfD) | 1506 | 11,7 % | 1 | + 1 | |
Die Linke | 1662 | 13,0 % | 3 | − 3 | |
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | 1724 | 13,3 % | 3 | ± 0 | |
Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) | 345 | % | 2,71 | ± 0 | |
Aktives Hohenmölsener Land - Die Wählergemeinschaft (AHL) | 3453 | 26,8 % | 5 | − 1 | |
Wahlbeteiligung: 52,97 % (2014: 42,8 %) |
Ein Sitz bleibt unbesetzt.
Bürgermeister
Hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Hohenmölsen ist seit 2011 Andy Haugk,[14] der der Wählergruppe „Aktives Hohenmölsener Land“ (AHL) angehört. Haugk ist zugleich seit 2014 Mitglied im Kreistag des Burgenlandkreises, in den er über den Wahlvorschlag der CDU gewählt wurde.[15]
Wappen
Blasonierung: „Geteilt von Rot über Gold. Oben hinter einer gezinnten silbernen Mauer mit schwarzem Tor ein gezinnter silberner Turm. Unten auf grünem Rasen ein springender roter Hirsch verfolgt von einem roten Jagdhund.“
Städtepartnerschaft
Eine Partnerschaft besteht mit der Stadt Bad Friedrichshall in Baden-Württemberg seit dem 27. Oktober 1990.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Das Zentrum von Hohenmölsen wird wesentlich von drei Gebäuden geprägt: dem Kirchturm, dem Wasserturm und dem Turm des Rathauses von Hohenmölsen. Die Stadt nennt sich deshalb auch „Stadt der drei Türme“. Wahrzeichen von Hohenmölsen ist die Äsop'sche Fabel Der Fuchs und der Storch. Sie ist in unterschiedlichen Darstellungen in der Stadt zu finden: als schmales Reliefbild an der Ostseite des Rathausturmes (unterhalb der Plattform), als Altmarkt-Brunnenskulptur von Joachim Hering und auf Laternen der Innenstadtbeleuchtung.[16]
In der Stadtkirche St. Petri befindet sich eine der Orgeln von Friedrich Ladegast. Weiterhin gibt es eine katholische Kirche.
- Wasserturm in Hohenmölsen
- Altmarkt in Hohenmölsen mit einer Glocke der Großgrimmaer Kirche als Denkmal für diesen vom Braunkohlenbergbau zerstörten Ort
- Katholische Marienkirche in Hohenmölsen
Gedenkstätten
- Denkmal für General von Helldorf in Hohenmölsen
- Gedenkstein von 1949 neben dem Rathaus für die Opfer des Faschismus
- Zwei Gedenksteine von 1975 auf dem Städtischen Friedhof an der Mauerstraße zur Erinnerung an 20 getötete Rotarmisten sowie 14 Zwangsarbeiter verschiedener Nationen, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und im Braunkohletagebau Opfer von Zwangsarbeit wurden
- Reliefstein von 1981 in der Sekundarschule Nord in der Werkstraße für den antifaschistischen Bergarbeiter und KPD-Bezirksleiter Otto Schlag, der 1944 an der in mehreren Konzentrationslagern erlittenen Haft verstarb
- Erinnerungstafel am Haus Bergstraße 24 des Ortsteiles Jaucha für den kommunistischen Gemeindevertreter Max Kunath, der im Zuchthaus Amberg ein Opfer der NS-Justiz wurde
Naherholung
Der Mondsee mit dem Freizeitpark Pirkau liegt etwa drei Kilometer südöstlich des Ortes.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Traditioneller Hohenmölser Herbst- und Mittelaltermarkt, sowie das Mölser Festival der Spielleute jährlich am ersten Freitag im September
Wirtschaft und Infrastruktur
Ansässige Unternehmen
Die größten Arbeitgeber der Stadt sind die MIBRAG und der Standort Hohenmölsen des AGCO Konzerns.
Die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (MIBRAG) betreibt hier das Kraftwerk Wählitz und den Tagebau Profen.
AGCO erwarb 2009 die ehemalige Kaserne in Hohenmölsen und hat seitdem mehr als 35 Mio. Euro in den Standort Hohenmölsen investiert. Über 330 Angestellte fertigen vor Ort die Feldhäcksler Fendt Katana 65 und 85 und die Feldspritzen Rogator 300 und 600, aber auch Komponenten für die Traktorenherstellung der firmeneigenen Marken FENDT, Massey Ferguson und Valtra.[17]
Verkehr
Hohenmölsen ist auf den Bundesstraßen 91 und 176, sowie der Bundesautobahn 9 mit der Anschlussstelle Weißenfels gut zu erreichen. Die Bahnstrecke Großkorbetha–Deuben über Pörsten und Hohenmölsen ist seit 1999 ohne Personenverkehr. Sie wird noch für Kohletransporte aus dem Braunkohlerevier Profen von Wählitz nach Korbetha für das Kraftwerk Schkopau benutzt. Mehrere Buslinien der Personenverkehrsgesellschaft Burgenlandkreis führen durch Hohenmölsen. Durch die Landesbusse 800 und 850 sind Weißenfels, Profen und Zeitz direkt erreichbar.
Seit 2018 wird zwischen Hohenmölsen und Lützen die Verbindungsstraße L191-K2196-L189 gebaut. Die Bauarbeiten sollen 2021 abgeschlossen werden(Stand September 2020).[18] Sie wird eine notwendige Anbindung zur Autobahn A 38 darstellen, da die gegenwärtige Anbindung nur über Umwege oder kurvenreiche Straßen möglich ist.[19]
Öffentliche Einrichtungen
Wichtiger Wirtschaftsfaktor war in den 1990er Jahren das Asklepios-Kreiskrankenhaus. Bis zur endgültigen Schließung im April 2008 war im Hohenmölsener Krankenhaus die Diabetologie-Abteilung des Asklepios-Krankenhauses Weißenfels untergebracht. Im September 2009 konnte ein Abriss des leerstehenden Gebäudekomplexes verhindert werden. Für eine mögliche weitere Nutzung gab es bisher keine Interessenten.[20]
Die für die NVA in den 1970er Jahren errichtete und am 31. Dezember 2007 geschlossene General-Heinrich-August-von-Helldorff-Kaserne der Heeresflugabwehr zählt zu den ehemaligen Standorten der Bundeswehr. Die Bundeswehr war ebenfalls ein wichtiger Arbeitgeber in der ehemaligen Kreisstadt.[21] Das Gelände außerhalb wird als Gewerbegebiet genutzt.
Bildung
- Agricolagymnasium
- Grundschule Hohenmölsen
- Sekundarschule Hohenmölsen
- Pestalozzischule Hohenmölsen (L)
- Volkshochschule Burgenlandkreis „Dr. Wilhelm Harnisch“ Außenstelle Hohenmölsen
- Grundschule Granschütz
Sport / Vereine
- SV Hohenmölsen 1919 e.V.
- SV Großgrimma 1921 e.V.
- 1. Skatverein Hohenmölsen 1994 e.V.
- Angelverein Hohenmölsen 1962 e.V.
- Angelverein Pendelfischer Hohenmölsen e.V.
- Feuerwehr Hohenmölsen
- Fanfarenzug Stadt Hohenmölsen e.V.
- Club Am Wasserturm Hohenmölsen e.V.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Rudolf Tischner (1879–1961), Mediziner
- Wilhelm Beyer (1885–1945), NSDAP-Politiker
- Herbert Scheibe (1914–1991), Generaloberst der NVA und Chef des Kommandos Luftstreitkräfte/Luftverteidigung
- Johanna Quaas (* 1925), Turnerin
- Reinhard Friedrich (1928–2014), Fotograf
- Siegfried Nowak (1930–2013), Chemiker
- Siegfried Cramer (* 1935), Ingenieur und Hochschullehrer
- Peter Meyer (* 1940), Mitglied der Rockband „Puhdys“ (Keyboard)
- Peter Kohl (* 1942), Fußballspieler
- Siegfried Köhler (* 1944), Volleyballtrainer
- Hartmut Pelka (1957–2014), Fußballspieler
- Uwe Machold (* 1961), Fußballspieler
- Andreas Köckeritz (* 1962), Handballspieler und -trainer
- Steffen Karl (* 1970), Fußballspieler
- Jörg Böhme (* 1974), Fußballspieler
Mit Hohenmölsen verbundene Personen
- Rudolf von Rheinfelden (um 1025–1080), Herzog von Schwaben
- Klaus-Dieter Bilkenroth (1933–2019), Bergingenieur, Honorarprofessor sowie Bergbau-Spitzenmanager
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung der Gemeinden – Stand: 31. Dezember 2020 (PDF) (Fortschreibung) (Hilfe dazu).
- Mitteldeutsches Braunkohlenrevier, Wandlungen und Perspektiven, Heft 18, Zeitz/Weißenfels (S. 4.) LMBV, abgerufen am 11. März 2019
- Kurzchronik der Stadt Homepage der Stadt Hohenmölsen, abgerufen am 11. März 2019
- Flächennutzungsplan Hohenmölsen Homepage der Stadt Hohenmölsen, abgerufen am 11. März 2019
- Karsten Krampitz Der Fall Brüsewitz, Staat und Kirche in der DDR, Verbrecher Verlag, Berlin 2016, Seite 231, ISBN 978-3-95732-145-9.
- Kurzchronik der Stadt. Abgerufen am 9. Februar 2021.
- Stadtportrait. Abgerufen am 9. Februar 2021.
- Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 279 (PDF).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 355, 354.
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2002
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
- StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2010
- Wahlergebnisse Stadtratswahl Stadt Hohenmölsen am 26. Mai 2019, abgerufen am 26. November 2019
- http://www.stala.sachsen-anhalt.de/wahlen/bmbm/erg/gem/bm.15084235.ergtab.frametab.html
- http://www.ratsinfo-online.de/blk-bi/kp020.asp?KPLFDNR=275&options=4
- Der Fabelbrunnen
- Amtsblatt Hohenmölsen, Ausgabe Februar 2019.
- Die Fortschritte sind sichtbar - September 2020. Abgerufen am 9. Februar 2021.
- Baumanagement-Projekthandbuch. Abgerufen am 9. Februar 2021.
- , Die Abrissbagger sind gestoppt, Mitteldeutsche Zeitung, Artikel vom 1. September 2009 (letzte Einsicht: 2. November 2010)
- Wirtschaftsstandorte