Laucha an der Unstrut
Laucha an der Unstrut (Aussprache ~Unschtrut~) ist eine Stadt im Burgenlandkreis im südlichen Sachsen-Anhalt (Deutschland). Sie gehört der Verbandsgemeinde Unstruttal mit Sitz in der Stadt Freyburg (Unstrut) an.
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen-Anhalt | |
Landkreis: | Burgenlandkreis | |
Verbandsgemeinde: | Unstruttal | |
Höhe: | 110 m ü. NHN | |
Fläche: | 31,17 km2 | |
Einwohner: | 2796 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 90 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 06636 | |
Vorwahl: | 034462 | |
Kfz-Kennzeichen: | BLK, HHM, NEB, NMB, WSF, ZZ | |
Gemeindeschlüssel: | 15 0 84 285 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 1 in 06636 Laucha an der Unstrut | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Michael Bilstein | |
Lage der Stadt Laucha an der Unstrut im Burgenlandkreis | ||
Geographie
Die Stadt an der Unstrut liegt im Weinbaugebiet Saale-Unstrut an der B 176 zwischen Bad Bibra und Freyburg und an der Unstrutbahn von Naumburg (Saale) nach Artern. Laucha gehört zum Naturpark Saale-Unstrut-Triasland. Nördlich und südlich des Tals erheben sich die Berge, deren Untergrund aus Muschelkalkstein und die oberhalb aus Buntsandstein bestehen. Die nördlichen Hangkanten werden als Obst- und Weinbaugebiet genutzt. Schon 1402 gab es erstmals einen Hinweis über den Weinbau in der Lauchaer Flur. Die Hänge im Süden sind bewaldet.
Zu Laucha an der Unstrut gehören die Ortsteile Burgscheidungen, Dorndorf, Kirchscheidungen, Plößnitz und Tröbsdorf.
Geschichte
Laucha ist ein ehemaliges Straßendorf an der alten Heerstraße Langensalza–Freyburg–Merseburg. Prähistorische Funde deuten jedoch schon auf eine jungsteinzeitliche Besiedelung hin. Der Name der Stadt kommt aus dem Slawischen (Lochow, Lochowo, Luchow, Luchowe, Luchowa, Luchonwe, Lachaw, Lauchau und Luchau, Laucha) und bedeutet so viel wie „sumpfiges Gelände“ oder „sumpfige Wiesenlage“. Dies weist auf eine ehemalige Versumpfung des Gebietes der Unstrut hin. Die Unstrut bildet die nördliche Grenze des Ortes.
Erstmals wird 926 Luchau mit einem Freihof erwähnt. Erst 1124 tritt Laucha wieder urkundlich in Erscheinung. Durch den Vasallen König Wenzel von Böhmen, Landgraf Herzog Friedrich den Jüngeren von Meißen, erhält Laucha – eine reiche, blühende Stadt – das Stadtrecht. Die Stadt wurde jedoch oft von Kriegshorden geplündert und gebrandschatzt. Darüber hinaus erlitt Laucha im Laufe der Jahrhunderte nicht nur durch Kriege, sondern auch durch Naturkatastrophen große Schäden. Der Ort erholte sich wirtschaftlich immer wieder. Trotz wiederholter Brände findet sich noch eine Anzahl wertvoller historischer Gebäude.
Nach dem Ort benannte sich auch ein ritterliches Geschlecht, die Edlen von Laucha, welche mit den von Heßler und von Burkersroda stammes- und wappenverwandt waren.
Laucha gehörte bis 1815 zum wettinischen, später kursächsischen Amt Freyburg.[2] Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kam es zu Preußen und wurde 1816 dem Kreis Querfurt im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt, zu dem es bis 1944 gehörte.[3]
Am 1. Oktober 1889 nahm die Unstrutbahn Naumburg–Artern ihren Betrieb auf, weshalb bisherige Gütertransporte auf der Unstrut stetig zurückgingen. 1914 eröffnete zudem die Preußische Staatsbahn die Strecke Laucha-Kölleda. Der Bahnhof Laucha, nunmehr Trennungsbahnhof, erlebte eine bis dahin nicht gekannte Bedeutung. Davon profitierten unter anderem die Zucker- und die Konservenfabrik. Im Jahr 1890 beabsichtigten die Stadtväter von Laucha aus verkehrstechnischen Gründen, das "Obertor" von Laucha, eine architektonische Rarität, abzureißen. Dies wurde von den preußischen Verwaltungs- und Denkmalschutzbehörden glücklicherweise nicht erlaubt. Das Tor wurde bis 1897 gründlich saniert.
1914 eröffnete die Preußische Staatseisenbahn in drei Abschnitten die Bahnstrecke Kölleda–Laucha.
Am 12. April 1945 griffen amerikanische Jagdbomber die Stadt mit Bomben und Bordwaffen an, obwohl sie bereits teilweise von US-Bodentruppen besetzt war. Eine Anzahl von Häusern wurde schwer beschädigt; 11 Einwohner starben, überwiegend Frauen und Kinder.[4]
Am 1. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Dorndorf eingegliedert.
Am 1. Juli 2009 wurden die ehemals eigenständigen Gemeinden Burgscheidungen und Kirchscheidungen eingemeindet.[5]
Politik
Seit der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 setzt sich der Stadtrat mit 16 Mitgliedern wie folgt zusammen:
- CDU: 7 Sitze (43,4 %)
- Freie Wähler: 3 Sitze (19,9 %)
- NPD: 2 Sitze (11,9 %)
- SPD: 2 Sitze (10,3 %)
- Die Linke: 1 Sitz (8,9 %)
- Einzelbewerber: 1 Sitz (3,8 %)
Die Wahlbeteiligung lag bei 54,6 %.[6]
Sehenswürdigkeiten
Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört das Glockenmuseum Laucha, welches unter Glockengießermeister Ulrich 1732 als Glockengießerei gegründet und bis 1911 auch als solche betrieben wurde. In diesem Zeitraum wurden mehr als 5000 Bronzeglocken gegossen.
Erwähnenswert ist die Stadtkirche St. Marien, ein spätgotischer Bau aus dem 15. Jahrhundert, mit romanischen Resten (Klötzchenfriese an der Südostseite der Kirche), die nach dem verheerenden Stadtbrand am 13. April 1731 wiederaufgebaut wurde. Besonders sind auch die, vermutlich aus Aberglauben angebrachten, Kratzspuren oder Wetzrillen an der Kirchenmauer, die sich auch an vielen Portalen des Ortes wiederfinden.
Weiterhin das Rathaus von 1543 mit der später angebrachten doppelläufigen, überdachten Freitreppe und alte Portale an den Bürgerhäusern.
Die 1112 Meter lange Stadtmauer umgibt den historischen Stadtkern und ist mit einem, von ehemals drei Toren, noch gut erhalten. In diesem Tore – dem Obertor – wurde im ehemaligen Torhaus eine Heimatstube eingerichtet.
Die Unstrut, seit dem Mittelalter schiffbar, war einst Mittelpunkt für den Handel. Auf ihr wurden noch bis 1950 Güter transportiert. Heute besteht die Möglichkeit, die Unstrut mit Paddelbooten, Ruderbooten, Kanus und Motorbooten zu befahren. Für eine Fahrt auf der Unstrut standen bis 2016 Ausflugsdampfer zur Verfügung.
Im Dorndorf ist die ehem. Reichssegelflugschule hervorzuheben, in Burgscheidungen das Schloss mit dem Barockgarten.
- Rathaus
- Evangelische Stadtkirche St. Marien
- Stadtmauer mit Zwingtor (Kulturdenkmal)
- Obertor
- Glockenmuseum (technisches Denkmal)
- mittelalterliche Gebäude und Portale
- Ansicht mit Stadtkirche
- Rathaus Laucha
- Glockenmuseum Laucha
- Obertor
- Laucha an der Unstrut von Nordost
Wirtschaft
Heute existieren in Laucha zahlreiche Unternehmen des Handels, des Handwerks und der Dienstleistungen, die für wirtschaftlichen und städtischen Aufschwung sorgen. Die historische Altstadt ist seit der Wende Schwerpunkt eines großräumigen Sanierungsprogrammes mit dem Ziel, architektonisch wertvolle Bausubstanz so weit wie möglich zu erhalten und eine reizvolle, kleinstädtische Atmosphäre zu schaffen.
Burgenland-Gymnasium Laucha
Das Burgenland-Gymnasium Laucha wurde 1991 gegründet und 1993 wurde ein neues Schulgebäude übergeben. Das Gymnasium trägt den Titel Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage. Das Gymnasium ist Mitglied der Wirtschaftsakademie der Herzog-August-Stiftung zu Weißenfels. Das Gymnasium besitzt einen eigenen Weinberg am Edelacker in Freyburg/Unstrut; es wird das Fach Weinbau gelehrt und es gibt Kooperationen mit den Unternehmen Rotkäppchen Mumm Sektkellereien Freyburg, Lafarge Zement Karsdorf, der Agrargenossenschaft Gleina und der Winzergenossenschaft Freyburg. Im Fach Luft- und Raumfahrt mit dem Kurs Segelflugsport kann ein Flugschein erworben werden.
Es bestehen Schulpartnerschaften mit der Scholengemeenschap „Willem de Zwijger“ Schoonhoven (Niederlande), der Mastrop-Masztosh Schule in Jerewan (Armenien), dem polytechnischen Gymnasium in Nishnij Tagil (Russland), der Eshel Hanassi Schule Lehavim (Israel) und seit 2012 mit dem Gymnasium Nr. 9 aus Stettin.
Persönlichkeiten
Literatur
- Gottfried Rühlmann: Historischer Brief vom Ursprung, Wachstum und Verheerung der hochfürstlichen Weißenfelsischen Stadt Laucha in Thüringen an der Unstrut, E. E. W. W. Rath daselbst geschrieben und übersendet durch Gottfried Rühlmannen / von Laucha, gedruckt durch Christian Gozen, Leipzig 1703, (4 Bogen), Nachdruck In: Neues Museum für die sächsische Geschichte Litteratur und Staatskunde, Leipzig 1804, 3. Bd. 2. Heft, S. 41–54 digitalisat
- Heinrich Gottlieb Francke: Diplomatarium Lauchense und Dis sint freyheite, Statuta unde Gerechtigkeit Gesettze (der Stadt Laucha), In: Neue Beyträge zur Geschichte der Staats-, Lehn- und Privatrechte der Lande des Chur- und Fürstlichen Hauses Sachsen, 1. Teil, Altenburg 1767, S. 5–113. digitalisat
- Carl Gründler: Chronik der Stadt Laucha a. Unstrut und des Postamtes nebst statistischen Angaben, mit Nachdruck der Diplomatarium Lauchense, Druck und Verlag J. Herm. Heise, 1888, Laucha
- Artur Vollmann: Die Finanzen der Stadt Laucha a. U. von 1561 bis 1920. Phil. Dissertation, Jena 1921.
- Carl Friedrich Stephan: Aus Lauchas Vergangenheit, In: Heimatkalender für den Kreis Querfurt 1, 1922.
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung der Gemeinden – Stand: 31. Dezember 2020 (PDF) (Fortschreibung) (Hilfe dazu).
- Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 34 f.
- Der Landkreis Querfurt im Gemeindeverzeichnis 1900
- Jürgen Möller: Kriegsende an Saale und Unstrut. April 1945. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2013. ISBN 978-3-86777-456-7. S. 126–127
- StBA: Gebietsänderungen vom 02. Januar bis 31. Dezember 2009
- Statistisches Landesamt