Nebra (Unstrut)
Nebra (Unstrut) ist eine Landstadt in Sachsen-Anhalt. Sie gehört der Verbandsgemeinde Unstruttal im nordwestlichen Burgenlandkreis an.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen-Anhalt | |
Landkreis: | Burgenlandkreis | |
Verbandsgemeinde: | Unstruttal | |
Höhe: | 150 m ü. NHN | |
Fläche: | 25,43 km2 | |
Einwohner: | 3044 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 120 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 06642 | |
Vorwahl: | 034461 | |
Kfz-Kennzeichen: | BLK, HHM, NEB, NMB, WSF, ZZ | |
Gemeindeschlüssel: | 15 0 84 360 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Promenade 13 06642 Nebra (Unstrut) | |
Website: | ||
Bürgermeisterin: | Antje Scheschinski (parteilos) | |
Lage der Stadt Nebra (Unstrut) im Burgenlandkreis | ||
Geographie
Nebra liegt zwischen Querfurt und Naumburg an der Unstrut im Nordwesten des Burgenlandkreises.
Nachbargemeinden
Nachbargemeinden sind Querfurt, Barnstädt und Steigra (alle drei Saalekreis) im Norden, Karsdorf im Osten, Bad Bibra im Süden und Kaiserpfalz im Westen.
Geschichte
Am 18. Mai 876 wurde Nebra als Neveri im „Ingelheimer Protokoll“ des Reichsklosters Fulda erstmals urkundlich erwähnt. Im 12. Jahrhundert erhielt Nebra das Stadtrecht. Das Ministerialengeschlecht „von Nebra“ hatte hier seinen Stammsitz und wurde 1205 erstmals erwähnt. Die thüringischen Schenken von Vargula hatten von 1259 bis 1341 Nebra im Lehnsbesitz und nannten sich „Schenken von Nebra“. Die Burg Nebra ließen 1540 die Brüder von Nißmitz errichten.
Der Ort gehörte bis 1815 zum wettinischen, später kursächsischen Amt Freyburg.[2] Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kam er zu Preußen und wurde 1816 dem Kreis Querfurt im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt, zu dem er bis 1944 gehörte.[3]
Seit vielen Jahrhunderten wurde an den Unstruthängen roter und lachsfarbener Nebraer Sandstein abgebaut. Er wurde allgemein als Baumaterial, für Bauernhäuser aber auch für Schlösser und andere repräsentative Gebäude wie das Brandenburger Tor in Berlin verwendet. Der Abbau kam erst im 20. Jahrhundert zum Erliegen.
Zwischen 1952 und 1994 war Nebra Sitz des gleichnamigen Landkreises im Bezirk Halle bzw. Land Sachsen-Anhalt. Zu einer Namensänderung kam es am 1. Januar 1998, als sich die Stadt von Nebra in Nebra (Unstrut) umbenannte.
Bei Nebra auf der Altenburg, einem Buntsandsteinsporn im Unstruttal, wurden 1962 vier Venusfigurinen aus dem späten Jungpaläolithikum (Magdalénien) gefunden, die zu den ältesten bekannten Kunstwerken in Sachsen-Anhalt gehören. Die Figürchen sind 12.000 bis 14.000 Jahre alt. Sie werden im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle ausgestellt.
Am 4. Juli 1999 wurde die so genannte Himmelsscheibe von Nebra zusammen mit einem Bronzeschatz von zwei Raubgräbern auf dem Mittelberg ausgegraben. Sie stammt aus der unmittelbaren Umgebung Nebras (Wangens) und gilt als die früheste bekannte Himmelsdarstellung der Menschheitsgeschichte. Sie wurde um 1600 v. Chr. vergraben, während die Herstellung auf 2100 bis 1700 v. Chr. geschätzt wird.
Am 1. Juli 2009 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Wangen nach Nebra eingemeindet,[4] am 1. September 2010 die Gemeinde Reinsdorf.[5]
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat der Gemeinde Nebra wurde zuletzt am 26. Mai 2019 bei einer Wahlbeteiligung von 57,9 % (2014: 51,3 %) neu gewählt. Das Ergebnis der Wahl und die Zusammensetzung des Gemeinderates lauten wie folgt:[6]
Partei / Liste | Stimmenanteil | Sitze |
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CDU | 21,8 % | 4 |
LINKE | 19,4 % | 3 |
SPD | 10,8 % | 2 |
AfD | 21,2 % | 2 |
Wählergruppen | 25,1 % | 4 |
Gesamt | 15 |
Städtepartnerschaft
Kultur
Zu den Sehenswürdigkeiten zählen die Schlossruine und das Hedwig-Courths-Mahler-Archiv im Heimatmuseum Nebra mit einer Ausstellung über die Himmelsscheibe von Nebra und die Bronzezeit. Mehrere Wohnhäuser sind mit sehenswerten Renaissanceportalen geschmückt.
Am 20. Juni 2007 wurde in der Nähe des Fundortes der Himmelsscheibe bei Nebra das multimediale Besucherzentrum Arche Nebra eröffnet. Teil der Anlage ist ein 30 m hoher um 10° geneigter Aussichtsturm, der mit einem senkrechten Schnitt in zwei Teile geteilt ist. Zur Sommersonnenwende markiert er als Zeiger einer überdimensionalen Sonnenuhr die Sichtachse zum Brocken.[7]
Im Monat Juni findet seit 2004 das Lichterfest „Unstrut in Flammen“ statt. Höhepunkt sind u. a. ein großes Feuerwerk, ein Bootskorso und die Entenregatta.
- Neorenaissance-Schloss von 1874
- Besucherzentrum Arche Nebra
Verkehr
Nebra liegt an der Bundesstraße 250 von Eckartsberga nach Querfurt. Die Regionalbahnen von Abellio Rail Mitteldeutschland verkehren auf der Unstrutbahn im Stundentakt von Wangen (Unstrut) nach Naumburg (Saale). Die Verbindung nach Artern wurde mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2006 durch den Freistaat Thüringen abbestellt.
Der Unstrut-Radweg führt am Westrand Nebras entlang.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Gallus Dreßler (1533–1581), Kantor und Komponist
- Georg von Nißmitz (1575–1654), kursächsischer Hofmeister
- Friedrich August Nietzsche (1795–1833), Rechtswissenschaftler
- Franz Weineck (1839–1921), Gymnasialdirektor und Heimatforscher
- Hedwig Courths-Mahler (1867–1950), Schriftstellerin
- Kurt Hickethier (1891–1958), Mediziner, Begründer der Antlitzanalyse nach Schüßler
- Rudolf Reichert (1893–1967), Generalmajor
- Joachim-Hermann Scharf (1921–2014), Anatom und Biologe
- Dieter Lindner (1937–2021), Leichtathlet
- Georg Christoph Biller (1955–2022), Thomaskantor
Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen
- Michael Ranft (1700–1774), Diakon in Nebra, Vampirismusforscher des 18. Jahrhunderts
Literatur
- Otto Küstermann: Zur Geschichte der Stadt, des Schlosses und ehemaligen Gerichtsbezirks Nebra und seiner unmittelbaren Umgebung sowie seiner Beziehungen zum ehemals sächsischen Amte Freiburg. In: Jahresbericht des Thüringisch-Sächsischen Vereins für Erforschung des vaterländischen Altertums und Erhaltung seiner Denkmale. Halle, Band 1897, S. 40–92.
- Dietrich Mania, Volker Toepfer, Emanuel Vlček: Nebra – eine jungpaläolithische Freilandstation im Saale-Unstrut-Gebiet (= Veröffentlichungen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte, Band 54). Landesamt für Archäologie, Halle (Saale) 1999, ISBN 3-910010-36-9.[8]
- Ernst Pfeil: Zur Geschichte der Stadt und des Schlosses Nebra an der Unstrut. August Schneider, Sangerhausen 1929–1933, DNB 361285418.
- Trautmann: Nebra Stadt und Schloß. In: Thüringen und der Harz. 1839, S. 134.
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung der Gemeinden – Stand: 31. Dezember 2020 (PDF) (Fortschreibung) (Hilfe dazu).
- Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0, S. 34 f.
- Der Landkreis Querfurt im Gemeindeverzeichnis 1900
- StBA: Gebietsänderungen vom 02. Januar bis 31. Dezember 2009
- StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2010
- Stadt Nebra – Kommunalwahl 2019, abgerufen am 8. August 2019
- Besucherinformationen zum Aussichtsturm der Arche Nebra auf der Webseite der Arche Nebra
- Die ISBN 3-910010-36-9 wurde zweimal verwendet