Fendt (Marke)
Fendt ist eine Marke für Landmaschinen, die auf das gleichnamige bayerische Familienunternehmen aus Marktoberdorf zurückgeht. Die Marke ist seit 1997 im Besitz der amerikanischen AGCO, die im Jahr 2009 in AGCO GmbH umfirmierte.
Fendt | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1930 |
Sitz | Johann-Georg-Fendt-Straße 4 87616 Marktoberdorf, Bayern |
Leitung | Christoph Gröblinghoff |
Mitarbeiterzahl | 6.102 (2020) |
Umsatz | 8,41 Mrd. EUR (2018) |
Branche | Landtechnik |
Website | www.fendt.com |
Der erste Dieselross-Traktor mit 6 PS wurde 1930 von den Gebrüdern Hermann (1911–1995) und Xaver Fendt (1907–1989) unter der Anleitung ihres Vaters Johann Georg Fendt (1868–1933) konstruiert. 1937 ließen die beiden das Unternehmen in das Handelsregister Kempten eintragen. 1997 übernahm AGCO das Familienunternehmen, führte die Marke jedoch weiter, die als Premiummarke innerhalb des AGCO-Konzerns gilt.[1] Das Produktangebot umfasste bis zur Übernahme nur Traktoren einschließlich des Geräteträgers und des Systemschleppers Xylon und die 1998 verkaufte Sparte der Wohnwagen. Seitdem wurde es um Feldhäcksler, Mähdrescher, Schwader, Heuwender, Mähwerke und Ballenpressen ergänzt.
Die Marke Fendt hatte 2013 einen Exportanteil von 64 Prozent. Mit 6.261 zugelassenen Traktoren ab 51 PS und einem Marktanteil von 21,1 Prozent im Jahr 2013 ist Fendt in Deutschland Marktführer.[2] Insgesamt 17.837 Traktoren wurden 2013 verkauft, die bis dahin höchste Zahl in der Unternehmensgeschichte. Im Jahr 2019 lag der Exportanteil bei 66 % und es wurden 16.806 Traktoren verkauft. Im Jahr 2020 konnte Fendt seinen Absatz auf dem deutschen Markt auf 6.867 Traktoren steigern. Das entspricht einem Marktanteil von 21,3 % und damit der Marktführerschaft.[3] Der Exportanteil lag im selben Jahr bei 68 %.[4]
Standorte
Marktoberdorf
Der Hauptsitz der Marke Fendt ist in Marktoberdorf im Ostallgäu. Das Betriebsgelände liegt auf den Flächen des ehemaligen landwirtschaftlichen Hofes der Familie Fendt. Insgesamt beschäftigte das Unternehmen 2020 rund 6.102 Mitarbeiter. Davon arbeiten 4.036 im Hauptsitz in den Bereichen Produktion, Entwicklung, Vertrieb und Marketing, Finanzierung, Verwaltung und EDV. Am Standort in Marktoberdorf werden alle Traktoren entwickelt, produziert und vertrieben.
Die Produktionsanlagen haben aktuell eine jährliche Kapazität von rund 20.000 Traktoren und 29.000 Vario-Getrieben.[5] Die Wärmeversorgung des Unternehmens gewährleistet das Biomasseheizkraftwerk Ruderatshofen (Holzhackschnitzel). Am Standort Marktoberdorf befindet sich auch das Besucherzentrum Fendt Forum, das 2018 ausgebaut wurde. Aktuell können sich Besucher auf einer Fläche von 2.400 Quadratmetern über die Geschichte des Landtechnikherstellers informieren und sich aktuelle Fendt-Traktoren, Feldhäcksler, Futtererntetechnik und Mähdrescher anschauen.[6]
Asbach-Bäumenheim
Am Standort Asbach-Bäumenheim befindet sich das AGCO Kompetenzzentrum für Fahrzeugkabinen in Europa. Das Werk, ehemals Maschinenfabrik Josef Dechentreiter, wurde 1970 erworben. Dezember 2021 fertigten am Standort rund 1.500 Mitarbeiter[7] Kabinen und Karosseriebauteile für die Marken Fendt, Massey Ferguson und Valtra. Die Produktion am Standort umfasst die Bereiche Teilefertigung, Rohbau, Lackierung und Kabinenmontage einschließlich Einbau der Elektronik und des Fahrerplatzes.[8] Die Lieferungen der Fendt Kabinen nach Marktoberdorf erfolgt Just-In-Time direkt zur Traktormontage und Just-In-Sequence, d. h., die Teile werden im Werk in Asbach-Bäumenheim in derselben Reihenfolge gebaut, wie sie am Montageband in Marktoberdorf benötigt werden.[9]
Hohenmölsen
Im Jahr 2009 erwarb der AGCO Konzern den Standort Hohenmölsen. Seitdem wurden mehr als 35 Mio. Euro in das Werk investiert. Auf dem Gelände der ehemaligen Bundeswehrkaserne werden für Fendt Traktorteile, wie Unterlenker gefertigt. Zum anderen befindet sich hier auch die Montage des Feldhäckslers Fendt Katana 65 und 85. Seit 2017 werden auch die gezogenen Feldspritzen Fendt Rogator 300 in Hohenmölsen produziert. Ab Januar 2018 wird ebenfalls die selbstfahrende Feldspritze Rogator 600 in Sachsen-Anhalt gefertigt.[10][11] Im Dezember 2020 arbeiteten 345 Mitarbeiter am Standort Hohenmölsen.
Feucht
Am Standort Feucht befindet sich das AGCO-Kompetenzzentrum für Futtererntetechnik in Europa. Seit 2011 gehört das Kompetenzzentrum im Nürnberger Land zum US-amerikanischen AGCO-Konzern und produziert für die Marken Fendt, Massey Ferguson und Fella. In Feucht werden für Fendt die verschiedenen Modelle für Futtererntetechnik entwickelt und produziert: Trommel- und Scheibenmähwerke (Fendt Cutter und Fendt Slicer), Wender (Fendt Twister) und Schwader (Fendt Former).[12] Im Dezember 2020 waren 224 Mitarbeiter am Standort Feucht beschäftigt.
Waldstetten
Der Sitz des Landtechnikunternehmens in Waldstetten ist auf das Jahr 1871 und die Gründung der Mengele Agrartechnik zurückzuführen. Im Oktober 2017 übernimmt die AGCO Corporation den Bereich Futterernteproduktion des Unternehmens Lely und damit auch das Werk in Waldstetten. Zu den übernommenen Produkten gehören auch ein Lade- und Kombiwagenprogramm.[13] Ab 2018 werden am Standort die Fendt Kombiwagen der Serie Fendt Tigo PR und XR produziert. Auf dem 13.700 m² großen Werk sind 83 Mitarbeiter beschäftigt.
Wolfenbüttel
Seit über 115 Jahren werden in Wolfenbüttel Produkte für die Landwirtschaft entwickelt und produziert. Zunächst als Welger Maschinenfabrik GmbH und seit 2008 als Tochterunternehmen der Lely-Gruppe. Im Oktober 2017 übernimmt der Landtechnikkonzern AGCO die Futtererntemaschinensparte von Lely.[14] Am Standort Wolfenbüttel werden Rundballenpressen, Press-Wickelkombinationen, Quaderballenpressen und Aufsammler produziert. Ab 2018 werden hier für die Marken Fendt und Massey Ferguson variable Rundballenpressen und Festkammerpressen gebaut.[15] Auf dem etwa 100.000 m² großen Werksgelände arbeiten 245 Mitarbeiter in den Bereichen Schweißerei, Montage, Lackiererei, Versand und Administration.
Breganze
Am Standort Breganze befindet sich das AGCO Kompetenzzentrum für Mähdrescher in Europa. Das ehemalige Laverda-Werk wurde 2007 zu 50 Prozent und im März 2011 zu 100 Prozent von der AGCO Corporation erworben.[16] Seit 1873 werden hier in Italien landwirtschaftliche Maschinen produziert. Auf 25 Hektar Betriebsfläche arbeiten heute rund 610 Mitarbeiter an der Produktion von Mähdreschern der Mittelklasse sowie Hybrid- und 8-Schüttlermodellen der Oberklasse.[17] Ab 2018 wird im AGCO Werk die neu entwickelte Mähdrescherserie Fendt Ideal in drei Modellen produziert.
Hesston
Seit 1947 werden in Hesston, Kansas, Landmaschinen produziert. Das Unternehmen hat sich von Anfang an auf die Entwicklung und Produktion von landwirtschaftlichen Geräten spezialisiert. Zudem wurde hier 1978 die weltweit erste große Quaderballenpresse entwickelt und produziert, die sogenannte „Mutter aller Pressen“.[18] AGCO erwarb die Hesston Corporation im Jahr 1991. Das Werk verfügt derzeit über neun Fertigungslinien an denen Mähdrescher und Pflanzmaschinen für den amerikanischen Markt gefertigt werden sowie die Produktion von Quaderballenpressen, u. a. für die Marke Fendt. Im Jahr 2013 hat AGCO 40 Millionen Dollar in eine moderne 18.850 m² große Lackier- und Veredlungsanlage investiert.[19][20] AGCO ist der größte Arbeitgeber in Harvey County und beschäftigt mehr als 1.400 Mitarbeiter in Hesston Werk. 2018 wird in Hesston auch das neue Topmodell der Qauderballenpressen, die Fendt Squadra 1290 UD (Ultra Density) in Hesston produziert.
Jackson
In 2001 hat AGCO das Unternehmen Ag-Chem Equipment Co. in Jackson (Minnesota) gekauft und damit das Segment für Applikationsgeräte in Nordamerika erweitert. Seit 2002 werden auch die Raupentraktoren hier hergestellt.[21] Im Jahr 2011 wurde das Gelände um rund 7000 m² erweitert um die Row-Crop Traktoren für Massey Ferguson und Challenger herzustellen. Im gleichen Zug wurde auch das erste AGCO Besucherzentrum, das Intivity Center, in Nordamerika gebaut.[22][23] Heute sind rund 900 Mitarbeiter auf dem rund 62.500 m² großen Werk in Jackson beschäftigt. Ab 2018 werden in Jackson auch die Fendt Raupentraktoren der Modelle Fendt 900 Vario MT und Fendt 1100 MT in Serienstart gehen.
Galerie
- Werksgelände Fendt in Marktoberdorf
- Produktionsstätte der Marke Fendt in Marktoberdorf
- Fendt Werk Asbach-Bäumenheim
- Kabinenfertigung im Fendt-Werk in Asbach-Bäumenheim
- Fendt-Werk in Hohenmölsen
- AGCO Kompetenzzentrum für Futtererntetechnik in Feucht
- Fendt-Werk für den Kombiwagen Fendt Tigo in Waldstetten
- Fendt-Werk in Wolfenbüttel für Rundballenpressen
- Hauptsitz der AGCO European Harvesting Operations in Breganze
- AGCO Kompetenzzentrum für Quaderballenpressen und Erntetechnik in Hesston, Kansas
Geschichte
Vom Grasmäher zum Dieselross
Die Geschichte der Handwerkerfamilie Fendt reicht 350 Jahre zurück. Die Herstellung von Turmuhren, Bleizügen und Geigen verschaffte ihr regionale Bekanntheit im Allgäu. Die Familie betrieb außerdem im Nebenerwerb Landwirtschaft und hatte einen kleinen Handel für landwirtschaftliche Ausrüstung. Der am 16. August 1868 geborene Johann Georg Fendt übernahm 1898 den Familienbetrieb seines Vaters Franz Xaver und begann mit dem Vertrieb von Deutz-Stationärmotoren, bei denen er auch die Wartung und Reparatur beim Kunden vor Ort durchführte. Während der erstgeborene Sohn Xaver den familiären Betrieb verließ und bei großen Firmen wie Deutz oder BMW arbeitete, half Hermann seinem Vater bei der täglichen Arbeit. Die beiden erkannten den Bedarf an landwirtschaftlichen Nutzmaschinen und wagten sich 1928 an den Bau eines motorisierten Grasmähers.[24] In den 1930er Jahren wurden die Schlepper mit Sitzkissen von Fritzmeier ausgerüstet.[25] Schnell stellte sich heraus, dass sie mehr Leistung für höhere Zugkraft und ein höheres Gewicht für verbesserte Traktion benötigten. 1930 entwickelten sie das erste Dieselross mit sechs PS und einem ZF-Getriebe.[26] Bis 1932 wurden insgesamt vier Dieselrösser diesen Typs gebaut und konnten sogar an ausgewählte Kunden verkauft werden. Nach dem Tod Johann Georg Fendts kehrt Xaver Fendt 1934 nach Marktoberdorf zurück, um mit seinem Bruder Johann das Unternehmen fortzuführen. 1937 trugen sich die beiden in das Handelsregister Kempten (Allgäu) unter dem Namen „Xaver Fendt & Co., Maschinen- und Schlepperfabrik“, ein. Xaver und Hermann wurden Gesellschafter, während die Mutter Kreszentia als Kommanditistin fungierte. Im Jahr 1938 bauten die Gebrüder Fendt das Dieselross F 22 mit bis zu 22 PS. Sie waren der erste Hersteller aus Europa, der eine fahrunabhängige, lastschaltbare Zapfwelle verbaute. Diese Entwicklung machte sie erstmals über die Grenzen des Allgäus hinaus bekannt.
Am 2. März 1939 wurde durch Oberst von Schell, dem damaligen Generalbevollmächtigten für das Kraftfahrwesen, der Erlass über die Typenbegrenzung im Schlepperbau verabschiedet. Dieser sah vor, den Schlepperbau in elf Leistungsklassen, in denen in Haupt-, Sonder- und Nebentypen unterschieden wird, aufzuteilen. Somit hatten Hersteller landwirtschaftlicher Maschinen klare Vorgaben, wie ihre Fahrzeuge aufgebaut werden müssen. In den folgenden Jahren musste das Allgäuer Unternehmen weitere Hürden bewältigen, da ein Großteil ihrer Arbeitskräfte in den Wehrdienst eingezogen wurde. 1942 kam erschwerend hinzu, dass die NS-Regierung auf Grund der Rohstoffknappheit den Bau von Traktoren mit flüssigem Treibstoff verbot. Fendt konstruierte daraufhin den Holzgasschlepper Dieselross G25, der einen Einheits-Generator und Deutz-Einheits-Gasmotor besaß.[24] Die Gebrüder Fendt konnten erst drei Jahre nach Kriegsende das Unternehmen wieder übernehmen, da ab 1945 von der US-amerikanischen Militärregierung Treuhänder eingesetzt wurden.
Farmer, Favorit, Fix und Co.
Im Jahr 1950 konnte das Allgäuer Unternehmen seinen 10.000 Traktor produzieren und hatte 1951 bereits 600 Mitarbeiter. Mit dem F 25 A hatte der Traktorenhersteller seinen ersten allradgetriebenen Schlepper im Programm[27], mit dem der Großschlepper-Markt in Angriff genommen werden sollte. Auch die strategische Entscheidung, in Zukunft nicht mehr die Getriebe von ZF oder Prometheus zu beziehen, sondern selbst Getriebe zu entwickeln und herzustellen, war ein wichtiger Schritt des noch jungen Unternehmens. Mit der Übernahme der H. Sachse KG 1954 verlagerten sie die Entwicklung und Produktion von hydraulischen Krafthebern, Steuerventilen, Hubzylindern und Mähwerks-Antriebsaggregaten nach Kempten (Allgäu).[28] Zwei Jahre später, 1956, präsentierten die Entwickler auf der DLG Wanderausstellung in Köln ihren ersten Geräteträger, den Fendt GT mit 12 PS und Unterflurmotor.[27] Ein Jahr später folgte der erste Schmalspurschlepper von Fendt, der FLS 237 mit einer Fahrzeugbreite von nur 98 cm. Ende der 50er Jahre exportierte das mittelständische Unternehmen bereits in 30 Länder.[27]
Mit der „ff“-Baureihe, dem Favorit 1, Farmer 1 und dem Fix 1 wollte Fendt in neue Märkte vorstoßen. Sie entdeckten den südamerikanischen Kontinent als profitablen Wachstumsmarkt und eröffneten dort im Jahr 1957 die Tractors Fendt S.A. Anfangs sollte mit einer eigenen Vertriebsstelle in der Nähe von São Paulo, später mit einer eigenen Produktionsanlage die brasilianischen Landwirte überzeugt werden. Das Projekt wurde jedoch zwölf Jahre später an Schuler do Brasil, einem Tochterunternehmen der L. Schuler AG aus Göppingen, verkauft, da sich die Unternehmung als nicht profitabel erwies.
Im Jahr 1959 wurde der Fendt Fix 2 mit 18 PS vorgestellt, 1960 folgte der Farmer 2 mit 34 PS und der Favorit 2 mit 46 PS. Ein Jahr später wurde bereits der 100.000. Fendt, ein Fendt Farmer 2, oft als „Goldener Fendt“ bezeichnet, produziert.[24] Gleichzeitig erschien der F 225 GT mit 25 PS auf der Bildfläche. Die Fendt-Geräteträger machten zu dieser Zeit rund ein Fünftel der insgesamt in Marktoberdorf produzierten Schlepper aus. Die Geräteträger-Familie wurde nochmals um den 30 PS starken F230 und den 32 PS F 231 erweitert. In den 60er Jahren hatten die Fendt GTs dabei einen Anteil von rund 87 Prozent auf dem Systemschlepper-Markt in Westdeutschland. 1967 wurde mit dem bis dahin stärksten Fendt, dem 62 PS starken Favorit 3S, erneut ein Schlepper für Großbetriebe präsentiert.
Die Jahre 1970 bis 1995
1970 wurde auf der DLG-Ausstellung in Köln der selbstfahrende Ladewagen Agrobil S vorgestellt. Im gleichen Jahr wurde die Maschinenfabrik Josef Dechentreiter mit 800 Mitarbeitern in Asbach-Bäumenheim erworben. Somit produzierte und vertrieb Fendt zusätzlich Pistenraupen und Wohnwägen.[29] In den folgenden Jahren wurden die Geräteträger und Traktorenbaureihen weiter optimiert und neue Märkte wie z. B. die Türkei erschlossen. Das Werk Asbach-Bäumenheim stellte jetzt auch die Kabinen selbst her. Gleichzeitig wurde mit dem Favorit 622 LS die neue Großtraktorenbaureihe vorgestellt.[26]
In den 1970er Jahren fertigte Fendt verschiedene Baggerladermodelle für den Einsatz im Baugewerbe. Mit dem Baumaschinenhersteller Frisch bestand zudem zeitweise eine enge Zusammenarbeit. So übernahm Frisch teilweise den Vertrieb der Fendt-Baggerlader. Zudem kaufte Frisch Mitte der 1970er Jahre Teile aus der Traktorfertigung und verwendete sie zum Bau eines kompakten Graders.[30]
1980 wurde eine Umfirmierung zur Fendt GmbH beschlossen, um den zeitgemäßen Anforderungen an ein Wirtschaftsunternehmen gerecht zu werden. Das Unternehmen war dann eine Kapitalgesellschaft mit Beirat. Das Werk in Kempten (Allgäu) wurde aus dem Unternehmen ausgegliedert und fortlaufend als Schwesterunternehmen verzeichnet. Ein Jahr später wurde der Favorit 626 LSA, auch bekannt als „Nasenbär“, präsentiert. Einzigartig an diesem Traktor waren die 50:50-Gewichtsverteilung, 252 PS und die kippbare Kabine. 1985 erreichte Fendt mit 6388 verkauften Traktoren und einem Marktanteil von 18,4 Prozent erstmals den ersten Platz in der Zulassungsstatistik für Westdeutschland.[31] Am 19. Juni 1989 starb Xaver Fendt, Mitbegründer des Unternehmens, im Alter von 82 Jahren. Seine Anteile an der Kommanditgesellschaft und der GmbH gingen an seine beiden Söhne Xaver und Hermann über.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands ergaben sich Anfang der 1990er-Jahre neue Marktchancen in den neuen Bundesländern sowie in Zentral- und Osteuropa. Um die Kosten zu senken, wurde die Produktion auf eine auftragsbezogene Fertigung ausgerichtet. Diese Methode spart Lagerkosten produktionsrelevanter Teile. 1993 stellte Fendt mit dem Favorit 500 C den ersten Schlepper mit gefederter Vorderachse vor.[32] Anlässlich des ersten Fendt-Saaten-Union-Feldtages auf dem Gut Möschenfeld bei München, wurde der Xylon 1994 erstmals im Einsatz gezeigt. Der in Blockbauweise angelegte Systemschlepper war mit 110, 120 und 140 PS erhältlich. Am 17. August 1995 starb Hermann Fendt im Alter von 84 Jahren und hinterließ drei Erben. Er erlebte nicht mehr mit, wie 1995 der Favorit 926 auf der Agritechnica in Hannover vorgestellt wurde. Der Favorit 926 war der erste serienreife Traktor mit stufenlosem Getriebe, dem sogenannten Vario-Getriebe.[33]
Übernahme durch den AGCO Konzern
1996 beschlossen die fünf Erben von Xaver und Hermann Fendt das Familienunternehmen zu verkaufen. Ende Januar 1997 übertrugen sie alle Anteile von Fendt an das 1990 in den USA gegründete Unternehmen AGCO, das bereits mehrfach internationale Landmaschinen- und Traktorenhersteller aufgekauft hatte. Die Fendt GmbH wurde in die Mehrmarkenstrategie des Konzerns eingegliedert. Die Bäumenheimer Wohnmobilsparte wurde 1998 an das Hobby-Wohnwagenwerk Ing. Harald Striewski GmbH verkauft.[34] Der Standort Bäumenheim wird noch heute für die Produktion von Kabinen und Karosserieteilen genutzt. Auf dem Fendt-Saaten-Union-Feldtag in Wadenbrunn wurden 1998 erstmals die Fendt-Mähdrescher vorgestellt, die von der AGCO-Tochter Dronningborg aus Randers in Dänemark hergestellt wurden. Seit 2004 werden Fendt-Mähdrescher in Breganze, Italien, produziert. Das Werk war ursprünglich für die Produktion von Laverda Erntetechnik bekannt. Quaderballenpressen, hergestellt in Hesston, USA, werden seit 2002 im Produktprogramm von Fendt geführt. Die Kemptener Maschinenfabrik, die zuvor für Kraftheber und elektrische Steuerventile in den Fendt Modellen zuständig war, wurde 2003 an die Nussbaum Gruppe verkauft.[28] Gegen Ende 2004 wurde die Produktion des Fendt GT und des 1994 vorgestellten Systemschleppers Xylon eingestellt. Von dem seit 48 Jahren gebauten Geräteträger waren rund 62.000 Stück produziert worden. Seit 2009 gibt es in jeder Traktorenbaureihe von Fendt das Vario-Getriebe.[35] Gleichzeitig gab AGCO bekannt, bis 2012 300 Millionen US-Dollar in die Infrastruktur der Standorte Marktoberdorf und Asbach-Bäumenheim zu investieren. Der Bau des Traktoren-Werksverbundes, mit einer Produktionskapazität von bis zu 20.000 Traktoren und 29.000 Vario-Getrieben im Jahr, und das neue Kundenzentrum, Fendt Forum, wurden bis 2013 fertiggestellt.[36] Im Werk Hohenmölsen in Sachsen-Anhalt werden seit 2009 Dickblechkomponenten, und seit 2010 der Feldhäcksler Fendt Katana 65 produziert.[37] Im Juli 2014 wurden auf der internationalen Pressekonferenz auf Schloss Neuschwanstein der neue 300 Vario und 700 Vario sowie das neue Spitzenmodell Fendt 1000 Vario mit bis zu 500 PS[38] und auf der Agritechnica 2015 Produkte für die Futterernte vorgestellt, die Fendt von der Konzernschwester Fella bezieht.
Beim jährlich von der DLG veröffentlichten Image-Barometer, bei dem deutsche Lohnunternehmen und Landwirte über Landtechnikunternehmen befragt werden, belegte Fendt 2013 mit 99,3 von 100 möglichen Punkten den ersten Rang.[39] In den folgenden Jahren belegte Fendt mehrmals den ersten Platz bei der Image-Barometer Umfrage wie auch zuletzt im Jahr 2019.[40] Zusätzlich landete Fendt im Jahre 2019 auf Platz 1 des europäischen Händlerzufriedenheitsbarometers. Dieses wird von der Händlerorganisation CLIMMAR erstellt, dabei werden Fachhändler aus 10 europäischen Ländern befragt. Das Unternehmen ist Mitglied im VDMA, Fachbereich Landtechnik.[41]
Fahrrad und E-Bike
Bereits in den 1980er Jahren hatte Fendt ein Fahrrad mit Kardanantrieb produziert. 2014 wurde die Firma Fendt E-Motoren GmbH gegründet. Zwei Jahre später hatte der Antrieb Serienreife erlangt. Zuerst wurde der Antrieb, als Mittelmotor konzipiert, nur in die eigene Marke Tororider eingebaut.[42] Heute ist der Motor auch an anderen E-Bikes zu finden, gesamt gesehen aber eher selten.
Literatur
- Klaus Herrmann: Die Fendt-Chronik, Vom Dieselross zum Vario. Ulmer Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-8001-4863-3.
- Klaus Herrmann: 75 Jahre Dieselross, EIne Erfolgsgeschichte. Ulmer Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8001-4793-9.
- Albert Mößmer: Fendt – Das Typenbuch: 1928 bis heute. 3. Auflage, GeraMond, München 2010, ISBN 978-3-7654-7701-0.
- Gilbert Kremer: Alle Traktoren von Fendt, Typen und Daten. Klaus Rabe Verlag, Willich 2005, ISBN 3-926071-33-8.
- Gilbert Kremer: Fendt Geschichte, Das Beste aus der Fendt Werbung von 1930 bis heute. DLG Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-7690-0736-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- AGCO/Fendt erwartet neues Rekordjahr. Radio Allgäu Hit, 9. Oktober 2013, abgerufen am 29. Juli 2014: „[…] ist mit rund 62 Millionen Euro Entwicklungsbudget im Jahr 2013 ein globaler Innovationstreiber auf dem Landtechnikmarkt.[…]“
- Schlepperzulassungen in Deutschland ab 51 PS. (PDF) top agrar, 1. Dezember 2013, archiviert vom Original am 26. August 2014; abgerufen am 13. August 2014: „[…] ist Fendt mit einem Marktanteil von 21,1 Prozent Marktführer […]“
- Infografik: Fendt ist Marktführer bei Traktoren. Abgerufen am 21. Januar 2021.
- Fakten & Zahlen | Unternehmen – Fendt. Abgerufen am 21. Januar 2021.
- Fendt feiert 25.0000 Vario Getriebe,agrarheute, Dezember 2016, abgerufen am 12. Dezember 2017:„[…] Rund 100 Getriebe werden pro Tag produziert […]“.
- Andreas Filke: Das ist das neue Fendt-Schmuckstück: Ausstellungshalle in MOD eröffnet. allgaeu.life. 28. Juni 2019. Abgerufen am 23. März 2020.
- Bericht über Investitionen im Werk Asbach-Bäumenheim auf b4bschwaben.de; abgerufen: 28. März 2019.
- AGCO steckt über 30 Mill. Euro in den Standort Bäumenheim, Juli 2010, abgerufen am 12. Dezember 2017.
- Standort Asbach-Bäumenheim, AGCO/Fendt; abgerufen am 12. Dezember 2017.
- Challenger Europa: Übergabe an Fendt?, auf www.agrarheute.com, April 2017, abgerufen am 3. Juni 2017.
- Fendt übernimmt Vertrieb der Marke Challenger,b4b Wirtschaftsleben Schwaben, Juli 2017, abgerufen am 12. Dezember 2017.
- Fella (Memento vom 14. Dezember 2017 im Internet Archive), Fella, abgerufen am 13. Dezember 2017.
- Fendt zieht künftig Lely, Augsburger Allgemeine, September 2017, abgerufen am 13. Dezember 2017.
- AGCO kauft Erntetechnik von Lely, profi, März 2017, abgerufen am 13. Dezember 2017.
- AGCO übernimmt Lelys Rundballenpressen Werk, auf www.agrarheute.com, Oktober 2017, abgerufen am 13. Dezember 2017.
- Akquisition Laverda S.p.A., AGCO, November 2010, abgerufen am 13. Dezember 2017.
- Standort Breganze, AGCO/Fendt, abgerufen am 13. Dezember 2017.
- Hesston, abgerufen am 13. Dezember 2017.
- AGCO eröffnet 40 Millionen Dollar Lackier- und Veredlungsanlage, AGCO, August 2013, abgerufen am 13. Dezember 2017.
- AGCO eröffnet neue Lackier- und Veredlungsanlage in Hesston, FarmProgress, Oktober 2013, abgerufen am 13. Dezember 2017.
- AGCO Report, AGCO, Juli 2002, abgerufen am 13. Dezember 2017 […] AGCO completed the acquisition of Caterpillar Inc.'s agricultural track-type tractors known as „Challenger“ in March 2002 and has added a full range of new agricultural equipment to form the new Challenger brand […].
- AGCO eröffnet neues Intivity Center und Werkserweiterung, AGCO, Juni 2012, abgerufen am 13. Dezember 2017.
- AGCO erweitert das Minnesota Werk, AGCO, Mai 2013, abgerufen am 13. Dezember 2017.
- 75 Jahre – Fendt Dieselross-Jubiläum. (PDF) AGCO/Fendt, abgerufen am 12. September 2014.
- Profi – Magazin für Agrartechnik: Was wurde eigentlich aus den Fritzmeier-Verdecken, Heft 9, 2014, S. 129
- Fendt Meilensteine. AGCO/Fendt, abgerufen am 12. September 2014.
- Top 10 Traktoren. NDR, 25. Februar 2014, archiviert vom Original am 11. September 2014; abgerufen am 4. September 2014.
- Kemptener Maschinenfabrik GmbH. Otto Nußbaum GmbH & Co KG, archiviert vom Original am 10. September 2014; abgerufen am 9. September 2014.
- Das Auf und Ab von Lely-Dechentreiter hielt den Ort jahrzehntelang in Atem. Augsburger Allgemeine, 19. Dezember 2010, abgerufen am 9. September 2014.
- Ulf Böge: Jahrbuch Baumaschinen 2020. Podszun-Verlag, 2019, ISBN 978-3-86133-934-2, Seite 102.
- 1985: Fendt erstmals Marktführer in Deutschland. 21. März 2013, abgerufen am 4. September 2014.
- Fendt Schmalspurtraktoren mit gefederter Vorderachse. Raiffeisen, 29. November 2004, abgerufen am 9. September 2014.
- Gut, besser, stufenlos. DLV, 8. Februar 2012, abgerufen am 9. September 2014.
- Fendt Caravan Unternehmenshistorie. Fendt-Caravan, archiviert vom Original am 10. September 2014; abgerufen am 9. September 2014.
- Vario-Getriebe in allen Fendt-Traktoren. www.agrarheute.com, 13. Oktober 2009, archiviert vom Original am 10. September 2014; abgerufen am 9. September 2014.
- AGCO/Fendt eröffnet neues Traktorenwerk. www..com, 28. September 2012, archiviert vom Original am 10. September 2014; abgerufen am 9. September 2014.
- Pressemitteilung Nr.: 004/2014. Pressestelle Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft, Sachsen-Anhalt, 24. Januar 2014, abgerufen am 9. September 2014.
- Internationale Pressekonferenz Schloss Neuschwanstein. Pressemitteilung AGCO/Fendt, 8. Juli 2014, abgerufen am 20. August 2014.
- DLG Imagebarometer 2013. DLG, 25. Oktober 2013, abgerufen am 26. September 2016: „[…] bleibt Fendt mit 99,3 Punkten weiterhin mit Abstand Imageführer […]“
- Olaf Schultz: Fendt führt erneut beim Markenimage. agrarzeitung.de. 10. Januar 2019. Abgerufen am 23. März 2020.
- VDMA Wirtschaftsbericht Landtechnik 2013. (PDF) VDMA, 1. Mai 2013, archiviert vom Original am 26. August 2014; abgerufen am 21. August 2014: „Das Unternehmen ist im Verband Deutscher Maschinen und Anlagenbau, Fachbereich Landtechnik, angegliedert.“
- Artikel in E Mountain Bike