Głębocko (Grodków)
Głębocko (1945–(?) Jamna; deutsch Tiefensee) ist ein Dorf in der Gemeinde Grodków (Grottkau) in der Woiwodschaft Opole in Polen.
Głębocko Tiefensee | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Oppeln | ||
Powiat: | Brzeg (Brieg) | ||
Gmina: | Grodków (Grottkau) | ||
Geographische Lage: | 50° 41′ N, 17° 29′ O | ||
Höhe: | 155 m n.p.m. | ||
Einwohner: | 240 (2016[1]) | ||
Postleitzahl: | 49-200 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 77 | ||
Kfz-Kennzeichen: | OB | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Nächster int. Flughafen: | Breslau | ||
Geographie
Geographische Lage
Das Straßendorf Głębocko liegt im Westen der historischen Region Grottkauer Land. Es liegt acht Kilometer östlich vom Gemeindesitz Grodków und etwa dreißig Kilometer westlich der Woiwodschaftshauptstadt Oppeln.
Głębocko liegt in der Schlesischen Tiefebene (Nizina Śląska) am linken Ufer der Glatzer Neiße (Nysa Kłodzka). Nördlich von Głębocko liegen zwei Badeseen sowie das Naturschutzgebiet Rezerwat przyrody Dębina.
Nachbarorte
Nachbarorte von Głębocko sind im Nordwesten Osiek Grodkowski (Osseg), im Osten Radoszowice (Raschwitz), im Südwesten Tarnica (Tarnitze) und im Westen Żelazna (Märzdorf).
Geschichte
Die Wasserburg „Tyfense“ wurde 1272 unter Herzog Heinrich IV. erstmals urkundlich mit „Comes Deczko de Tyfense“ erwähnt und war damals Sitz einer Kastellanei[2]. Sie gehörte zum Herzogtum Breslau und fiel bei dessen Teilung 1311 an das neu gegründete Herzogtum Brieg. 1343 erwarb die Stadt Grottkau das „castrum Tyfenze“.[3] 1344 gelangte die Burg zusammen mit dem Grottkauer Land an das bischöfliche Fürstentum Neisse. 1430 wurde die Burg von den Hussiten erobert und 1474 im Böhmisch-ungarischen Krieg durch König Matthias Corvinus zerstört. Die Ruinen wurden im 18. Jahrhundert zum Teil abgetragen. Ende des 19. Jahrhunderts waren noch Reste sichtbar, die zum Bau des Schlosses Koppitz verwendet worden sein sollen. Erhalten hat sich ein fünf Meter hoher Wallrest im Wald, der als „Altes Schloss“ bezeichnet wurde.
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 fiel Tiefensee mit dem größten Teil des Fürstentums Neisse an Preußen. 1765 wurde im Ort eine evangelische Schule eingerichtet.[4]
Nach der Säkularisierung des Fürstentums Neisse 1810 und der Neuorganisation der Provinz Schlesien 1815 gehörte die Landgemeinde Tiefensee zum Landkreis Grottkau im Regierungsbezirk Breslau. 1816 wurde die Landgemeinde Tiefensee zusammen mit dem Landkreis Grottkau in den Regierungsbezirk Oppeln eingegliedert, wodurch sie an Oberschlesien gelangte. 1845 bestanden in Tiefensee eine evangelische Schule, ein Wirtshaus, eine Mautstätte über die Glatzer Neiße sowie 66 weitere Häuser. Im gleichen Jahr lebten in Tiefensee 328 Menschen, davon 131 evangelisch.[4] 1855 lebten 461 Menschen im Ort. 1859 wurde eine katholische Schule im Dorf eingerichtet. 1865 bestanden im Ort 3 Gärtner- und 15 Häuslerstellen sowie ein Wirtshaus, zwei Mühlen und zwei Schulen. Die einklassige katholische Schule wurde im gleichen Jahr von 56 Schülern besucht.[5] 1874 gelangte Tiefensee an den neu gebildeten Amtsbezirk Koppitz, der die Landgemeinden Koppitz, Märzdorf und Tiefensee sowie die Gutsbezirke Koppitz, Nieder Märzdorf und Ober Märzdorf umfasste.[6] 1885 zählte Tiefensee 457 Einwohner.[7]
1933 lebten in Tiefensee 365 und 1939 331 Menschen. Bis Kriegsende 1945 gehörte der Ort zum Landkreis Grottkau.[8]
Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Tiefensee 1945 wie der größte Teil Schlesiens unter polnische Verwaltung. Nachfolgend wurde es zunächst in Jamna, später in Głębocko umbenannt und der Woiwodschaft Schlesien angeschlossen. 1950 wurde es der Woiwodschaft Oppeln eingegliedert und 1999 in den neu gegründeten Powiat Brzeski (Kreis Brieg).
Sehenswürdigkeiten
- Reste der Burg Tiefensee
- Glockenkapelle
- Ehemaliger evangelischer Friedhof
- Hölzernes Wegekreuz
- Wegkapelle mit Kreuz
Literatur
- Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Schlesien (= Kröners Taschenausgabe. Band 316). Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 536.
- G. Wilczek: Gruß aus dem Grottkauer Lande. Bundesverband der Grottkauer e.V. – Heimatgruppe Kreis und Stadt Grottkau/Oberschlesien. 1996, S. 128.
Weblinks
Einzelnachweise
- Geschichte und Zahlen zu Głębocko (polnisch)
- Kastellanei wird im HB hist. Stätten nicht erwähnt.
- Bernhard W. Scholz: Das geistliche Fürstentum Neisse. 2011 Böhlau Verlag Köln Weimar Wien, ISBN 978-3-412-20628-4, S. 390.
- Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Breslau 1845, S. 685
- Vgl. Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien. Breslau 1865, S. 1192.
- Amtsbezirk Koppitz/Schwarzengrund
- AGOFF Kreis Grottkau
- Verwaltungsgeschichte – Kreis Grottkau (Memento vom 3. September 2017 im Internet Archive)