Fischbach (Kronach)
Fischbach ist ein Gemeindeteil der Kreisstadt Kronach im oberfränkischen Landkreis Kronach in Bayern.
Fischbach Kreisstadt Kronach | |
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Höhe: | 371 m ü. NHN |
Einwohner: | 730 (9. Mai 2011)[1] |
Eingemeindung: | 1. Mai 1978 |
Postleitzahl: | 96317 |
Vorwahl: | 09261 |
Ehemaliges Schulhaus |
Geographie
Das Pfarrdorf bildet mit dem südlich gelegenen Tauschendorf eine geschlossene Siedlung. Diese liegt am Fischbach, einem linken Zufluss der Rodach. An der Südgrenze des Schlossgartens steht eine ungefähr 300 Jahre alte Sommerlinde mit einer Höhe von 15 Metern und einem Umfang von 3 Metern, die als Naturdenkmal geschützt ist.[2] Die Kreisstraße KC 12 führt nach Wötzelsdorf (1,4 km südöstlich) bzw. nach Planersgut (1,4 km westlich). Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Seibelsdorf zur Bundesstraße 303 (3 km östlich), nach Wüstbuch (1,7 km südwestlich) und nach Hinterstöcken (0,8 km westlich).[3][Anmerkung 1]
Fischbach liegt in einer sehr gut erhaltenen historischen Kulturlandschaft mit einer Kalksteinriegel-Heckenlandschaft auf Blockgewannflur.[4] Die Terrassenäcker und Steinriegellagen sind wohl im frühen Mittelalter entstanden.
Geschichte
Die Erstnennung war im Jahr 1325 im Urbar des Hochstift Bamberg unter dem Amt Steinach als „vischbach“.[5]
Fischbach lag an der Grenze des Hochstifts mit der Burggrafschaft Nürnberg (und in deren Rechtsnachfolge ab dem 15. Jahrhundert Markgraftum Brandenburg-Kulmbach). 1398 gehörte der Zehnt auch Kulmbach. 1372 hatten noch keine adligen Grundherren die Dorfherrschaft. Ab etwa 1450 besaß das fränkische Rittergeschlecht derer von Waldenfels die Dorfherrschaft. Eine Kapelle wurde um 1500 errichtet. Am 8. Juni 1582 zerstörte ein Großbrand die Dorfmitte. Die Linie derer von Waldenfels starb 1618 aus. Fischbach gelangte um 1600 in den Besitz der Familie von Guttenberg. 1738 erwarben die von Reitzenstein das verschuldete Rittergut Fischbach. Sie bewohnten das Obere Schloss neben der Kirche bis 1917 und das westlich gelegene, abgegangene Untere Schloss. In Fischbach bestand eine komplizierte Gemengelage bezüglich unterschiedlicher Besitz- und Lehensrechte. Der ritterschaftliche Ort war Sitz eines Patrimonialgerichts.[5]
Die meisten Einwohner waren in der Korbflechterei beschäftigt, gefolgt von der Landwirtschaft.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Fischbach 44 Anwesen. Das Hochgericht übte das Rittergut Fischbach aus. Es hatte ggf. an das bambergische Centamt Stadtsteinach auszuliefern. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Rittergut Fischbach. Grundherren waren das Rittergut Fischbach (37 Anwesen: 1 Gut, 6 Söldengüter, 1 Söldengütlein, 5 Gütlein, 22 Häuser, 2 Tropfhäuser), die Pfarrei Stadtsteinach (1 halbes Gut, 1 halbes Gütlein, 1 Haus), das Domkapitel Bamberg (1 halbes Gut, 1 Gütlein) und die bambergische Verwaltung Untersteinach (1 Gütlein, 1 Haus). Neben diesen Anwesen gab es das Obere und das Untere Schloss, 1 Pfarrkirche, 1 Pfarrhof, 1 Schulhaus, 1 Gemeindenachtwächterhäuslein.[6]
Mit dem Gemeindeedikt wurde 1808 der Steuerdistrikt Fischbach gebildet, zu dem Allern, Dobrach, Gössersdorf, Grundmühle, Grünlinden, Hinterstöcken, Horlachen, Planersgut, Staibra, Stüben, Tauschendorf, Vorderstöcken, Wötzelsdorf und Wüstbuch gehörten. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Fischbach, zu der Allern, Dobrach, Grundmühle, Hinterstöcken, Planersgut, Staibra, Stüben, Tauschendorf und Wüstbuch gehörten. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Stadtsteinach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Stadtsteinach. 1820 wurde das Patrimonialgericht Fischbach errichtet, das bis 1848 bestand. Es umfasste die von Reitzensteinschen Besitzungen in der Gemeinde Fischbach, Wötzelsdorf und Horlachen, Flurholz und Grafendobrach. Ab 1862 gehörte Fischbach zum Bezirksamt Stadtsteinach. Die Gerichtsbarkeit blieb bis 1879 beim Landgericht Stadtsteinach. 1880 kam Fischbach an das Amtsgericht Kronach, an das Bezirksamt Kronach (1939 in Landkreis Kronach umbenannt) und an das Rentamt Kronach (1919 in Finanzamt Kronach umbenannt).[7] Die Gemeinde hatte 1961 eine Fläche von 8,917 km².[8]
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde Fischbach am 1. Mai 1978 nach Kronach eingegliedert.[9] In die aufgelöste Gemeinde Fischbach war zuvor Wötzelsdorf am 1. Januar 1972 eingemeindet worden.[10]
Einwohnerentwicklung
Gemeinde Fischbach
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Pfarrdorf Fischbach
Jahr | 1818 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 2011 |
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Einwohner | 244 | 301 | 345 | 367 | 371 | 392 | 515 | 490 | 507 | 663 | 730 |
Häuser[Anmerkung 2] | 55 | 62 | 61 | 65 | 74 | 91 | 191 | ||||
Quelle | [7] | [12] | [13] | [15] | [16] | [17] | [18] | [8] | [19] | [20] | [1] |
Wappen
Blasonierung: In Blau über einer goldenen heraldischen Rose ein gekrümmter silberner Fisch.[21]
Baudenkmäler
Pfarrkirche St. Jakobus
Die evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Jakobus ist im Kern um 1500 als Kapelle entstanden. Anfangs war es eine Filiale der katholischen Pfarrei Stadtsteinach. 1523 wurde eine Jakobskirche in Fischbach erstmals erwähnt. 1548 führten die Herren von Waldenfels die Reformation ein. Außerdem entstand eine evangelische Pfarrei. Umbauten folgten 1589 mit einer Verlängerung des Kirchenschiffes, 1660 mit dem Abriss und Neubau des Kirchturmes und 1701/1703 mit der Erneuerung des Dachstuhls und Umgestaltung des Innenraums. Die Kirche ist ein Saalbau. Der Kirchturm befindet sich am Südabschnitt der Westfassade. Das Kirchengestühl stammt aus dem Jahr 1603, der Taufstein etwa aus dem Jahr 1670. Der barocke Kanzelaltar wurde 1703 durch die Werkstatt des Markgräflichen Hofbildhauers Elias Räntz aus Bayreuth errichtet.[22] Im Kirchturm hängen drei Bronzeglocken. Die älteste, die 12-Uhr-Glocke, stammt aus dem Jahr 1367. Die Gebetsglocke wurde vor 1610 gegossen.[23]
Schloss
Das Obere Schloss wurde erstmals 1452 erwähnt. Es ist ein dreigeschossiger Walmdachbau, der über einem älteren Kern nach 1525 errichtet wurde. Ein dreigeschossiger Turm mit einem sechseckigen Grundriss und einer geschwungenen, verschieferten Haube prägt die Ostfront des Gebäudes. Umbauten führte wohl Hans Friedmann aus Küps nach 1600 durch.[22] Die äußere Gestalt besteht seit 1720 unverändert.[5]
Weitere Baudenkmale
Außerdem gab es noch zwei Häuser, die Friedhofsmauer, das Pfarrhaus, die ehemalige Gemeindekanzlei und die Sandsteinstützanlage einer Dorflinde, die denkmalgeschützt sind.
Ehemalige Baudenkmale
1963 galten noch vier weitere Gebäude als denkmalgeschützt:
- Haus Nr. 11: Erneuertes Gebäude, die Haustür am Scheitelstein bezeichnet JV 1825.[24]
- Haus Nr. 16: Zweigeschossiges Gebäude mit Halbwalmdach, der Scheitelstein der Haustür bezeichnet F. Pf 1849, die rückwärtige Tür im Sturz bezeichnet 1784.[24]
- Haus Nr. 37a: Eingeschossiger, ehemaliger Wohnstallbau, erhalten nur der Wohnteil mit Satteldach, 18. Jahrhundert, Umfassungsmauern massiv mit Ecklisenen, Giebel teils Fachwerk, teils verschalt.[24]
- Haus Nr. 51: Zweigeschossiger Satteldachbau, Erdgeschoss aus Sandsteinquadern, die Türrahmung geohrt und profiliert, am Scheitelstein Wappen der Freiherren von Reitzenstein und die Jahreszahl 1755.[24]
Bildung
Eine Schule ist erstmals für 1582 belegt. Vermutlich bestand sie schon 1548. Ein neues, kleines einstöckiges Schulhaus entstand wohl 1583 gegenüber dem Pfarrhaus, dem 1755 an gleicher Stelle ein zweistöckiger Neubau folgte, der 1866 erweitert wurde. Das vierte Schulhaus wurde am 26. Mai 1913 eingeweiht. Es hatte anfangs zwei große Schulsäle, nach einer Erweiterung Anfang der 1960er Jahre waren es drei.[5] Im Jahr 2000 wurde der Schulstandort Fischbach aufgelöst.
Religion
Der Ort war bis in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts überwiegend evangelisch und ist bis heute nach Fischbach gepfarrt. Die Katholiken waren ursprünglich nach Kronach gepfarrt.[17]
Literatur
- Tilmann Breuer: Landkreis Kronach (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 19). Deutscher Kunstverlag, München 1964, DNB 450619354, S. 40–42.
- Johann Kaspar Bundschuh: Fischbach. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 139 (Digitalisat).
- Helmut Demattio: Kronach – Der Altlandkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 32). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1998, ISBN 3-7696-9698-0.
- Erich Freiherr von Guttenberg, Hanns Hubert Hofmann: Stadtsteinach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 3). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 451738985, S. 69 (Digitalisat).
Weblinks
- Fischbach in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 11. September 2021.
- Fischbach in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 19. September 2020.
Einzelnachweise
- citypopulation.de
- baumkunde.de: Tanzlinde in Fischbach. Register-Nr.: 3245
- Fischbach im BayernAtlas.
- Übersicht zu den Kulturlandschaftsräumen des Landkreises Kronach
- Karl Löhner: Fischbach und seine Kirchengemeinde. Kronach 1996.
- H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 470f. Hier sind unter Einberechnung der herrschaftlichen, kirchlichen und kommunalen Gebäude abweichend 49 Anwesen als Gesamtzahl angegeben.
Nach E. F. v. Guttenberg, H. H. Hofmann: Stadtsteinach, S. 69 soll es nur 38 Anwesen gegeben haben. - H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 580.
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 688 (Digitalisat).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 690.
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 501 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 155, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 939, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1111–1112, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 147, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1003 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1053 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1087 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 936 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 158 (Digitalisat).
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 310 (Digitalisat).
- Ministerialentschließung vom 19. März 1967 (Nr. I B 3-3000/29-F 2)
- Ökumenisches Kirchenportal im Landkreis Kronach
- glocken.tv: Jokobuskirche in Fischbach.
- T. Breuer: Landkreis Kronach, S. 42. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen. Ursprüngliche Hausnummerierung.
Anmerkungen
- Entfernungsangaben gemessen, jeweils Luftlinie.
- Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 wurden diese als Wohngebäude bezeichnet.