Gehülz
Gehülz ist ein Gemeindeteil der Kreisstadt Kronach im oberfränkischen Landkreis Kronach in Bayern. Im Jahr 1978 wurde die Gemeinde in die Stadt eingegliedert. Bis dahin war Gehülz mit 1500 Einwohnern eine der größten Gemeinden des Landkreises Kronach.
Gehülz Kreisstadt Kronach | |
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Höhe: | 321–503 m ü. NHN |
Einwohner: | 1352 (25. Mai 1987)[1] |
Eingemeindung: | 1. Mai 1978 |
Postleitzahl: | 96317 |
Vorwahl: | 09261 |
Pfarrhaus in Gehülz |
Geographie
Das Pfarrdorf hat einen Streusiedlungscharakter und liegt auf dem Haßlacherberg, einem Höhenzug westlich von Kronach. Gehülz besteht aus 17 Einzelorten, die teilweise zu einer geschlossenen Siedlung zusammengewachsen sind. Die Bundesstraße 303 führt durch den Ort nach Kronach zur Bundesstraße 85 (1,7 km östlich) bzw. an Burgstall vorbei nach Mitwitz (6 km westlich). Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Seelach und nach Ziegelerden.[2]
Ortsname
Der Ortsname entstand vermutlich aus dem Wort Gehölz, der wahrscheinlich auf einen abgeholzten Wald hinweist.
Der Name Gehülz war ursprünglich ein Gemeindename. Er wurde 1978 nach der Auflösung der Gemeinde per Regierungsverfügung als amtlicher Ortsname eingeführt. Im Gegenzug wurden elf bisherige Gemeindeteilnamen, mit Ausnahme von sieben im Außenbereich der ehemaligen Gemeinde, als amtliche Ortsnamen abgeschafft und als Straßennamen eingeführt.[3]
Nicht mehr amtlich benannte Gemeindeteile sind
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Geschichte
Die erste Ortschaft und der Beginn der Siedlung war Entmannsdorf, das etwa 1000 n. Chr. gegründet wurde und sich am Verbindungsweg zwischen Kronach und Coburg befand. Urkundlich bezeugt wurde Entmannsdorf erst 1323/28. Es befand sich 1348 im Besitz der Kappel zu Haßlach, gelangte als bischöfliches Burghutlehen im 14. Jahrhundert in den Besitz der von Redwitz zu Theisenort und wurde zum Hauptort des Redwitzischen Gehülz. Auf der oberen Bürg bei Entmannsdorf befand sich auch eine Turmhügelburg als Außenstelle der Herrschaft Theisenort. Es entstanden ab 1519 Ortschaften als bäuerliche Siedlungsgebiete wie Kestel, Judengraben und Brand. Im Dreißigjährigen Krieg litt die Gemeinde unter Raubzügen und Brandschatzungen.
In den 1750er Jahren lagen die Anfänge des späteren Straßendorfs Breitenloh-Unterentmannsdorf. Im Bereich Breitenloh entstanden auf Anordnung der Herrschaft von Redwitz kleine Tropfhäuser für die ärmere Bevölkerung.
In dieser Zeit waren die grund- und vogteiherrschaftlichen Rechte auf die von Redwitz zu Schmölz und die von Redwitz zu Küps aufgeteilt. Das um 1588 erbaute Herrschaftsbrunnen und das 1673 als „Saalbronnen“ bezeugte Zollbrunn wurden um 1800 Siedlungsteile von Gehülz.
Die politische Gemeinde Gehülz entstand 1818 gemäß dem bayerischen Gemeindeedikt. Sie vereinte viele verstreute Ortschaften, die zuvor als Realgemeinde einen Aktions- und Wirtschaftsverband unter Leitung eines eigenen Schultheißen gebildet hatten. Die 14 zugehörigen Orte waren Brand, Breitenloh, Bürg, Ellmershaus, Entmannsdorf, Giessübel, Judengraben, Judenhof, Kestel, Lindleinsberg, Rauershof, Seelabach, Unterbreitenloh und Zollbrunn.
Die Gemeinde war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Kronach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Kronach (1919 in Finanzamt Kronach umbenannt). In der freiwilligen Gerichtsbarkeit unterstanden einige Anwesen dem Patrimonialgericht Küps (bis 1835) und dem Patrimonialgericht Schmölz (bis 1848). Um 1836 wurden Forderungen von 31 Besitzern von bäuerlichen Anwesen der im oberen und mittleren Bereich gelegenen Orte Brand, Judengraben, Oberentmannsdorf, Zollbrunn, Ober- und Unterbürg, Rauershof und Giessübel auf eine Spaltung der Gemeinde in zwei Teile laut. Sie strebten eine eigene Landgemeinde Gehülz an. Der untere Teil des Gemeindegebiets sollte die Landgemeinde Breitenloh werden. Dies lehnte das Landgericht Kronach ab, da nur arme Leute für die Gemeinde Breitenloh verblieben wären.[4]
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden auf dem Gemeindegebiet die Einöden Brunnschrott, Geiersgraben und Schafhof gegründet. Ab 1862 gehörte Gehülz zum Bezirksamt Kronach (1939 in Landkreis Kronach umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Kronach (1879 in Amtsgericht Kronach umgewandelt). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde auf dem Gemeindegebiet Kellerhaus gegründet.[5] Die Gemeinde hatte eine Fläche von 3,878 km².[6] Am 1. Januar 1972 wurde der Weiler Rotschreuth der aufgelösten Gemeinde Burgstall eingegliedert.[7] Am 1. Mai 1978 wurde die Gemeinde Gehülz im Zuge der Gebietsreform in Bayern in die Stadt Kronach eingegliedert.[8]
Einwohnerentwicklung
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Bauwerke
Katholische Pfarrkirche St. Bonifatius
Im Jahr 1906 wurde ein Kirchenbauverein gegründet. Die Grundsteinlegung war am 8. Oktober 1933 in Breitenloh. Am 14. Oktober 1934 konsekrierte der Bamberger Erzbischof Johann Jakob von Hauck die Kirche auf den Namen und zum Gedenken an den heiligen Bischof und Märtyrer Bonifatius. Im Hochaltar sind die Reliquien der heiligen Märtyrer Maximus und Benigna eingelassen. 1937 folgte die Erhebung zur Pfarrei. Der Saalbau mit östlichem Seitenschiff, eingezogenem Chor und Sakristeianbau sowie Turm an Westseite mit Spitzhelm entstand nach Plänen des Münchner Architekten Georg Holzbauer.
Evangelisch-lutherische Michaelskirche
Nachdem 1958 ein Kirchenbauverein gegründet worden war entstand 1960/61 nach Plänen von Emil Schomberg die Michaelskirche in Brunnschrott. Die Einweihung des Gotteshauses mit Gemeinderaum und Sakristei im Untergeschoss war am 24. September 1961. Im Jahr 1975 folgte der Anbau eines Glockenturms und 1997 der Sakristeianbau. Eine Schleifladenorgel wurde 1984 aufgestellt.
Baudenkmale
In der Liste der Baudenkmäler in Kronach sind für Gehülz fünf Baudenkmäler aufgeführt.
Literatur
- Helmut Demattio: Kronach – Der Altlandkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 32). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1998, ISBN 3-7696-9698-0.
- Bernd Graf: Der Name Gehülz – ein komplexes Kapitel der Haßlacherberg-Historie. In: Heimatkundliches Jahrbuch des Landkreises Kronach, Band 26, 2013, ISBN 978-3-9803467-9-5.
Weblinks
- hasslacherberg.de – Private Website zu den ehemaligen Gemeinden Gehülz, Seelach und Ziegelerden
- Gehülz in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 11. September 2021.
- Gehülz in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 23. September 2020.
- Gehülz im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 23. September 2020
Einzelnachweise
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 309–310 (Digitalisat).
- Gehülz im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
- https://www.infranken.de/regional/kronach/gemeinden-kommen-gemeinden-gehen;art219,3133939 infranken.de: Gemeinden kommen, Gemeinden gehen. 1818 und 1978 markieren zwei Gedenkanlässe: Gemeindebildung und -auflösung an den Beispielen von Gehülz, Seelach und Ziegelerden.
- Bernd Graf: Der Name Gehülz – ein komplexes Kapitel der Haßlacherberg-Historie. In: Heimatkundliches Jahrbuch des Landkreises Kronach, Band 26, 2013, ISBN 978-3-9803467-9-5, S. 151.
- H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 581f.
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 688–689 (Digitalisat).
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 500 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 690.
- Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 147, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 887, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1058–1059, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1004 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1053–1054 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1087–1088 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 936 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 158 (Digitalisat).