Bettina Stark-Watzinger
Bettina Stark-Watzinger (* 12. Mai 1968 in Frankfurt am Main als Bettina Stark) ist eine deutsche Politikerin (FDP). Sie ist seit dem 8. Dezember 2021 Bundesministerin für Bildung und Forschung im Kabinett Scholz.
Seit 2017 ist sie Abgeordnete im Deutschen Bundestag und seit März 2021 Vorsitzende der FDP Hessen. Seit 2017 gehört sie dem FDP-Bundesvorstand an und seit 2020 dem Präsidium der Partei. Von 2017 bis 2020 war sie die Vorsitzende des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages. Von Januar 2020 bis Dezember 2021 war sie Parlamentarische Geschäftsführerin der FDP-Bundestagsfraktion.
Familie, Ausbildung und Beruf
Bettina Stark-Watzinger wuchs in Bad Soden am Taunus auf und legte ihr Abitur 1989 an der katholischen Mädchenschule St. Angela-Schule des Bistums Limburg ab. Anschließend studierte sie Volkswirtschaftslehre an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Das Studium schloss sie 1993 als Diplom-Volkswirtin ab. Von 1994 bis 1996 absolvierte Stark-Watzinger eine Traineeausbildung bei der BHF Bank AG in Frankfurt am Main und war dort als Regional Manager tätig. Es folgte von 1997 bis 2006 ein Auslandsaufenthalt im Vereinigten Königreich, wo sie in London u. a. ein Studium der Psychologie absolvierte und eine Familienpause nahm.[1] Von 2006 bis 2008 war sie in der Funktion Academic Manager, Finance, Accounting, Controlling und Taxation Department bei der European Business School in Oestrich-Winkel tätig.[2] Anschließend war sie bis 2017 Geschäftsführerin im kaufmännischen Bereich der interdisziplinären Forschungseinrichtung LOEWE-Zentrum (seit 2013 LOEWE-Zentrum SAFE, seit 2020 Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE) an der Universität in Frankfurt am Main. Seit ihrem Einzug in den Deutschen Bundestag ist sie dort neben dem Mandat als Freie Mitarbeiterin tätig und ist gewähltes Mitglied des Policy Advisory Council.[2][3]
Bettina Stark-Watzinger ist verheiratet, Mutter zweier Töchter und wohnt im hessischen Bad Soden am Taunus.[4] Sie gehört der römisch-katholischen Kirche an.[4]
Partei
Seit 2004 ist Bettina Stark-Watzinger Mitglied der Freien Demokraten, seit 2011 Mitglied des Landesvorstandes der FDP Hessen. Von 2011 bis 2016 war sie Kreisvorsitzende der FDP Main-Taunus.[2]
Von 2014 bis 2015 fungierte sie als stellvertretende Vorsitzende der FDP Hessen. 2015 wurde sie in das neu geschaffene Amt einer Generalsekretärin der FDP Hessen gewählt.[2] Ihre Nachfolge trat im April 2019 Moritz Promny an, während Stark-Watzinger im Amt der stellvertretenden Landesvorsitzenden bestätigt wurde.[5] Am 27. März 2021 übernahm sie den Landesvorsitz von Stefan Ruppert.[6]
Auf den Bundesparteitagen der FDP im April 2017 und im April 2019 wurde sie jeweils als Beisitzerin in den FDP-Bundesvorstand gewählt, wo sie den Landesverband Hessen vertrat, 2020 auf Vorschlag von Stefan Ruppert in das Präsidium der Partei.
Seit der hessischen Kommunalwahl im März 2011 ist Stark-Watzinger in verschiedenen Funktionen Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von Bad Soden am Taunus und des Kreistags des Main-Taunus-Kreises.[4]
Bundestag
Bettina Stark-Watzinger war die Direktkandidatin der FDP für den Wahlkreis Main-Taunus (181) bei den Bundestagswahlen 2009 und 2013, bei denen sie jeweils erfolglos war. Bei der Bundestagswahl 2017 war sie erneut die Direktkandidatin der FDP in ihrem Wahlkreis und wurde über die Landesliste der FDP Hessen in den Deutschen Bundestag gewählt.[7] Sie ist ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages und im Vertrauensgremium für die geheimen Haushaltspläne der Nachrichtendienste des Bundes. Zusätzlich ist sie Mitglied im Gemeinsamen Ausschuss sowie im Ältestenrat des Deutschen Bundestags. Zudem ist sie stellvertretendes Mitglied im Vermittlungsausschuss, Finanzausschuss, sowie für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. Nachdem sie den Vorsitz des Finanzausschusses im Februar 2020 niederlegte, bleibt sie in diesem weiterhin stellvertretendes Mitglied.[8]
Nach der Bundestagswahl 2021 zog sie über den ersten Platz der Landesliste Hessen in den Deutschen Bundestag ein. Stark-Watzinger war Teil des zehnköpfigen Teams der FDP für die Sondierungen. Dieses sondierte mit Union und Grünen für eine Jamaika-, mit SPD und Grünen für eine Ampelkoalition.[9] Am 18. Oktober 2021 entschied sich die FDP für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit SPD und Grünen.[10] Die Koalitionsverhandlungen zwischen FDP, SPD und Grünen fanden zwischen dem 21. Oktober 2021 und dem 24. November 2021 statt, wobei Stark-Watzinger zu dem federführenden Hauptverhandlungsteam der FDP gehörte.[11] Über den Koalitionsvertrag wurde auf dem außerordentlichen Bundesparteitag am 5. Dezember 2021 in Berlin positiv abgestimmt.[12] Der Koalitionsvertrag wurde am 7. Dezember 2021 in Berlin unterzeichnet und das Kabinett Scholz am 8. Dezember 2021 vom Bundespräsidenten ernannt und vor dem Deutschen Bundestag vereidigt.[13][14]
Bundesministerin für Bildung und Forschung
Vom FDP-Bundesvorstand wurde Bettina Stark-Watzinger für das Ressort für Bildung und Forschung vorgeschlagen.[15] Ihre Ernennungsurkunde erhielt sie vom Bundespräsidenten am 8. Dezember 2021. Stark-Watzinger benannte als Parlamentarische Staatssekretäre für das Bundesministerium für Bildung und Forschung Jens Brandenburg und Thomas Sattelberger.
Mitgliedschaften
Von 2018 bis Ende 2021 war Stark-Watzinger Mitglied des Vorstandes der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.[16] Sie ist Mitglied im Stiftungsrat der Karl-Hermann-Flach-Stiftung.[17]
Sonstiges
Im Sommer 2021 rückte Stark-Watzinger in den Fokus öffentlicher Kritik, weil sie an einer Veranstaltung des Politikberaters Tom Rohrböck teilgenommen hatte.[18] Die in der Berichterstattung erwähnte Reise nach Österreich war durch eine Wahlkreismitarbeiterin initiiert worden, wobei diese den Veranstalter und die Hintergründe um die Person Rohrböck verschleierte. An der Veranstaltung sollten Vertreter der Liberalen in Österreich (NEOS) und Vertreter von Fintechs teilnehmen. Diskussionsgegenstand waren Startups und Kapitalmärkte. Nachdem sich herausstellte, dass auch Funktionäre der rechtspopulistischen Parteien AfD und FPÖ anwesend waren, verließ Stark-Watzinger nach eigenen Angaben die Veranstaltung und übernahm jedwede Kosten der Reise. Sie gibt an, dort ein Gespräch mit der AfD-Bundestagsabgeordneten Birgit Malsack-Winkemann geführt zu haben.[19] Der Wahlkreismitarbeiterin, die die Teilnahme von Stark-Watzinger organisiert hatte, wurde nach Bekanntwerden ihrer Verbindungen zu Rohrböck und seinem Firmennetzwerk unverzüglich gekündigt.[20]
Auf Bitten des Landespräsidiums der FDP-Hessen hat sich Bettina Stark-Watzinger bezüglich ihrer Verbindung zu Tom Rohrböck erklärt und der Veröffentlichung ihrer „Ehrenerklärung“ zugestimmt.[21] In dieser beteuert sie:
„Als Person und als Vorsitzende der FDP Hessen distanziere ich mich entschieden von den in der Berichterstattung beschriebenen Netzwerken und den dort offensichtlich vertretenen rechten politischen Ansichten oder Verschwörungstheorien. Da die AfD eine antiliberale und antiparlamentarische Partei ist, kann und wird es keine Zusammenarbeit geben.“[22]
Als Parlamentarische Geschäftsführerin für Personal der Bundestagsfraktion unterstützte sie die Einsetzung der fraktionsinternen Arbeitsgruppe „Umgang mit Populismus im parlamentarischen Betrieb“. Diese soll die Strategie der AfD sowie deren Narrative und Methoden analysieren und entsprechende parlamentarische Abwehrstrategien entwickeln.[23] Die Arbeitsgruppe nahm ihre Arbeit kurz nach der Regierungskrise in Thüringen 2020 auf und wurde in der Wahlperiode bis 2021 von Benjamin Strasser geleitet.[24]
Weblinks
- Website von Bettina Stark-Watzinger
- Biographie beim Deutschen Bundestag
- Interview mit Bettina Stark-Watzinger (Memento vom 8. September 2017 im Internet Archive) – in: Frankfurter Neue Presse, 15. Juli 2017
Einzelnachweise
- Zielstrebig nach oben. Abgerufen am 7. Dezember 2021.
- Bettina Stark-Watzinger, FDP. In: bundestag.de. Abgerufen am 23. Februar 2020 (Biografie).
- Policy Advisory Council. Abgerufen am 7. Dezember 2021 (deutsch).
- Gemäß Eigenangaben in: Bettina Stark-Watzinger: Bettina Stark-Watzinger MdB. In: stark-watzinger.de. Abgerufen am 23. Februar 2020 (eigener Internetauftritt).
- Helmut Poppe: Bettina Stark-Watzinger neue stellvertretende FDP-Landesvorsitzende. In: frankfurt-live.com. 10. April 2019, abgerufen am 23. Februar 2020.
- Stark-Watzinger ist Vorsitzende der FDP Hessen. In: politik-kommunikation. Politik & Kommunikation, 29. März 2021, abgerufen am 31. März 2021.
- Der Bundeswahlleiter: Gewählte auf Landeslisten der Parteien in Hessen >> FDP. In: bundeswahlleiter.de. September 2017, abgerufen am 23. Februar 2020.
- Deutscher Bundestag - Bettina Stark-Watzinger. Abgerufen am 21. Juni 2020.
- tagesschau.de: Sondierungen: Wer redet wann mit wem? Abgerufen am 18. Oktober 2021.
- Koalitionsverhandlungen: Auf dem Weg, Verantwortung für Deutschland zu übernehmen | FDP. Abgerufen am 18. Oktober 2021.
- FDP Personal für die Koalitionsverhandlungen. Abgerufen am 25. Oktober 2021.
- tagesschau.de: FDP sagt Ja zur Ampel: Selbstbewusstsein - sparsam dosiert. Abgerufen am 7. Dezember 2021.
- tagesschau.de: Neue Bundesregierung: Der Kanzler und sein Kabinett. Abgerufen am 8. Dezember 2021.
- Bundesregierung - Olaf Scholz zum Bundeskanzler gewählt. Abgerufen am 8. Dezember 2021.
- Pressemitteilung der FDP vom 24.11.2021. In: Webseite der Freien Demokraten. Abgerufen am 24. November 2021.
- Vorstand. In: freiheit.org. Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, abgerufen am 23. Februar 2020.
- Gremien. 13. April 2016, abgerufen am 30. November 2021.
- Der Berater und die Liberalen. Abgerufen am 3. Dezember 2021.
- Christian Fuchs, Hannes Vogel: #RechtesPhantom: Der Berater und die Liberalen. In: Die Zeit. 27. Juli 2021, abgerufen am 9. Dezember 2021.
- tagesschau.de: FDP Hessen untersucht Kontakte zu AfD-Berater Rohrböck. Abgerufen am 6. Dezember 2021.
- In eigener Sache. Abgerufen am 6. Dezember 2021.
- Erklärung Bettina Stark-Watzinger. Abgerufen am 6. Dezember 2021.
- Geli Tangermann: FDP: „Frage ist, wie wir die AfD klein machen können“. In: DIE WELT. 18. Februar 2020 (welt.de [abgerufen am 7. Dezember 2021]).
- Susanne Kusicke: Populismus im Parlament: „Wir mussten ihm deutlich machen, dass ,Neger‘ eine Bedeutung hat“. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 6. Dezember 2021]).