Johannes Vogel (Politiker)
Johannes Vogel (* 29. April 1982 in Wermelskirchen) ist ein deutscher Politiker der FDP und Politikwissenschaftler. Er ist seit Dezember 2021 Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion. Von 2005 bis 2010 war er Bundesvorsitzender der Jugendorganisation Junge Liberale (JuLis). Seit 2007 ist er Mitglied des FDP-Bundesvorstandes, seit 2021 stellvertretender Bundesvorsitzender und seit 2014 Generalsekretär der FDP Nordrhein-Westfalen.[1] Im Zuge dessen war er Wahlkampfleiter zur Landtagswahl 2017. Seit 2017 ist er Mitglied des Bundestages, dem er bereits von 2009 bis 2013 angehörte. Er verantwortet die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik der Fraktion der Freien Demokraten.[2]
Leben und Beruf
2001 machte Vogel sein Abitur. Nach dem Zivildienst als Rettungssanitäter in Wermelskirchen studierte er ab 2002 Politikwissenschaft, Geschichte und Öffentliches Recht an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Sein Studium schloss er 2009 mit dem Magister Artium (M.A.) ab. Während seiner Studienzeit war Vogel Mitarbeiter im Landtagsbüro von Christian Lindner. Dort war er für die Gremiensitzungen und die Planung von Aktionen im Wahlkreis zuständig.[3]
2014 verbrachte Vogel einen mehrmonatigen Sprachaufenthalt in der Volksrepublik China.[4]
Seit 2014 ist er bei der Bundesagentur für Arbeit tätig, unter anderem war er Leiter Strategie- und Geschäftsentwicklung der Internationalen Abteilung (ZAV) und hat als Geschäftsführer die Arbeitsagentur Wuppertal-Solingen mit rund 400 Mitarbeitern geleitet.[5] Seit Anfang 2017 ist er auf eigenen Wunsch beurlaubt.
Im Frühjahr 2019 war Vogel als John F. Kennedy Memorial Policy Fellow an der Harvard University.[6]
Partei
Vogel ist seit 1998 Mitglied der Jungen Liberalen, zuvor engagierte er sich kurzzeitig bei den Grünen. Seit 1999 ist er Mitglied der FDP. Er war von 2003 bis 2004 Chefredakteur des Mitgliedermagazins „jung&liberal“, das der Bundesverband der FDP-Jugendorganisation herausgibt.
2004 wurde er in den Bundesvorstand der Jungen Liberalen gewählt; 2005 wurde er vom Bundeskongress der Jungen Liberalen in Magdeburg zum JuLi-Bundesvorsitzenden gewählt. Nach fünf Jahren an der Spitze des Verbandes kandidierte Vogel 2010 nicht erneut, um sich auf seine neue Aufgabe als Bundestagsabgeordneter zu konzentrieren.[7] 2006 gründete er zusammen mit Liane Knüppel, Hartmut Knüppel, Daniel Bahr, Gisela Piltz, Joachim Stamp und Hans-Joachim Otto den Verein Netzwerk 80 e.V. als Zusammenschlusses aller Bundesvorstandsmitglieder und Bundesgeschäftsführer der Jungen Liberalen seit 1980.[8]
Bei der nordrhein-westfälischen Kommunalwahl 2004 kandidierte er im Wahlkreis Wermelskirchen I erfolgreich für den Kreistag des Rheinisch-Bergischen Kreises.[9] Die FDP erhielt 9,9 Prozent der Stimmen und Vogel gehörte dem Kreistag bis Oktober 2009 als jüngstes Mitglied an.
Seit 2014 ist er Generalsekretär der FDP NRW. Er leitete den Wahlkampf bei der NRW-Landtagswahl im Mai 2017, bei dem die FDP NRW das beste Ergebnis ihrer Geschichte erzielen konnte.[10] Die Kampagne wurde dabei als erste politische Kampagne überhaupt mit dem effie-Award in Gold ausgezeichnet.[11] Das Ergebnis der Landtagswahl führte zu einem Regierungswechsel (Kabinett Kraft II → Kabinett Laschet) in Nordrhein-Westfalen. Vogel gehörte dem engeren Verhandlungsteam der FDP NRW um Christian Lindner an und wirkte an der Regierungsbildung mit.[12]
Auf dem Bundesparteitag 2021 wurde Johannes Vogel mit 79 % Zustimmung zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der FDP gewählt.
Abgeordneter
Vogel kandidierte bei der Bundestagswahl 2009 im Wahlkreis Olpe – Märkischer Kreis I (WK 150) und zog über Platz 16 der nordrhein-westfälischen Landesliste in den Deutschen Bundestag ein, dem er bis 2013 angehörte. Er war ab 2009 arbeitsmarktpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion sowie Vorsitzender der Jungen Gruppe der FDP-Fraktion. Nach dem Scheitern der FDP an der Fünf-Prozent-Hürde 2013 war er im 18. Bundestag nicht vertreten.
Bei der Bundestagswahl 2017 stand Vogel auf Platz 5 der Landesliste der FDP NRW und zog in den 19. Deutschen Bundestag ein.[13] In der 19. Wahlperiode war er ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Soziales und stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss. Zudem war wer Vorsitzender der AG Arbeit und Soziales der FDP-Bundestagsfraktion und Sprecher für Arbeitsmarkt- und Rentenpolitik.[14]
Bei der Bundestagswahl 2021 erhielt er erneut über Platz 5 der Landesliste Nordrhein-Westfalen ein Mandat.[15] Am 7. Dezember 2021 wurde er mit 93 Prozent der Stimmen als Nachfolger von Marco Buschmann zum Ersten Parlamentarischen Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion gewählt.
Politische Positionen
Vogel vertritt seit seiner Zeit als Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen einen ganzheitlichen Liberalismus, der auch soziale Fragen in den Blick nimmt.[16] Während seiner Amtszeit setzten sich die Jungen Liberalen in der FDP besonders für eine Stärkung der Bürgerrechte ein und stritten für diesen Kurs auch auf FDP-Bundesparteitagen teils erfolgreich (Forderung nach Rücknahme des großen Lauschangriffs).[17] Im Bundestagswahlkampf 2009 hat sich Vogel im Zuge dessen insbesondere gegen Internet-Sperren und die Vorratsdatenspeicherung ausgesprochen.[18]
Johannes Vogel wirbt für eine neue Agenda in der Arbeitsmarktpolitik, welche die Chancen der Digitalisierung für mehr Selbstbestimmung und vielfältigere Lebensläufe betont. Im März 2018 hat er für die FDP-Fraktion einen Gesetzesentwurf zur Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes vorgelegt.[19] Zudem fordert Vogel einen Sozialstaat mit mehr Aufstiegschancen und beispielsweise eine Reform der Hinzuverdienstgrenzen beim Arbeitslosengeld II.[20] 2016 hat der Bundesparteitag der FDP ein Rentenkonzept beschlossen, welches maßgeblich von Vogel entwickelt wurde.[21] Er fordert ein flexibles Renteneintrittsalter nach schwedischem Vorbild und ein generationengerechtes Altersvorsorgesystem.[22]
Johannes Vogel fordert einen schnelleren und flächendeckenden Glasfaserausbau für Deutschland sowie digitale und effizientere Verwaltungsstrukturen.[23] Zudem wirkte er als zuständiger Fachpolitiker an der Einführung der Blue Card mit und forderte die Vollendung in einem Einwanderungsgesetz mit Punktesystem nach kanadischem Vorbild.[24]
Weiteres politisches Engagement
Vogel war 2011/12 im Young-Leaders-Programm des deutsch-amerikanischen Netzwerks Atlantik-Brücke.[25] Ebenso nahm er unter anderem mehrmals am Congress-Bundestag-Forum des German Marshall Funds teil. Vogel ist zudem stellvertretender Vorsitzender der deutsch-chinesischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages.[26]
Weblinks
Fußnoten
- RP ONLINE: Persönlich: Johannes Vogel . . . wird General der FDP in NRW. Abgerufen am 7. Juni 2018.
- Fachpolitische Sprecher. Abgerufen am 7. Juni 2018.
- Lebenslauf - Christian Lindner MdL Politik der nächsten Generation. 28. Mai 2004, abgerufen am 9. Dezember 2021.
- Was bewegt Johannes Vogel?: Wiederbelebung als Mission. In: ZEIT ONLINE. (zeit.de [abgerufen am 7. Juni 2018]).
- Was bewegt Johannes Vogel?: Wiederbelebung als Mission. In: ZEIT ONLINE. (zeit.de [abgerufen am 7. Juni 2018]).
- Harvard University: Short-Term Fellows. (Nicht mehr online verfügbar.) 2. April 2019, archiviert vom Original am 3. April 2019; abgerufen am 3. April 2019 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Ulf Poschardt: Das liberale Ausnahmetalent. In: DIE WELT. 4. April 2010 (welt.de [abgerufen am 7. Juni 2018]).
- Netzwerk 80 – Netzwerk 80. Abgerufen am 4. August 2020 (deutsch).
- Vogel neuer Bundeschef bei den JuLis. In: Kölner Stadt-Anzeiger. (ksta.de [abgerufen am 7. Juni 2018]).
- Gianna Niewel Düsseldorf: Die FDP feiert ihre Wiedergeburt. In: sueddeutsche.de. 2017, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 7. Juni 2018]).
- GWA Effie: Das sind die fünf Gold-Gewinner. In: HORIZONT. (horizont.net [abgerufen am 7. Juni 2018]).
- WELT: Ex-FDP-Landeschef Pinkwart bei Koalitionsverhandlungen. In: DIE WELT. 22. Mai 2017 (welt.de [abgerufen am 7. Juni 2018]).
- Deutscher Bundestag - Johannes Vogel. In: Deutscher Bundestag. (bundestag.de [abgerufen am 7. Juni 2018]).
- Deutscher Bundestag - Johannes Vogel. In: Deutscher Bundestag. (bundestag.de [abgerufen am 7. Juni 2018]).
- Gewählte 'V' - Der Bundeswahlleiter. Abgerufen am 28. September 2021.
- Ulf Poschardt: Das liberale Ausnahmetalent. In: DIE WELT. 4. April 2010 (welt.de [abgerufen am 7. Juni 2018]).
- - "Ich muss das nicht machen". In: Deutschlandfunk. (deutschlandfunk.de [abgerufen am 7. Juni 2018]).
- Abendzeitung, Germany: Politik: JuLi-Chef Johannes Vogel: „Weg mit der Internet-Zensur!“ - Abendzeitung München. (abendzeitung-muenchen.de [abgerufen am 7. Juni 2018]).
- Götz Hausding: Deutscher Bundestag - FDP will das Arbeitszeitgesetz ändern. In: Deutscher Bundestag. (bundestag.de [abgerufen am 7. Juni 2018]).
- Dietrich Creutzburg, Berlin: Armutsdebatte: Suche nach Wegen aus dem Hartz-IV-System. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 7. Juni 2018]).
- FDP: Für eine moderne Altersvorsorge. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 2. Juli 2017; abgerufen am 7. Juni 2018. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Dorothea Siems: Rente: FDP will starres Renteneintrittsalter abschaffen. In: DIE WELT. 18. April 2016 (welt.de [abgerufen am 7. Juni 2018]).
- LokalPlus: „Die Digitalisierung bietet riesige Chancen und wir wollen diese nutzen“ – Vor der Bundestagswahl 2017: Johannes Vogel, FDP, im Interview. In: LokalPlus Nachrichten. (lokalplus.nrw [abgerufen am 7. Juni 2018]).
- Kerstin Schwenn, Berlin: Fachkräftemangel: Union und FDP wollen Einwanderung erleichtern. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 7. Juni 2018]).
- Jahresbericht der Atlantik-Brücke 2011/2012 (Memento vom 2. Oktober 2013 im Internet Archive) (PDF; 5 MB)
- Deutscher Bundestag: Vorstände der Parlamentariergruppen in der 18. Wahlperiode. Abgerufen am 7. Juni 2018.