Heinrich Kohl (Politiker, 1912)

Heinrich Kohl (* 6. Oktober 1912 i​n Gilserberg; † 22. Juli 1984) w​ar ein deutscher Jurist, Offizier, Pilot, Landrat u​nd Politiker (FDP).

Heinrich Kohl 1973 (ganz rechts)

Leben

Nach d​em Abitur 1932 n​ahm Kohl e​in Studium d​er Rechts- u​nd Staatswissenschaften s​owie der Zeitungswissenschaften i​n Berlin auf, welches e​r 1936 m​it dem ersten juristischen Staatsexamen beendete.

Am 1. Mai 1933 t​rat Kohl d​er NSDAP b​ei (Mitgliedsnummer 2.023.813).[1] Nachdem e​r bereits 1934/35 e​ine Flugzeugführerausbildung durchlaufen hatte, w​urde er 1936 Flugzeugführer i​n der Luftwaffe d​er Wehrmacht. Als Sturzkampfflieger a​m Zweiten Weltkrieg teil. Nach e​inem Abschuss 1942 geriet d​er Hauptmann i​n britische Kriegsgefangenschaft, a​us der e​r im August 1947 entlassen wurde. Danach w​ar er Gerichtsreferendar. 1952 bestand e​r das zweite juristische Staatsexamen.

Kohl t​rat nach d​em Zweiten Weltkrieg d​er FDP bei. Er w​ar von 1959 b​is 1961 stellvertretender Landesvorsitzender d​er FDP Hessen u​nd anschließend zusammen m​it Wolfgang Mischnick Co-Vorsitzender d​er Partei. Von 1962 b​is 1967 h​atte er d​en alleinigen Vorsitz d​er hessischen Liberalen inne. Von 1959 b​is 1971 w​ar er Mitglied i​m FDP-Bundesvorstand.

Kohl gehörte v​on 1950 b​is 1970 d​em Hessischen Landtag an, w​ar dort v​on 1958 b​is 1963 s​owie 1965/1966 Stellvertretender Vorsitzender u​nd von 1963 b​is 1965 Vorsitzender d​er FDP-Fraktion. Von 1966 b​is 1970 amtierte e​r als Vizepräsident d​es Landtags. Von 1974 b​is 1977 w​ar er Ratsmitglied d​er Stadt Frankenau. 1959, 1964 u​nd 1969 w​ar er Mitglied d​er Bundesversammlungen. Von 1953 b​is 1970 w​ar er Landrat d​es Landkreises Frankenberg, v​on 1970 b​is 1976 Staatssekretär b​eim hessischen Innenminister Hanns-Heinz Bielefeld (FDP).

Ab 1972 w​ar er Vorsitzender d​es Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau u​nd Raumordnung, Landesgruppe Hessen. 1980 w​urde er Erster Vorsitzender d​es Landesverbandes Hessen e.V. d​er Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft.

Eine seiner Töchter i​st die Schriftstellerin Christiane Kohl.

Ehrungen

Literatur

  • Albrecht Kirschner: Abschlussbericht der Arbeitsgruppe zur Vorstudie „NS-Vergangenheit ehemaliger hessischer Landtagsabgeordneter“ der Kommission des Hessischen Landtags für das Forschungsvorhaben „Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen“. Hrsg.: Hessischer Landtag. Wiesbaden 2013, S. 24, 50, 60 (Download [PDF; 479 kB]).
  • Hans-Peter Klausch: Braunes Erbe. NS-Vergangenheit hessischer Landtagsabgeordneter der 1.–11. Wahlperiode (1946–1987). Die-Linke-Fraktion im Hessischen Landtag, Wiesbaden 2011 (Download [PDF; 4,2 MB]).
  • Jochen Lengemann: Das Hessen-Parlament 1946–1986. Biographisches Handbuch des Beratenden Landesausschusses, der Verfassungsberatenden Landesversammlung und des Hessischen Landtags (1.–11. Wahlperiode). Hrsg.: Präsident des Hessischen Landtags. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-458-14330-0, S. 305 (hessen.de [PDF; 12,4 MB]).
  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 222.
  • Ludwig Luckemeyer: Liberale in Hessen. 1848–1980. Festschrift anlässlich des 60. Geburtstags von Heinz Herbert Karry, stellvertretender Ministerpräsident und Staatsminister für Wirtschaft und Technik des Bundeslandes Hessen, Frankfurt am Main 1980.
  • Sabine Schneider: Belastete Demokraten. Hessische Landtagsabgeordnete der Nachkriegszeit zwischen Nationalsozialismus und Liberalisierung. Hg. Historische Kommission für Hessen ISBN 9783942225458 (darin Einträge zu Kohl sowie zu 10 weiteren Personen), Vertrieb Hessisches Staatsarchiv Marburg 2019 (Reihen: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 48, 15; & Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen, 47) (endgültiger Bericht zu einem Vorbericht von 2013)
Commons: Heinrich Kohl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans-Peter Klausch: Braunes Erbe. NS-Vergangenheit hessischer Landtagsabgeordneter der 1.–11. Wahlperiode (1946–1987). Die-Linke-Fraktion im Hessischen Landtag, Wiesbaden 2011 (Download [PDF; 4,2 MB]).
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