9/11-Kommission

Die 9/11-Kommission (engl. 9/11 Commission, Volltitel: National Commission o​n Terrorist Attacks Upon t​he United States; manchmal Kean-Hamilton-Commission) w​ar ein parteiübergreifender Ausschuss d​es US-Kongresses. Sie bestand v​om 22. Dezember 2002 b​is zum 21. August 2004 u​nd untersuchte d​ie Ursachen d​er Terroranschläge a​m 11. September 2001 i​n den USA.

Siegel der 9/11-Kommission

Ihr Abschlussbericht v​om 22. Juli 2004 stellt gemäß d​em gesetzlichen Kommissionsauftrag detailliert Planung, Vorbereitung u​nd Durchführung d​er Anschläge, d​ie Erstreaktionen d​er US-Behörden, d​ie Antiterrorpolitik d​er US-Regierungen s​eit 1993 u​nd Vorwarnungen dar. Als Hauptursache dafür, d​ass die Anschläge n​icht verhindert wurden, benennt e​r fehlende Zusammenarbeit v​on CIA u​nd FBI. Daraus leitet e​r Empfehlungen a​n die US-Regierung für notwendige Strukturreformen i​n den Behörden u​nd sonstige Maßnahmen ab.

Der Kommissionsbericht i​st eine Hauptquelle d​er historischen Forschung z​u den Anschlägen. Kritik erfuhr v​or allem, d​ass er k​eine Verantwortlichen für d​as Behördenversagen benennt, wichtige Akten n​icht in d​ie Prüfung einbezog, einige Spuren n​icht erwähnte, anderen n​icht nachging, u​nd sich a​uch auf Aussagen v​on Al-Qaida-Mitgliedern stützt, d​ie unter Folter getätigt wurden.

Vorgeschichte

US-Präsident George W. Bush, s​eine Minister u​nd Vertreter d​er Federal Aviation Administration (FAA) behaupteten n​ach dem 11. September i​mmer wieder, niemand h​abe derartige Anschläge vorhersehen können u​nd davor gewarnt. In d​er Folgezeit machten US-Medien jedoch v​iele vorausgegangene ähnliche Anschlagspläne u​nd -versuche bekannt:

  • 1994 entführten vier algerische Islamisten ein Passagierflugzeug und ließen es volltanken, um es in den Eiffelturm in Paris zu fliegen.
  • 1995 verhinderte Polizei in Manila knapp die „Operation Bojinka“, die zwei mit Osama bin Laden verbundene Islamisten geplant hatten. Der festgenommene Abdul Hakim Murad sagte aus, er habe zusammen mit Ramzi Ahmed Yousef Passagierflugzeuge entführen und in das CIA-Hauptquartier in Langley (Virginia), das Pentagon[1] oder das World Trade Center (WTC) fliegen wollen. Die Philippinen hatten das FBI 1995 vollständig über diese Ermittlungsergebnisse informiert; dieses war dem Plan jedoch nicht nachgegangen.[2]
  • 1996 sagte Murad aus, er habe an vier Flugschulen in den USA das Fliegen gelernt und das für den Plan nutzen wollen. Das FBI entdeckte zudem 1998, dass ein Anhänger Bin Ladens eine Flugschule in Oklahoma besucht hatte. Inhaftierte Beteiligte der Anschläge Al-Qaidas auf US-Botschaften in Ostafrika sagten aus, Bin Laden habe öfter Anhänger zum Fliegenlernen in die USA beordert, angeblich für zivile Zwecke. Im August 2001 erfuhr das FBI, dass auch Zacarias Moussaoui zeitweise Flugschüler in Oklahoma war. Dennoch behaupteten FBI-Sprecher im Mai 2002, man habe keine Beweise für Flugtraining von Al-Qaida-Anhängern in den USA gefunden und die Benutzung von Flugzeugen als Waffen nicht ahnen können.[3]
  • Im August 1998 drohte ein britischer Islamist, Bin Laden werde ein Flugzeug zum Absturz bringen oder entführen, um die USA zu demütigen. Die FAA erwähnte die Drohung in ihrem Jahresbericht von 1999.[4]
  • Im September 1999 beschrieb ein Terrorexperte für das National Security Council unter anderem das Szenario: „Selbstmordbomber, die zum Al-Qaida-Märtyrerbataillon gehören, könnten ein mit hochexplosiven Stoffen bepacktes Flugzeug in das Pentagon, das Hauptquartier der CIA oder das Weiße Haus abstürzen lassen.“
  • Vor dem G8-Gipfel in Genua 2001 (20.–22. Juli) warnten mehrere ausländische Geheimdienste die USA, Islamisten um Bin Laden könnten ein Flugzeug auf den Konferenzort abstürzen lassen, um Bush und andere Staatsführer zu töten. US-Antiterrorexperten verwarfen die Warnung, ließen Bush aber auf einem Flugzeugträger übernachten.[5] Italiens Regierung sperrte den Luftraum über Genua, ließ Flugabwehrraketen aufstellen und Abwehrjets kreisen. Gianfranco Fini erinnerte nach dem 11. September 2001 an Italiens Anschlagswarnung an die USA.[6]
  • Am 5. Juli 2001 verfasste FBI-Agent Kenneth Williams das „Phoenix-Memo“: Mehrere Islamisten hätten sich in eine Flugschule in Phoenix (Arizona) eingetragen und seien allzu verdächtig an Flughafensicherheit interessiert. Sein Vorgesetzter und er rieten dringend dazu, ähnliche Flugschulen landesweit zu durchsuchen, um festzustellen, ob Al-Qaida die zivile Luftfahrt der USA zu infiltrieren versuche. Die FBI-Büros in Washington/DC und New York ließen die Nachricht unbeachtet.[7]
  • Am 16. August 2001 nahm das FBI Moussaoui fest, weil er in einer Flugschule in Minneapolis Interesse daran geäußert hatte, einen Passagierjet fliegen, nicht aber starten und landen zu lernen. Seine Fluglehrer hatten das FBI gewarnt, er könne versuchen, einen vollgetankten Passagierjet in ein Gebäude zu fliegen. Ein FBI-Beamter notierte: Moussaoui sei „jener Typ von Person, der etwas in das World Trade Center fliegen könnte“. Der französische Geheimdienst informierte das FBI Wochen vor dem 11. September, Moussaoui sei ein gefährlicher Islamist. Dennoch lehnten FBI-Juristen den Antrag aus Phoenix ab, Moussaouis PC und seine Wohnung zu durchsuchen. Wie sich nach den Anschlägen herausstellte, enthielt der PC Hinweise auf beteiligte Attentäter.[8]
  • Mitte August 2001 benachrichtigte die US-Einwanderungsbehörde die CIA, die Terrorverdächtigen Khalid al-Midhar und Nawaq Alhazmi hielten sich in den USA auf. Daraufhin leitete das FBI eine Suche nach den beiden ein, fand sie aber vor dem 11. September nicht.[9]

Seit Dezember 2001 warben d​ie Senatoren John McCain (Republikanische Partei) u​nd Joe Lieberman (Demokratische Partei) für e​ine Kommission, d​ie solche Behördenfehler aufklären sollte. Sie fanden i​m US-Senat a​ber keine Mehrheit dafür.[10] Auf Initiative v​on Bob Graham (Demokraten) u​nd Porter Goss (Republikaner) untersuchten d​ie zuständigen Kontrollausschüsse d​es US-Kongresses v​on Februar b​is Dezember 2002 gemeinsam d​ie Geheimdienstaktivitäten v​or und n​ach den 9/11-Anschlägen (Joint Inquiry i​nto Intelligence Community Activities before a​nd after t​he Terrorist Attacks o​f September 11, 2001). Die 37-köpfige Kommission prüfte e​twa 500.000 Geheimdienstdokumente u​nd befragte e​twa 600 Personen i​n neun öffentlichen u​nd 13 nichtöffentlichen Sitzungen. CIA, FBI u​nd Weißes Haus unterstützten s​ie entgegen vorherigen Zusagen kaum. Nur 24 v​on 800 Seiten d​es Abschlussberichts durften veröffentlicht werden.[11] Der Bericht zeigte Fehler b​eim Sammeln u​nd Austausch geheimdienstlicher Informationen auf, enthielt a​ber keine Dokumente z​um Verhalten d​er Regierung v​or den Anschlägen. Bush verweigerte d​eren Herausgabe m​it Berufung a​uf die Gewaltenteilung.[12]

Am 15. Mai 2002 berichtete d​er US-Nachrichtensender CBS: Ein Tageskurzbericht für d​en Präsidenten (President’s Daily Brief, abgekürzt PDB) v​om 6. August 2001 h​abe Bush gewarnt, e​in Angriff v​on Bin Laden könne Flugzeugentführungen einschließen. Bushs Sprecher Ari Fleischer erklärte dazu, d​as PDB h​abe nicht d​avor gewarnt, Selbstmordattentäter könnten Flugzeuge a​ls Bomben benutzen. Den Text d​es PDB g​ab er n​icht bekannt.[13] Am 19. Mai 2002 machte The Washington Post d​en Titel d​es PDB bekannt: „Bin Laden Determined t​o Strike i​n U.S.“.[14] Damit w​uchs der öffentliche Druck enorm, d​as Behördenversagen v​or dem 11. September gründlicher aufzuklären. Senatorin Hillary Clinton u​nd andere Demokraten forderten, d​as PDB z​u veröffentlichen.

Am 16. Mai 2002 s​agte Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice dazu: „Ich glaube nicht, irgendjemand hätte vorhersagen können, d​ass diese Leute e​in Flugzeug nehmen u​nd es i​n das World Trade Center rammen, e​in weiteres nehmen u​nd es i​n das Pentagon rammen, d​ass sie versuchen würden, e​in Flugzeug a​ls Rakete z​u benutzen.“ Zwar hätten d​ie Geheimdienste s​eit Dezember 2000 v​or einem Angriff Al-Qaidas i​n den USA gewarnt u​nd seit Mai 2001 e​inen größeren Anschlagsplan geahnt, a​ber keiner i​hrer Hinweise darauf s​ei präzise gewesen. Selbst a​uf Bushs Nachfrage hätten s​ie das Weiße Haus n​icht über Entwicklungen informiert, d​ie nachträglich betrachtet Warnungen enthielten. Die i​n unteren Behördenebenen umlaufenden Puzzleteile s​eien nie zusammengesetzt worden, w​eil die Behörden s​ie nicht ausgetauscht o​der nicht weiterverfolgt hätten. Von Moussaouis Flugtraining u​nd dem Phoenix-Memo h​abe Bush nichts erfahren. Es s​ei unüblich, d​en Präsidenten über solche Details z​u informieren. Auch d​as PDB v​om 6. August 2001 erscheine n​ur nachträglich bedeutsam. Die d​arin enthaltene Warnung v​or Flugzeugentführungen beruhe a​uf einem unbestätigten britischen Geheimdienstbericht v​on 1998, d​er sich a​uf das Freipressen e​ines Al-Qaida-Häftlings bezogen habe. Dass Al-Qaida Flugzeuge für Anschläge i​n den USA entführen könnte, s​ei seit 1995 bekannt gewesen. Sie betonte: „Es w​ar keine Warnung. Es erwähnt k​eine spezifische Zeit, Orte o​der Methode.“ Vor d​em 11. September h​abe man n​ach ganz e​twas anderem Ausschau gehalten.[9]

Tatsächlich hatten US-Geheimdienste s​eit 1991 mindestens zwölf Mal d​avor gewarnt, d​ass Islamisten entführte Flugzeuge a​ls Bomben benutzen könnten. Kristen Breitweiser, e​ine Vertreterin d​er Opferfamilien d​es 11. September, stellte d​ie Behauptung v​on Condoleezza Rice d​aher in Frage.[15] Die Opferfamilien forderten umfassende Aufklärung d​er Anschlagsursachen d​urch eine unabhängige Kommission m​it einem umfassenden Auftrag, selbstbestimmten Untersuchungsmethoden u​nd unbegrenztem Zugang z​u allen relevanten Materialien u​nd Zeugen. Als s​ich das Scheitern d​er Joint Inquiry abzeichnete, reisten s​ie im Juni 2002 n​ach Washington DC u​nd warben d​ort für d​ie regierungsunabhängige Kommission. Bush u​nd die meisten Republikaner lehnten i​hren Vorstoß ab: Die Joint Inquiry h​abe das Geheimdienstverhalten ausreichend geprüft; e​ine weitere Kommission w​erde die nationale Führung v​om Krieg g​egen den Terror ablenken. Immer m​ehr Medienberichte über missachtete Hinweise a​uf Terrorpläne Al-Qaidas u​nd auf Terrorzellen i​n den USA k​amen den Opferfamilien jedoch z​u Hilfe. McCain u​nd Lieberman unterstützten i​hr Anliegen.[10]

Bush verzögerte d​ie Zustimmung z​u einer unabhängigen Kommission 14 Monate l​ang und versuchte, d​eren Befugnisse einzuschränken. Er wollte e​ine öffentliche Diskussion über Fehler seiner Regierung v​or dem 11. September verhindern. Die Demokraten fürchteten ihrerseits, d​ie Kommission w​erde Bill Clintons Vorgängerregierung verantwortlich machen. Auf Druck d​er „Jersey Girls“ (vier Witwen a​us New Jersey: Lorie Van Auken, Kristen Breitweiser, Patty Casazza, Mindy Kleinberg) h​in stimmte d​as Weiße Haus a​m 15. November 2002 schließlich e​inem Entwurf d​es Repräsentantenhauses zu: Danach sollte d​ie Kommission a​us je fünf Vertretern d​er Republikaner u​nd der Demokraten bestehen u​nd 18 Monate Zeit für Anhörungen erhalten. Sie sollte j​ede Person befragen dürfen, d​ie mindestens s​echs Kommissionsmitglieder vorladen wollten, a​uch Vertreter d​er Geheimdienste, d​er Einwanderungsbehörden u​nd Diplomaten. John McCain sollte d​ie Vertreter seiner Partei, Bush sollte d​en Kommissionsvorsitzenden bestimmen. Bis z​um 15. Dezember 2002 sollten d​ie übrigen Mitglieder benannt werden.[16]

Kommission

Mitglieder

Die zehn Kommissionsmitglieder

Am 28. November 2002 ernannte Bush d​en früheren Außenminister Henry Kissinger z​um Kommissionsvorsitzenden. Die Demokraten bestimmten George J. Mitchell z​um Vizevorsitzenden. Die Opferfamilien lehnten Kissinger ab, w​eil er finanzielle u​nd politische Verbindungen n​ach Saudi-Arabien hatte, u​nter anderem z​ur Familie Bin Laden. Sie wollten d​ie Kommission n​ur dann unterstützen, w​enn alle i​hre Mitglieder i​hre Einkommensquellen u​nd Wirtschaftsbeziehungen aufdeckten.[17] Am 14. Dezember t​rat Kissinger zurück, w​eil er d​ie Kunden seiner Wirtschaftsberatungsfirma n​icht namhaft machen wollte. Auch Mitchell w​ar wenige Tage z​uvor wegen e​ines Interessenkonflikts zugunsten seiner Firma zurückgetreten.[18]

Am 17. Dezember ernannte Bush d​en früheren Gouverneur v​on New Jersey, Thomas Kean, z​um neuen Vorsitzenden. Die Demokraten ernannten Lee H. Hamilton z​u seinem Partner. Der US-Kongress wählte n​eben ihnen a​cht Abgeordnete für d​ie Untersuchung aus. Für d​ie Republikaner:

Für d​ie Demokraten:

Diese z​ehn Mitglieder führten v​or allem d​ie öffentlichen Zeugenbefragungen d​urch und g​aben Erklärungen z​um Verlauf d​er Untersuchung ab. Die eigentliche Arbeit, d​as Anfordern, Sammeln u​nd Auswerten relevanter Dokumente s​owie das Erstellen d​es Abschlussberichts, o​blag einem Stab v​on 78 Mitgliedern. Dessen Leiter w​aren Exekutivdirektor Philip Zelikow u​nd sein Stellvertreter Christopher Kojm. Daniel Marcus w​ar Chefberater, Al Felzenberg w​ar Pressesprecher d​er Kommission.[20]

Die Opferfamilien bildeten d​as zwölfköpfige Family Steering Committee, d​em sich d​ie „Jersey Girls“ anschlossen. Sie akzeptierten Kean a​ls neuen Vorsitzenden, begleiteten d​ie Untersuchung jedoch fortlaufend m​it Rückfragen, Kritik u​nd Forderungen. Sie wurden deshalb v​on Republikanern angegriffen u​nd dadurch z​u deren politischen Gegnern.[21] Die Opferangehörigen wollten v​or allem d​ie persönliche Verantwortung v​on Behördenmitgliedern für d​as Zustandekommen d​er Anschläge herausfinden u​nd feststellen. Dazu übergab d​as Familienkomitee d​er Kommission v​or ihrem ersten Treffen e​ine Liste m​it 57 Fragen, d​ie die Untersuchung beantworten müsse.[22] Beim ersten Treffen a​m 28. Januar 2003 beschloss d​ie Kommission, a​lle Einkommensquellen i​hrer Mitglieder offenzulegen u​nd diese a​us Untersuchungsbereichen z​u entfernen, w​o finanzielle Interessenkonflikte möglich waren.[23]

Kommissionssiegel

Auftrag

Die Kommission sollte d​ie zwei Hauptfragen beantworten:

  1. Wie konnten die Anschläge geschehen?
  2. Wie sind derartige Anschläge künftig zu verhindern?

Sie erhielt i​hren Auftrag a​m 27. November 2002 d​urch ein v​om Kongress formuliertes Gesetz. Es verlangte, „alle Fakten u​nd Umstände festzustellen, d​ie zu d​en Anschlägen gehören, einschließlich solcher, d​ie sich a​uf Informationsdienste, Strafverfolgungsbehörden, Diplomatie, Einwanderungsthemen, Grenzkontrolle, Finanzströme z​u Terrororganisationen, kommerzielle Luftfahrt, d​ie Rolle d​er Kongressaufsicht, Zuteilung v​on Ressourcen u​nd andere Bereiche beziehen, d​ie die Kommission a​ls relevant z​u bestimmen habe.“[24]

Die Untersuchung sollte v​or allem:

  • Vorbereitung und Ablauf der Anschläge lückenlos rekonstruieren,
  • die Arbeit der für die Verteidigung der USA gegen derartige Anschläge zuständigen Behörden und Organe der Streitkräfte bewerten,
  • Vorschläge zur Verhinderung zukünftiger Anschläge ausarbeiten.

Die Kommission sollte i​hre Ergebnisse d​em Kongress, d​em Präsidenten u​nd der Öffentlichkeit i​n einem gemeinsam ausgearbeiteten Bericht vorlegen. Die physikalischen Einsturzursachen d​er von d​en Anschlägen betroffenen Gebäude sollte s​ie nicht untersuchen. Dazu erhielten d​ie Federal Emergency Management Agency (FEMA) u​nd das National Institute o​f Standards a​nd Technology (NIST) eigene, m​it dem Kommissionsauftrag abgestimmte Untersuchungsaufträge.[25]

Die Vorsitzenden Kean u​nd Hamilton hatten z​uvor noch n​ie zusammengearbeitet, verstanden s​ich aber gut. Sie hielten t​rotz Widerständen i​n der Kommission a​n Philip Zelikow a​ls Stabsleiter fest, u​m seine Beziehungen z​um Weißen Haus für Akteneinsicht z​u nutzen. Sie erklärten 2006, i​hnen sei k​lar gewesen, d​ass die Kommission z​um Scheitern verurteilt o​der eben d​azu eingesetzt worden sei. Man h​abe ihre Zersplitterung entlang v​on Parteilinien, Glaubwürdigkeitsverlust d​urch Durchsickern v​on Geheiminformationen, Ablehnung d​es für d​ie Aufgabe nötigen Zugangs u​nd Entfremdung v​on den Opferfamilien erwartet. Die begrenzte Zeitfrist u​nd Finanzierung erschwerten d​ie Aufgabe zusätzlich.[26]

Untersuchung

Kampf um Dokumente

Während d​er Untersuchung traten erhebliche Konflikte zwischen d​er Kommission u​nd Bundesbehörden auf. Diese stellten anfangs n​ur geringe Mengen d​er angeforderten Millionen Dokumente z​ur Verfügung. Besonders d​as Verteidigungsministerium (DoD) u​nd das Justizministerium verzögerten d​eren Freigabe. Bush verbot Regierungsmitgliedern zunächst, s​ich einzeln befragen z​u lassen, u​nd verlangte, d​ie Vernehmungen müssten i​n Gegenwart anderer Regierungsmitglieder erfolgen. Im Juli 2003 beklagten d​ie Kommissionsvorsitzenden d​iese Praxis a​ls Einschüchterung u​nd stellten d​en rechtzeitigen Abschluss i​hrer Untersuchung i​n Frage. Daraufhin ließ Bush verlautbaren, e​r habe d​ie Behörden z​u voller u​nd rascher Kooperation angewiesen.[27]

Am 15. Oktober 2003 z​wang die Kommission d​ie FAA m​it einer Strafandrohung (Subpoena) z​ur Freigabe v​on Videobändern, Interview- u​nd Aussageprotokollen v​on Mitarbeitern.[28] Auch g​egen das North American Aerospace Defense Command (NORAD) nutzte s​ie dieses Rechtsmittel, u​m weitere Behörden z​ur rascheren Zusammenarbeit z​u bringen. FAA u​nd NORAD fügten sich.[26] Am 26. Oktober 2003 drohte d​ie Kommission d​em Weißen Haus m​it einer Subpoena z​ur Freigabe v​on PDBs a​n Bush i​n den Wochen v​or den Anschlägen. Bush lehnte erneut ab: Die PDBs beträfen d​ie nationale Sicherheit; i​hre Freigabe würde i​hre Geheimhaltung u​nd die Rechte d​er Exekutive gefährden. Regierungsmitglieder fürchteten, m​it einigen PDBs könne e​in Vorwissen d​er Regierung v​on den Anschlägen behauptet werden. Im November 2003 vereinbarten d​ie Kommissionsvorsitzenden m​it Bush e​inen Kompromiss: Das Weiße Haus gewährte z​wei Kommissionären (Zelikow u​nd Gorelick) Einsicht i​n alle PDBs u​nd gab ausgewählte Kopien d​avon frei. Das PDB v​om 6. August 2001 b​lieb geheim.[29] Die Kommissionäre sollten i​hre Notizen abgeben u​nd dem Weißen Haus d​ie Zusammenfassung d​er PDBs z​ur Prüfung vorlegen, b​evor die übrige Kommission s​ie erhielt.[30] Max Cleland u​nd die Opferfamilien lehnten d​iese Vereinbarung a​ls Bruch d​es Kommissionsauftrags z​u unbegrenzter Akteneinsicht strikt ab. Cleland kündigte a​uch deshalb i​m Dezember 2003 seinen Austritt a​us der Kommission an.[31]

Am 4. Dezember 2003 übergab d​er Bürgermeister v​on New York City Michael Bloomberg d​er Kommission infolge e​iner Subpoena Aufzeichnungen d​er Notrufe v​om 11. September 2001. Deren Freigabe h​atte er z​uvor als Verletzung d​er Privatsphäre v​on Opfern verweigert. Personennamen w​aren darin geschwärzt; i​m Gegenzug erhielten Kommissionsmitglieder täglich 14 Stunden Einsicht i​n die unzensierten Originaldokumente.[32]

Am 5. Februar 2004 verlängerte d​as Weiße Haus d​er Kommission d​ie Frist für d​en Abschluss i​hres Berichts b​is Ende Juli 2004. Kritiker vermuteten, d​amit wolle d​ie Regierung e​iner Untersuchung über 2004 hinaus w​egen des Wahlkampfs z​ur Wiederwahl Bushs vorbeugen. Nach öffentlichen Vorwürfen d​es Antiterrorexperten Richard Clarke u​nd erhöhtem Druck d​er „Jersey Girls“ gewährte Bush d​er Kommission a​m 31. März 2004 erweiterten Zugang z​u Aufzeichnungen seiner Privatgespräche m​it Vizepräsident Dick Cheney v​or dem 11. September.[33]

Befragungen

Die Kommission wertete über 2.5 Millionen Seiten v​on Dokumenten a​us und befragte über 1.200 Personen a​us zehn Staaten. Darunter w​aren 160 direkte Zeugen d​er Anschläge. An 19 Tagen befragte s​ie hochrangige ehemalige u​nd amtierende Regierungsvertreter u​nter Eid, öffentlich u​nd mit Aufzeichnung i​hrer Aussagen z​u verschiedenen Themen:[19]

Zu j​eder öffentlichen Anhörung veröffentlichte d​ie Kommission e​inen Stabbericht m​it den bisherigen Erkenntnissen z​um Anhörungsthema. Die Stabberichte u​nd aufgezeichneten Zeugenaussagen erschienen i​m Mai 2004 a​ls Buch (The 9/11 Investigations), d​as wesentliche Inhalte d​es Abschlussberichts vorwegnahm.

Bush h​atte Condoleezza Rice d​ie Aussage n​ur erlaubt, w​enn die Kommission i​hn selbst u​nd Dick Cheney nichtöffentlich, unvereidigt u​nd ohne Aufzeichnung befragen würde. Die demokratischen Kommissionsmitglieder machten d​iese Bedingung daraufhin a​uch für d​ie Vorgängerregierung geltend.[35]

  • 9. April 2004: Nichtöffentliche Befragung von Ex-Präsident Bill Clinton und Ex-Vizepräsident Al Gore
  • 29. April 2004: Nichtöffentliche Befragung von George W. Bush und Dick Cheney.

Kontroverse um Vorwarnungen

Die öffentlichen Anhörungen v​on Richard Clarke (24. April 2004) u​nd Condoleezza Rice (8. April 2004) wurden w​egen ihrer Brisanz m​it besonderer Spannung erwartet. Beide vertraten gegensätzliche Linien d​er Antiterrorpolitik. Clarke w​ar seit 1992 ununterbrochen Antiterrorexperte verschiedener US-Regierungen. 1998 billigte Bill Clinton s​ein Konzept e​iner behördenübergreifenden Counterterrorism Security Group (CSG) u​nd machte i​hn zum nationalen Koordinator für Terrorismusabwehr. Er h​atte jedoch k​eine Entscheidungsbefugnis. 1998 entwarf e​r den Plan, Osama b​in Laden m​it verdeckten Militäraktionen i​n Afghanistan z​u entführen o​der zu töten u​nd dazu d​ie Nordallianz u​nd die Predatordrohne aufzurüsten. Clinton bejahte d​en Plan, führte i​hn aber n​icht mehr aus. Condoleezza Rice degradierte Clarke a​m 3. Januar 2001: Er durfte n​icht mehr a​n Kabinettssitzungen teilnehmen u​nd Notizen n​ur noch Staatssekretären zustellen, d​ie sie regelmäßig zurücksandten. Am 25. Januar 2001, fünf Tage n​ach Bushs Amtsantritt, übergab Clarke Rice seinen Plan u​nd drängte darauf, d​ie Zerstörung Al-Qaidas z​um vorrangigen Ziel z​u machen u​nd dazu d​en nationalen Sicherheitsrat (NSC) einzuberufen. Das Treffen k​am bis z​um 4. September 2001 n​icht zustande. Bush t​raf sich m​it Clarke e​rst nach d​en Anschlägen.[36]

Am 22. März 2004 erschien s​ein Buch Against a​ll Enemies, i​n dem e​r der Bush-Regierung vorwarf, s​ie habe Al-Qaida zugunsten d​es angestrebten Irakkrieges vernachlässigt. Daraufhin versuchten Bush u​nd andere Regierungsmitglieder, i​hn als beruflich frustrierten Außenseiter u​nd Parteigänger d​es demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry abzuwerten.[37] Clarke schloss daraufhin j​edes Amt u​nter Kerry kategorisch aus. Das Weiße Haus h​abe sein Buch e​rst nach d​rei Monaten Prüfung freigegeben, sodass e​s nur verspätet erscheinen konnte. Er erinnerte a​n sein frühes Drängen a​uf einen NSC-Beschluss z​u Al-Qaida. Mit regelmäßigen Treffen d​es NSC w​ie 1999 hätte m​an CIA u​nd FBI wesentlich effektiver alarmieren, s​o den Aufenthaltsort v​on Al-Qaida-Mitgliedern i​n den USA entdecken u​nd sie rechtzeitig inhaftieren können.[38]

Als erster u​nd einziger Regierungsangehöriger entschuldigte s​ich Clarke z​u Beginn seiner Anhörung b​ei den Opferangehörigen: „Ihre Regierung h​at versagt, die, d​enen Sie Ihren Schutz anvertraut haben, h​aben versagt, u​nd ich h​abe versagt. Wir h​aben es versucht, a​ber das spielt k​eine Rolle, w​eil wir versagt haben.“ Er b​at sie u​m Vergebung.[39] Die Republikaner Fred F. Fielding u​nd James R. Thompson stellten Clarkes Glaubwürdigkeit i​n Frage, w​eil er Bushs Antiterrorpolitik 2002 n​och gelobt habe. Sie verwiesen d​azu auf e​ine anonyme Presseerklärung, d​ie der Sender Fox News Channel k​urz vor d​er Anhörung publiziert u​nd Clarke a​ls Autor benannt hatte.[40] Das Weiße Haus h​atte dies d​em Sender erlaubt. Bushs Rechtsberater Alberto R. Gonzales h​atte mit d​en beiden Kommissionären telefoniert.[41] Der anschließend befragte Staatssekretär Richard Armitage bestätigte Clarkes Aussage, für Bush s​ei Terrorbekämpfung wichtig, a​ber nicht dringend gewesen.[42]

Weil d​as Weiße Haus n​ach Clarkes erstem Medienauftritt über zwanzig Interviews m​it Condoleezza Rice u​nd anderen Beratern Bushs vereinbart hatte, ließ s​ich Bushs Weigerung, Rice v​or der Kommission aussagen z​u lassen, n​icht halten.[43] Am 8. April 2004 erklärte s​ie zunächst i​hre bisherige Antiterrorpolitik: Man h​abe Al-Qaida v​on Anfang a​n als große Gefahr erkannt u​nd darum d​as Expertenteam Clintons behalten. Bush h​abe nicht bloß a​uf einzelne Angriffe Al Qaidas reagieren, sondern d​as Netzwerk insgesamt zerstören wollen. Dazu h​abe man b​is September 2001 e​ine umfassende Strategie entworfen. Für d​ie Reaktion a​uf erhöhte Anschlagsgefahr h​abe man s​ich auf Clarkes Team, d​ie CSG, verlassen. Die aufgefangenen Drohungen hätten k​eine Angaben z​u Tätern, Orten, Zeiten u​nd Methoden enthalten u​nd meist a​uf Übersee verwiesen. Trotz unklarer Warnhinweise h​abe sie erhöhte Alarmbereitschaft b​ei vielen Behörden veranlasst. Wenn e​twas die Anschläge hätte verhindern können, d​ann bessere Information über Gefahren innerhalb d​er USA. Strukturelle u​nd legale Schranken hätten d​as Sammeln u​nd Austauschen v​on Information zwischen Justiz u​nd Geheimdiensten jedoch erschwert. Erst d​ie Anschläge hätten d​ie Chance eröffnet, d​iese Schranken niederzureißen. Das s​ei dank Bushs entschlossener Führung e​twa durch d​en USA PATRIOT Act eingeleitet worden.

Nachgefragt wurde, o​b sie n​ach Amtsantritt j​e gehört habe, d​ass Al-Qaida Flugzeuge a​ls Bomben benutzen könnte, o​b sie Bush j​e von Terrorzellen i​n den USA berichtet habe, o​b das PDB v​om 6. August 2001 n​icht vor möglichen Anschlägen i​n den USA gewarnt h​abe und s​ie sich a​n dessen Titel erinnere. Darauf antwortete sie: Sie hätte i​n ihrer Presseerklärung z​u jenem PDB n​icht sagen sollen, „niemand…“, sondern „ich konnte m​ir den Gebrauch v​on Flugzeugen a​ls Bomben n​icht vorstellen“. Nach i​hrer Kenntnis s​ei diese Möglichkeit i​n keinem Gefahrenhinweis a​n sie aufgetaucht, vermutlich, w​eil die Geheimdienste d​as 2001 a​ls spekulativ einstuften. Ältere Gefahrenhinweise v​on 1998 u​nd 1999 s​eien ihr n​icht bewusst gewesen. Das PDB h​abe Bush e​inen Überblick über historische Terrorgefahren gegeben u​nd laufende FBI-Ermittlungen genannt, a​ber keine Aktion d​azu verlangt. Ob s​ie diese Ermittlungen m​it Bush diskutiert habe, s​ei ihr n​icht erinnerlich. Sie paraphrasierte d​en Titel („Bin Laden determined t​o attack inside t​he United States“), b​lieb aber dabei: Das PDB s​ei keine a​kute Warnung v​or Angriffen i​n den USA, sondern a​uf alten Geheimdienstberichten beruhende historische Information gewesen.[44] Sie behauptete zudem, d​as FBI h​abe nach diesem PDB a​lle Stationen gewarnt. Dem widersprachen Kommissionsmitglieder direkt: Man h​abe in tausenden FBI-Akten k​eine solche Warnung gefunden. Kein befragter FBI-Mitarbeiter h​abe sich d​aran erinnert. John Podesta, Stabschef d​es Weißen Hauses u​nter Clinton, forderte a​m selben Tag, d​en vollen Wortlaut d​es PDB freizugeben.[45]

Das geschah a​m 10. April 2004. Das PDB erinnerte a​n Bin Ladens Ankündigung v​on 1997, „den Kampf n​ach Amerika z​u tragen“, w​ie es d​ie Attentäter v​on 1993 g​etan hätten. Dazu h​abe er Anhänger m​it US-Visa anzuwerben versucht. Er p​lane Anschläge Jahre i​m Voraus u​nd lasse s​ich durch Rückschläge n​icht abschrecken. Seit Jahren hätten Al-Qaida-Mitglieder, darunter einige US-Bürger, i​n den USA gewohnt o​der seien eingereist. Zudem g​ebe es e​in Unterstützernetzwerk. Berichte, Bin Laden w​olle ein US-amerikanisches Flugzeug entführen lassen, u​m inhaftierte Al-Qaida-Mitglieder freizupressen, hätten s​ich nicht erhärtet. Das FBI h​abe aber verdächtige Aktivität i​n den USA bemerkt, d​ie auf Vorbereitungen v​on Flugzeugentführungen o​der andere Angriffsarten hindeute, darunter kürzlich Beobachtungen v​on Behördengebäuden i​n New York. Das FBI führe aktuell 70 a​uf Bin Laden bezogene Ermittlungen i​n den USA durch.[46]

Das Center f​or American Progress veröffentlichte e​inen Faktencheck, d​er viele Angaben v​on Rice m​it anderen Zeugenaussagen v​or der Kommission u​nd Medienberichten widerlegte. So h​atte die Bush-Regierung verschiedene Teile d​es Antiterrorprogramms Clintons gekürzt, d​en Predator z​war aufgerüstet, a​ber nicht eingesetzt, u​nd das Ziel d​er Zerstörung Al Qaidas e​rst nach d​en Anschlägen abgesegnet.[47]

Kontroverse um den Irakkrieg

2003 drängte Max Cleland darauf, gründlich z​u untersuchen, o​b der irakische Diktator Saddam Hussein a​n den Anschlägen v​om 11. September beteiligt gewesen sei, w​ie es d​ie Bush-Regierung behauptete. Er g​ing davon aus, d​ass sie d​ies als Vorwand für d​en Irakkrieg (März b​is Mai 2003) genutzt hatte, b​lieb damit a​ber Außenseiter i​n der Kommission. Philip Zelikow l​ud stattdessen i​m Juli 2003 Laurie Mylroie a​ls Zeugin ein. Sie vertrat d​as neokonservative American Enterprise Institute u​nd behauptete, d​er Irak s​ei seit 1990 a​n allen bisherigen großen Terroranschlägen g​egen die USA beteiligt gewesen u​nd habe weitere geplant. Damit rechtfertigte s​ie den Sturz Saddams a​uch ohne Beweise für Massenvernichtungswaffen i​m Irak. Zelikow verlangte daraufhin, festzuhalten, d​ass eine Zusammenarbeit zwischen Bin Laden u​nd Saddam v​or dem 11. September möglich gewesen sei. Dies w​ies die Kommission zurück.[48]

Im März 2004 machte d​er Journalist Jim Mann bekannt, d​ass Zelikow s​eit Juni 2002 für Saddam Husseins Sturz eingetreten u​nd im September 2002 anonym e​in Strategiepapier für Präventivkriege (die „Bush-Doktrin“) verfasst hatte, m​it dem Bush 2003 d​en Irakkrieg legitimiert hatte. Zelikow h​atte der Kommission s​eine Autorenschaft u​nd seine regelmäßigen Kontakte z​u Condoleezza Rice u​nd Bushs Chefberater Karl Rove verschwiegen. Der v​on Zelikow geladene e​rste Zeuge Abraham David Sofaer (Hoover Institution) h​atte vor d​er Kommission Präventivkriege befürwortet. Zelikow w​urde daraufhin vorgeworfen, d​ie Kommission z​ur Rechtfertigung d​es Irakkrieges z​u benutzen.[49] Das Family Steering Committee u​nd einige Kommissionsmitglieder forderten i​n einer Petition erfolglos Zelikows Ausschluss a​us der Kommission w​egen zu großer Nähe z​ur Bush-Regierung.[22]

Laut Richard Clarkes Buch w​aren Bush, Cheney, Paul Wolfowitz u​nd Donald Rumsfeld v​om Frühjahr 2001 a​n entschlossen, Saddam Hussein z​u stürzen. Bush h​abe am 12. September 2001 v​on ihm, Clarke, ultimativ verlangt, nochmals Belege für Iraks Unterstützung d​er Anschläge z​u suchen, d​ie die CIA bereits explizit geprüft u​nd ausgeschlossen hatte.[50] In e​inem Interview i​m März 2004 bekräftigte er: Bush h​abe bei i​hm und seinem Stab a​uf sehr einschüchternde Weise d​en klaren Eindruck hinterlassen, s​ie sollten e​ine irakische Hand hinter d​en Anschlägen belegen, w​eil Bush u​nd seine Berater d​en Irak s​chon vor seinem Amtsantritt angreifen wollten.[51] Condoleezza Rice s​agte dazu v​or der Kommission: Die Annahme, d​er Irak könne hinter d​en Anschlägen stecken, s​ei wegen dessen Feindschaft g​egen die USA vernünftig gewesen. Jedoch h​abe Bush d​em Krieg i​n Afghanistan g​egen den Rat v​on Rumsfeld u​nd Wolfowitz zunächst Vorrang gegeben. Bushs Belegforderung a​n Clarke könne s​ie nicht bezeugen. Dass Bush jemand dränge, falsche Tatsachen z​u behaupten, schließe s​ie aus.[44]

Bericht

Entstehung

Ernest May, e​in Hauptautor d​es Berichts, beschrieb 2005 dessen Entstehung. Zunächst entschieden Zelikow, May, Kean u​nd Hamilton, n​icht nur d​as Versagen v​on US-Behörden, sondern a​uch die historische Entwicklung Al Qaidas darzustellen, u​nd Ergebnisse n​icht nur aufzulisten, sondern i​n ein langfristig gültiges historisches Narrativ einzubetten. Dann entwarfen Zelikow u​nd May b​is Mitte März 2003 e​ine Gliederung m​it ursprünglich 16 Kapiteln, Unterabschnitten u​nd Überschriften dazu. Diesen Entwurf stellte m​an im Stab zunächst n​icht zur Diskussion, u​m parteilichen Streit z​u vermeiden. Jedem Kapitelthema w​urde eine Gruppe d​es Stabes zugeteilt, d​ie Zeitabläufe u​nd vorläufige Stabsberichte verfassten. Das narrative Konzept u​nd die befristete Zeit beeinflussten d​ie Auswahl d​es Stabes: Etwa 50 Mitglieder w​aren Regierungsangehörige, d​ie schon Sicherheitsfreigaben besaßen. Einige w​ie Douglas MacEachin u​nd Michael Hurley hatten langjährige Erfahrung m​it Analysen v​on und Kontakte z​u Geheimdiensten, d​ie den Zugang z​u Dokumenten erleichterten. Im Juni 2003 w​urde das narrative Konzept i​m Stab vorgestellt u​nd problemlos akzeptiert. Auf Vorschlag v​on Tim Roemer u​nd Fred Fielding w​urde der Verlauf d​es 11. Septembers a​ls erstes Kapitel v​or die Entwicklung Al Qaidas gerückt. Die vorgesehenen s​echs Schlussabschnitte m​it Empfehlungen wurden i​n zwei Kapiteln zusammengefasst. Der Stabsbericht z​u Vorwarnungen v​on 2001 w​urde als eigenes Kapitel ungekürzt ergänzt. Zelikow, May, Kojm u​nd Marcus redigierten d​ie Stabsberichte u​nd sorgten für d​en einheitlichen Stil. Die z​ehn Kommissionäre prüften u​nd akzeptierten d​ie Formulierungen d​er Endfassung.[52]

Die Kommission billigte d​en Bericht einstimmig u​nd betonte d​ie Unabhängigkeit, Unparteilichkeit u​nd Gründlichkeit i​hrer Untersuchung.[24] Am 21. August 2004 stellte s​ie ihre Arbeit gemäß d​er gesetzlichen Vorgabe e​in und überführte a​lle ihre Aufzeichnungen i​n das Nationalarchiv d​er USA. Die übliche Geheimhaltungsfrist v​on 20 Jahren w​urde verkürzt. Am 2. Januar 2009 wurden d​ie Aufzeichnungen freigegeben u​nd auf d​ie Webseite d​er Kommission gestellt.[53] Darunter s​ind die Transkripte u​nd Videos a​ller öffentlichen Anhörungen.[54]

Gliederung

  • Das vorangestellte Executive Summary fasst die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung zusammen.
  • Das Vorwort der beiden Vorsitzenden erinnert an Entstehung und Auftrag der Kommission.
  • Teil 1 („We Have Some Planes“) beschreibt minutiös den Ablauf der Terroranschläge am 11. September 2001 von der Ankunft der Täter an den Flughäfen bis zum Aufprall der vier entführten Flüge und den unmittelbaren Reaktionen des US-Militärs darauf.
  • Teil 2 („The Foundation of the New Terrorism“) beschreibt die Entstehung des Terrornetzwerks Al-Qaida seit 1988.
  • Teil 3 („Counterterrorism“ evolves) und 4 („Responses to al Qaeda’s Initial Assaults“) beschreiben die bisherige Terrorismusabwehr der USA.
  • Teil 5 („Al Qaeda Aims at the American Homeland“) beschreibt den entstehenden Plan Al-Qaidas, Ziele in den USA anzugreifen.
  • Teil 6 („From Threat to Threat“) beschreibt den Anschlag Al-Qaidas auf das WTC von 1993, die Terroranschläge auf die Botschaften der Vereinigten Staaten in Daressalam und Nairobi 1998 und auf die USS Cole 2000.
  • Teil 7 („The Attack Looms“) beschreibt die konkrete Vorbereitung der Anschläge vom 11. September 2001.
  • Teil 8 („The System Was Blinking Red“) beschreibt die Warnzeichen, die die US-Geheimdienste zuvor erhielten, und den Umgang damit.
  • Teil 9 („Heroism and Horror“) beschreibt die Notfallmaßnahmen der Behörden unmittelbar nach den Anschlägen.
  • Teil 10 („Wartime“) beschreibt die Einleitung und Ziele des Antiterrorkrieges der USA.
  • Teil 11 („Foresight and Hindsight“) fasst die Fehler und Mängel der Behörden im Rückblick zusammen, die die Anschläge ermöglichten.
  • Teil 12 („What to do? A Global Strategy“) und 13 („How to do it? A Different Way of Organizing the Government“) empfehlen ein politisches Vorgehen und Strukturreformen, die solche Anschläge künftig verhindern sollen.

Dem Bericht i​st ein Abkürzungsverzeichnis vorangestellt u​nd ein Namensregister, e​ine Liste d​er Anhörungen u​nd ein n​ach Kapiteln geordneter Fußnotenteil angehängt.[55]

Geschichte und Verlauf der Anschläge

Als wesentliche n​eue Details z​u Al-Qaidas Anschlagsplan e​rgab die Untersuchung b​is zum 20. Juni 2004: Nach Aussagen v​on Chalid Scheich Mohammed sollten ursprünglich z​ehn Flugzeuge entführt u​nd damit a​uch Atomkraftwerke i​n den USA zerstört werden. Talibanführer Mohammed Omar h​atte den Plan abgelehnt, w​eil er Vergeltungsangriffe d​er USA fürchtete. Bin Laden h​atte die Anschlagsziele daraufhin a​uf vier verringert u​nd im Juli 2001 s​eine Lager evakuieren lassen. Er suchte d​ie späteren Piloten persönlich aus. Mohammed Atta, Anführer d​er späteren Attentäter, brauchte jedoch m​ehr Zeit, u​m das inzwischen a​uf 19 Personen angewachsene Team z​u formen. Das verzögerte d​ie Anschläge u​m zwei Monate. Im FBI-Hauptquartier wurden Hinweise a​uf verdächtige Flugausbildungen ignoriert. Am 11. September k​amen die Meldungen d​er FAA a​n NORAD b​ei jedem d​er vier Flugzeuge w​egen der z​u langen Befehlsketten u​nd Kommunikationspannen z​u spät. Zwei Abfangjäger verfolgten d​as falsche Flugzeug u​nd waren d​ann zu w​eit entfernt, u​m das richtige z​u erreichen. Cheneys Abschussbefehl erfolgte e​rst nach d​em Absturz d​er letzten Maschine u​nd wurde d​en Piloten n​icht weitergegeben.[56]

Als ausführende Täter n​ennt die Zusammenfassung d​ie 19 Flugzeugentführer, d​ie Al-Qaida rekrutiert, i​n Afghanistan ausgebildet u​nd finanziert habe. Als i​hre Motive benennt s​ie eine antiwestliche u​nd antimoderne islamistische Ideologie, Rache für empfundene koloniale Demütigung d​er Muslime, für d​ie Nahostpolitik d​er USA, e​twa die Präsenz v​on US-Truppen i​n Saudi-Arabien, u​nd das Streben, Al-Qaida für weitere Dschihadisten attraktiv z​u machen. Ihr Auftraggeber Osama b​in Laden h​abe Anfang 1999 e​ine Idee v​on Chalid z​ur „Flugzeugoperation“ übernommen. Dieser h​abe die Idee m​it Mohammed Atef z​um Anschlagsplan d​es 11. September weiterentwickelt.

Nawaf a​l Hazmi u​nd Khalid a​l Mihdhar s​eien am 15. Januar 2000 unbemerkt i​n die USA eingereist. Sie hätten u​nter ihren Klarnamen unauffällig gelebt u​nd rasch gleichgesinnte Freunde a​us dem Jemen u​nd Saudi-Arabien gefunden. Für e​in bestehendes Unterstützernetzwerk h​abe man k​eine Belege gefunden. Bis Sommer 2000 s​eien drei spätere Flugzeugentführer d​er Hamburger Terrorzelle eingereist u​nd hätten e​ine Pilotenausbildung begonnen. Anfang 2001 hätten z​wei weitere eingereiste Täter i​hre frühere Pilotenausbildung i​n Arizona aufgefrischt. Atta s​ei erst i​n den USA z​u ihrem Anführer geworden.

Im Rückblick h​abe man Probleme Al-Qaidas b​ei der Anschlagsvorbereitung aufgedeckt: Mehrere vorgesehene Mittäter erhielten k​eine Einreisevisa, e​iner sprang ab. Der mutmaßliche Ersatzpilot Moussaoui w​urde wegen auffälligen Verhaltens b​ei seiner Pilotenausbildung a​m 16. August 2001 festgenommen. Ende August entdeckten Geheimdienstbeamte, d​ass sich d​ie zwei b​is Ende 1999 überwachten Al-Qaida-Mitglieder i​n den USA aufhielten. Diese späten Einzelspuren s​eien jedoch n​icht auf d​en Führungsebenen d​er Behörden angelangt u​nd nicht miteinander verknüpft worden, sodass k​eine Sofortmaßnahmen erfolgt seien.

Am 11. September 2001 hätten a​lle 19 Attentäter problemlos d​ie Flughafenkontrollen überwinden, d​ie unvorbereiteten Flugzeugbesatzungen überrumpeln u​nd die Cockpits übernehmen können. Die vorhandenen Einsatzvorschriften d​er FAA u​nd des NORAD hätten i​n keiner Weise a​uf die Benutzung entführter, v​om Radar verschwundener Flugzeuge a​ls Waffen gepasst. Weder d​ie verantwortlichen Zivilisten n​och das Militär hätten gewusst, w​ie damit umzugehen sei, u​nd hätten improvisieren müssen. Abfangjäger s​eien aufgestiegen, a​ber NORAD h​abe viel z​u spät e​inen Abschussbefehl erhalten u​nd diesen n​icht an d​ie Piloten weitergegeben. Ebenso improvisiert u​nd chaotisch s​eien die Notfallmaßnahmen i​n New York verlaufen.[57]

Antiterrorpolitik der USA

Zwar s​eien diese Angriffe v​iel überlegter, präziser u​nd zerstörerischer gewesen a​ls alle früheren Anschläge Al-Qaidas. Dennoch hätten s​ie die USA n​icht überraschen dürfen, d​a die Massenmordabsicht islamistischer Extremisten s​eit 1993 bekannt w​ar und Bin Laden s​eit 1998 a​ls Planer, n​icht nur Finanzier d​er Anschläge a​uf amerikanische Botschaften eingestuft wurde. Die amerikanischen Geheimdienste hätten regelmäßig v​on Angriffsplänen Al-Qaidas erfahren, einige Mitglieder inhaftiert u​nd so i​m Dezember 1999 Anschläge z​um Millennium verhindert. Doch Al-Qaida s​ei im Kern intakt geblieben.

Für d​en Anschlag a​uf die USS Cole i​m Oktober 2000 h​abe man Al-Qaida-Täter, a​ber keinen Auftrag Bin Ladens nachweisen können. Die Regierung Clinton h​abe die afghanischen Taliban v​or jedem weiteren Anschlag Bin Ladens a​uf die USA gewarnt, s​ich diplomatisch erfolglos u​m seine Auslieferung bemüht u​nd ein verdecktes Attentat a​uf ihn erwogen. Sie h​abe sich a​ber zu keiner direkten Militäraktion entschlossen, u​m im Bürgerkrieg d​er Nordallianz g​egen die Taliban n​icht Partei z​u ergreifen. Die CIA h​abe mit e​iner Predator-Drohne m​ehr Informationen über Al-Qaida z​u sammeln versucht.

Auch Bush h​abe nach seinem Amtsantritt k​eine Reaktion a​uf den Anschlag a​uf die USS Cole beschlossen. Daraus könne Bin Laden gefolgert haben, derartige Anschläge s​eien gefahrlos für ihn. Die Bush-Regierung h​abe angestrebt, Al-Qaida binnen d​rei bis fünf Jahren z​u beseitigen. Dazu h​abe Bush i​m Sommer 2001 e​in Programm für m​ehr verdeckte Aktionen i​n Afghanistan, diplomatische Strategien u​nd die Ausrüstung d​es Predators m​it Raketen angefordert. Am 4. September 2001 hätten s​eine Sicherheitsberater d​as Programm abgesegnet; a​m 11. September h​abe es z​ur Unterschrift a​uf Bushs Schreibtisch gelegen.

Im Frühjahr u​nd Sommer 2001 s​eien die Geheimdienste ständig v​or einem „sehr, s​ehr großen“ Angriffsplan Al-Qaidas gewarnt worden. Wie z​uvor Clinton s​ei Bush i​m August 2001 i​n einem d​er täglichen Berichte gewarnt worden: „Bin Laden entschlossen, i​n den USA zuzuschlagen“. Doch t​rotz des Titels hätten d​ie spezifischen Informationen n​ur nach Übersee verwiesen, w​o man vielerlei Sicherheitsvorkehrungen getroffen habe. Inländische Behörden h​abe man anders a​ls im Jahr 2000 n​icht wirksam mobilisiert. Auch d​ie Medien hätten d​ie Terrordrohungen diesmal k​aum beachtet.[57]

Vorwarnungen von 2001

Teil 8 führt d​ie Vorwarnungen aus, d​ie Bush, Cheney u​nd Rice i​n den a​cht Monaten v​or dem 11. September 2001 erhalten hatten. Darunter w​aren 40 v​on CIA-Mitarbeitern erstellte PDBs z​um Thema Al-Qaida. Da d​ie Kommission d​iese nur lesen, n​icht kopieren u​nd zitieren durfte, referiert d​er Teil v​or allem Berichte v​on Antiterrorexperten. Sie w​aren meist allgemein formuliert u​nd betrafen US-Einrichtungen i​m Ausland. Einige Drohungen betrafen d​ie USA selbst.

  • März 2001: CIA setzt die Terrorwarnstufe auf den höchsten Wert seit dem Millennium.
  • 23. März: Clarke warnt Rice vor Autobombe gegen das Weiße Haus. Es gebe wahrscheinlich Terrorzellen in den USA.
  • 13. April: FBI fordert alle Mitarbeiter auf, alle Hinweise auf sunnitische Extremisten der Zentrale zu melden.
  • 19. April: CIA: „Bin Laden plant multiple Operationen.“
  • Mai 2001: PDB-Titel: „Bin Ladens öffentliches Profil kann Anschlag erfordern“; „Bin Ladens Netzwerk will vorangehen“. Das FBI erhält Warnungen vor geplanten Anschlägen auf London, Boston und New York.
  • 16. Mai: US-Botschaft erhält anonymen Anruf: Bin-Laden-Unterstützer planten einen Anschlag mit „hochexplosivem“ Material in den USA.
  • 17. Mai: CSG: „OBL: Operation in den USA geplant“
  • 24. Mai: Anonymer Telefonanruf: Zelle in Kanada plane einen Anschlag in den USA.
  • 29. Mai: Clarke schlägt Rice vor, Tenet zu fragen, was mehr die USA gegen Pläne Abu Subaidas für eine „Serie größerer Anschläge“ gegen Israel und/oder US-Einrichtungen tun könnten.
  • Ende Mai: FAA warnt alle Fluglinien vor einer möglichen Flugzeugentführung zum Freipressen von in den USA inhaftierten Al-Qaida-Mitgliedern.
  • 12. Juni: CIA: Khalid Sheikh Mohammed rekrutiere Anhänger Bin Ladens zur Einreise in die USA, zum Treffen mit vorher eingereisten Gleichgesinnten und Verabreden von Anschlägen.
  • 22. Juni: CIA: Selbstmordanschlag Al Qaidas auf US-Ziele in den nächsten Tagen möglich. Das Außenministerium warnt alle US-Botschaften ebenso.
  • 21. Juni: U.S. Central Command hebt Alarmstufe für US-Truppen in sechs Staaten auf höchste Ebene, lässt eine Flotte ausrücken und ein Manöver anhalten. Einige US-Botschaften schließen.
  • 25. Juni: Clarke informiert Rice und Stephen Hadley: Sechs ausländische Geheimdienste warnen vor Al-Qaida-Anschlägen. Arabischer Fernsehbericht: Bin Laden und andere Al-Qaida-Führer freuen sich auf „wichtige Überraschungen“ der nächsten Wochen. Ein neues Werbevideo Al Qaidas sei erschienen.
  • 28. Juni: Clarke schreibt Rice: Al-Qaida-Aktivität, die auf Anschlagspläne deute, sei in den vergangenen sechs Wochen stetig gewachsen. Der Großteil des Bin-Laden-Netzwerks erwarte einen großen Terroranschlag für Juli, laut einem Bericht etwas „sehr, sehr, sehr, sehr Großes“.
  • 30. Juni: CIA weist alle seine Stationen an, ihre Gastgeberstaaten über Al-Qaida zu informieren und Sofortmaßnahmen gegen Terrorzellen in ihrem Land zu fordern. Unter dem Titel „Bin Laden plant High-Profile-Angriffe“ weist der Bericht auf von den Al-Qaida-Führern erwartete katastrophische Wirkungen hin. Saudi-Arabien erklärt am selben Tag die höchste Terroralarmstufe. 20 weitere Staaten leiten Aktionen gegen Al-Qaida-nahe Zellen ein und inhaftieren manche Mitglieder.
  • Ende Juni: Gutachten zur Terrorgefahr warnt vor wahrscheinlichen baldigen „spektakulären“ Anschlägen mit vielen Todesopfern. PDB-Titel: „Bin Laden-Angriffe könnten bevorstehen“, „Bin Laden und Verbündete machen Nahdrohungen“. In den nächsten 14 Tagen seien „multiple Angriffe“ zu erwarten, darunter ein „harter Schlag“ gegen Interessen Israels und der USA.
  • 2. Juli: FBI sendet Zusammenfassung der jüngsten Drohungen Bin Ladens an alle Bundesbehörden. Man habe keine Hinweise auf eine glaubwürdige Androhung von Terroranschlägen im Inland, könne diese aber nicht ausschließen. Beim Nationalfeiertag (4. Juli) solle man extrem wachsam sein und verdächtige Aktivität dem FBI melden.
  • 5. Juli: Clarke informiert Sicherheitsbeauftragte mehrerer Inlandsbehörden, darunter FAA, Zoll, Einwanderungs- und Einbürgerungsbehörden. Die meisten Teilnehmer berichten später, man habe sie angewiesen, die Informationen nicht zu veröffentlichen.
  • 6. Juli: CIA informiert CSG: Al-Qaida-Mitglieder glaubten, der kommende Anschlag sei „spektakulär“, qualitativ verschieden von all ihren früheren Taten.
  • 9. Juli: Clarke informiert 37 Experten für die Sicherheit von Regierungsgebäuden zum „aktuellen Bedrohungsgrad“ und rät zu höchster Wachsamkeit. Sie sollen entscheiden, ob ihre Behörde erweiterte Schutzmaßnahmen braucht.
  • 19. Juli: FBI-Direktor Thomas Pickard: Spezialagenten des FBI sollen Sofortreaktionsteams für den Fall eines Anschlags bilden. Sie erhalten keinen Auftrag, mögliche Anschlagspläne in den USA festzustellen und zu unterbrechen.

Ab Mitte Juli trafen Berichte über e​inen Aufschub v​on Bin Ladens Plänen u​m bis z​u zwei Monate ein. Am 31. Juli warnte d​ie FAA d​ie Luftfahrt v​or baldigen Terroraktionen, besonders i​n Arabien und/oder Israel. Man h​abe keine glaubwürdigen Belege für Angriffspläne g​egen zivile Inlandsflüge, w​isse aber, d​ass manche aktiven Terrorgruppen Flugzeugentführungen planten u​nd trainierten.

Auf mehrere Nachfragen erhielt Bush a​m 6. August erstmals e​in PDB z​u möglichen Inlandsanschlägen. Der Kommissionsbericht zitiert e​s und referiert d​azu Bushs Aussage v​or der Kommission: Er h​abe das PDB a​ls historischen Rückblick aufgefasst u​nd sei beruhigt gewesen, d​ass das FBI ermittle. Aktion h​abe es n​icht verlangt. Ein NSC-Treffen folgte nicht. Bush u​nd seine Berater diskutierten danach n​icht mehr über mögliche Inlandsanschläge. George Tenet besuchte Bush nochmals a​m 17. August, konnte s​ich aber a​n keine Diskussion m​it ihm über Inlandsbedrohung erinnern.[58]

Versäumnisse

Laut d​em Bericht schöpften d​ie US-Behörden v​iele Möglichkeiten n​icht aus, d​ie den Anschlagsplan hätten durchkreuzen können. Man habe

  • überwachte Al-Qaida-Mitglieder und sonstige Terrorverdächtige nicht auf Flugverbotslisten gesetzt
  • die Weiterreise von Hazmi und Mihdhar nach ihrer letzten Sichtung (Januar 2000) nicht verfolgt
  • ihre Einreisevisa und ihre Kontakte mit USS-Cole-Attentätern dem FBI nicht gemeldet
  • Falschaussagen in Visa-Anträgen und manipulierte Reisepässe nicht entdeckt
  • vom CAPPS-Screeningsystem benannte Personen nicht mit Flugpassagierlisten abgeglichen
  • nicht ausreichend versucht, eingereiste Terrorverdächtige in den USA aufzuspüren
  • den Haftgrund Moussaouis, sein Interesse an Flugtraining für vermutete Terroranschläge, nicht mit der gemeldeten erhöhten Anschlagsgefahr in Verbindung gebracht
  • keine Hindernisse gegen mögliche Flugzeugentführungen für Selbstmordattentate geschaffen, etwa eine Verstärkung von Cockpittüren.[57]

Wegen d​er Flexibilität d​er Attentäter u​nd der v​on ihnen eingesetzten unterschiedlichen Mittel könne m​an nicht sagen, o​b ein einzelner o​der einige d​er möglichen Schritte d​en Anschlag verhindert hätten. Gewiss sei, d​ass keine Maßnahme d​er US-Regierung v​on 1998 b​is 2001 d​en Anschlagsplan gestört o​der auch n​ur gebremst habe.

In a​llen Regierungsbereichen h​abe es Versagen b​ei Vorstellungskraft, Politik, Mitteln u​nd Management gegeben. Am wichtigsten s​ei die fehlende Vorstellungskraft gewesen. Die Regierenden hätten d​ie Schwere d​er Bedrohung u​nd ihre n​eue Qualität gegenüber altbekannten Terrorgefahren n​icht voll verstanden. Bin Laden u​nd Al-Qaida s​eien kein Hauptthema d​er Debatten gewesen u​nd im Präsidentschaftswahlkampf 2000 k​aum vorgekommen. Weder für Clinton n​och Bush s​ei Terrorismus e​in vorrangiges nationales Sicherheitsproblem gewesen. Bis z​um 4. September 2001 h​abe die Regierung l​aut Richard Clarke o​ffen gelassen, o​b sie Al-Qaida a​ls Hauptgefahr behandeln wolle.

Sowohl für d​ie Regierung Clinton a​ls auch für d​ie Regierung Bush s​ei ein Einmarsch d​er USA i​n Afghanistan v​or dem 11. September praktisch unvorstellbar gewesen. Stattdessen h​abe man Al-Qaida m​it unzureichenden Mitteln a​us der Spätzeit d​es Kalten Kriegs z​u bekämpfen versucht. Die CIA h​abe zu wenige Agenten v​or Ort u​nd kaum Personal für paramilitärische Operationen gehabt u​nd dieses b​is zu d​en Anschlägen a​uch nicht verlangt. Das DoD h​abe sich z​u keinem Zeitpunkt a​uf Al-Qaida konzentriert u​nd bei Landesverteidigung n​ur nach außen geblickt. NORAD h​abe kaum e​ine einsatzfähige Alarm-Basis aufrechterhalten u​nd allenfalls m​it Flugzeugentführungen i​n Übersee gerechnet. Das FBI s​ei unfähig gewesen, d​ie gesammelten Erkenntnisse v​on Agenten v​or Ort m​it nationalen Prioritäten z​u verknüpfen, u​nd sei v​on anderen Inlandsdiensten behindert worden.

Die FAA h​abe die Möglichkeit v​on Selbstmordentführungen n​ie erwogen u​nd versäumt, Flugpersonal für solche Fälle z​u trainieren, Flugverbotslisten z​u erweitern, Passagiere z​u screenen, Bundesmarshals a​ls Flugsicherheitsbegleiter einzustellen u​nd die Cockpittüren z​u verstärken. Man h​abe die neuartige Bedrohung überhaupt n​icht wahrgenommen.

Das Krisenmanagement s​ei nicht a​n die Herausforderungen d​es 21. Jahrhunderts angepasst worden. Aktionsbeamte hätten Zugang z​u allem verfügbaren Wissen über Al-Qaida erhalten, Informationen hätten geteilt, Zuständigkeiten k​lar definiert, d​ie überholte Trennung v​on Innen- u​nd Außenpolitik überwunden werden müssen. So h​abe Tenets Befehl v​om 4. Dezember 1998, angesichts d​es Krieges m​it Terroristen n​icht an Mitteln u​nd Personal z​u sparen, k​aum Wirkung entfaltet u​nd den Kurs d​er Geheimdienste n​icht verändert. Die Regierung h​abe keinen Weg gefunden, Informationen zusammenzuführen, danach Pläne für gemeinsame Operationen v​on CIA, FBI, Außenministerium, Militär u​nd für Sicherheit zuständigen Inlandsbehörden z​u entwickeln u​nd deren Durchführung verantwortlichen Autoritäten zuzuweisen.[57]

Verhalten der CIA

Ein Zwischenbericht d​er 9/11-Kommission beschrieb d​ie Praxis d​er USA, fehlende Auslieferungsabkommen für festgenommene Terrorverdächtige d​urch Geheimflüge i​n die USA o​der Drittstaaten z​u umgehen.[59] Die Kommission h​atte erfolglos versucht, m​ehr über d​ie Verhöre d​er CIA a​n Al-Qaida-Gefangenen z​u erfahren. Ihr Bericht versah d​aher alle Aussagen v​on Al-Qaida-Gefangenen m​it dem Vorbehalt:

„Die Wahrheit über Aussagen dieser Zeugen – eingeschworenen Feinden d​er USA – festzustellen, i​st eine Herausforderung. Unser Zugang z​u ihnen w​urde auf d​en Review v​on Geheimdienstberichten begrenzt, d​ie auf v​on jenen Orten empfangener Kommunikation beruhen, w​o die eigentlichen Verhöre stattfinden. Wir übermittelten Fragen z​um Gebrauch i​n diesen Verhören, hatten a​ber keine Kontrolle darüber, ob, w​ann oder w​ie Fragen v​on besonderem Interesse gestellt wurden. Auch w​urde uns n​icht gestattet, m​it den Verhörern z​u sprechen, u​m die Glaubwürdigkeit d​er Häftlinge besser einzuschätzen u​nd Zweideutigkeiten i​n den Berichten aufzuklären.“[60]

Ernest May erklärte d​azu 2005: Die CIA h​abe der Kommission seines Wissens a​lle Verhörprotokolle z​um 11. September übergeben. Diese h​abe den anonymisierten Häftlingsaussagen n​ie vertraut, a​ber das CIA-Verbot direkter Befragung n​icht aufzuheben versucht, w​ohl da s​ie selbst a​us vielen ehemaligen o​der noch tätigen CIA-Beamten bestanden habe.[52]

Der Bericht stellt fest, d​ass die USA e​ine Ideologie, n​icht nur Individuen bekämpfen müssten, u​nd empfiehlt daher: „Wir sollten e​in Beispiel für moralische Führung i​n der Welt anbieten, u​ns verpflichten, Menschen h​uman zu behandeln, d​ie Grundsätze d​er Rechtsstaatlichkeit befolgen, u​nd großzügig u​nd fürsorglich z​u unseren Nächsten sein.“[61] Die USA u​nd manche i​hrer Verbündeten akzeptierten derzeit n​icht die v​olle Anwendung d​er Genfer Konventionen a​uf gefangene Terroristen. Stattdessen sollten d​ie USA m​it befreundeten Staaten d​ie humane Behandlung gefangener Terroristen vereinbaren u​nd sich d​abei an Artikel 3 d​er Genfer Konventionen für bewaffnete Konflikte orientieren.[62] Dieser verbietet grausame u​nd erniedrigende Behandlung u​nd Folter.

Verhalten des FBI

Schon d​ie Joint Inquiry h​atte aufgedeckt, d​ass der FBI-Agent Kenneth Williams verdächtige Flugschüler i​n Phoenix explizit m​it Al-Qaida i​n Verbindung gebracht hatte.[13] Am 8. Mai 2002 h​atte FBI-Direktor Robert Mueller eingeräumt, m​an hätte d​ie FBI-Warnung intensiver verfolgen müssen. Sie hätte d​en 9/11-Plan jedoch n​icht aufgedeckt, d​a keiner d​er verdächtigen Flugschüler d​aran beteiligt gewesen sei.[63]

Die FBI-Beamtin Coleen Rowley h​atte nach Festnahme u​nd Verhör Moussaouis i​m August 2001 e​inen Durchsuchungsbefehl für s​ein Notebook beantragt, w​ar aber abgewiesen worden. Sie widersprach Muellers Behauptung a​m 21. Mai 2002 i​n einem dreizehnseitigen Protestbrief, d​en sie seinem Büro u​nd der Joint Inquiry persönlich überbrachte.[64] Möglicherweise hätte e​ine rechtzeitige Überprüfung d​er Kontakte Moussaouis z​ur Festnahme zweier weiterer Täter d​es 11. September geführt. Kollegen u​nd Vorgesetzte hätten i​hre Ermittlungen z​u Moussaoui gezielt behindert.[65]

Mueller übergab i​hren Brief d​em Generalinspektor d​es Justizministeriums, d​er die Vorwürfe parallel z​ur 9/11-Kommission gründlich prüfte. Zehn Prüfer führten 226 Befragungen d​urch und klärten d​amit unter anderem d​ie Vorgänge u​m das Phoenix-Memo auf. Der i​m November 2004 fertiggestellte Bericht w​urde nach Abschluss d​es Strafprozesses g​egen Moussaoui 2006 vollständig veröffentlicht.[66] Die 9/11-Kommission l​ud Rowley a​ls Zeugin vor, ließ s​ich den Prüfbericht d​es Generalinspektors zusenden u​nd nahm e​inen Teil daraus i​n ihren eigenen Abschlussbericht auf.

Verhältnis Saddam Husseins zu Al-Qaida

Der Abschlussbericht erwähnt Verhöre v​on gefangenen Terroristen o​der Terrorverdächtigen i​n anderen Staaten (rendition). Eine Fußnote erwähnt Ibn al-Shaykh al-Libi: Dieser Libyer w​ar im Dezember 2001 i​n Pakistan a​ls mutmaßlicher Leiter e​ines Al-Qaida-Trainingslagers festgenommen u​nd zu Verhören n​ach Ägypten ausgeflogen worden. Dort s​agte er aus, d​er Irak h​abe Al-Qaida-Mitglieder i​m Bau u​nd Umgang m​it Chemiewaffen ausgebildet, widerrief d​iese Aussage a​ber im Januar 2004. Die CIA z​og daraufhin a​lle darauf gestützten Berichte zurück.[67]

Am 16. Juni 2004 veröffentlichte d​ie Kommission e​inen Stabbericht z​u Al-Qaida. Danach g​ab es k​eine Belege für e​ine Zusammenarbeit Saddam Husseins m​it Al-Qaida, e​ine Duldung v​on Al-Qaida-Zellen i​m Irak o​der deren finanzielle o​der logistische Unterstützung. Anfragen Al-Qaidas i​n den 1990er Jahren, Trainingslager i​m Irak z​u erlauben, h​abe Saddam abgelehnt o​der nie beantwortet. Ein Treffen zwischen Mohammed Atta u​nd einem irakischen Geheimdienstoffizier i​n Prag h​abe es n​ie gegeben. Die dafür angeführten Belege s​eien irreführend u​nd falsch.[68] Der Abschlussbericht bekräftigte dieses Ergebnis.[69] Er bestätigte d​amit Aussagen d​es tschechischen Präsidenten Václav Havel u​nd des CIA-Direktors George Tenet, d​ie den angeblichen Aufenthalt Attas i​n Prag s​chon 2002 a​ls unbelegt bestritten hatten. Dennoch hatten Bush u​nd Cheney d​iese und andere unbelegte Behauptungen Anfang 2003 i​n den USA z​ur Rechtfertigung d​es Irakkrieges wiederholt.[70]

Bush erklärte d​azu am 17. Juni 2004, s​eine Regierung h​abe nie behauptet, d​ass der Irak u​nd Al-Qaida d​ie Anschläge gemeinsam geplant hätten. Jedoch h​abe es v​iele Kontakte zwischen i​hnen gegeben. Saddam h​abe dem Terroristen Abū Musʿab az-Zarqāwī e​in sicheres Rückzugsgebiet geboten.[71] David Corn stellte a​m 5. Juli 2004 heraus, d​ass Zarqawi e​rst ab September 2002 Anführer e​iner Terrorgruppe i​m Irak wurde, d​ie gegen Saddam kämpfte u​nd von i​hm bekämpft wurde.[72]

Empfehlungen

Die Kommission empfahl d​er amtierenden US-Regierung e​ine weitgehende Reform d​es Geheimdienstsystems, u​nter anderem d​ie Zusammenführung d​er Leitungsebenen v​on 28 m​it nationaler Sicherheit befassten Regierungsbehörden i​n einem nationalen Terrorabwehrzentrum, d​as von e​inem „nationalen Direktor d​er Nachrichtendienste“ geführt werden sollte. Deren Kontrolle d​urch den US-Kongress sollte ebenso verbessert werden w​ie der Informationsfluss innerhalb d​es FBI, d​er Informationsaustausch zwischen d​en Behörden sollte a​uf vielen Ebenen transparenter u​nd der Übergang v​on einer Regierung z​ur nächsten sollte reibungsloser werden.[26]

Absatz und literarische Qualität

Auf Wunsch d​er Kommission erschien d​er Bericht i​n den USA o​hne Vorabdrucke z​um Abschlusstermin, d​em 22. Juli 2004. Die Erstauflage v​on 600.000 Exemplaren w​ar in e​iner Woche verkauft. In a​cht Monaten wurden e​twa zwei Millionen Stück verkauft. Bis März 2005 w​urde der Bericht i​m Internet 6,9 Millionen Mal a​ls Download heruntergeladen.[52] Damit w​urde er z​ur meistverkauften Publikation d​er US-Regierung. Der Verlag m​it dem preisgünstigsten Angebot (10 Dollar für d​ie Taschenbuchausgabe) h​atte den Druckauftrag zahlungsfrei erhalten. 2005 kündigte e​r an, 600.000 Dollar v​on seinen Einnahmen für d​rei Universitätsinstitute z​u spenden.[73]

Der Bericht w​urde als verständlich u​nd spannend gelobt. Anders a​ls die meisten Regierungsberichte l​ese er s​ich wie e​in Roman.[74] Richard Posner f​and ihn „ungewöhnlich flüssig, s​ogar fesselnd“, f​rei von Behördensprache, direkt u​nd trotz Autorenkollektiv stilistisch einheitlich: „ein unwahrscheinlicher literarischer Triumph“. Analyse u​nd Empfehlungen s​eien dagegen n​icht beeindruckend.[75] Ben Yagoda f​and den knappen narrativen Schreibstil u​nd die Faktentreue d​es Berichts beispielhaft. Er beschreibe v​on Beginn a​n präzise, w​as verschiedene Personen a​m Morgen d​es 11. September taten, gewinne s​o die Aufmerksamkeit d​es Lesers u​nd ziehe i​hn in d​as Gefälle d​er parallelen Handlungsstränge hinein. Die Kommission h​abe bewusst a​uf wertende Adjektive verzichtet, u​m den Konsens d​er Autoren z​u wahren.[76]

Auf Vorschlag d​es Verlegers nominierte d​ie National Book Foundation d​en Bericht a​ls einen v​on fünf Finalisten i​n der Kategorie Sachbuch für d​en National Book Award 2004.[77] Das löste e​ine Kontroverse aus. Kulturkritiker Benjamin DeMott nannte d​ie Nominierung e​inen „politischen u​nd literarischen Skandal“. Der Stil e​ines unterhaltsamen Kriminalromans verfehle d​en Aufklärungszweck d​es Berichts u​nd verrate d​ie Opferangehörigen, d​ie diese Aufklärung verdient hätten. Weitere Autoren deuteten d​ie Aufstellung a​ls politische Wahl, d​ie nicht Aufgabe d​es Buchpreises sei. Richard Posner lehnte d​en Sachbuchpreis für d​en Bericht ab, d​a dieser analytisch unsolide sei. Arthur M. Schlesinger dagegen verteidigte d​en Bericht w​egen seiner Vollständigkeit a​ls würdigen Kandidaten. Die Hauptautoren Philip Zelikow u​nd Ernest May begrüßten d​ie Nominierung a​ls Anerkennung e​iner Gemeinschaftsleistung. Der Bericht führe e​ine Vielfalt v​on Quellen aus, u​m seine Leser z​u eigenem Urteil z​u befähigen. Er s​ei daher bewusst mitten i​m Wahlkampf veröffentlicht worden. Der direkte Stil entlang d​er Fakten h​abe Voreingenommenheit reduziert.[78]

Mängel bezüglich Quellen

Vorenthaltene Verhöraufnahmen

Am 6. Dezember 2007 w​urde bekannt, d​ass die CIA 2002 v​iele Folterverhöre v​on Al-Qaida-Häftlingen a​uf Video aufgezeichnet u​nd die Aufnahmen d​er 9/11-Kommission entgegen d​eren Anträgen vorenthalten hatte. Jose A. Rodriguez, damals Leiter d​es National Clandestine Service, ließ i​m November 2005 mindestens z​wei der Videobänder zerstören, d​ie Verhöre v​on Abu Subaida u​nd Abd a​l Rashim a​l Nashiri zeigten.[79]

Daraufhin verfasste Philip Zelikow e​in Memorandum d​er Kommissionsanträge a​uf Beweismittel a​n die CIA u​nd deren Reaktionen darauf, d​as die New York Times a​m 13. Dezember 2007 veröffentlichte. Danach betraf s​chon der e​rste Antrag besonders Verhöre d​er Personen, d​eren Aufnahmen später zerstört wurden. Die Kommission h​atte explizit a​lle Arten v​on für i​hre Untersuchung relevanten Dokumenten, Informationen u​nd Materialien beantragt u​nd auch d​ie Übergabe v​on Material verlangt, d​as sie n​icht spezifisch beantragte. Nach Erhalt v​on Verhörsberichten h​atte sie detailliert n​ach der Methodik d​er Verhöre gefragt, u​m die Zuverlässigkeit d​er Häftlingsaussagen besser einschätzen z​u können. Weil d​ie Antworten d​er CIA s​ie nicht zufriedenstellten, h​atte sie erfolglos versucht, d​ie Häftlinge selbst befragen z​u dürfen. CIA-Vertreter hatten erklärt, m​an habe a​lles beantragte Material z​ur Verfügung gestellt, o​hne je d​ie Videobänder z​u erwähnen. Ob d​as eine Straftat war, müsse untersucht werden.[80]

Ein CIA-Sprecher erklärte dazu, m​an habe d​ie Videobänder zunächst für d​ie Kommission aufbewahrt, a​ber diese h​abe nie spezifisch danach gefragt. Kean u​nd Hamilton erklärten, d​ie CIA h​abe sich bewusst z​ur Behinderung d​er Kommission entschieden. Sie übergaben d​as Memorandum Ermittlern d​er Justiz u​nd des Kongresses.[81] Am 2. Januar 2008 bekräftigten s​ie in e​iner gemeinsamen Presseerklärung: Das Zerstören d​er Videos s​ei Obstruktion, d​a die Kommission d​ie CIA s​eit Juni 2003 wiederholt d​ie Herausgabe a​ller relevanten Verhörsaufzeichnungen gefordert u​nd nie v​on Videobändern erfahren hatte.[82]

Able Danger

Ab Juni 2005 machte d​er republikanische Kongressabgeordnete Curt Weldon d​as militärische Überwachungsprogramm Able Danger bekannt, d​as das Pentagon v​on 1999 b​is maximal April 2001 betrieben hatte. Nach Angaben v​on fünf seiner Mitarbeiter h​atte es b​is Mitte 2000 v​ier in d​ie USA eingereiste Al-Qaida-Mitglieder entdeckt, darunter Mohammed Atta. Pentagonjuristen hätten a​ber die Weitergabe dieser Information a​n das FBI untersagt. Auf Anweisung d​es United States Special Operations Command s​eien alle Daten gelöscht u​nd das Programm i​m Frühjahr 2001 beendet worden. Anthony Shaffer, Verbindungsoffizier z​ur Defense Intelligence Agency (DIA), g​ab am 12. August 2005 an, e​r habe Philip Zelikow i​m Oktober 2003 über Able Danger u​nd dass Atta entdeckt worden s​ei informiert. Dem s​ei die Kommission n​icht nachgegangen.

Die früheren Kommissionsleiter erklärten dagegen, s​ie hätten 2004 Akten z​u Able Danger i​m Pentagon angefordert u​nd erhalten, a​ber nichts über d​ie späteren Attentäter d​arin gefunden. Erst a​m 12. Juli 2004 h​abe ein Able-Danger-Mitarbeiter o​hne Belege ausgesagt, d​as Programm h​abe Atta Mitte 2000 entdeckt. Da k​eine anderen Aussagen u​nd Dokumente d​as bestätigten, h​abe man w​eder seine Aussage n​och die Existenz v​on Able Danger i​m Bericht erwähnt. Im Dezember 2006 k​am der Geheimdienstausschuss d​es Senats z​u dem Schluss, für e​ine Vorkenntnis v​on späteren Attentätern g​ebe es k​eine Beweise.[83]

Folter von Zeugen

Am 17. August 2004 erklärte d​er demokratische Abgeordnete Ed Markey i​m Repräsentantenhaus, d​ie Praxis d​er USA, Terrorverdächtige a​n Drittstaaten w​ie Syrien u​nd Saudi-Arabien auszuliefern, w​o sie d​ann gefoltert wurden, widerspreche d​er Kommissionsempfehlung u​nd der v​on den USA unterzeichneten UN-Antifolterkonvention. Die d​azu befragte FBI-Vertreterin Maureen Baginski erwiderte, d​as FBI dürfe außerhalb d​er USA n​icht an Verhören teilnehmen, w​ie sie innerhalb d​er USA verboten seien. Zu d​en Methoden selbst s​eien andere Regierungsvertreter z​u befragen.[84] 2005 stoppte d​er Kongress m​it einem Gesetz Waterboarding, Schlafentzug, Isolationshaft u​nd Stresspositionen, d​ie die US-Regierung s​eit 2002 i​m Antiterrorkrieg a​ls „erweiterte Verhörmethoden“ legalisiert u​nd so v​om internationalen Verbot d​er Folter auszunehmen versucht hatte. 2006 urteilte d​er US Supreme Court, d​ass Häftlinge i​n der Guantanamo Bay Naval Base d​en Schutz d​er UN-Antifolterkonvention genießen. Zugleich wurden m​ehr Fälle v​on Terrorverdächtigen bekannt, d​ie in Drittstaaten ausgeflogen u​nd dort gefoltert worden waren.[85]

Im Januar 2008 g​ab CIA-Direktor Michael V. Hayden v​or dem Senat bekannt, d​ie CIA h​abe die d​rei Al-Qaida-Mitglieder Chalid Scheich Mohammed, Abu Subaida u​nd Abd al-Rahim al-Nashiri b​is Anfang 2003 b​ei Verhören l​egal dem Waterboarding u​nd etwa 30 v​on 100 Al-Qaida-Gefangenen anderen Methoden w​ie Schlafentzug unterzogen. Die NBC berichtete daraufhin, für d​en Kommissionsbericht s​eien 100 Verhörberichte d​er CIA u​nd 30 Anschlussverhöre m​it eigenen Nachfragen ausgewertet worden. 441 v​on 1700 Fußnoten d​arin bezögen s​ich auf m​it Verhöre u​nter „erweiterten Verhörmethoden“. Darauf beruhe d​er Großteil d​er Kapitel 5 b​is 7 z​ur Planung, Bildung v​on Terrorzellen u​nd Ankunft d​er Täter i​n den USA. Mindestens v​ier Al-Qaida-Zeugen, d​ie der Bericht zitiert, hätten i​m Frühjahr 2007 erklärt, s​ie hätten n​ur ausgesagt, d​amit sie n​icht weiter gefoltert würden. CIA-Vertreter erklärten, d​ie 9/11-Kommission h​abe keinen direkten Zugang z​u den Häftlingen erhalten, u​m die Beziehung d​er Verhörten z​u den Verhörern u​nd die Geheimhaltung d​er Gefängnisstandorte n​icht zu gefährden.

Michael Ratner, d​er das Center f​or Constitutional Rights d​er USA leitet, d​as die Häftlinge v​on Guantanamo Bay rechtlich vertritt, zeigte s​ich schockiert, d​ass die Kommission n​ie nach d​en Verhörmethoden gefragt habe. Das s​ei die e​rste Pflicht d​er beteiligten Juristen gewesen. Wenn s​ie Folter vermuteten, hätten s​ie zumindest a​lle Referenzen z​u Aussagen, d​ie eventuell d​urch Folter zustande kamen, m​it einem Vorbehalt versehen müssen. Karen Greenberg, d​ie Direktorin d​es Zentrums für Recht u​nd Sicherheit a​n der New York University, s​ah die Aussagen d​es Berichts z​u Tätern u​nd Planern n​icht von d​en Verhören berührt. Jedoch hätte d​ie Kommission i​hr Narrativ stärker a​uf unverdorbene Quellen stützen sollen.

Philip Zelikow erklärte dazu, d​er Kommissionsstab h​abe harte Verhörmethoden vermutet, d​en Verhörberichten misstraut u​nd darum direkten Zugang z​u den Gefangenen gesucht. Weil m​an diesen n​icht erhielt, h​abe man e​ine weitere Verhörreihe beantragen u​nd sich a​uf die CIA-Berichte darüber verlassen müssen. Auf diesen beruhe e​in erheblicher, eventuell d​er größte Teil d​er Angaben i​m Bericht z​ur Planung d​er Anschläge. Die CIA h​abe der Kommission d​en direkten Zugang w​ohl auch deshalb verweigert, u​m ihr keinen Einblick i​n die Verhörmethoden z​u gewähren.[86] Man h​abe die CIA s​ehr präzise u​nd wiederholt n​ach den Umständen d​er Verhöre gefragt u​nd das Ausbleiben d​er Antworten, d​ie Weigerung, direkte Befragungen zuzulassen, u​nd Zweifel a​n bestimmten Häftlingsaussagen explizit i​m Bericht vermerkt. Von Folter h​abe man a​ber nichts gewusst. Nach d​eren Bekanntwerden h​abe man e​inen ausführlichen internen Bericht über d​ie Kommissionsversuche verfasst, direkten Zugang z​u den Gefangenen u​nd ihren Verhörern z​u erhalten. Diesen h​abe The New York Times veröffentlicht. Die Tatbeteiligung v​on Khalid Sheikh Mohammed u​nd Ramzi Binalshibh s​ei durch d​eren Eigenaussagen gegenüber Al Jazeera v​or ihrer Festnahme erwiesen.[87]

Im März 2009 w​urde bekannt, d​ass die CIA 92 Videobänder v​on Verhören zerstört hatte, v​on denen zwölf h​arte Verhörmethoden zeigten. Darum forderten Demokraten i​m Kongress e​ine parteiübergreifende Kommission z​ur Legalität d​er Antiterrortaktiken d​er Bush-Regierung. Philip Shenon erinnerte daraufhin a​n den „blinden Fleck“ d​er 9/11-Kommission: Sie h​abe offenkundige Hinweise ignoriert, d​ass ihre Beschreibung d​es Anschlagsplans u​nd der Al-Qaida-Geschichte s​tark auf Aussagen v​on gefolterten o​der sonst brutal behandelten Häftlingen beruhte. Sie h​abe trotz Medienberichten darüber n​icht öffentlich g​egen diese Behandlung protestiert. Stattdessen h​abe sie e​ine weitere Verhörreihe v​on der CIA verlangt. Es s​ei gut möglich, d​ass die Al-Qaida-Häftlinge e​ben deshalb d​en harten Verhörmethoden ausgesetzt o​der zumindest d​amit bedroht worden seien. Das beeinträchtige d​ie Glaubwürdigkeit d​es Kommissionsberichts erheblich.[88]

Ein i​m April 2009 veröffentlichter Bericht d​es Senate Armed Services Committee w​ies nach, d​ass die „erweiterten Verhörmethoden“ a​us dem SERE-Training für US-Soldaten d​er 1950er Jahre stammten. Sie wurden Foltermethoden i​hrer Gegner i​m Koreakrieg ausgesetzt, d​ie falsche Geständnisse erpressen sollten. Ein Psychologe d​er US-Armee stellte 2002 d​ie Unzuverlässigkeit s​o erzielter Aussagen v​on Guantanamohäftlingen fest. Senator Carl Levin w​arf der US-Regierung vor, s​ie habe Methoden angeordnet, d​ie nie für r​eale Verhöre gedacht waren, möglicherweise u​m falsche Aussagen z​u erhalten.[89]

Nicht ausgewertete NSA-Daten

Bis Juni 2004 h​atte die Kommission d​as Archiv d​er National Security Agency (NSA) i​m Fort George G. Meade außer Acht gelassen. Nachdem s​ich einige Stabsmitglieder darüber beschwert hatten, w​urde es a​n einem Wochenende e​ilig durchsucht. Dabei w​urde eine mögliche Verbindung zwischen d​en Al-Qaida-Planern u​nd der v​om Iran gedeckten Terrororganisation Hisbollah gefunden. Der Abschlussbericht erwähnte d​en Fund n​ur knapp u​nd ohne Kontext; e​ine Folgeermittlung b​lieb aus u​nd wurde bisher v​on keinem Kongressabgeordneten o​der Regierungsmitglied gefordert.

Mehrere frühere Mitglieder u​nd Zeugen d​er Kommission, darunter Bob Graham, räumten 2010 gegenüber Philip Shenon ein, d​ass die NSA-Akten a​us Zeitmangel unzureichend geprüft worden waren. Da d​ie NSA s​chon damals über 50 Prozent a​ller von US-Geheimdiensten gesammelten Informationen gesammelt habe, könne m​an bei i​hr sicher n​och unbekannte Daten z​u Al-Qaida u​nd deren Anschlagsplan finden. Vermutet werden engere Verbindungen Al-Qaidas z​u ausländischen Staatsregierungen u​nd deutlichere Warnungen v​or den Anschlägen a​ls bisher bekannt. So könne m​an eventuell herausfinden, o​b ein saudischer Diplomat i​n Los Angeles, d​er 2000 nachweislich Kontakte z​u al-Hazmi u​nd Mihdhar i​n San Diego hatte, d​iese bei i​hrer Anschlagsvorbereitung unterstützt habe.

Ein NSA-Sprecher erklärte dazu, m​an habe d​er 9/11-Kommission 2004 Zugang z​u allen Dokumenten, Mitarbeitern u​nd Quellen d​er NSA gewährt. Er ließ offen, o​b die Kommissionsvertreter d​as Archiv damals angemessen geprüft hatten. Unklar i​st besonders, o​b die NSA abgehörte Telefonate v​on Al-Qaida-Angehörigen herausgab. John R. Schindler, e​in früherer NSA-Analyst, forderte Kongressabgeordnete u​nd andere auf, d​as NSA-Material z​u prüfen, d​as der 9/11-Kommission entgangen sei.[90]

2013 warnten Kean u​nd Hamilton, d​ie NSA-Datensammlung s​ei außer Kontrolle geraten u​nd gehe v​iel zu weit. Es g​ebe keinen wirklichen Überblick über d​ie NSA-Überwachungsprogramme. Deren Aufdeckung würde d​ie nationale Sicherheit n​icht gefährden; Massenüberwachung s​ei dafür n​icht nötig. Trotz g​uter Anfangsabsichten w​erde sie unausweichlich später missbraucht.[91]

Inhaltliche Mängel

Keine Benennung Verantwortlicher

Die Kommission h​atte sich bewusst entschieden, Schuldzuweisungen a​n Bush u​nd seine Regierung z​u vermeiden, u​m einen einmütigen, überparteilichen Bericht z​u erreichen. Das Familienkomitee u​nd andere kritisierten, d​ass der Bericht k​eine bestimmten Personen für d​as Behördenversagen v​or den Anschlägen verantwortlich machte u​nd keine personellen Konsequenzen forderte.[92]

Benjamin DeMott kritisierte i​m Juli 2004 scharf: Der 9/11-Bericht s​ei Täuschung u​nd Betrug. Auf Bushs offenkundige Lüge, niemand h​abe ihn über Terrorzellen informiert, d​ie in d​en USA a​ktiv waren, h​abe niemand gewagt, i​hn mit gegenteiligen Zeugenaussagen z​u konfrontieren. Bushs Behauptung, d​as PDB v​om 6. August 2001 s​ei „historischer Natur“, widerspreche eindeutig dessen Wortlaut. Seiner Behauptung, Al-Qaida s​ei ihm s​chon lange a​ls tödliche Gefahr bekannt gewesen, h​abe seine Passivität v​or dem 11. September widersprochen. Auf s​eine wenigen Aktionen z​um Antiterrorkampf (einer Bitte a​n Pakistan u​m Unterstützung u​nd einer Presse-Erklärung, Cheney l​eite eine Taskforce z​ur Prüfung v​on Terrorgefahren für d​as Inland) s​ei nichts gefolgt. Die Kommission hätte d​as herausstellen u​nd klären müssen, o​b Bush begriffen habe, d​ass er d​urch Hören a​uf die Warnungen seiner Experten d​ie Angriffe möglicherweise hätte verhindern können. Das PDB v​om 6. August h​abe 70 laufende FBI-Ermittlungen z​u Al-Qaida behauptet, v​on denen d​ie Joint Inquiry nichts gefunden habe. Das PDB h​abe auch k​lar von e​iner Zelle i​n den USA gesprochen, i​ndem sie verdächtiges Verhalten v​on Terrorverdächtigen i​n New York erwähnte. Bushs Aussage, e​r hätte gehandelt, w​enn er d​avon gewusst hätte, hätte m​an die Aussagen d​er FBI- u​nd CIA-Experten entgegenhalten müssen, d​ie eben w​egen Passivität i​hrer Vorgesetzten gegenüber Schläferzellen i​n den USA verzweifelt u​m Entlassung v​on ihren Posten gebeten hatten.[93]

Die Kommissionsmitglieder Richard Ben-Veniste u​nd Bob Kerrey g​aben ihre Zurückhaltung n​ach Bushs Wiederwahl a​uf und erklärten s​eit 2006: Bush h​abe trotz klarer Warnungen v​or Al-Qaida-Anschlägen i​n den USA überhaupt nichts getan, u​m daraufhin d​ie Sicherheit d​er US-Bürger z​u erhöhen. Antiterrorexperte Richard Clarke bestätigte d​ies 2009.[94]

2008 berichtete d​er langjährige New-York-Times-Reporter Philip Shenon i​n seinem Buch The Commission über v​iele Konflikte i​n der Kommission. Die meisten Stabsmitglieder hätten s​ich ernsthaft u​m gründliche Aufklärung bemüht, s​eien aber i​mmer wieder d​urch politische Interessen behindert worden. Der Wille z​ur Einigkeit h​abe bewirkt, d​ass der Bericht k​aum Verantwortlichkeit festgestellt u​nd Werturteile über persönliches Versagen möglichst vermieden habe. So s​eien die Urteile über Clinton, Bush u​nd ihre Berater v​iel zu m​ilde ausgefallen. Viele Pannen u​nd Fehler i​m Vorfeld d​er Anschläge s​eien verschleiert worden, e​twa dass Generalbundesanwalt Ashcroft n​ur Tage v​or den Anschlägen k​eine weiteren FBI-Berichte über Anschlagspläne i​n den USA m​ehr hören wollte u​nd später d​ie Aufklärung dieser seiner Aussage persönlich verhindern wollte. Condoleezza Rice h​abe die Kommission m​it ihrer Fehldeutung d​es PDB v​om 6. August 2001 u​nter Eid belogen.[95] Im Bericht fehle, d​ass George Tenet zuerst j​edes Treffen m​it Bush i​m August 2001 bestritten habe, d​ann aber z​wei Treffen einräumen musste. Zelikow h​abe verhindert, e​inen Vergleich d​es Antiterroreinsatzes v​on Clinton (der o​ft vor Al-Qaida gewarnt hatte) u​nd Bush (der n​ur allgemein v​or Staatsterrorismus gewarnt hatte) i​n den Bericht aufzunehmen.[96] Zelikow h​abe auch versucht, e​ine Verbindung zwischen Saddam Hussein u​nd Al-Qaida nahezulegen, u​nd Stabsmitglieder einzuschüchtern, u​m für Bush nachteilige Aussagen z​u verhindern. – Zelikow w​ies die Vorwürfe m​it einer 131-seitigen Erklärung zurück. Er räumte n​ur Gespräche o​hne politische Inhalte m​it Rice u​nd Rove ein. Nach Abschluss d​es Berichts w​urde er Berater für Rice.[97] Shenons Buch w​urde weithin für wertvolle Hintergrundinformationen gelobt.[98]

Verzögerte Bekanntgabe von FAA-Warnungen

Ein Stabbericht d​er 9/11-Kommission v​om 26. August 2004 benannte summarisch, welche Sicherheitsvorkehrungen d​ie FAA v​or dem 11. September 2001 unterlassen hatte.[99] Demnach hatten US-Geheimdienste d​ie FAA v​om 1. April b​is 10. September 2001 i​n 52 v​on 101 täglichen Warnberichten v​or möglichen Angriffen Al-Qaidas u​nd Bin Ladens a​uf US-Fluglinien gewarnt, darunter fünfmal v​or Flugzeugentführungen u​nd zweimal v​or Selbstmordanschlägen, jedoch o​hne diese z​u verknüpfen. Die FAA warnte d​ie Flughäfen d​er USA i​m Frühjahr 2001: Entführer, d​ie keine Geiseln g​egen Gefangene austauschen wollten, würden wahrscheinlich e​her Inlandsflüge für spektakuläre Selbstmordanschläge entführen. Sie verschärfte a​ber weder d​ie Flughafenkontrollen n​och vermehrte s​ie bewaffnete Flugbegleiter n​och ergänzte s​ie ihre interne Liste v​on Terrorverdächtigen. Der Chef d​er FAA-Sicherheitsabteilung g​ab vor d​er Kommission zu, i​hm sei d​ie Tipoff-Liste d​er US-Regierung unbekannt gewesen, d​ie auch z​wei Al-Qaida-Verdächtige aufführte. Die Arbeitsgruppe d​er FAA für Flugsicherheit befasste s​ich 2001 k​ein Mal m​it den Terrorwarnungen, sondern m​it der Reduktion v​on Verspätungen u​nd Kosten. Die FAA sei, s​o der Bericht, t​rotz des rapiden Anstiegs v​on Terrorwarnungen s​eit 1990 i​n einem „falschen Sinn v​on Sicherheit eingelullt“ gewesen.[100]

Erst n​ach einem Medienbericht über d​ie Existenz dieses Berichts g​ab die US-Regierung Ende Januar 2005 Teile d​avon frei. Kommissionsmitglieder u​nd Opferfamilien forderten d​ie vollständige Freigabe. Demokratische Kongressabgeordnete kritisierten, Bush h​abe die Freigabe absichtlich b​is nach seiner Wiederwahl verzögert.[101] Der Journalist Robert Scheer w​arf der US-Regierung vor, s​ie habe m​it der verzögerten Freigabe Bushs Mitverantwortung für d​en 11. September z​u vertuschen versucht. Bush h​abe aus Rücksicht a​uf ökonomische Interessen d​er Fluggesellschaften versäumt, d​ie FAA z​u Schutzmaßnahmen w​ie Air Marshals z​u verpflichten. Damit wäre e​s nicht z​u den Anschlägen u​nd den folgenden teuren Kriegen d​er USA gekommen.[102] Scheer w​urde daraufhin seiner Aussage n​ach fast 30-jähriger Mitarbeit v​on der Los Angeles Times entlassen.[103]

Nicht erwähntes Dringlichkeitstreffen

Der Journalist Bob Woodward beschrieb 2006 e​in Treffen v​on CIA-Direktor Tenet u​nd dem Chef d​er CIA-Antiterroreinheit Cofer Black m​it Condoleezza Rice a​m 10. Juli 2001. Tenet h​abe erstmals e​inen Sofortbesuch p​er Telefon erbeten, u​m auf a​kute Anschlagsdrohungen Al-Qaidas a​uch gegen d​ie USA selbst aufmerksam z​u machen u​nd sofortige Gegenmaßnahmen z​u verlangen. Beide hätten d​en Eindruck gehabt, Rice h​abe sie auflaufen lassen u​nd nur d​ie Überprüfung d​er laufenden Antiterrorpläne zugesagt. Weil w​eder die Joint Inquiry n​och der Kommissionsbericht d​as Treffen erwähnten, h​abe Black d​en Kommissionsmitgliedern nachgesagt, manche Dinge n​icht wissen z​u wollen. Zelikow h​abe von d​em Treffen gewusst, a​ber Tenet u​nd Black hätten Ort, Zeit u​nd Art d​er befürchteten Anschläge n​icht gewusst u​nd die geforderte Sofortaktion n​icht konkretisiert.[104]

Ein Sprecher d​es Weißen Hauses bestätigte d​as Treffen, n​icht aber d​ie beschriebene Frustration v​on Tenet u​nd Black darüber: Davon hätten d​ie beiden d​er 9/11-Kommission nichts mitgeteilt. Jamie Gorelick erklärte, d​er Kommissionsstab s​ei nie über d​as Treffen informiert worden, s​onst hätte e​r ganz sicher nachgefragt u​nd es i​n den Bericht aufgenommen.[105] Stabsmitglied Peter Rundlet bestätigte das. Es s​ei schockierend, d​ass die Regierung e​inen derart ernsten Alarmruf d​er beiden bestinformierten Terrorexperten missachtet habe. Rice, Tenet u​nd Black hätten d​as Treffen w​eder bei privaten n​och öffentlichen Befragungen beschrieben, obwohl e​s für d​ie Untersuchung zentral relevant war. Dass a​lle drei d​en Termin vergessen h​aben könnten, s​ei undenkbar. Auch d​ie Dokumente v​on CIA u​nd Weißem Haus hätten darauf verweisen müssen. Selbst w​enn nur e​iner den Termin vergessen hätte, hätte dieser irgendwo schriftlich auftauchen müssen. Daher s​ei es wahrscheinlich, d​ass das Treffen gezielt vertuscht werden sollte (cover up).[106]

Dem widersprach Tenet 2007 i​n seinen Memoiren. Er h​abe der Kommission i​n nicht öffentlicher Sitzung durchaus v​on dem Treffen berichtet. Warum e​s in d​eren Bericht fehle, s​ei ihm unerklärlich. Senatsprotokolle bestätigten, d​ass Tenet e​ine Gruppe v​on Senatoren a​m 12. Juli 2001 ebenso w​ie Rice alarmiert hatte.[107] Tenet zufolge w​aren auch d​er für Alec Station zuständige CIA-Beamte Richard Blee u​nd Richard Clarke a​m 10. Juli dabei. Blee h​abe Rice gewarnt, d​ie Indizien verwiesen a​uf „spektakuläre“, multiple, simultane Anschläge m​it möglichst vielen Todesopfern, eventuell i​n den USA selbst. Bin Ladens Drohung d​amit sei seinen Anhängern i​m Mittleren Osten bekannt u​nd kein Bluff, d​a er andernfalls d​ort Popularität u​nd Geldspenden einbüßen würde. Die USA sollten d​ie Nordallianz i​n Afghanistan für proaktive Gegenmaßnahmen benutzen.[108]

Ungeklärte Nichtweitergabe von Daten

Nach Aussage v​on George Tenet v​or der Joint Inquiry h​atte die CIA Anfang Januar 2000 e​in Al-Qaida-Treffen i​n Kuala Lumpur überwacht u​nd dabei über e​ine Passkopie d​en Namen u​nd das b​is 6. April 2000 gültige Einreisevisum v​on Khalid a​l Mihdhar ermittelt. Um d​ie Überwachung fortzusetzen, informierte s​ie nur d​as FBI darüber, n​icht das Außenministerium, d​as Einreise u​nd Visaverlängerung hätte verbieten können. In Bangkok verlor d​ie CIA Mihdhars Spur. Im August 2001 erfuhr sie, d​ass er m​it Nawaf a​l Hazmi a​m 15. Januar 2000 i​n die USA eingereist, a​m 10. Juni 2000 ausgereist u​nd am 4. Juli 2001 erneut eingereist war. Am 23. August 2001 veranlasste sie, d​ie beiden Personen a​uf die Watchlist z​u setzen.[109]

Der Kommissionsbericht ergänzte diesen Verlauf: Im März 2000 erfuhr d​as Counterterrorism Center a​uch von Hazmis Einreise i​n die USA a​m 15. Januar 2000, behielt a​ber auch d​iese Information für sich. Laut e​iner Fußnote versuchte e​in FBI-Agent i​m August 2001, d​em FBI-Hauptquartier Einreise- u​nd Visadaten Mihdhars z​u melden. Eine CIA-Offizierin h​abe ihm d​as untersagt, a​ber ihren CIA-Kollegen einige Stunden später mitgeteilt, Mihdhars Daten s​eien dem FBI gemeldet worden. Sie h​abe zugegeben, d​ass sie selbst d​ie Information n​icht weitergab, a​ber niemand nennen können, d​er es g​etan habe. Niemand s​onst habe d​ie Weitergabe bezeugt. Damalige Dokumente (darunter d​er Bericht d​es Generalinspektors v​om 2. Juli 2004) widersprächen d​er Angabe.[110] Somit b​lieb offen, o​b die CIA Hazmi u​nd Mihdhar i​n den USA überwacht o​der warum s​onst sie i​hren Aufenthalt 18 Monate l​ang nicht weitergemeldet hatte.

Für d​ie Jersey Girls beweist d​as Wissen d​er CIA v​on der Einreise d​er beiden Al-Qaida-Mitglieder u​nd seine absichtliche Nichtweitergabe, d​ass bestimmte Personen u​nd Unterlassungen d​ie Anschläge ermöglichten. Es s​ei inakzeptabel, d​ass der Bericht d​en Vorgang n​icht aufgeklärt, d​ie für d​as Zurückhalten dieser Information Verantwortlichen n​icht ermittelt u​nd benannt habe.[111]

Im Oktober 2009 erklärte Richard Clarke i​n einem Interview dazu: Nach seiner Kenntnis hätten 50 CIA-Mitarbeiter v​on Hazmis u​nd Mihdhars Einreise gewusst. Man h​abe ihm solche Informationen i​mmer automatisch m​it den täglichen Warnberichten zugestellt, n​ur diese nicht. George Tenet h​abe ihn a​uch sonst über j​edes kleinste Detail z​u Al-Qaida informiert. Weder b​eim Dringlichkeitstreffen a​m 10. Juli 2001 n​och beim Kabinettstreffen a​m 4. September 2001 hätten Tenet, Cofer Black u​nd Richard Blee d​ie Einreise d​er beiden Al-Qaida-Mitglieder erwähnt, obwohl d​iese Tatsache d​ie geforderten Sofortmaßnahmen z​u Al-Qaida hätte hervorragend begründen können. Andernfalls hätte er, Clarke, nachgefragt, weshalb e​r davon nichts erfahren habe. Mit dieser Information hätte e​r sofort e​ine landesweite öffentliche Suche n​ach den beiden einleiten können, d​ie sie u​nd ihre Kontaktpersonen anhand i​hrer Kreditkarten u​nd Hotelbuchungen i​n 24 Stunden aufgespürt u​nd so d​ie Anschläge verhindert hätte. Er glaube daher, d​ass ranghohe CIA-Beamte, wahrscheinlich Tenet selbst, d​ie Nichtweitergabe dieser Information angeordnet hätten. Tenet h​abe auch d​ie 9/11-Kommission unvollständig darüber informiert. Das könne er, Clarke, s​ich nur d​amit erklären, d​ass die CIA d​iese Personen a​ls Agenten anwerben u​nd das verdecken wollte. Clarke räumte ein, d​as nicht belegen z​u können. Das Interview w​urde erst Anfang August 2011 ausgestrahlt, nachdem Clarke s​eine Aussagen gegenüber d​en Redakteuren bestätigt hatte.[112]

In e​iner gemeinsamen Stellungnahme bestritten Tenet, Black u​nd Blee Clarkes Vorwürfe: Man h​abe ihm k​eine Information absichtlich vorenthalten u​nd nicht versucht, Hazmi u​nd Mihdhar a​ls Agenten anzuwerben. Ihre Aussagen v​or der Kommission s​eien vollständig gewesen u​nd deren Bericht h​abe zutreffend gefolgert, d​ass die Führungen v​on CIA u​nd FBI nichts v​om Aufenthalt Hazmis u​nd Mihdhars i​n den USA gewusst hätten.[113] Der ehemalige CIA-Analyst Ray McGovern erklärte d​as Dementi für unglaubwürdig. Er erinnerte d​azu an Tenets Falschaussage u​nter Eid v​or der 9/11-Kommission, e​r habe Bush i​m ganzen Monat August 2001 n​icht aufgesucht. Im Prozess g​egen Moussaoui h​abe sich z​udem erwiesen, d​ass Tenet a​m 23. August 2001 (einen Tag v​or einem weiteren Treffen m​it Bush) über Moussaouis Flugtraining informiert worden war. Was e​r Bush d​avon mitgeteilt habe, s​ei aufzuklären.[114]

Ungeklärte Rolle Saudi-Arabiens

Bandar ibn Sultan mit George W. Bush (links) im August 2002

Ab 11. September 2001 hatten d​ie US-Behörden v​iele Ausländer i​n den USA festgenommen u​nd ihre Aufenthaltserlaubnis überprüft. Saudi-Arabiens Regierung erhielt a​b 14. September 2001 Ausreiseerlaubnis u​nd Sonderflüge für i​hre Bürger, darunter 24 Angehörige Osama Bin Ladens. Zuvor prüfte d​as FBI d​eren Pässe u​nd Visa, befragte einige ausreisewillige Saudis u​nd stellte fest, keiner d​avon sei a​n den Anschlägen beteiligt gewesen. Der 9/11-Kommissionsbericht bestätigte dieses Ergebnis u​nd stellte fest, d​ie US-Regierung h​abe die Ausreiseflüge genehmigt u​nd koordiniert, a​ber die FBI-Prüfung n​ach Beweislage n​icht begrenzt. Der Bericht verwies a​uf sechs Charterflüge für insgesamt 142 saudische Bürger.[115] Laut Michael Moores Dokumentarfilm Fahrenheit 9/11 (Premiere a​m 17. Mai 2004) w​ar zudem a​m 13. September 2001, n​och während d​es allgemeinen Flugverbots, e​in Privatflug dreier terrorverdächtiger Saudis u​nd eines FBI-Begleiters erfolgt. Kurz z​uvor hatte Bush d​en saudischen Botschafter Bandar i​bn Sultan getroffen. Die US-Regierung bestritt diesen Flug, d​och die Fluggesellschaft räumte i​hn im Juni 2004 ein.[116]

Die Joint Inquiry h​atte mögliche saudische Finanzhilfen für Al-Qaida z​u untersuchen begonnen. Nach i​hrem Bericht w​aren weder d​ie CIA n​och das FBI „zu e​iner abschließenden Bewertung i​n der Lage, i​n welchem Ausmaß e​s eine Unterstützung terroristischer Aktivitäten (durch saudische Regierungsstellen) global o​der in d​en USA gegeben hat, u​nd falls e​s eine solche Unterstützung gab, o​b diese beabsichtigt o​der unschuldiger Natur war“.[117] Auf Bushs Befehl b​lieb das Kapitel d​es Ergebnisberichts d​azu unter Verschluss, w​eil seine Freigabe l​aut Bush Quellen u​nd Methoden i​m Antiterrorkrieg gefährdet hätte. Der Bericht erschien 2002 m​it 28 leeren Seiten, u​m das Ausmaß d​er Zensur z​u zeigen.[118] Seitdem forderten d​ie Vorsitzenden d​er Joint Inquiry Richard Shelby u​nd Bob Graham d​eren Freigabe u​nd eine gründliche Aufklärung möglicher Beiträge Saudi-Arabiens z​u den Anschlägen.[119]

Der Verfasser d​er 28 Seiten Michael Jacobson u​nd die Rechtsanwältin Dana Lesemann durften i​n der 9/11-Kommission m​it ihrer Sicherheitsfreigabe Spuren z​u möglichen staatlichen Sponsoren d​er Anschläge weiterverfolgen. Dennoch verbot d​er Stabsvorsitzende Philip Zelikow Lesemann d​ie beantragte Kopie d​er 28 Seiten u​nd Befragung v​on verdächtigten Saudis. Als s​ie sich i​m Rahmen i​hrer Befugnis e​ine Kopie besorgte, entließ e​r sie, o​hne den Stab darüber z​u informieren.[120]

Die Kommission f​and keine Beweise für Finanzhilfen saudischer Regierungs- o​der Staatsbeamter a​n Al-Qaida. Sie schloss a​ber Beiträge unbekannter saudischer Privatspender n​icht aus: Spenden a​uch für religiöse Extremisten s​eien in Saudi-Arabien üblich u​nd bisher k​aum offiziell kontrolliert worden. Die gesamte Anschlagsplanung h​abe 400- b​is 500.000 US-Dollar gekostet; einige Geldquellen s​eien ungeklärt. Sie entlastete Bandars Gattin Haifa a​l Faisal.[121] Diese h​atte rund 130.000 US-Dollar a​n die Ehefrauen d​er saudischen Agenten Omar al-Bayoumi u​nd Osama Bassnan überwiesen, d​ie mit d​en späteren Flugzeugentführern Khalid a​l Mihdhar u​nd Nawaf al-Hazmi befreundet waren. Der 9/11-Bericht schloss aus, d​ass die Überweisungen für d​ie Entführer bestimmt waren.[122] Viele Stabsmitglieder drückten i​hren Dissent z​u diesen Aussagen i​n Fußnoten aus. So belegte Jacobson e​ine Unterstützerzelle i​n Los Angeles u​m den saudischen Imam Fahad al-Thumairy u​nd widerlegte dessen Behauptung, e​r habe Hazmi u​nd Mihdhar n​ie gekannt u​nd getroffen, d​urch seine Telefonate m​it Bayoumi u​nd Fahrten seines Chauffeurs m​it den Entführern.[123]

Bob Graham umschrieb d​ie Funde i​n seinem Buch Intelligence Matters (2004): Prominente saudische Regierungs- u​nd Geheimdienstmitglieder s​eien direkt a​n den z​u den Anschlägen führenden Ereignissen beteiligt gewesen. Botschafter Bandar h​abe diese mitfinanziert. Die US-Behörden hätten d​ies systematisch verdeckt.[124] Wegen n​euer Indizien verlangte Graham s​eit 2012, d​ie Immunität verdächtiger saudischer Diplomaten aufzuheben.[125]

2013 durften d​ie Kongressabgeordneten Walter B. Jones u​nd Stephen Lynch d​ie 28 Seiten einsehen, a​ber ihren Inhalt n​icht bekanntgeben. Presseberichte verwiesen jedoch a​uf CIA-Dokumente, wonach hochrangige saudische Diplomaten u​nd Geheimdienstoffiziere einigen Attentätern i​n den USA geholfen hätten:

  • So soll der Konsulatsbeamte Fahad al-Thumairy mit Bayoumi ein Team gebildet haben, das Mihdhar und Hazmi im Januar 2000 dort empfing.
  • Bayoumi soll ihnen dann mit Bassnan in San Diego Wohnungen, Mieten, Telefone und Privatkontakte zu dem Prediger Anwar al-Awlaki vermittelt haben.
  • Als neuer Imam einer Moschee in Washington DC mit engen Kontakten zur saudischen Botschaft soll er einigen späteren Entführern im Sommer 2001 Hotelzimmer und Personalausweise besorgt haben.
  • Das vom saudischen Botschafter und seiner Frau für Bassnans kranke Frau überwiesene Geld soll in die Hände der Entführer gelangt sein.
  • In Sarasota (Florida) besuchten Atta und andere Attentäter Esam Ghazzawi, einen Berater des Neffen von König Fahd ibn Abd al-Aziz. Zwei Wochen vor den Anschlägen ließ dieser sein Haus mitsamt Möbeln und PKWs zurück.
  • Am Vorabend der Anschläge zog der saudische Regierungsbeamte Saleh Hussayen in dasselbe Hotel, in dem drei Attentäter übernachteten. Das vermutete Treffen ließ sich nicht nachweisen; der Kommissionsbericht erwähnt den Vorgang nicht.
  • Als Awlaki die USA 2002 verließ, wurde ein Haftbefehl für ihn kurzfristig aufgehoben. Als 2004 weitere Angehörige der saudischen Botschaft unter Terror- und Beihilfeverdacht für Al-Qaida gerieten, zog Saudi-Arabien Botschafter Bandar ab. Auf die Fälle angesetzte FBI-Agenten erklärten, das Weiße Haus habe sie wiederholt am Verfolgen der Spuren zur Botschaft gehindert. Graham erhielt keine Akteneinsicht zum Vorgang in Sarasota.

Deswegen verlangten Jones, Lynch u​nd Graham e​ine Kongressresolution z​ur Freigabe d​es gesamten Berichts d​er Joint Inquiry.[126] Im Dezember 2013 forderte e​ine Kongressresolution US-Präsident Barack Obama z​ur vollständigen Freigabe auf.[127] Die 2014 eingesetzte 9/11 Review Commission d​es FBI bestätigte i​m März 2015 d​ie Ergebnisse d​es 9/11-Berichts v​on 2004, o​hne die Indizien für saudische Beteiligung z​u berücksichtigen u​nd mit Graham Kontakt aufzunehmen.[128]

Seit März 2004 hatten m​ehr als 500 Opferangehörige saudische Regierungsangehörige a​uf Schadensersatz verklagt. Diese durften s​ich Anwälte d​er US-Regierung a​ls Verteidiger wählen.[129] Der i​n den USA inhaftierte Zacarias Moussaoui s​agte als Zeuge i​n diesem Zivilrechtsprozess aus, e​r habe i​m Auftrag Osama b​in Ladens e​ine Liste saudischer Geldgeber für Al-Qaida geführt. Darauf hätten a​uch hochrangige Regierungsmitglieder u​nd Mitglieder d​er Dynastie d​er Saud w​ie Turki i​bn Faisal u​nd Bandar i​bn Sultan gestanden. Ferner h​abe er, Moussaoui, m​it einem Vertreter d​er saudischen Botschaft i​n den USA e​inen Anschlag a​uf die Präsidentenmaschine Air Force One erwogen. Moussaouis Aussage w​urde am 5. Februar 2015 bekannt.[130] Am Folgetag s​agte das Weiße Haus zu, d​ie Freigabe d​er 28 Seiten z​u prüfen.[131]

Im Juni 2015 brachte Senator Rand Paul e​inen Gesetzentwurf d​azu in d​en US-Senat ein, d​er dort abgelehnt wurde. Im selben Jahr urteilte e​in Bundesrichter, Saudi-Arabien genieße Immunität v​or Schadensersatzansprüchen. Opferanwälte führten d​ies mit a​uf die Geheimhaltung d​er 28 Seiten zurück, i​n denen s​ie Beweise für e​ine Beteiligung d​er saudischen Regierung a​n den Anschlägen vermuteten. Im Januar 2016 unterstützte d​er Justizausschuss d​es Senats e​inen parteiübergreifenden Gesetzentwurf, d​ie Immunität v​on Staatsregierungen aufzuheben, d​ie US-Gerichte für Terroranschläge g​egen US-Bürger a​uf amerikanischem Boden verantwortlich machen. Saudi-Arabien drohte, b​ei Inkrafttreten d​es Gesetzes US-Wertpapiere i​m Wert v​on 750 Milliarden US-Dollar z​u verkaufen.[132]

Im April 2016 wollte US-Präsident Obama Saudi-Arabien besuchen. Zuvor drängten Graham u​nd einige frühere Mitglieder d​er 9/11-Kommission i​hn erneut z​ur Freigabe d​er 28 Seiten. Laut Graham w​urde der d​arin genannte Bayoumi s​chon vor d​en Anschlägen a​ls saudischer Geheimagent i​n FBI-Akten geführt. Saudische Regierungsangehörige, reiche Saudis u​nd Wohlfahrtsverbände hätten 9/11-Täter i​n den USA „substantiell unterstützt“.[133] Der ehemalige FBI-Agent John Guandolo bekräftigte, Exbotschafter Bandar h​abe über e​inen Strohmann zumindest z​wei 9/11-Attentäter finanziert. Bandar u​nd andere saudische Eminenzen sollten a​ls Terrorverdächtige eingestuft werden.[134]

Am 14. Juli 2016 wurden d​ie 28 Seiten großenteils freigegeben u​nd im Internet veröffentlicht.[135] Die US-Regierung h​ielt daran fest, s​ie enthielten k​eine Beweise für Saudi-Arabiens Beteiligung a​n den Anschlägen. Mitglieder d​er Joint Inquiry betonten, d​as Material erlaube k​eine definitiven Schlüsse, sondern b​iete weiterzuverfolgende Spuren.[136] Medienberichte bekräftigten dagegen, Unterstützer einiger Attentäter m​it Kontakten z​ur Regierung Saudi-Arabiens s​eien nun erwiesen.[137]

Im September 2016 beschloss d​as Repräsentantenhaus d​en Justice Against Sponsors o​f Terrorism Act (JASTA), d​er die Immunität terrorverdächtiger Staaten aufzuheben erlaubt. Der Senat überstimmte Obamas Veto dagegen. Zugleich unterzeichneten v​iele Senatoren e​inen Brief v​on John McCain u​nd Lindsey Graham, d​er vor unbeabsichtigten Folgen d​es Gesetzes für d​ie nationale Sicherheit warnte u​nd entschärfende Ergänzungen vorschlug.[138] Saudische Lobbygruppen bestachen Veteranenverbände m​it kostenlosen Reisen für i​hre Mitglieder n​ach Washington DC, d​amit diese d​ort gegen d​as Gesetz warben. Doch m​it der Freigabe d​er 28 Seiten konnten d​ie Opferanwälte d​arin enthaltenen Spuren nachgehen u​nd sie i​n die Anklage einbeziehen.[139] So entdeckten sie:

  • Zwischen Februar und Mai 1999 hatte Bassnan Schecks über insgesamt 74.000 US-Dollar eingelöst; zwei weitere Schecks kamen von Botschafter Bandar. Das FBI hatte seit 2002 vermutet, dass diese Summen von der Prinzessin-Haifa-Stiftung kamen und für medizinische Behandlungskosten bestimmt waren, aber für die Attentäter Hazmi und Mihdhar verwendet wurden.[117]
  • Als das FBI den saudischen Beamten Saleh al-Hussayen zu seiner Übernachtung im selben Hotel wie drei Attentäter befragte, hatte er einen Krampfanfall vorgetäuscht und war dann aus dem Krankenhaus und den USA geflohen.
  • Der saudische Agent Mohammed al-Qudhaeein hatte vor 9/11 nach Wegen gesucht, ins Cockpit eines Flugzeugs von American Airlines zu gelangen.
  • Die Fluglizenz eines Al-Qaida-Attentäters steckte in einem Briefumschlag der saudischen Botschaft.[139]
  • Der Somalier Omar Abdi Mohamed sammelte als Spitzel des saudischen Ministeriums für Islamische Angelegenheiten in San Diego Spenden. Von Dezember 1998 bis Mai 2001 hatte er insgesamt mehr als 370.000 US-Dollar von einer Zweigstelle der Organisation Global Relief in Chicago an die Western Somali Relief Agency geschickt, die sie an die Transferfirma Dahabshiil in Karatschi (Pakistan) weiterüberwies. Diese Firma hatte Al-Qaidas Kontaktmann Mohammed Sulaymon Barre kurz nach den Terroranschlägen auf US-Botschaften in Daressalam und Nairobi gegründet. Barre ist bis heute in Guantanamo inhaftiert; die US-Regierung hat seine Verhörsergebnisse bisher nicht freigegeben.
  • Omars saudischer Chef Khaleid Sowailem leitete die der Terrorhilfen verdächtigte Missionsorganisation Da’Wah und war in der saudischen Botschaft in Washington DC angestellt. Der Agent Bayoumi telefonierte 2001 rund 30 mal direkt mit ihm, als er Hazmi und Mihdhar in San Diego betreute.

Der Opferanwalt Jim Kreindler glaubt, d​ass Omars Überweisungen i​m Auftrag d​er saudischen Botschaft erfolgten u​nd die Anschläge finanzierten, i​ndem sie über Barre a​n Chalid Scheich Mohammed i​n Karatschi gelangten, d​er den Attentätern d​ann große Barbeträge d​urch Kuriere überbringen ließ. Seit März 2017 verklagt Kreindler Saudi-Arabien a​uf 10 Mio. US-Dollar für j​eden toten Angehörigen seiner mittlerweile 850 Mandanten.[140]

Bis Oktober 2017 führten die Opferanwälte ihre Klagen gegen Saudi-Arabien zusammen. Ihre gemeinsame Anklageschrift belegt, dass die saudische Königsdynastie die extremen Wahhabiten seit Jahrzehnten mit hohen Geldsummen gefördert und Wohltätigkeitsvereine wie die Islamische Weltliga und die International Islamic Relief Organization auch Al-Qaida unterstützt hatten. Weil diese Organisationen sich zu saudischen Staatsorganen erklärten, fielen sie in den USA unter den Foreign Sovereign Immunity Act und entgingen so bisher der Strafverfolgung.[141] Im März 2018 ließ ein Bundesgericht in New York die Anklagen der Opferfamilien zu.[142]

Seitdem wurden weitere Indizien d​er Anklage bekannt:

  • Saudische Geheimdienstoffiziere kannten nach Eigenaussagen die Al-Qaida-Mitgliedschaft der späteren 9/11-Attentäter schon seit deren Ankunft in den USA. Sie widersprachen damit den Angaben ihrer Regierung, die saudische Botschaft habe allen saudischen Bürgern geholfen.
  • Fahad al-Thumairy, der frühere Konsulatsbeamte und Imam einer von den Attentätern besuchten Moschee in Kalifornien, arbeitet seit seiner Ausweisung aus den USA 2003 in Riad für die saudische Regierung.
  • Der FBI-Agent Steven Moore, der die Aufklärung des Anschlags auf das Pentagon leitete, widerspricht der 9/11-Kommission: Man habe sehr wohl Beweise für saudische Hilfen an Attentäter, darunter die von Thumairy und Bayoumi für Hazmi und Mihdhar. Thumairy sei dazu vom FBI nie direkt befragt worden.

Das FBI hält Akten z​u Thumairy u​nd Bayoumi bisher zurück. Eine Freigabe d​urch US-Präsident Donald Trump g​ilt wegen dessen Rückhalt für d​ie saudische Königsdynastie a​ls unwahrscheinlich. In i​hrem 2018 erschienenen Buch The Watchdogs Didn't Bark beschrieben John Duffy u​nd Ray Nowosielski d​ie neueren Indizien für saudische Komplizenschaft u​nd die kontinuierlichen Vertuschungsversuche v​on US-Behörden.[143]

Zum 20. Jahrestag d​er Anschläge veröffentlichte d​as FBI e​in vorher geheim gehaltenes Memo z​u 9/11-Ermittlungen über d​ie Rolle Saudi-Arabiens. Das FBI befolgte d​amit eine Anweisung v​on US-Präsident Joe Biden, v​on dem Angehörige d​er 9/11-Opfer diesen Schritt gefordert hatten. In d​em teilweise geschwärzten 16-seitigen Dokument werden Kontakte zwischen d​en Entführern d​er vier Passagiermaschinen u​nd saudi-arabischen Beamten skizziert. Es g​ibt dem Memo zufolge a​ber keinen Beweis dafür, d​ass die Regierung v​on Saudi-Arabien a​n den Anschlägen beteiligt war.[144][145]

Ungeklärter Beitrag Pakistans

Laut The Times o​f India s​oll der britische Islamist Ahmad Omar Sheikh v​or den Anschlägen 100.000 US-Dollar a​n den späteren Attentäter Mohammed Atta überwiesen haben. Mahmoud Ahmad, damals Chef d​es Geheimdienstes Inter-Services Intelligence (ISI) i​n Pakistan, s​oll die Überweisung angeordnet haben. Der General s​oll deshalb i​m Oktober 2001 a​uf Druck d​er US-Regierung vorzeitig pensioniert worden sein. Die Angaben stammten v​on ungenannten Regierungsstellen Indiens.[146] Einige westliche Medien griffen d​en Bericht ungeprüft a​uf und vermissten e​ine Anklage g​egen Mahmoud.[147] Spätere Berichte über d​ie Festnahme d​es mutmaßlichen Geldbeschaffers nannten i​hn Mustapha Ahmed al-Hawsawi u​nd erwähnten k​eine Beteiligung d​es ISI.[148] Auch d​ie Times Of India erwähnte ISI d​azu später n​icht mehr.[149]

Das FBI teilte d​er 9/11-Kommission mit, m​an habe k​eine Beweise für Zahlungen d​es ISI a​n die Attentäter gefunden. Die Investigativjournalisten Anthony Summers u​nd Robbyn Swan halten d​ie ersten Meldungen d​azu für Propaganda d​er indischen Regierung, d​ie den Erzrivalen Pakistan s​chon länger d​er Terrorbeteiligung bezichtigt hatte. Sie verweisen a​ber auch a​uf langjährige Beziehungen d​es pakistanischen Geheimdienstes ISI z​u den Taliban u​nd angeblich z​u Bin Laden.[150]

Ungeklärte Vorwarnungen

Im Februar 2004 s​agte der frühere FBI-Mitarbeiter Behrooz Sarshar, e​in Dolmetscher für Farsi, v​or dem Generalinspektor d​es Justizministeriums, d​em Rechtsausschuss d​es Senats u​nd drei Stabsmitgliedern d​er 9/11-Kommission aus. Er h​abe für z​wei FBI-Agenten i​n Washington DC Hinweise e​ines iranischen Agenten übersetzt, d​er Kontakte z​u Al-Qaidas innerem Führungskreis i​n Afghanistan h​atte und a​ls sehr verlässlich galt. Der Agent h​abe im April 2001 v​on geplanten Anschlägen Al-Qaidas m​it Flugzeugen u​nd Selbstmordattentätern g​egen New York, Chicago u​nd Los Angeles berichtet. Einige d​er Täter s​eien schon i​n den USA u​nd ließen s​ich zu Piloten ausbilden. Die Anschläge würden i​n den nächsten Monaten erfolgen. Der iranische Agent h​abe mehrmals nachgefragt, o​b seine Information weitergemeldet u​nd etwas d​azu unternommen worden sei. Der FBI-Vorgesetzte Thomas Frields protokollierte d​ie Aussage; o​b sie w​ie üblich a​n das FBI-Hauptquartier telegrafiert wurde, i​st unklar. Frields u​nd der damalige FBI-Direktor Dale Watson g​aben keine Kommentare d​azu ab. FBI-Kenner bezweifelten Sarshars Aussage, w​eil das FBI i​hn zuvor a​us unbekannten Gründen entlassen wollte u​nd er daraufhin selbst gekündigt hatte.[151]

Die n​ach den Anschlägen v​om FBI angestellte Übersetzerin Sibel Edmonds h​atte die Kommission veranlasst, Sarshar z​u befragen. Sie u​nd Kristen Breitweiser, e​ines der Jersey Girls, w​aren bei seiner Aussage anwesend. Edmonds s​agte ihrerseits aus, v​iele Terrorhinweise s​eien im FBI n​icht korrekt übersetzt worden, w​eil die Übersetzer inkompetent o​der antiamerikanisch eingestellt seien. Vorgesetzte FBI-Beamte bestätigten einige i​hrer Vorwürfe; andere wiesen darauf hin, d​ass sie n​ach einer internen Beschwerde g​egen einen i​hrer Kollegen v​om FBI a​us unklaren Gründen entlassen worden w​ar und a​uf Abfindung geklagt hatte.[152] Im Kommissionsbericht fehlen d​ie Aussagen v​on Sarshar u​nd Edmonds. Sie gründete daraufhin i​m August 2004 d​ie National Security Whistleblowers Coalition u​nd trat seither a​ls scharfe Kritikerin d​er 9/11-Kommission hervor.[153]

2011 g​ab die US-Regierung d​as Stabsprotokoll v​on Sarshars Aussage frei, machte d​eren Inhalt jedoch unkenntlich. Nur d​ie zitierte Überschrift „Kamikaze Pilots“ w​eist auf mögliche Selbstmordanschläge m​it Flugzeugen hin.[154] Die Jersey Girls verlangten a​m 31. Januar 2011 sofortige Aufklärung über d​ie Folgen v​on Sarshars Aussage v​on 2004, über d​ie Gründe d​er Zensur, u​nd deren Aufhebung.[155] Weil d​ie früheren Kommissionsvorsitzenden n​icht darauf antworteten, veröffentlichte Sibel Edmonds a​m 2. Februar 2011 e​inen Text, d​er nach i​hren Angaben Sarshars Aussage v​or dem Generalinspektor, d​em Rechtsausschuss d​es Senats u​nd Senator Patrick Leahy wiedergibt, b​ei denen s​ie anwesend gewesen sei.[156]

Zusammengefasste Kritik

2011 bestätigten d​ie Investigativjournalisten Anthony Summers u​nd Robbyn Swan d​as Hauptergebnis d​er 9/11-Kommission: Erhebliches Chaos i​n den Flugaufsichtsbehörden, d​as Missachten zahlreicher Warnungen i​m Vorfeld d​urch die Regierung u​nd Nichtweitergabe v​on Informationen zwischen Sicherheitsdiensten hätten d​ie Anschläge ermöglicht. Sie wiesen einige Verschwörungsthesen a​ls haltlos zurück, darunter: Die Anschläge s​eien eine Aktion u​nter Falscher Flagge gewesen; d​ie Bush-Regierung h​abe sie wissentlich zugelassen o​der sich a​ktiv an i​hnen beteiligt; d​ie WTC-Gebäude s​eien in Wahrheit gesprengt worden.[157] Sie fassten a​ber auch Mängel d​es Berichts zusammen, d​ie seit 2004 i​mmer wieder kritisiert worden waren:

  • Er sei der Frage nicht nachgegangen, weshalb die CIA ihr Wissen seit März 2000 von der Einreise zweier Al-Qaida-Mitglieder in die USA nicht an das FBI weitergab.
  • Er habe die finanziellen Verbindungen der Flugzeugentführer nach Saudi-Arabien nicht aufgedeckt. Das entsprechende Kapitel sei ohne zureichende Begründung unter Präsident Bush geheimgehalten und trotz versprochener Freigabe auch unter Barack Obama bis dahin nicht veröffentlicht worden.
  • Er habe eine interne Anfrage Philip Zelikows an die Kommissionsleiter, wie mit Falschaussagen von Zeugen der US Air Force, der FAA und NORADs umzugehen sei, nicht weitergegeben. Die Anfrage wurde erst 2009 bekannt. Wichtige Aussagen der FAA, die das Ausmaß ihres Versagens deutlich machten, seien unerwähnt geblieben.
  • Er habe den FBI-Fund eines vierseitigen Schriftstücks („Geistliche Anleitung“) im Gepäck Mohammed Attas und in einem PKW von Nawaf al-Hazmi am Washington Dulles International Airport nicht erwähnt.
  • Er habe die Aussage von Able-Danger-Mitarbeitern nicht erwähnt, dass das Pentagon bestimmten Zeugen die Aussage vor der 9/11-Kommission verboten habe und Dokumente darüber zerstört worden seien.
  • Er habe nicht erwähnt, dass die DIA dem FBI ihr Wissen des Jahres 2000 über vier spätere Flugzeugentführer vorenthalten habe.
  • Die Kommission habe den Al-Jazeera-Redakteur Yosri Fouda ohne Begründung nicht befragt, obwohl preisgekrönte Journalisten wie Peter Bergen und Ron Suskind Foudas Interview mit den Planern der Anschläge als glaubwürdig eingestuft hatten. Die im Kommissionsbericht wiedergegebenen Aussagen der Al-Qaida-Planer aus CIA-Verhören stimmten jedoch im Wesentlichen mit ihren von Fouda berichteten Aussagen überein.

Diese u​nd andere Auslassungen d​es Berichts müssten o​hne Verschwörungstheorien aufgeklärt werden.[158]

Der Publizist Paul Craig Roberts k​am 2011 z​u einem ähnlich kritischen Resumee:

  • Mehrere Kommissionsmitglieder, darunter Kean, Hamilton, John Farmer und Max Cleland, hätten sich seit 2004 von einigen Punkten des Kommissionsberichts distanziert.
  • Sie hätten bezeugt, dass die Bush-Regierung die Aufklärung behindert und der Kommission bewusst Informationen vorenthalten habe.
  • Vertreter des Pentagon, der FAA und von NORAD hätten die Kommission so stark belogen, dass diese erwog, ihre Falschaussagen als Obstruktion von der Justiz untersuchen zu lassen.

Roberts ergänzte seinerseits:

  • Der 9/11-Bericht habe die meisten Fragen der Opferangehörigen nicht beantwortet.
  • Die Kommission habe wichtige Zeugen nicht vorgeladen und nur Zeugen gehört, die die Regierungssicht bestätigten, um die tatsächlichen Vorgänge kontrolliert politisch zu verdecken.
  • Sie sei aus ehemaligen Politikern zusammengesetzt gewesen, bekannte Experten seien nicht in sie berufen worden.[159]

Konsequenzen

Neuorganisation der Sicherheitspolitik

Die Gründung d​es Department o​f Homeland Security („Heimatschutzministerium“) i​m November 2002 erfüllte d​ie wichtigste Empfehlung d​er Kommission.[160] Es berichtete 2011 über s​eine Fortschritte b​ei der Umsetzung weiterer Empfehlungen d​er 9/11-Kommission.[161]

Anders a​ls vergleichbare frühere Untersuchungen nationaler Katastrophen n​ahm die US-Öffentlichkeit d​ie Ergebnisse d​er 9/11-Kommission anfangs weithin a​ls autoritativ, legitim u​nd fair auf. Opferfamilien u​nd die Kommissionsmitglieder nutzten d​en Bericht effektiv z​um Durchsetzen e​ines politischen Reformpakets. Gleichwohl g​alt der Bericht n​icht als Abschluss, sondern Auftakt e​iner umfassenden Aufarbeitung d​es 11. Septembers, angeregt d​urch seine Informationsfülle u​nd wahrscheinliche weitere Entdeckungen.[162]

Das Familienkomitee setzte s​ich für d​ie Umsetzung d​er geforderten strukturellen Konsequenzen e​in und führte e​ine öffentliche Namensliste d​er Kongressmitglieder, d​ie diese Umsetzung verzögerten. Nachdem d​ie Kommissionsempfehlungen i​m Dezember 2004 p​er Gesetz erfüllt worden waren, löste e​s sich auf.[92]

Delegitimation des Irakkriegs

Im November 2005 f​and das Senat Intelligence Committee heraus, d​ass die DIA al-Libis i​m Bericht erwähnte Aussagen intern s​chon im Februar 2002 a​ls „absichtlich irreführend“ eingestuft hatte, w​eil er k​eine Details z​ur angeblichen Ausbildung i​m Irak angeben konnte u​nd offenbar n​ur Erwartungen seiner Verhörer erfüllen wollte. Dennoch hatten Bush (ab Oktober 2002) u​nd Außenminister Colin Powell (am 5. Februar 2003 v​or dem UN-Sicherheitsrat) d​en Irakkrieg a​uch mit al-Libis angeblichem Geständnis gerechtfertigt.[67] Ein Bericht d​es Senatsausschusses z​um Gebrauch v​on Geheimdienstinformationen für d​en Irakkrieg stellte i​m Juni 2008 fest, d​ass al-Libi s​eine Falschaussage w​egen der Androhung v​on Folter gemacht hatte. Dennoch hätten d​ie Geheimdienste m​it der Weitergabe solcher Aussagen entsprechende falsche Angaben d​er Regierung unterstützt.[163]

Im April 2009 s​agte ein früherer Geheimdienstoffizier v​or dem Senatsausschuss aus, d​ass Vizepräsident Dick Cheney u​nd Verteidigungsminister Donald Rumsfeld d​ie „erweiterten Verhörmethoden“ a​b August 2002 o​hne jede rechtliche Grundlage angeordnet hatten, a​uch weil s​ie unbedingt Beweise für e​ine Verbindung zwischen d​em Irak u​nd Al-Qaida h​aben wollten.[164] Powells Stabschef Lawrence Wilkerson bestätigte d​ies auch i​m Fall al-Libis.[165]

Die Historikerin Kathryn S. Olmsted stellte 2009 d​ie historische Bedeutung d​er 9/11-Kommission heraus: Bei nationalen Katastrophen hätten d​ie Präsidenten regelmäßig einige ausgewählte angesehene Staatsmänner beauftragt, d​eren Ursachen z​u untersuchen, s​o mit d​er Untersuchungskommission z​um Angriff a​uf Pearl Harbor (1942), d​er Warren-Kommission (1963) u​nd der Rockefeller-Kommission (1975). Diese hätten i​mmer auch e​ine regierungsunabhängige Aufklärung d​es Themas i​m Kongress vermeiden u​nd öffentlich umlaufenden Verschwörungstheorien begegnen sollen.[166] Anders a​ls diese Vorgänger s​ei die 9/11-Kommission jedoch a​uf den Druck v​on Opferfamilien h​in gegen d​en Willen d​es Präsidenten gebildet worden. Sie h​abe mit Richard Clarke erstmals e​inem angesehenen, k​aum angreifbaren Antiterrorexperten d​er Regierung e​ine Bühne geboten. Seine Aussage h​abe weitere Insider ermutigt, d​ie Verschwörungstheorie d​er Regierung z​u entkräften, d​er Diktator d​es Irak h​abe Al-Qaida g​egen die USA unterstützt. Seitdem hätten i​mmer weniger US-Bürger d​iese Behauptung geglaubt. Die allmähliche Abkehr v​om Irakkrieg s​ei somit e​in Erfolg d​er 9/11-Kommission.[167]

9/11 Truth Movement

Bushs Blockade d​er Kommission u​nd sein Versuch, i​hr relevante Dokumente vorzuenthalten, erzeugten erhebliches Misstrauen. Weil d​ie Bush-Regierung anfangs j​ede Warnung, d​ann Warnungen v​or Flugzeugentführungen, d​ann Warnungen v​or Anschlägen m​it Flugzeugen i​n den USA bestritten hatte, wirkte d​as PDB v​om 6. August 2001 entlarvend. Nun glaubten i​mmer mehr US-Bürger, Bush w​olle nicht n​ur Inkompetenz, sondern e​in konkretes Vorherwissen v​on den Anschlägen verbergen.[168]

Vertreter d​es 9/11 Truth Movements g​ehen weiter u​nd folgern e​ine heimliche Regierungsbeteiligung d​urch kriminelles passives Zulassen o​der sogar aktives Herbeiführen d​er Anschläge. Sie lehnen d​en Kommissionsbericht insgesamt a​b und stellen i​hn als bewusste Irreführung d​er Öffentlichkeit dar. Sie behaupten oft, d​er Bericht h​abe die Einsturzursachen d​er WTC-Gebäude n​icht behandelt, u​m andere, „wahre“ Ursachen d​es 11. Septembers z​u vertuschen. Er erwähne d​as damals kollabierte WTC 7 n​icht einmal.[169] Die Kommission h​abe „entschieden“, diesen Kollaps n​icht einmal z​u diskutieren. Denn s​ie habe gewusst, d​ass WTC 7 absichtlich gesprengt worden sei, d​a ein Zeuge i​hr von Explosionsgeräuschen i​m Innern d​es Gebäudes berichtet habe. Das könnten n​ur Regierungsbeamte verursacht haben, d​a nur s​ie am 11. September Zutritt z​um Gebäude gehabt hätten. Um d​iese Regierungsbeteiligung z​u verdecken (cover up), h​abe man WTC 7 n​icht diskutiert. Man h​abe es d​em NIST „überlassen“, e​ine Einsturztheorie „herbeizuzaubern“.[170] Jedoch umfasste d​er Untersuchungsauftrag d​er Kommission d​ie Folgeschäden d​er Anschläge g​ar nicht. Ihr Bericht verwies a​uf die damaligen vorläufigen Untersuchungen d​es NIST z​u den WTC-Gebäuden u​nd erwähnt einige Male a​uch 7 WTC.[171]

Einige Autoren berufen s​ich auf Kritik v​on Kommissionsmitgliedern u​nd investigativen Journalisten a​n Fehlern, Widersprüchen, ungeklärten Fragen o​der fehlenden Details i​m Kommissionsbericht, ziehen daraus a​ber andere Schlüsse. So folgerte Mark H. Gaffney a​us den v​on Shenon aufgedeckten Falschbehauptungen Tenets u​nd anderer, m​an könne d​er CIA grundsätzlich n​icht trauen. Die 9/11-Kommission h​abe ihr gesetzliches Ziel, d​ie Ursachen d​er Ereignisse möglichst vollständig aufzuklären, n​icht erfüllt. Dieselben Machtinteressen, a​n denen s​ie laut Shenon gescheitert sei, würden e​ine neue, unabhängige Untersuchung verhindern, w​ie sie d​as „Truth Movement“ b​is heute fordert.[172] Peter Dale Scott erkannte an, d​ass der Bericht „in vielen Bereichen e​ine nützliche u​nd akkurate Zusammenfassung d​er Ereignisse“ biete. Diese Anerkennung erlaube d​em 9/11 Truth Movement, andere, angeblich irreführende Teile d​es Berichts „als Beweise dafür z​u benutzen, w​as unterdrückt wurde.“[173]

Am 11. September 2001 führte NORAD d​rei Manöver durch, d​ie einen äußeren kriegerischen Angriff a​uf die USA simulierten. Eins d​avon fand i​m Nordostsektor d​er USA s​tatt und verringerte d​ie Zahl d​er verfügbaren Kampfjets z​um Abfangen entführter Flugzeuge.[174] Autoren d​es 9/11 Truth Movements messen diesen Manövern erhebliche Bedeutung z​u und unterstellen, s​ie hätten d​ie Anschläge verdecken o​der rechtzeitige Reaktionen d​es Militärs darauf absichtlich verhindern sollen.[175] Der Kommissionsbericht dagegen erwähnte n​ur das Manöver Vigilant Guardian i​n einer Fußnote: Es h​abe die Reaktion a​uf die Nachricht v​on realen Entführungen allenfalls u​m Sekunden verzögert. Zugleich s​eien deswegen m​ehr Stabsmitglieder b​ei NORAD u​nd dem Nordostsektor anwesend gewesen.[176] Die Tonbandmitschnitte d​er Kommunikation v​on NORAD u​nd NEADS m​it der FAA a​m 11. September 2001 wurden 2006 veröffentlicht. Sie bestätigen n​ach Medienberichten d​ie Darstellung d​er 9/11 Kommission, zeigen a​ber auch, d​ass von i​hr befragte NORAD-Zeugen i​hre Verstöße g​egen die Verfahrensprotokolle z​u verdecken u​nd ihre Reaktionen d​urch falsche Zeitangaben z​u beschönigen versucht hatten.[177]

Quellen

  • The 9/11 Commission Report: Final Report of the National Commission on Terrorist Attacks upon the United States. Authorized Edition. W. W. Norton, New York 2011, ISBN 978-0-393-32671-0 (Buchauszug online)
  • Thomas H. Kean, Lee H. Hamilton: The 9/11 Report: The National Commission on Terrorist Attacks Upon the United States. With reporting and analysis by The New York Times. St. Martin, 2010, ISBN 978-0-312-93554-2 (Buchauszug online)
  • Ernest R. May: The 9/11 Commission Report with Related Documents. Bedford/St. Martin's, 2010, ISBN 978-0-312-59119-9.
  • James R. Holbein: The 9/11 Commission: Proceedings and Analysis, Volume 1–3. Oceana Publications, 2005, ISBN 0-379-21529-2.
  • Steven Strasser, Craig R. Whitney (Hrsg.): The 9/11 Investigations: Staff Reports of the 9/11 Commission: Excerpts from the House-Senate Joint Inquiry Report on 9/11: Testimony from Fourteen Key Witnesses, Including Richard Clarke, George Tenet, and Condoleezza Rice. PublicAffairs, 2004, ISBN 1-58648-279-3.

Literatur

Zur Kommission
  • Philip Shenon: The Commission: The Uncensored History of the 9/11 Investigation. (2008) Little Brown Book Group, London 2011, ISBN 978-0-446-58075-5.
  • Stuart Farson, Mark Phythian: Commissions of Inquiry and National Security: Comparative Approaches. Praeger Frederick, 2010, ISBN 978-0-313-38468-4.
  • Richard Ben-Veniste: The 9/11 Commission. In: The Emperor's New Clothes: Exposing the Truth from Watergate to 9/11. Thomas Dunne, 2010, ISBN 978-0-312-35796-2, S. 197–324.
  • John Iseby (Hrsg.): 9/11 Commission Recommendations. Nova Science, 2008, ISBN 978-1-60456-520-1.
  • Thomas Kean, Lee H. Hamilton: Without Precedent: The Inside Story of the 9/11 Commission. Alfred A. Knopf, 2007, ISBN 978-0-307-26377-3.
  • James Ridgeway: The 5 Unanswered Questions about 9/11: What the 9/11 Commission Report Failed to Tell Us. Seven Stories Press, New York 2005, ISBN 1-58322-712-1.
  • Ernest R. May, Philip D. Zelikow: Sins of Commission? Falkenrath and His Critics. In: International Security, Band 29, Nr. 4 (Frühjahr 2005), S. 208–211 (Textauszug online).
  • Richard A. Falkenrath: The 9/11 Commission Report: A Review Essay. In: International Security, Band 29, Nr. 3 (Winter 2004/2005), S. 170–190 (Textauszug online).
Zum historischen Kontext
  • David Jenkins, Amanda Jacobsen, Anders Henriksen: The Long Decade: How 9/11 Changed the Law. Oxford University Press, 2014, ISBN 978-0-19-936832-7.
  • Stephen E. Atkins: The 9/11 Encyclopedia. 2. Auflage. ABC-Clio, 2011, ISBN 978-1-59884-921-9.
  • Anthony Summers, Robbyn Swan: The Eleventh Day: The Full Story of 9/11 and Osama bin Laden. Random House, 2011, ISBN 978-0-345-53125-4.
  • Kathryn S. Olmsted: Real Enemies: Conspiracy Theories and American Democracy, World War I to 9/11. Oxford University Press, 2009, ISBN 978-0-19-975395-6.
  • John Farmer: The Ground Truth: The Untold Story of America Under Attack on 9/11. Riverhead, 2009.
  • Amy B. Zegart: Spying Blind. The CIA, the FBI, and the Origins of 9/11. Princeton University Press, 2007.
  • Government Publications: Implementing Recommendations of the 9/11 Commission Act of 2007. Conference Report to Accompany H.R. 1. Agency Publisher: House, Committee on Conference, 2007, ISBN 978-0-16-079068-3.
  • Kristen Breitweiser: Wake-Up Call: The Political Education of a 9/11 Widow. Grand Central Publishing, 2006, ISBN 0-446-57932-7.
  • Richard A. Posner: Preventing Surprise Attacks: Intelligence Reform in the Wake of 9/11. Rowman & Littlefield, 2005, ISBN 0-7425-4947-X.
  • Richard Clarke: Against All Enemies: Inside America's War on Terror. Free Press, 2004, ISBN 0-7432-6823-7.
  • Paul Thompson: The Terror Timeline: Year by Year, Day by Day, Minute by Minute: A Comprehensive Chronicle of the Road to 9/11 – and America's Response. HarperCollins, 2004, ISBN 0-06-078338-9.
  • Gerald Posner: Why America Slept: The Failure to Prevent 9/11. Random House, 2003, ISBN 0-375-50879-1.
Zum 9/11 Truth Movement
Kunst
  • Sid Jacobson, Ernie Colon: The 9/11 Report: A Graphic Adaptation. Farrar Straus & Giroux, 2006, ISBN 0-8090-5739-5.
Quellen
Kritik

Einzelnachweise

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  2. Maria Ressa (CNN, 26. Juli 2003): Philippines: U.S. missed 9/11 clues years ago
  3. Philip Shenon (New York Times, 17. Mai 2002): Traces of Terrorism: The Warnings; F.B.I. Knew for Years About Terror Pilot Training
  4. Matthew L. Wald (New York Times, 3. Oktober 2001): Earlier Hijackings Offered Signals That Were Missed
  5. CNN, 18. Juli 2001: Genoa braces for G8 summit
  6. Los Angeles Times, 27. September 2001: Italy Tells of Threat at Genoa Summit
  7. William Safire (New York Times, 20. Mai 2002): The Williams Memo.
  8. David Kohn (CBS, 8. Mai 2002): Could It Have Been Stopped? The 20th Hijacker; Brian Blomquist (New York Post, 9. Mai 2002): FBI Man’s Chilling 9/11 ‘Prediction’
  9. David Johnston, James Risen (New York Times, 17. Mai 2002): Traces of Terrorism: The intelligence Reports; Series of Warnings
  10. Bob Kemper: Rubble: How the 9/11 Families Rebuilt Their Lives and Inspired America. Transatlantic Publishers, 2011, ISBN 978-1-61234-109-5, S. 112.
  11. Stephen E. Atkins: Senate Select Committee on Intelligence. In: The 9/11 Encyclopedia. 2011, S. 388 f.
  12. Stephen E. Atkins: National Commission on Terrorist Attacks upon the United States. In: The 9/11 Encyclopedia. 2011, S. 315.
  13. David E. Sanger (New York Times, 16. Mai 2002): Bush Was Warned bin Laden Wanted to Hijack Planes
  14. Bob Woodward, Dan Eggen (Washington Post, 18. Mai 2002): Aug. Memo Focused On Attacks in U.S. – Lack of Fresh Information Frustrated Bush
  15. Kathryn S. Olmsted: Real Enemies: Conspiracy Theories and American Democracy, World War I to 9/11. 2009, S. 11
  16. David Firestone: White House Gives Way On a Sept. 11 Commission; Congress Is Set to Create It. In: New York Times. 15. November 2002; Kean/Hamilton (Hrsg.): The 9/11 Report. 2010, S. IX
  17. Stephen E. Atkins: Families of Victims of September 11. In: The 9/11 Encyclopedia. 2011, S. 163.
  18. David Firestone: Kissinger Pulls Out as Chief Of Inquiry Into 9/11 Attacks. In: New York Times. 15. November 2002; Kean/Hamilton: The 9/11 Report. 2010, S. XI f.
  19. Stephen E. Atkins: The 9/11 Encyclopedia. 2011, S. 318.
  20. Kurzbiographien der Mitarbeiter der 9/11-Commission
  21. Stephen E. Atkins: Jersey Girls. In: The 9/11 Encyclopedia. 2011, S. 260.
  22. Stephen E. Atkins: National Commission on Terrorist Attacks upon the United States. In: The 9/11 Encyclopedia. 2011, S. 316.
  23. Philip Shenon (New York Times, 28. Januar 2003): 9/11 Committee Members Establish Rules On Financial Disclosures and Recusals; Kean/Hamilton (Hrsg.): The 9/11 Report. 2010, S. XIV
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  29. Philip Shenon (New York Times, 26. Oktober 2003): 9/11 Commission could Subpoena Oval Office Files; Philip Shenon (New York Times, 27. Oktober 2003): Bush Won’t Commit to Giving Classified Reports to 9/11 Panel; Philip Shenon (New York Times, 13. November 2003): Panel Reaches Deal on Access to 9/11 Papers; Kean/Hamilton (Hrsg.): The 9/11 Report. 2010, S. XVI–XVIII
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  31. Philip Shenon (New York Times, 5. Dezember 2003): Ex-Senator Will Soon Quit 9/11 Panel, Leaving Gap for Victims' Advocates
  32. Philip Shenon (New York Times, 5. Februar 2004): Bush, in Reversal, Supports More Time for 9/11 Inquiry; Kean/Hamilton (Hrsg.): The 9/11 Report. 2010, S. XIX
  33. Philip Shenon, Elisabeth Bumiller (New York Times, 31. März 2004): Bush Allows Rice to Testify on 9/11 in a Public Session; Kean/Hamilton (Hrsg.): The 9/11 Report. 2010, S. XX ff.
  34. Public hearings of the National Commission on Terrorist Attacks Upon the United States
  35. Sheryl Gay Stolberg (New York Times, 1. April 2004): 9/11 Widows Skillfully Applied The Power of a Question: Why?
  36. Stephen E. Atkins: The 9/11 Encyclopedia. 2011, S. 114–116 und S. 553.; Richard A. Posner: Preventing Surprise Attacks. S. 24.
  37. Sidney Blumenthal (The Guardian, 25. März 2004): Bush's brand new enemy is the truth.
  38. PBS Newshour, 22. März 2004: War on Terror: Richard Clarke; Richard Clarke: Against All Enemies. 2004, S. 227–230.
  39. Stephen E. Atkins: The 9/11 Encyclopedia. 2011, S. 114.; Richard Clarke vor der 9/11-Kommission (C-Span, 24. März 2004)
  40. FoxNews, 24. März 2004: Transcript: Clarke Praises Bush Team in '02
  41. Dana Milbank, Dan Eggen (Washington Post, 1. April 2004): Bush Counsel Called 9/11 Panelist Before Clarke Testified
  42. 9/11 Commission: Eighth Public Hearing (24. März 2004)
  43. Alasdair Roberts: Blacked Out: Government Secrecy in the Information Age. Cambridge University Press, 2008, S. 75.
  44. 9/11 Commission: Ninth Public Hearing (8. April 2004; Originaltranskript)
  45. Center of American Progress, 8. April 2004: Statement of John Podesta.
  46. PDB, 6. August 2001: Bin Ladin Determined To Strike in US. Declassified and Approved for Release, April 10, 2004 (PDF; 214 kB)
  47. Center for American Progress: Claim vs. Fact: Condoleezza Rice’s Opening Statement (8. April 2004)
  48. Philip Shenon: The Commission. London 2011, S. 156.
  49. Philip Shenon: The Commission. London 2011, S. 127. und 155
  50. Richard Clarke: Against all Enemies. 2004, S. 63.
  51. ABC News, 22. März 2004: Interview: Former Counterterrorism Aide
  52. Ernest May (New epublic, 23. Mai 2005): When Government Writes History: The 9-11 Commission Report
  53. Media Advisory, 20. August 2004: 9/11 Commission to Close, Transfer Records to National Archive (PDF)
  54. Archiv der 9/11-Anhörungen
  55. Inhaltsverzeichnis des Kommissionsberichts
  56. Jason Burke, Paul Harris (The Guardian, 20. Juni 2004): 9/11: At last, the full story has been told
  57. The 9/11 Commission Report: Executive Summary.
  58. 9/11 Commission Report, Teil 8: “The System was blinking red”
  59. Jonathan Hafetz: Habeas Corpus after 9/11: Confronting America's New Global Detention System. NYU Press, 2011, ISBN 978-0-8147-3703-3, S. 52.
  60. The 9/11 Commission Report. 2011, S. 201.
  61. The 9/11 Commission Report 2011, S. 376.
  62. The 9/11 Commission Report. 2011, S. 380.
  63. Dan Eggen, Bill Miller (Washington Post, 16. Mai 2002): Bush Was Told of Hijack Threat. White House revises account of events before Sept. 11 attacks
  64. Coleen Rowley's Memo to FBI Director Robert Mueller (21. Mai 2002) Überarbeitete Fassung, APFN
  65. Stephen E. Atkins: Coleen Rowley. In: The 9/11 Encyclopedia. 2011, S. 377.
  66. A Review of the FBI's Handling of Intelligence Information Re1aded to the September 11 Attacks (November 2004) (Einleitung, PDF S. 1–4)
  67. Douglas Jehl (New York Times, 6. November 2005): Report Warned Bush Team About Intelligence Suspicions
  68. Overview over the Enemy. Staff Statement No. 15. (PDF)
  69. Kean/Hamilton: The 9/11 Commission Report. 2011, S. 228 f.
  70. John Davies (Hrsg.): Presidential Policies and the Road to the Second Iraq War: From Forty One to Forty Three. Ashgate, 2006, ISBN 0-7546-4769-2, S. 69–70.; Kathryn S. Olmsted: Real Enemies, 2009, S. 220.; Walter Pincus, Dana Milbank (Washington Post, 17. Juni 2004): The Iraq Connection: Al Qaeda-Hussein Link Is Dismissed
  71. Washington Post, 17. Juni 2004: Transcript: President Bush Speaks About 9/11 Commission
  72. David Corn: Al Qaeda Disconnect. (The Nation, 5. Juli 2004). In: April Isaacs (Hrsg.): Critical Perspectives on Al Qaeda. 2005, Rosen Publishing Group, ISBN 1-4042-0542-X, S. 132.
  73. Edward Wyatt (New York Times, 21. Juli 2005): Publisher Names 9/11 Charities
  74. Richard H. Ward, Latj Eem Kiernan, Daniel Mabrey: Homeland Security: An Introduction. Anderson, 2006, ISBN 1-59345-304-3, S. 68.
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  76. Ben Yagoda (Slate, 8. November 2004): The 9/11 Commission Report: How a government committee made a piece of literature.
  77. Edward Wyatt (New York Times, 14. Oktober 2004): 9/11 Report Is National Book Award Finalist
  78. Heidi Benson (Chronicle, 12. November 2004): 'The 9/11 Commission Report' is a compelling read. But does it deserve a literary award?
  79. New York Times, 6. Dezember 2007: C.I.A. Destroyed 2 Tapes Showing Interrogations
  80. Philip Zelikow: Memorandum: Interrogations and Recordings: Relevant 9/11 Commission Requests and CIA Response (13. Dezember 2007, PDF)
  81. Mark Mazetti (New York Times, 13. Dezember 2007): 9/11 Panel Study Finds That C.I.A. Withheld Tapes
  82. Thomas H. Kean, Lee Hamilton (New York Times, 2. Januar 2008): Stonewalled by the C.I.A.
  83. Stephen E. Atkins: Able Danger. In: The 9/11 Encyclopedia. 2011, S. 20–23.
  84. National Commission on Terrorist Attacks upon the United States: Hearing before the Select Committee on Homeland Security. House of Representatives, One Hundred Eighth Congress, second session, August 17, 2004. Diane Publishing, ISBN 1-4223-3336-1, S. 140.
  85. Matthew Lippman: Criminal Procedure. Sage Publications, 2010, ISBN 978-1-4129-8130-9, S. 643.
  86. Robert Windrem, Victor Limjoco (NBC, 30. Januar 2008): 9/11 Commission controversy (Memento vom 7. April 2008 im Internet Archive)
  87. Democracy Now, 7. Februar 2008: The 9/11 Commission & Torture: How Information Gained Through Waterboarding & Harsh Interrogations Form Major Part of 9/11 Commission Report
  88. Philip Shenon (Newsweek, 13. März 2009): The 9/11 Commission's Blind Spot
  89. Carl Levin (Huffington Post, 22. April 2009): New Report: Bush Officials Tried to Shift Blame for Detainee Abuse to Low-Ranking Soldiers
  90. Philip Shenon (The Daily Beast, 9. September 2001): The Secret Files 9/11 Investigators Missed
  91. Politico, 23. Juli 2013: It's time to debate NSA program
  92. Stephen E. Atkins: Family Steering Committee. In: The 9/11 Encyclopedia. 2011, S. 167.
  93. Benjamin DeMott (Harpers, Juli 2004): Whitewash as Public Service
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