Lokomotivfabrik der StEG
Die Lokomotivfabrik der StEG wurde 1839 als erste Lokomotivfabrik im Kaisertum Österreich gegründet und schuf viele einflussreiche Lokomotivkonstruktionen.
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Geschichte
Die Fabrik wurde 1839 von der Wien-Raaber Bahn zwischen dem Wiener Süd- und Ostbahnhof erbaut und großteils mit Maschinen bestückt, die aus England stammten. Die ersten Lokomotiven und Waggons wurden 1840 nach amerikanischem Vorbild gefertigt. Diese waren auch die ersten in Österreich hergestellten Eisenbahnfahrzeuge. Die Herstellung der Fahrzeuge war insofern schwierig, als es zu dieser Zeit in Österreich noch keine Eisengießerei gab und auch die Arbeiter keine diesbezügliche Schulung besaßen.
Einen großen Einfluss auf die Entwicklung des Lokomotivbaus in Österreich übte der erste Direktor der Fabrik John Haswell aus, der die Leitung von 1840 bis 1882 innehatte.
Im Jahre 1855 ging die Fabrik in den Besitz der priv. Österreichisch-ungarischen Staatseisenbahngesellschaft (StEG) über (k.k. landesbefugte Maschinen-Fabrik in Wien der privilegirten österreichisch-ungarischen Staats-Eisenbahn-Gesellschaft), die die Fabrik vergrößern ließ.
Zu den bahnbrechenden Lokomotiven, die diese Fabrik verließen, zählen die erste dreifach gekuppelte Lokomotive des Kontinents, die FAHRAFELD, die Semmeringwettbewerbsmaschine VINDOBONA und die erste vierfach gekuppelte Lokomotive, WIEN-RAAB.
Das Unternehmen betrieb im heute rumänischen Reșița ein Zweigwerk, dessen Hauptaufgabe die Herstellung von Eisenbahnschienen und Weichen war. Die Lokomotivproduktion dort hatte aber nur eine untergeordnete Bedeutung, bis 1918 wurden gerade einmal 7 Dampflokomotiven produziert.
Bedingt durch die Folgen des Ersten Weltkriegs ergab sich nur mehr ein geringer Absatz an Lokomotiven innerhalb des geschrumpften österreichischen Staatsgebiets. Dieser konnte zwar noch eine Weile durch Auslandsaufträge kompensiert werden, doch musste die Fabrik 1930 ihre Tore schließen. Auf dem Gelände der Fabrik befindet sich heute der Wiener Hauptbahnhof.
Werksansichten
- Presse in der StEG-Fabrik 1873
- Kesselschmiede der StEG-Fabrik
- Mechanische Werkhalle der StEG-Fabrik zur Fabrikation von Kuppelstangen
- Montagehalle der StEG-Fabrik 1901
Lokomotiven
- C-Güterzuglok GKB 671, ehemals Südbahn Reihe 29. Mit Baujahr 1860 heute die älteste betriebsfähige Lokomotive der Welt.
- 2´C´ n2 - Schnellzuglok der kkStB Reihe 9 mit Innentriebwerk, konstruiert von Karl Gölsdorf. Gebaut ab 1898 u. a. von der StEG.
- 2´C´n4v Nassdampf-Vierzylinder-Verbund-Schnellzuglok der Staatseisenbahngesellschaft, Reihe 36.5. Gebaut 1902/1904.
- Ein Exemplar der C - n2T Lokalbahnloks kkStB Reihe 97, gebaut 1904.
- D´n2-Güterzuglok kkStb 73.372 (StEG 3286/1906), erhalten im Eisenbahnmuseum Ljubljana.
- Die 1911 von der StEG gebaute 1´C´2 - Vierzylinder-Verbund-Schnellzuglok kkStB 310.23 gilt als eine der besten Konstruktionen von Karl Gölsdorf und schönste Dampflok Altösterreichs.
- 1´E h2 - Gebirgslok der Südbahngesellschaft für die Brennerbahn. Gebaut 1912–1920 in 77 Exemplaren.
- 2´C´1-h2t Tenderlok Reihe 629 der Südbahn, gebaut 1913 mit der Fabriknummer 3883. Erste Tenderlok der Welt in Pacific-Achsfolge.
- 1´C´1 - Personenzugs-Elektrolok der Reihe BBÖ 1029 (ÖBB 1073), gebaut 1923 bis 1925 für den Verkehr auf den Talstrecken der Arlbergbahn und die Salzkammergutbahn.
- 2´C´ h2 - Schnellzugloks BBÖ Reihe 113, gebaut 1923 bis 1928 in 40 Exemplaren. Besonders auf der Südbahn heimisch geworden.
- 1´D´1 - h2t Lokalbahnlok der Reihe BBÖ 378, besser bekannt als ÖBB 93. Eine der besten und vielseitigsten Lokalbahnlokomotiven Österreichs. Eingesetzt bis zum offiziellen Ende des Dampfbetriebes 1976. Hier im Bild Lok 378.78 (ÖBB 93.1378, gebaut in StEG Nr. 4797/1927), in den Originalzustand zurückversetzt auf der Kandertalbahn.
Literatur
- John Haswell (Hrsg.): Locomotive Typen der k. k. landesbef. Maschinen-Fabrik in Wien der k. k. priv. Österr. Staats-Eisenbahn-Gesellschaft. J. Weiner, Wien 1873
- E. Stroh: Die achtzehn Millionen der Staats-Eisenbahn-Gesellschaft. Jahoda & Siegel, Wien 1912