Welterbe in Tschechien

Zum Welterbe i​n Tschechien gehören (Stand 2021) 16 UNESCO-Welterbestätten, d​avon 15 Stätten d​es Weltkulturerbes u​nd eines d​es Weltnaturerbes. Tschechien i​st der Welterbekonvention 1993 beigetreten, d​ie ersten d​rei Welterbestätten wurden 1992 i​n die Welterbeliste aufgenommen. Die bislang letzten Welterbestätten wurden 2021 eingetragen.[1]

Welterbestätten in Tschechien

Welterbestätten

Die folgende Tabelle listet d​ie UNESCO-Welterbestätten i​n Tschechien[2] i​n chronologischer Reihenfolge n​ach dem Jahr i​hrer Aufnahme i​n die Welterbeliste (K – Kulturerbe, N – Naturerbe, K/N – gemischt, (R) – a​uf der Roten Liste d​es gefährdeten Welterbes).

f1 Karte m​it allen Koordinaten von Welterbestätten: OSM

Bild Bezeichnung Jahr Typ Ref. Beschreibung
Historisches Zentrum von Praha (Prag) 1992 K 616 Das Gebiet umfasst grob die 1784 zu einer Stadt zusammengeschlossenen ehemals rechtlich selbstständigen Städte Staré Město (Altstadt), Nové Město (Neustadt), Malá Strana (Kleinseite) und Hradčany einschließlich der beiden Burganlagen Vyšehrad im Süden und Prager Burg im Norden, eine der größten Burganlagen der Welt, sowie das von der Staré Město (Altstadt) umschlossene jüdische Viertel Josefov (Josefstadt). 2010 wurde auch der Schlosspark zu Průhonice (Pruhonitz) aufgenommen.
Historisches Zentrum von Český Krumlov (Böhmisch Krumau) 1992 K 617 Der in einer Moldauschleife gelegene mittelalterliche Stadtkern von Český Krumlov (Böhmisch Krumau) samt umfangreicher Burg- und Schlossanlage bildet ein einzigartiges Beispiel für mittelalterliche Stadtentwicklung. Burg und Schloss sind vor allem durch ihre weitläufige Anlage gekennzeichnet, es ist die zweitgrößte Burganlage in der Tschechischen Republik nach der Prager Burg. Weiter westlich liegt die Reitschule und ein Park im spätbarocken Stil mit einem Kaskaden-Brunnen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts sowie das Lustschloss Bellaria.
Historisches Zentrum von Telč (Teltsch) 1992 K 621 Die historische Innenstadt und die Altstadt von Telč sind eine der wertvollsten städtischen Denkmalreservate in Mähren. Das dominierende und wichtigste Baudenkmal der Stadt ist das Schloss im Renaissancestil, das sich direkt an die Innenstadt anschließt. Zum Welterbe gehört auch die Altstadt, deren historischer Teil um die Kirche der Gottesmutter (Kostel Matky Boží) angeordnet ist.
Wallfahrtskirche Hl. Johannes Nepomuk von Zelena Hora (Grüneberg)
(Lage)
1994 K 690 Die Wallfahrtskirche des Heiligen Johannes von Nepomuk ist eines der wichtigsten Gebäude des Barock-Architekten Johann Blasius Santini-Aichel. Die Kirche wurde im Stil der Barockgotik in den Jahren 1719–1722 auf dem Zelená Hora bei Saar (Žďár nad Sázavou) erbaut.

Barbarakirche in Kutná Hora
Historisches Zentrum von Kutná Hora (Kuttenberg) und Marienkirche von Sedlec (Sedletz) 1995 K 732 In der alten Königsstadt Kutná Hora, einer Schatzkammer der böhmischen Könige, wurde Silber abgebaut. Zum Welterbe gehört die historische Altstadt von Kutná Hora mit der spätgotischen Barbarakirche und die Kirche Mariä Himmelfahrt und St. Johannes der Täufer des Klosters Sedlec. Zur historischen Altstadt von Kutná Hora gehören der italienische Hof, das Steinerne Haus, die St. Jakobskirche, das Jesuitenkolleg und das Kloster der Heiligen Ursula.

Schloss Lednice
Kulturlandschaft von Lednice (Eisgrub)-Valtice (Feldsberg) 1996 K 763 Die Kulturlandschaft Lednice-Valtice ist ein Landschaftskomplex mit einer Fläche von 283 Quadratkilometern im Okres Břeclav. Dieses Gebiet an der Grenze zwischen Mähren und Niederösterreich wurde im 18. und 19. Jahrhundert von den Fürsten von Liechtenstein in einen Naturpark umgewandelt. Bei den Gemeinden Valtice und Lednice, die durch die Bezruč-Allee von 1715 verbunden sind, und dem Dorf Hlohovec sind wichtige Landschaftseinheiten künstlich angelegt worden, z. B. der Boří les und die Fischteiche von Lednice. Das Gebiet umfasst auch Teile des Auwaldes an der Thaya südlich von Břeclav. Außerdem gibt es Aquädukte und Reste des ehemaligen Bewässerungssystem für den Schlosspark.
Schloss und Park Kroměříž (Kremsier) 1998 K 860 Der frühbarocke erzbischöfliche Palast, der anschließende Schlosspark und der Blumengarten sind die wichtigsten Kulturdenkmale von Kroměříž.
Historisches Dorf Holašovice (Hollschowitz)
(Lage)
1998 K 861 Das dörfliche Denkmalreservat in Holašovice ist ein mittelalterliches System von Wohngebäuden im sogenannten Bauernbarock, versehen mit einem Stuckdekor. Das Reservat besteht aus 23 einzelnen Gehöften mit insgesamt 120 Gebäuden und Brunnen mit Holzkolbenpumpen und dem Hof Nr. 6, welcher der Sitz einer Bauernfamilie seit 1530 ist.
Schloss Litomyšl (Leitomischl)
(Lage)
1999 K 901 In Litomyšl ist das Renaissance-Schloss und das Schlossareal aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Welterbe registriert. Dazu gehören die Nebengebäude und der Schlossgarten. Im 18. Jahrhundert wurde das Schloss-Interieur verändert, aber die Renaissance-Sgraffito-Fassaden blieben erhalten.

Dreifaltigkeitssäule und Rathaus
Dreifaltigkeitssäule in Olomouc (Olmütz) 2000 K 859 Die Dreifaltigkeitssäule in Olomouc (auch Pestsäule genannt) ist von 1716 bis 1754 errichtet worden. Sie diente der katholischen Kirche für Gottesdienste und zur Stärkung des Glaubens. Die Errichtung der Säule erfolgte aus Dankbarkeit für das Ende der Pest, die Mähren zwischen 1714 und 1716 heimgesucht hatte. Alle Künstler und Handwerker, die an der Säule gearbeitet haben, waren Bürger von Olomouc. Die etwa 35 m hohe Säule stellt das höchste bildhauerische Kulturdenkmal in Tschechien dar und besitzt eine kleine Kapelle.

Ansicht von der Gartenseite
(weitere Bilder)
Haus Tugendhat in Brno (Brünn)
(Lage)
2001 K 1052 Die Villa Tugendhat in Brünn ist die bekannteste Villa des Architekten Mies van der Rohe, sie wurde 1929–1930 erbaut. Die Villa verfügt über 3 Ebenen, das Hauptgeschoss mit Eingangsbereich, Arbeits- und Esszimmer, das Kellergeschoss mit Waschraum, Lagerräumen, Dunkelkammer und Heizraum und das Obergeschoss mit Schlafzimmer, Kinderzimmer und Dienstmädchen-Zimmer. Der Garten ist als Teil des Gebäudes konzipiert. Die Villa wurde während des Zweiten Weltkriegs und danach bis in die 1980er Jahre zweckentfremdet, ist aber heute wieder rekonstruiert und zugänglich.

Das jüdische Viertel mit der Basilika im Hintergrund
Jüdisches Viertel und Basilika St. Prokop in Třebíč (Trebitsch) 2003 K 1078 Das Jüdische Viertel in Třebíč und die St.-Prokop-Basilika sind Bestandteil der Welterbeliste. Die Basilika St. Marien besitzt eine wertvolle Krypta (etwa 700 Jahre alt) mit originalen Deckenmalereien. Die Basilika wurde 200 Jahre für weltliche Zwecke genutzt, dann wurde der Innenraum in den Jahren 1924–1935 von Kamil Hilbert umgestaltet. Zum Jüdischen Viertel gehören das Rathaus, Schulen, Armenhäuser und eine Synagoge. Der alte jüdische Friedhof liegt auf dem Schlosshügel (Kopec Hrádek), er besitzt etwa 3000 Grabsteine und wurde 1631 angelegt. Auf dem jüdischen Friedhof besteht seit 1903 eine Zeremonienhalle, sie ist der einzige Bau ihrer Art außerhalb Israels, der auf der Welterbe-Liste steht.

Der Rote Turm des Todes
Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří
(Lage)
2019 K 1478 Transnationale Welterbestätte gemeinsam mit Deutschland. Die Montanregion steht für eine ungewöhnliche Kontinuität an Bergbautradition. Im ausgehenden Mittelalter war sie Hauptquelle für Silbererz, später wurde Zinn und schlussendlich Uran abgebaut. Vom 12. bis zum 20. Jahrhundert war das Erzgebirge Brennpunkt von montaner Innovation, was sich in der Wasserwirtschaft, den Bergbaustädten und den Stätten der Verarbeitung manifestiert, die weitgehend original erhalten Bestandteil des Welterbes bilden.

Von d​en 22 Komponenten liegen fünf a​uf tschechischem Staatsgebiet: Jáchymov, Roter Turm d​es Todes, Abertamy-Bozi Dar-Horní Blatná, Kupferberg u​nd Krupka.

Erfüllte Kriterien für Welterbe: Schnittpunkt menschlicher Werte (ii), kulturelles Zeugnis (iii), Zeugnis e​ines Abschnitts d​er Menschheitsgeschichte (iv)


Kirche und Reitplatz
Landschaft für die Zucht und Dressur von zeremoniellen Wagenpferden in Kladruby nad Labem
(Lage)
2019 K 1589 Die Zucht- und Dressurlandschaft der Kladruber Wagenpferde am habsburgischen Hof liegt in den Elbeniederungen. Die Anlage wurde 1579 gegründet und widmet sich auch heute noch ihrer Bestimmung. Sie ist ein Zeugnis der bedeutenden Rolle, die Pferde einst beim Transport, in der Landwirtschaft und beim Militär spielten.

Erfüllte Kriterien für Welterbe: Zeugnis e​ines Abschnitts d​er Menschheitsgeschichte (iv), traditionelle Siedlungsform, Boden- o​der Meeresnutzung (v)

Buchenurwälder und Alte Buchenwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas (Erweiterung)
(Lage)
2021 N 1133 Erweiterung der Welterbestätte Buchenurwälder und Alte Buchenwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas um das Schutzgebiet Jizerskohorské bučiny im Isergebirge.
Bedeutende Kurstädte Europas
(Lage)
2021 K 1613 Das transnationale Welterbe gemeinsam mit Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und dem Vereinigten Königreich umfasst in Tschechien die drei Kurorte Karlsbad, Marienbad und Franzensbad.

Tentativliste

In d​er Tentativliste s​ind die Stätten eingetragen, d​ie für e​ine Nominierung z​ur Aufnahme i​n die Welterbeliste vorgesehen sind.

Aktuelle Welterbekandidaten

Mit Stand 2021 s​ind 14 Stätten i​n der Tentativliste v​on Tschechien eingetragen, d​ie letzte Eintragung erfolgte 2020.[3] Die folgende Tabelle listet d​ie Stätten i​n chronologischer Reihenfolge n​ach dem Jahr i​hrer Aufnahme i​n die Tentativliste.

f1 Karte m​it allen Koordinaten aktueller Welterbekandidaten: OSM

Bild Bezeichnung Jahr Typ Ref. Beschreibung
Renaissance-Häuser in Slavonice
(Lage)
2001 K 1507 Komplex von Bürgerhäusern in Slavonice aus der Spätgotik und Renaissance
Papiermühle in Velké Losiny 2001 K 1508 Papiermühle aus dem 16. Jahrhundert zur Herstellung von Büttenpapier in der Gemeinde Velké Losiny

Rosenberg-Weiher
Fischteich-Netzwerk im Třebon-Becken 2001 K 1509

Felsenstadt Hrubá Skála
Felsenstädte des Český ráj 2001 N 1511 Der Český ráj (deutsch: Böhmisches Paradies) ist eine Mittelgebirgslandschaft im Nordosten Tschechiens, am Mittellauf der Jizera, die geprägt wird durch ihre bekannten Felsenstädte aus Sandstein.
Stätten Großmährens
(Lage)
2001 K 1559 transnationaler Vorschlag von Stätten des Mährerreichs gemeinsam mit der Slowakei (Ref. 5093), umfasst in Tschechien die Burg Morava bei Mikulčice
Industrieanlagen in Ostrava 2001 K 1560
Festung Terezín
(Lage)
2001 K 1561

Hotel im Kurpark
(weitere Bilder)
Kurbad Luhačovice
(Lage)
2001 K 1562 War 2014–2016 auch Bestandteil des Vorschlags Great Spas of Europe
Felsskulpturen von Betlém bei Kuks 2001 K 1563
Burg Karlštejn
(Lage)
2001 K 1564

Villa Müller
Erweiterung des Weltkulturerbes Prager Altstadt um wichtige Bauwerke der Umgebung 2001 K 1565 Geplante Erweiterung der bestehenden Welterbestätte (Ref. 616) um Villa Müller, Stift Břevnov und Jagdschloss Hvězda
Berghotel und Fernsehsender Ještěd
(Lage)
2007 K 5152
Žatec – die Hopfenstadt 2007 K 5153
Alte Kläranlage in Prag-Bubeneč
(Lage)
2020 K 6485

Ehemalige Welterbekandidaten

Diese Stätten standen früher a​uf der Tentativliste, wurden jedoch wieder zurückgezogen o​der von d​er UNESCO abgelehnt. Stätten, d​ie in anderen Einträgen a​uf der Tentativliste enthalten o​der Bestandteile v​on Welterbestätten sind, werden h​ier nicht berücksichtigt.[4]

f1 Karte m​it allen Koordinaten ehemaliger Welterbekandidaten: OSM

Bild Bezeichnung Jahr Typ Ref. Beschreibung
Klosterkirche in Kladruby
(Lage)
1993–1994 K 691 1994 von der Unesco abgelehnt
Historisches Zentrum von Olmütz
(Lage)
1993–2000 K 2000 wurde nur die Dreifaltigkeitssäule in das Welterbe aufgenommen.
Die zeitlose und humanistische Architektur von Jože Plečnik in Ljubljana und Prag 2015–2018 K 5967 Bei dem gemeinsam mit Slowenien eingebrachten Vorschlag war in Prag die Kirche des heiligsten Herzens des Herrn nominiert. Nachdem klar geworden war, dass diese transnationale Bewerbung nur wenig Aussicht auf Erfolg hätte, beschloss Slowenien die Bewerbung alleine weiterzuverfolgen.[5]
Westböhmisches Bäderdreieck 2008–2021 K 5378 Umfasst die drei Kurorte Karlsbad, Marienbad und Franzensbad. Nun Teil des Weltkulturerbes Bedeutende Kurstädte Europas.
Commons: Welterbestätten in Tschechien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tschechien. In: whc.unesco.org. UNESCO World Heritage Centre, abgerufen am 11. August 2021 (englisch).
  2. Deutsche Bezeichnungen entsprechend Welterbeliste. In: www.unesco.de. Deutsche UNESCO-Kommission, abgerufen am 11. August 2021.
  3. Tentativliste von Tschechien. In: whc.unesco.org. UNESCO World Heritage Centre, abgerufen am 11. August 2021 (englisch).
  4. Former Tentative Sites of Czechia. In: World Heritage Site. Abgerufen am 28. Juli 2017 (englisch).
  5. Slovenia to proceed with UNESCO listing of Plečnik's works alone. STA (Slovenska tiskovna agencija, nationale Nachrichtenagentur Sloweniens), 27. Dezember 2017, abgerufen am 15. März 2018.
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