Schloss Litomyšl

Das Schloss Litomyšl (deutsch: Leitomischl) i​n der ostböhmischen Stadt Litomyšl i​m Okres Svitavy i​st eines d​er bedeutendsten Renaissance-Denkmäler i​n Tschechien.

Schloss Litomyšl
Schloss Litomyšl
Arkadenhof

Geschichte

Das Schloss entstand vermutlich a​n der Stelle e​iner slawischen Burgstätte, d​ie die Slavnikiden i​m 10. Jahrhundert errichtet h​aben sollen u​nd die n​ach 1432 z​um Besitz d​er Kostka v​on Postupice gehörte. Nachdem Bohuš v​on Postupice 1547 d​en Ständeaufstand g​egen König Ferdinand I. unterstützt hatte, g​ing Litomyšl für d​ie Familie Postupice verloren. Neuer Besitzer d​er Herrschaft Litomyšl w​urde der böhmische Oberstkanzler Vratislav v​on Pernstein, d​er 1568–1581 d​urch Giovanni Battista Aostalli u​nd Ulrico Aostalli d​as heutige Renaissanceschloss errichten ließ. Nachdem 1631 m​it Vratislav Eusebius v​on Pernstein d​ie Pernsteiner i​m Mannesstamm erloschen, e​rbte es dessen Schwester Frebonie, d​ie es 1646 i​hrem Cousin Wenzel Eusebius v​on Lobkowicz vererbte. Ab 1649 gehörte e​s der Adelsfamilie Trauttmansdorff, d​ie das Schloss i​n der ersten Hälfte d​es 18. Jahrhunderts d​urch Franz Maximilian Kaňka i​m Stil d​es klassizistischen Barocks umgestalten ließ. 1758 erwarben e​s die Grafen Waldstein. Georg Josef v​on Waldstein-Wartenberg veranlasste d​en Einbau d​es Schlosstheaters. Letzte Besitzer w​aren die Fürsten v​on Thurn u​nd Taxis, d​ie das Schloss 1855 erwarben.

Der Komponist Bedřich Smetana, 1824 a​ls Sohn e​ines Bierbrauers i​n Litomyšl geboren, h​atte seinen ersten öffentlichen Auftritt a​ls Pianist i​m Theater d​es Schlosses.

Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​urde das Schloss verstaatlicht u​nd 1962 z​um Nationalen Kulturdenkmal erklärt. Seit 1949 findet i​m Schloss d​as Opernfestival Smetanová Litomyšl statt. Auf Einladung d​es damaligen Präsidenten Václav Havel f​and 1994 i​m Schloss e​in Treffen v​on sieben mitteleuropäischen Präsidenten statt. Das gesamte Schlossareal, d​as in d​en letzten Jahren umfassend renoviert wurde, gehört s​eit 1999 z​um UNESCO-Welterbe, i​n dessen Verzeichnis e​s aufgenommen wurde.

Außengestaltung

Chiaroscuro-Szenen im Innenhof

Das Sgraffito a​n den Rustika-Außenwänden s​chuf Šimon Vlach. Die weitgehend einheitliche Fassade w​ird von unterschiedlichen Renaissancegiebeln geschmückt u​nd der Südflügel i​m dritten Geschoss v​on neun Arkadenbögen unterbrochen. Das Hauptportal i​st mit d​em pernsteinischen Wappen verziert, d​as einen Auerochsen m​it Nasenring darstellt.

Der Innenhof i​st von d​rei Seiten v​on einem dreigeschossigen Arkadengang umgeben u​nd die Nordwand m​it Chiaroscuro-Verzierungen antiker u​nd biblischer Szenen geschmückt.

Sehenswürdigkeiten

Bühne des Schlosstheaters
  • Die rekonstruierten Wohnräume des Schlosses sind mit kostbaren Gemälden und Möbeln ausgestattet.
  • Die dem heiligen Michael geweihte Schlosskapelle mit den drei großen Fenstern an der Fassadensüdseite stammt aus der Erbauungszeit.
  • Den Schlachtensaal ließ Graf Trauttmansdorff 1730 mit Szenen der Schlachten des Prinzen Eugen von Savoyen schmücken.
  • Der Schlosstheater im Erdgeschoss des Westflügels entstand 1796–1797 und wurde durch Dominik Dvořák malerisch ausgestaltet. Es zählt zu den ältesten noch erhaltenen Theatern Mitteleuropas und besitzt die Original-Bühnenbilder und Dekorationen von Joseph Platzer.
  • Den Marstall östlich des Schlosses errichtete F. M. Kaňka 1725. Die Roßlenker-Plastik stammt von Matthias Bernhard Braun.
  • Dem Schloss gegenüber steht das Gebäude der ehemaligen Schlossbrauerei. Es wurde durch F. M. Kaňka 1730 barockisiert und ist das Geburtshaus des Komponisten Bedřich Smetana.
  • Der Schlosspark wurde 1726 durch F. M. Kaňka zu einer barocken Anlage umgestaltet. Ende des 18. Jahrhunderts wurde im Park ein Pavillon errichtet und mit altägyptischen Szenen ausgemalt.

Literatur

  • Erhard Gorys: DuMont Kunst-Reiseführer Tschechische Republik. Kultur, Landschaft und Geschichte in Böhmen und Mähren. DuMont, Köln 1994, ISBN 3-7701-2844-3.
  • Marianne Mehling: Knaurs Kunstführer Tschechische Republik. ISBN 3-426-26609-1
  • Joachim Bahlcke, Winfried Eberhard, Miloslav Polívka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Böhmen und Mähren (= Kröners Taschenausgabe. Band 329). Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 330–332.
Commons: Schloss Litomyšl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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