Burg Karlštejn
Die Burg Karlštejn (deutsch (Burg) Karlstein und (Burg) Carlstein, tschechisch auch Karlův Týn[1]) befindet sich in der Gemeinde Karlštejn rund 30 km südwestlich von Prag in Tschechien. Die Höhenburg wurde von Kaiser Karl IV. erbaut und beherbergte nach der Fertigstellung bis 1421 die Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reiches.
Burg Karlštejn | ||
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Staat | Tschechien (CZ) | |
Ort | Karlštejn | |
Entstehungszeit | 1348 | |
Burgentyp | Höhenburg | |
Erhaltungszustand | Wesentliche Teile erhalten | |
Geographische Lage | 49° 56′ N, 14° 11′ O | |
Höhenlage | 305 m n.m. | |
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Geschichte
Die Burg Karlstein wurde 1348 von Karl IV. gegründet, nachdem er erstmals zum römisch-deutschen König gewählt worden war (die Kaiserkrönung wurde erst 1355 vollzogen).
Sie wurde als Schatzkammer der Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reiches und der gewaltigen Reliquiensammlung Karls IV. angelegt. Bis die wichtigsten Mauern standen, vergingen zehn Jahre, der Bau der Kapelle des Heiligen Kreuzes dauerte bis 1365. Die Außenmauern sollten den Eroberungsversuchen standhalten, trotzdem wurden die Reichskleinodien in den Hussitenkriegen um 1421 evakuiert und über Ungarn nach Nürnberg verbracht.
Die erste Bewährung bestand die Burg 1422, als die Prager Fraktion der Hussiten sie erfolglos belagerte. Dabei wurden mit fünf Bliden 9.032 Steine, 1.822 mit Jauche gefüllte Fässer und 22 Fässer mit Feuer in die Burganlage geschleudert.[3] Die Auswirkungen der Jauche konnten durch ungelöschten Kalk abgemildert werden.[4] Es kamen auch Steinbüchsen zum Einsatz. Die Kugeln, aus örtlich vorhandenem Kalkstein gefertigt, erwiesen sich als zu weich für die Mauerstärken der Burg, sodass endlich sogar Steinsäulen aus Prager Kirchen zu Kugeln verarbeitet wurden.[5]
Von 1498 bis 1526 wurde Zdeniek Lev von Rosental zunächst zum Burggrafen, dann zum Oberstburggrafen berufen. Ende des 16. Jahrhunderts wurden auf Anordnung des Kaisers Rudolf II. die Außenmauern nochmals befestigt und erneuert. 1619 wurden die verbliebenen böhmischen Krönungsschätze mit dem Archiv nach Prag gebracht. In der Auseinandersetzung zwischen dem böhmischen Winterkönig (27. August 1619 bis 8. November 1620) Friedrich von der Pfalz und den Habsburgern übergab die Besatzung die Burg 1620 kampflos an Ferdinand II., seit dem 28. August 1619 Römischer Kaiser. 1648 wurde sie durch Schweden erobert. Die Burg verfiel langsam. Erst Kaiser Franz II. und sein Sohn Ferdinand ließen Mitte des 19. Jahrhunderts die Burg renovieren.
Das heutige Aussehen erhielt die Burg nach den Umbauten, die von 1887 bis 1899 dauerten. Die Pläne stammen vom Architekten Friedrich von Schmidt, die dann aber von Josef Mocker geändert wurden, der auch die Oberaufsicht über die Rekonstruktion hatte.
Die naheliegenden Dörfer Budňany und Poučník wurden 1952 zur Gemeinde Karlštejn zusammengefasst.
Beschreibung der Burg
Die einzelnen Teile der Burg befinden sich auf verschiedenen Höhen, um die Bedeutung zu verdeutlichen. Wahrzeichen der Burg ist der Große Turm, dessen Grundriss der Seiten 25 und 17 Meter lang ist. Die Mauer ist vier Meter dick, die nördliche Seite sieben Meter. Hauptraum ist die Kapelle des Heiligen Kreuzes. Die Wandverkleidung der Kapelle mit Gemälden stammt vom Hofmaler Karls IV., Meister Theodorik. Die Gemälde stellen die „Himmlische Armee“ dar.
Die Burg hat keinen natürlichen Brunnen. Bergleute aus Kutná Hora teuften einen Schacht auf 80 Meter Tiefe für einen Burgbrunnen ab, stießen dabei aber nicht auf Wasser. Aufgrund dessen erfolgte die Zuleitung von Wasser des nahegelegenen Baches Budňanský potok in eine Zisterne. Dieser Schwachpunkt im Falle einer Belagerung wurde geheim gehalten.
Literatur
- Franz Auge (Hrsg.): Beschreibung der kaiserlichen königlichen Burg Karlstein in Böhmen. 2., verbesserte und vermehrte Auflage. Gerzabek, Prag 1819, Digitalisat.
- Jan Boněk, Thomás Boněk: Karlstein. Eminent Verlag, Prag 2007, ISBN 978-80-7281-317-9.
- Vinzenz Chyský: Karlstein. Geschichte und Führer durch die Burg. Orbis, Prag 1936.
- Frank Dengler: Karlstein und Vincennes – zwei spätmittelalterliche Burgen als Herrschaftssymbole im Vergleich. In: Hartmut Hofrichter (Hrsg.): Die Burg – ein kulturgeschichtliches Phänomen. Theiss, Stuttgart 1994, ISBN 3-8062-1134-5 (=Veröffentlichungen der Deutschen Burgenvereinigung e.V., Reihe B, Schriften Band 2 und Sonderheft Burgen und Schlösser), S. 75–85.
- Michael Eschborn: Karlstein. Das Rätsel um die Burg Karls IV. Verlag Urachhaus, Stuttgart 1971, ISBN 3-87838-146-8.
- Jiří Fajt, Jan Royt: Magister Theodoricus, Hofmaler Kaiser Karls IV. Die künstlerische Ausstattung der Sakralräume auf Burg Karlstein (Ausstellung Prag, St.-Agnes-Kloster, 12. November 1997 – 26. April 1998). Nationalgalerie, Prag 1997, ISBN 80-7035-162-4 (stark gekürzte deutsche Ausgabe des tschechischen Ausstellungskataloges).
- František Fišer: Karlštejn. Vzájemné vztahy tří karlštejnských kaplí. Karmelitánské Nakladatelství, Kostelní Vydří 1996, ISBN 80-7192-169-6 (deutsche Zusammenfassung: Karlštejn – wechselseitige Beziehungen der drei Karlštejner Kapellen).
- Joseph Neuwirth: Mittelalterliche Wandgemälde und Tafelbilder der Burg Karlstein in Böhmen (= Forschungen zur Kunstgeschichte Böhmens. Band 1, ZDB-ID 538768-1). Calve, Prag 1896.
Weblinks
- Homepage der Burg (englisch, tschechisch).
Einzelnachweise
- týn ist ein abgegrenzter Ort, vgl. das Prager Stadtviertel Týn (dt.: Thein) und das englische Wort town (dt.: Stadt)
- baugleich mit dem schlechter erkennbaren Foto von 1870
- Bernhard Rathgen: Das Geschütz im Mittelalter. Berlin 1928, S. 368.
- Nicolai Guleke: Kriegchirurgie und Kriegschirurgen im Wandel der Zeiten. Gustav Fischer, Jena 1945, S. 5.
- Rathgen 1928, S. 369.