Granne
Eine Granne (auch Arista) (von ahd. grana, Barthaar) ist ein borsten- oder fadenförmiger, gewöhnlich etwas starrer Fortsatz eines Pflanzenorgans. Grannen können gerade, gekrümmt, gekniet oder gedreht, sowie auch verzweigt, wie bei der Gattung Aristida,[1] sein, behaart (zur Windausbreitung) oder rau. In letzterem Fall bleiben sie leicht im Tierfell hängen, wodurch die Ausbreitung gefördert wird.[2]
Sie finden sich beispielsweise auf dem Rücken oder am Ende der Spelzen vieler Süßgräser (Poaceae). Dabei entspricht die Spelze dem Unterblatt, die Granne wird meist als der Blattspreite homolog betrachtet.[2] Dies ist aber nicht unumstritten.[3] Die längsten Grannen besitzen die Federgräser (Stipa).[2]
Die Granne spielt bei Gräsern eine Rolle in der Photosynthese sowie in der Wasserregulation und der Samenausbreitung.[4][5]
Beim Dreschen werden die Grannen von Getreiden entfernt, die zu Getreideprodukten verarbeitet werden sollen, und bilden zusammen mit Hülsen, Spelzen, Samenhüllen und Stängelteilen die Spreu.
Eine andere grannenartige Struktur findet sich bei den Storchschnabelgewächsen (Geraniaceae).[6] Die geschnäbelten Früchte zerfallen bei der Reife in fünf Teilfrüchte mit je einem borstenförmigen Anhängsel, welches der Außenwand des Fruchtblatts entspricht und als Granne bezeichnet wird.[7] Bei der Gattung Reiherschnabel (Erodium) bewegen sich die Grannen durch Entquellung und Quellung (hygroskopisch) und bohren dabei den Samen in den Boden.[7]
Auch bei Blättern können grannenartige Spitzen ausgebildet werden wie bei einigen Eichen-Arten oder beim Grannen-Klappertopf und dem Knorpelkraut. Auch bei den Anhängseln der Antheren bei der Gattung Erica und den Samenfortsätzen bei Strophanthus-Samen wird manchmal von Grannen gesprochen.[8][9] Auch ein Pappus der Korbblütler kann grannenartig ausgebildet sein wie bei den Sonnenblumen.[10] Die Grannen-Kiefer trägt ihren Namen aufgrund der steifen, spitzen und grannenartigen Dornen der Zapfen. Die Zapfenschuppen der verwandten Langlebigen Kiefer sind ebenfalls grannartig bespitzt.
Das steife Grannenhaar (Strichhaar) aus dem Oberfell bei vielen Tieren wird auch kurz als Granne genannt.[11]
Einzelnachweise
- Ann Fowler Rhoads, Timothy A. Block: The Plants of Pennsylvania: An Illustrated Manual. University of Pennsylvania Press, 2007, ISBN 978-0-8122-4003-0, S. 364.
- Peter Sitte, Hubert Ziegler, Friedrich Ehrendorfer, Andreas Bresinsky: Strasburger, Lehrbuch der Botanik. Gustav Fischer, Stuttgart / Jena / New York, 1991, ISBN 3-437-20447-5, S. 821.
- Bertold Heyden: Studium der Grannenbildung bei Weizen – im Vergleich mit dem Blattwachstum. In: Saatgut. Mitteilungen Keyserlingk-Institut, (Nr. 21, S. 13, 2007), siehe auch Nr. 23, S. 1–42, 2010. Keyserlingk-Institut (PDF)
- Awn (arista). In: George P. Rédei: Encyclopedia of Genetics, Genomics, Proteomics and Informatics. Springer, 2008, ISBN 978-1-4020-6753-2, S. 173, doi:10.1007/978-1-4020-6754-9_1431.
- Xing-feng Li, Du Bin, Wang Hong-gang: Awn anatomy of common wheat (Triticum aestivum L.) and its relatives. In: Caryologia. 63(4), 2010, S. 391–397, doi:10.1080/00087114.2010.10589751.
- Vernon H. Heywood (Hrsg.): Blütenpflanzen der Welt. Birkhäuser, Basel / Boston / Stuttgart, 1982, ISBN 3-7643-1305-6, S. 209.
- Peter Sitte, Hubert Ziegler, Friedrich Ehrendorfer, Andreas Bresinsky: Strasburger, Lehrbuch der Botanik. Gustav Fischer, Stuttgart / Jena / New York, 1991, ISBN 3-437-20447-5, S. 785.
- Michael Hickey, Clive King: The Cambridge Illustrated Glossary of Botanical Terms. Cambridge University Press, 2000, ISBN 0-521-79401-3, S. 4.
- Robert Fischer, Theodor Kartnig: Drogenanalyse. 5. Auflage, Springer, 1978, ISBN 978-3-211-82440-5 (Reprint), S. 149.
- Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland. Band 5, Springer, 2007, 2016, ISBN 978-3-662-50419-2, S. 544, 545, 551.
- Das große Fischer Lexikon in Farbe. Band 7, Fischer, Frankfurt am Main, 1976, ISBN 3-436-02345-0, S. 2435.