Raddusch
Raddusch, niedersorbisch Raduš , ist ein Ort im Biosphärenreservat Spreewald und Teil der Stadt Vetschau/Spreewald im brandenburgischen Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Raddusch liegt im amtlichen Siedlungsgebiet der Sorben/Wenden.
Raddusch Raduš Stadt Vetschau/Spreewald | |
---|---|
Höhe: | 55 m ü. NHN |
Fläche: | 19,81 km² |
Einwohner: | 665 (31. Dez. 2020)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 34 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 26. Oktober 2003 |
Postleitzahl: | 03226 |
Vorwahl: | 035433 |
Lage
Raddusch liegt in der Niederlausitz im zum Biosphärenreservat Spreewald gehörenden Oberspreewald. Umliegende Ortschaften sind die Lübbenauer Ortsteile Lehde und Leipe im Norden, der Burger Ortsteil Burg-Kolonie im Nordosten, Stradow im Osten, Göritz im Südosten, Koßwig im Süden sowie die wiederum zur Stadt Lübbenau gehörenden Ortsteile Bischdorf im Südwesten, Groß Lübbenau im Westen sowie Boblitz und Lübbenau im Nordwesten.
In der Ortsflur von Raddusch liegen der Kossateich im Norden sowie der Bischdorfer See und der Kahnsdorfer See im Süden. Letztere beiden sind Restseen des Braunkohletagebaus Seese-West. Nördlich des Ortes fließt die Spree, mehrere kleinere Fließe fließen auch durch Raddusch.
Durch die Gemarkung Radduschs verlaufen die Landesstraße 49 von Lübbenau nach Cottbus sowie die Bundesautobahn 15. Die nächstgelegene Anschlussstelle Vetschau ist fünf Kilometer entfernt. Südwestlich der Ortslage in Richtung des Kahnsdorfer Sees befindet sich an den beiden überregionalen Straßen der Wohnplatz Radduscher Ziegelei, nordöstlich in der Nähe des Kossateichs der Wohnplatz Radduscher Kaupen.
Geschichte
Der Niederlausitzer Ort wurde erstmals 1294 urkundlich als Raddets bzw. Raddiß erwähnt. Im Jahr 1312 wurde die Schreibweise in Radisch, 1460 in Rads, 1542 Radiß, 1700 in Radusch und 1727 in die heutige geändert. Die niedersorbische Namensform wurde 1843 als Raduš genannt. Der Ortsname ist auf einen slawischen Personennamen mit dem Stamm Rad- zurückzuführen. Die Besiedlungsgeschichte ist wesentlich älter, was man an der über 1000 Jahre alten Slawenburg Raddusch nachweisen kann.
Raddusch war und ist teilweise noch heute von Wenden (Sorben) bewohnt, einem westslawischen Volk mit eigener Kultur, Sprache und Tradition. Im Jahre 1884 ermittelte Arnošt Muka für seine Einwohnerstatistik der Lausitz im Ort insgesamt 869 Einwohner, darunter 854 Sorben und nur 15 Deutsche, wobei die deutschen Einwohner ebenfalls die sorbische Sprache beherrschten.[2] Bedingt durch die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts besonders verstärkte Assimilation der sorbischsprachigen Einwohner, war der Anteil der sorbischen/wendischen Bevölkerung bis 1956 auf 22,1 % gesunken, womit Raddusch in der Gegend zwischen Vetschau und Lübbenau jedoch immer noch zu jenen Dörfern mit dem höchsten Anteil an Sorbisch-Sprechern zählte.[3] Bis in die Gegenwart ist die Sprecherzahl weiter gesunken. Besonders auffällig sind jedoch weiterhin die Spreewaldtrachten der Frauen. Straßennamen und Hinweisschilder sind oft zweisprachig. Mehrere Mühlen waren jahrhundertelang in Betrieb, darunter die Radduscher Buschmühle.
Der Ortsname könnte vom slawischen Personennamen Radoslaw (zu deutsch: Ruhmlieb oder von „sich freuen“ – Freuenort) abgeleitet sein, da Raddusch früher ein reiches Bauerndorf war. Zu den Erwerbsquellen gehörten die Landwirtschaft sowie die Fischerei. Angebaut wurden Gurken, Meerrettich, Zwiebeln, Kürbis sowie Tabak und Flachs. Der Kahn war in Raddusch lange Zeit ein wichtiges Verkehrsmittel. Besondere Bedeutung hatte er in der Landwirtschaft, denn das Futter musste oft von weit entfernten Wiesen zu den dörflichen Stallungen gebracht werden. Diese Arbeit wurde meist von den Frauen erledigt. Mit dem Kahn wurden auch Gemüse, Getreide und Kartoffeln bis nach Berlin gestakt. Diese Fahrten dauerten etwa eine Woche und waren sehr anstrengend.
Wirtschaft
Heute ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Jährlich besuchen tausende Gäste den Spreewald und übernachten auch in den Hotels und Pensionen von Raddusch. Bei ausgedehnten Kahnfahrten, oft auch in Kombination mit dem Spreewaldkremser und der Kutsche, erleben die Gäste die Kulturlandschaft des von der UNESCO geschützten Biosphärenreservates. An das Wasserstraßennetz des Spreewalds ist Raddusch über die Radduscher Kahnfahrt angeschlossen.
Infrastrukturell gilt Raddusch als einer der am besten erschlossenen Spreewaldorte. Vom Bahnhof bis zum Hafen sind es nur fünf Minuten Fußweg, von den Autobahnabfahrten Vetschau bzw. Boblitz der Bundesautobahn 15 jeweils etwa fünf Kilometer.
Im Gewerbegebiet haben sich Unternehmen angesiedelt, wie der Spreewälder Gemüsemarkt und eine Fischräucherei. Hier ist auch der Sitz des Tourismusverbandes Spreewald. Einen guten Einblick in das dörfliche Leben wendischer und deutscher Familien vermittelt die Radduscher Heimatstube.
Bauwerke
Als Baudenkmale sind die Radduscher Buschmühle mit der dort befindlichen alten Schleusen- und Wehranlage 37 und das Wohnhaus mit Gemeinderaum am Dorfplatz 4 eingetragen.
Literatur
- Ernst Eichler: Die Ortsnamen der Niederlausitz. Domowina-Verlag, Bautzen 1975, DNB 760146020.
Weblinks
- Homepage der Arbeitsgruppe Tourismus Raddusch
- Raddusch in der RBB-Sendung Landschleicher vom 11. November 2018
Einzelnachweise
- Entwicklung der Einwohnerzahl der Stadt Vetschau/Spreewald. Stadt Vetschau, abgerufen am 6. Juli 2021.
- Arnošt Muka: Die Statistik der Lausitzer Sorben. Deutsch von Robert Lorenz, Domowina-Verlag, Bautzen 2019, S. 58.
- Ludwig Elle: Sprachenpolitik in der Lausitz. Domowina-Verlag, Bautzen 1995, S. 256.