Truppenübungsplatz Heuberg
Der Truppenübungsplatz Heuberg ist ein Truppenübungsplatz (TrÜbPl) der Bundeswehr auf dem Gebiet der Landkreise Sigmaringen und Zollernalb in Baden-Württemberg. Er war seit der Errichtung im wilhelminischen Kaiserreich stets ein Spiegelbild der deutschen Geschichte.[1]
Geographie
Auf dem Großen Heuberg, einer Hochfläche im Südwesten der Schwäbischen Alb in einer Höhenlage von 800 bis 970 Meter gelegen,[2] wird das Areal von den Ortschaften Albstadt im Norden, Stetten am kalten Markt mit Lager Heuberg und Alb-Kaserne (beide Heer) im Südosten, Schwenningen im Süden und Meßstetten mit der ehemaligen Zollernalb-Kaserne (bis 2013: Luftwaffe mit Luftraumüberwachung) im Nordwesten eingerahmt.
Die Mittelgebirgslandschaft zeigt sich hier hügelig und von mehreren flachen Tälern durchschnitten.[3] Die Mittelgebirgslandschaft ist mit 40 Prozent Nadel- und Mischwald sowie 60 Prozent Freiflächen mit überwiegend Kalkmagerrasen und Magerrasenmähwiesen bedeckt.[4]
Das Klima auf der Albhochfläche ist mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 6,3 °C niedrig. Temperaturschwankungen von bis zu 19 °C an einem Tag sind möglich. Frost ist von September bis Mai möglich, jedoch auch in den Sommermonaten nicht selten. Die jährliche Niederschlagsmenge liegt bei über 800 Millimetern.[4]
Die Kasernenanlagen, der Standortübungsplatz sowie der Truppenübungsplatz umfassen rund 4.780 Hektar (47,8 km²)[4]. Hiervon sind 2.480 Hektar Übungsfläche, von denen 1.245 Hektar für Kettenfahrzeuge geeignet sind. Auf die beiden Liegenschaften des Bundeswehrstandorts Stetten am kalten Markt – Lager Heuberg und Alb-Kaserne – entfallen 141,8 Hektar, wobei rund 1.620 Hektar auf die Gemarkung der Gemeinde Stetten am kalten Markt[2] und 129 Hektar auf die Gemarkung der Gemeinde Schwenningen[5] entfallen. Die Stadt Meßstetten musste 1909 fast 40 Prozent ihrer Gemarkungsfläche an den Reichsfiskus verkaufen.[6]
Im Zusammenhang mit dem Truppenübungsplatz Heuberg entstanden des Weiteren drei verbunkerte Bauwerke (Bauwerk I/II, III und IV) innerhalb des Truppenübungsplatzes sowie eine Radarkuppel (Bauwerk V) auf dem „Weichenwang“ (Gemarkung Meßstetten). Des Weiteren gibt es die Außenfeuerstellungen in den Gewannen
- „Sieben Jauchert“ (Gemarkung Kaiseringen),
- „Wachtbühl“ und „Wanne“ (Gemarkung Schwenningen),
- „Vogelbühl“ (Gemarkung Bärenthal),
- „Bol“ (Gemarkung Meßstetten-Hartheim) und „Wiedenäcker“ (Gemarkung Meßstetten-Unterdigisheim) und
- „Blumersberg“ (Gemarkung Meßstetten; aufgehoben 1995).
Geschichte
Vorgeschichte
Der Truppenübungsplatz Heuberg geht auf die Forderungen des XIV. Badischen Armee-Korps zurück, das im Jahre 1885 sein Bedürfnis nach einem den neuen Anforderungen militärtaktischer Grundsätze genügenden Manöverraum formulierte. Am 1. August 1899 setzte das Generalkommando, mit Sitz in der badischen Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe, das Großherzogliche Ministerium für Finanzen über die Anforderungen an einen zukünftigen Truppenübungsplatz in Kenntnis. Neben vielen Kriterien sollte der zukünftige Truppenübungsplatz nicht in Höhenlage liegen, über einen Eisenbahnanschluss verfügen und möglichst kreisrund anlegbar sein. Die mit der Suche beauftragte Domänendirektion stellte bald fest, dass die Wünsche der Militärs von keinem Kandidaten erfüllt werden konnten.
Im Jahre 1905 wendete sich das Interesse der Behörde dem Heuberg zu. Weil dort sowohl Gelände als auch Erwerb die wenigsten Schwierigkeiten bereiteten, entschied man sich für den Heuberg, obwohl der zukünftige Übungsplatz nur zu einem Drittel auf badischem Gebiet liegen und über keinen Eisenbahnanschluss verfügen würde. Pläne für einen Militärbahnhof (48° 10′ 26,76″ N, 8° 57′ 5,18″ O ) unterhalb der Außenfeuerstellung Blumersberg in Meßstetten wurden für 8000 Goldmark detailliert ausgearbeitet.[7]
Ab dem Jahre 1908 wurden die Kaufverhandlungen für die badischen[A 1], württembergischen[A 2] und preußischen[A 3] Gemarkungen[8] eingeleitet, welche sich jedoch noch einige Zeit hinzogen, da nicht alle privaten Verkäufer mit den vom Militär angebotenen Grundstückspreisen einverstanden waren, so dass es in einigen Fällen sogar zu Zwangsenteignungen durch den Reichsfiskus kam.[9]
Errichtung und Inbetriebnahme
Ab 1910 konnten die ersten Truppenübungen durch das XIV. Badische Armee-Korps auf dem Truppenübungsplatz stattfinden, der zu diesem Zeitpunkt jedoch nur teilweise angekauft war. Aufgrund noch fehlender fester Unterkünfte waren die Soldaten in Zelten oder in Quartieren der umliegenden Gemeinden untergebracht.[9] Zwischen 1912 und 1916 erfolgte auf der Gemarkung von Stetten am kalten Markt der Bau des Lagers Heuberg.[9]
Der Errichtung des Truppenübungsplatz sind mehrere, im 19. Jahrhundert zur Verbesserung der ökonomischen Situation der Bevölkerung in der ehemaligen Herrschaft Straßberg gebaute Aussiedlerhöfe zum Opfer gefallen.[10] Zu nennen sind hier z. B. der Harthof und Lenzenhütte – auch Glashüttehof genannt – (beide Gemarkung Straßberg), der Ochsenkopf und Waldhof (beide Gemarkung Kaiseringen), der Knobelhof (Gemarkung Heinstetten), Sebastiansweiler mit der Sebastianskapelle und Weinitz im Hardt (beide Gemarkung Frohnstetten).
Eine besondere Herausforderung stellte die Wasserversorgung der 6000 übenden Soldaten sowie 2500 Pferde dar.[11] Hierzu erwarb der Reichsmilitärfiskus am 19. Februar 1910 für rund 35 Tausend Reichsmark vom Fürstenhaus Fürstenberg die sogenannte Hammerschmiede, ein altes Eisenhüttenwerk in Thiergarten mit Kanal, Wehranlage, und die zwischen Neidingen und Thiergarten gegenüber Falkenstein entspringende Rainbrunnenquelle (Rainquelle)[12]. Nach Abriss der Hammerschmiede entstand an ihrer Stelle eine Pumpstation. Entlang des über 300 Meter höhere liegenden Übungsplatzes entstanden zudem ab 1909 drei Hochbehälter und eine Druckleitung. Im Jahr 1912 wurde ein Elektrizitätswerk errichtet, das über eine Stromleitung von Thiergarten aus den Übungsplatz mit Strom versorgte.[13]
Im Gewann „Kohltal“, das sich in das Storzinger Tal öffnet, begann man ab 1911 mit der Planung einer Kläranlage, deren Bau zwischen 1912 und 1914 erfolgte. 1914 konnte sie in Betrieb gehen. 1925 wurde Stetten am kalten Markt mit dem westlichen Ortskernteil an die Kläranlage angeschlossen, 1981 kam der Ortsteil Glashütte hinzu.[14] Am 31. Oktober 2004 wurde die Schwenninger Kläranlage stillgelegt und über Glashütte zur Kläranlage Kohltal gepumpt.[15]
Zum Aufbau und Versorgung des Truppenübungsplatzes wurde 1912 eine Material-Standseilbahn eingeweiht.[16] Von der 2,4 km langen Standseilbahn Kaiseringen, die vom Bahnhof in Kaiseringen zur Albhochfläche hinauf führte[17] und der auf der Ebene daran anschließenden 1,5 km langen Materialbahn auf dem Truppenübungsplatz[17] finden sich vom Endpunkt noch erkennbare Betonreste.[6] Die 1915 errichtete Bahn lief allerdings auch nach mehreren Umbauten nicht störungsfrei und wurde daher bald aufgegeben.[6] Nach Ende des Ersten Weltkriegs (1914–1918) wurde aufgrund der im Versailler Vertrag geforderten Demilitarisierung der Truppenübungsplatz vorerst nicht mehr militärisch genutzt, die Bahn 1921 stillgelegt und nicht wieder aufgebaut.[17] 1985 wurde auf der Zollernalbbahn ein Panzerverladebahnhof (48° 8′ 9,56″ N, 9° 7′ 41,3″ O ) in Storzingen gebaut.
Erster Weltkrieg und Weimarer Republik
Im Mai 1914, kurz vor Kriegsbeginn, wurde der Platz eröffnet.[6] Über die Benennung des Truppenübungsplatzes sind im Kriegsministerium in Berlin eingehende Erwägungen angestellt worden. Neben den Vorschlägen wie „Truppenübungsplatz Stetten“ wurde letztendlich die Bezeichnung „Truppenübungsplatz Heuberg“ gewählt und durch den Kriegsminister genehmigt.[9] Dominik Richert absolvierte dort im Juli 1914 mit der IR 1/112 eine Truppenübung vor dem Krieg.[18]
Während des Ersten Weltkrieges war nordwestlich des Lager Heubergs, im Bereich der heutigen Alb-Kaserne, ein Kriegsgefangenenlager mit bis zu 15.000 Häftlingen eingerichtet. Insgesamt umfasste das Truppenlager somit um die 20.000 Mann.[4] Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurden die reichseigenen Liegenschaften als Großkinderheim des Vereins Kinderheilfürsorge Heuberg e.V. genutzt. Die Landesversicherungsanstalt Württemberg nutzte das frühere Lazarett bis 1973 als Heilstätte.[4]
Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg
Anfang 1933 wurde nördlich des Lagers Heuberg unter Nutzung vorhandener Gebäude eines der ersten Konzentrationslager des NS-Regimes errichtet, in dem zeitweise bis zu 2.000 Menschen, vor allem politische Regimegegner, in „Schutzhaft“ genommen wurden. Nach neun Monaten wurde das Konzentrationslager Heuberg wieder aufgelöst. Die meisten Häftlinge wurden daraufhin in größere Konzentrationslager, so beispielsweise nach Dachau, verlegt. Ab 1934 übernahm die Wehrmacht den Truppenübungsplatz und das Lager Heuberg.
1936 wurde für den Bau eines Feldflugplatzes Sebastiansweiler mit seinen zwei Bauernhöfen und die Sebastianskapelle abgetragen.[6]
Im Jahr 1939 wurden zwei Außenfeuerstellungen im Gewann „Wanne“ und „Wachtbühl“ errichtet.[5] Ab 1940 nutzte die privat einquartierte Enziandivision die Schießbahnen. Da das Gelände für Gebirgstruppen zu flach ist, wurden 1940/41 schmale Pfade zum Trauf ausgebaut, um die Tragtiere an die Höhe zu gewöhnen.[19] Ein 1,7 Kilometer langer Zug aus Tragtieren war täglich mit verlasteten Geschützen unterwegs.[20] Ebenfalls 1940 wurde ein Lager des Reichsarbeitsdienstes mit 400 Baracken im Bereich der heutigen Alb-Kaserne errichtet.[4]
Von 1941 bis 1942 war die Bewährungseinheit 999 als Sondereinheit für bislang „Wehrunwürdige“ auf dem Gelände stationiert. Ab Oktober 1942 kam die Einheit in Afrika zum Einsatz. Stammteile der Einheit wurden auf den Truppenübungsplatz Baumholder verlegt.[4]
Zwischen 1943 und 1945 waren folgende Einheiten auf dem Truppenübungsplatz Heuberg aufgestellt bzw. stationiert:[4]
- Winterkampfschule des Wehrkreises V
- Legion Freies Indien
- Division „Italia“ (bestehend aus zwei Infanterieregimentern „Bersaglieri“ mit deutschen Ausbildern; diese Division wurde von Benito Mussolini am 19. Juli 1944 vor Ort besucht)
- 2. Division der russischen Befreiungsarmee (ROA; kämpfte unter General Wlassow auf deutscher Seite)
- Miliz der sich im Schloss Sigmaringen befindlichen französischen Vichy-Regierung unter Marschall Pétain
Erster bemannter Senkrechtstart
Auf dem Ochsenkopf, etwa drei Kilometer vom Lager Heuberg entfernt, startete am 1. März 1945 der 23-jährige Luftwaffenoffizier Lothar Sieber mit der Bachem Ba 349 „Natter“ zum weltweit ersten bemannten Flug eines senkrecht startenden Raketenflugzeugs. Beim Absturz in der Nähe von Nusplingen kam er ums Leben. Seine sterblichen Überreste wurden am 3. März 1945 mit militärischen Ehren auf dem Friedhof von Stetten am kalten Markt beigesetzt. Das Grab existiert dort noch heute.[6]
Nachkriegsjahre und Wiederaufrüstung
Von 1945 bis 1959 stand der Platz unter französischer Verwaltung. 1957 besuchte mit dem Luftlandejägerbataillon 9 aus Ellwangen erstmals eine Einheit der neugeschaffenen Bundeswehr als Gäste der französischen Armee den Truppenübungsplatz Heuberg.[4] Bereits am 24. Oktober 1958 wurde ein Verbindungskommando der Bundeswehr bei der französischen Truppenübungsplatzkommandantur eingerichtet.[4] Am 15. November 1959 wurde die Standortverwaltung Stetten a. k. M. aufgestellt. Im selben Monat wurde die Panzerjägerkompanie 290 und das Panzerbataillon 294 (heute Panzergrenadierbataillon 294) in das Lager Heuberg als erste ständige Bundeswehreinheiten verlegt.[4]
Zum 1. Januar 1960 wurde der Truppenübungsplatz Heuberg und Teile des Lager Heubergs an die Bundeswehr übergeben. Gleichzeitig wurde die Truppenübungsplatzkommandantur Heuberg aufgestellt.[4] 1966 wird die neuerrichtete Alb-Kaserne eröffnet.[4]
1963 entstand östlich von Meßstetten die Zollernalb-Kaserne sowie mehrere verbunkerte Bauwerke innerhalb des Truppenübungsplatzes der Luftwaffe. 1966 wurde der Bundeswehrstandort Stetten am kalten Markt um die Alb-Kaserne erweitert.
An der Stelle, wo einst der Waldhof, ein viel besuchtes Ausflugslokal auf dem Gemarkung Kaiseringen, stand, waren auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs Raketen stationiert.[6]
Jüngere Entwicklungen
1995 hat die Stadt Meßstetten die Außenfeuerstelle im Gewann „Blumersberg“ zurückerworben.[6]
1997 wurde mit dem 3. Dragonerregiment die letzte französische Einheit vom Truppenübungsplatz Heuberg abgezogen. Die Liegenschaften wurden durch die Bundeswehr übernommen.[4]
Bis um die Jahrtausendwende hauptsächlich für die Panzertruppe genutzt, wird Heuberg heute vielfältig genutzt (neben übender Truppe für Grundausbildung Heer, Kampfmittelräumdienst, Feldjäger, Technisches Hilfswerk, Berufsfeuerwehren, Bundespolizei, Zoll und Polizei, ABC-Abwehr). Ein abgedichteter Sprengplatz Spitalwald wurde 2015 errichtet.[21][22][23]
2010 wurde das 100-jährige Bestehen des Truppenübungsplatzes u. a. mit einem Festakt mit Bundestagspräsident Norbert Lammert, einem Großen Zapfenstreicht mit dem Wachbataillon der Bundeswehr und einem großen Tag der offenen Tür gefeiert. Seit März 2016 ist Stetten am kalten Markt mit ungefähr 3.000 Dienstposten der größte Bundeswehrstandort in ganz Süddeutschland (Baden-Württemberg und Bayern).[4]
2013 wurde der Einsatzführungsbereich 1 aufgelöst, der Einsatzführungsdienst der Luftwaffe am Standort Meßstetten und der Betrieb des Control and Reporting Centres im Bunker Martin (Bauwerk I/II) eingestellt sowie die Zollernalb-Kaserne geschlossen.
Nutzungsmöglichkeiten
Der Truppenübungsplatz Heuberg wird entlang seiner Außengrenze von einer asphaltierten Ringstraße sowie einer geschotterten Ringstraße für Kettenfahrzeuge umgeben. Die Straße ist nur mit Sondererlaubnis befahrbar.
Des Weiteren bietet der Truppenübungsplatz diverse Übungs- und Schießmöglichkeiten:[4]
Übungsmöglichkeiten
- Ausbildungsanlage Kampfmittelabwehr
- Kampfmittelerkundung und -beseitigung
- Ausbildungseinrichtungen für Kommando Spezialkräfte (KSK) und Ausbildungszentrum Speziellen Operationen
- Ausbildungsanlage C-IED
- Hindernisbahn mit besonderen Anforderungen
- Pionierübungsgelände
- Objektschutzanlage mit Checkpoint
- Dekontaminationsanlage
- Panzerüberrollbahn
Schießmöglichkeiten
Nutzungsschwerpunkt ist der infanteristische Kampf. Innerhalb des Truppenübungsplatz Heubergs befindet sich zudem die Standortschießanlage Stetten a. k. M., welche neben der Bundeswehr auch von der Bundeszollverwaltung genutzt wird.
- Maschinenkanonen bis 20 Millimeter
- Sprengen
- Maschinenwaffen
- Handwaffen
- Granatpistole und Granatmaschinenwaffen
- Panzerabwehrwaffen
- Panzerabwehrlenkflugkörper MILAN und TOW
- Mörser
- Artillerierohrwaffen
- Übungsschießgeräte Artillerie und Mörser
- Sonderschießanlagen Spezialkräfte und spezielle Kräfte
- Handgranatenwurfstand und -haus
- Pyrotechnische Munition
- Luft-Boden-Schießen
Natur- und Landschaftsschutz
Der Truppenübungsplatz besitzt eine für den Naturschutz außerordentlich wichtige landschaftsökologische Substanz. Seine Fläche gliedert sich in 40 Prozent Waldflächen und 60 Prozent offene Wiesenflächen, zum Teil mit Wacholderheide durchsetzt. Sie ist geprägt durch die traditionelle Wanderschäferei. So konnten sich auf dem Truppenübungsplatz die typischen Kulturlandschaften der vergangenen Jahrhunderte halten bzw. ausbreiten.[2] Mit dem Kleinen Hohlen Fels und dem Großen Hohlen Fels (beide Gemarkung Meßstetten) befinden sich auf dem Truppenübungsplatz Naturdenkmäler.[24] In der kargen, weitgehend baumlosen und naturbelassenen Landschaft liegen die für Schießübungen abgestellten Panzerwracks verstreut. Auf den Anhöhen sind alte Bunker, oder das, was nach dem Beschuss noch von ihnen übrig ist, zu sehen. Da der Truppenübungsplatz durch seine fast hundertjährige militärische Nutzung zu weiten Teilen mit Munition und Munitionsteilen belastet ist, ist das Betreten und Befahren lebensgefährlich und daher für Zivilpersonen verboten.[25]
Natura 2000-Gebiet
Der Truppenübungsplatz Heuberg ist Natura 2000-Gebiet.[26] Auf dessen Gelände plante die Bundeswehr 2010 im Spitalwald den Bau und Ausbau eines neuen und eines bereits vorhandenen Sprengplatzes.[27] Es besteht aus einem großen Hauptgebiet, das überwiegend im Truppenübungsplatz Heuberg liegt, sowie mehreren kleinen Teilgebieten bei Frohnstetten und südlich Ebingens. Die Gesamtfläche des FFH-Gebietes beträgt 4732 Hektar. Davon lagen 2010 4134 Hektar innerhalb des militärisch genutzten Truppenübungsplatzes, welcher seit 2001 als Vogelschutzgebiet und seit 2005 als FFH-Gebiet geschützt ist. Für die Schutzwürdigkeit des Gebietes – es eignet sich besonders als Sommerschafweide – von Bedeutung sind insbesondere die artenreichen Kalk-Magerrasen und Wacholderheiden.[28]
Historischer Grenzstein
Im Truppenübungsplatz befindet sich die sagenumwobene Dreibannmarke, auch Dreibahnmarke genannt, ein Grenzstein aus dem 17. Jahrhundert, der heute die Grenze zwischen den Marken dreier Gemeinden, früher der drei Länder Württemberg, Baden und Hohenzollern, kennzeichnete.[29] Die Wiese bei der Dreibannmarke diente als Lagerplatz fahrender Händler, Fuhrmänner und Handwerker. Mit Raffinesse gelang es, zwischen den Grenzen einen Vorteil zu finden. Nach der Inbetriebnahme der Schießbahnen wurde bis zum Porajmos eine Wiese am Rand des Sperrgebiets als Lagerplatz zugewiesen. Waren wurden bis 1835 für Händler über die von Landjägern bewachten Zollgrenzen geschmuggelt.
Historische Burgruine auf dem Schloßberg beim Sendeturm Kählesbühl
Ritter Heinrich von Tierberg genannt Haiterbach hatte sehr wahrscheinlich seinen Besitz in Haiterbach verkauft und dafür 1345 seine neue Herrschaft auf dem Gelände des heutigen Truppenübungsplatzes erworben, deren Mittelpunkt die Burg Meßstetten war.[30] Im 14. Jahrhundert übte ein Zweig der Herren von Tierberg (genannt Haiterbach) Rechte im Ort aus und besaßen seit 1345/47 auch eine kleine Herrschaft. Möglicherweise war dieser Herrschaftssitz – vielleicht auch die Hossinger Burg – der Herrschaftsmittelpunkt des genannten Zweiges der Herren von Tierberg.[31][32] 1418 erfolgte ein Verkauf an Württemberg.
Literatur
- Klaus Hörter, Manfred Hensel: Chronik des Truppenübungsplatzes und der Garnison Heuberg bei Stetten am Kalten Markt: hrsg. aus Anlass des 70-jährigen Bestehens des Truppenübungsplatzes Heuberg: A. Wolf (Selbstverlag), Inzigkofen, 1980, ISBN 3-921580-17-X, (Geschichte des Garnisonsorts Stetten am Kalten Markt und seiner Umgebung Band 1)
Siehe auch
Anmerkungen
Weblinks
Einzelnachweise
- Gerd Feuerstein: Die Opfer nicht vergessen. SPD-Bundestagskandidatin legt Blumen am Mahnmal beim Truppenübungsplatz nieder. In: Südkurier vom 19. November 2008
- Standortprofil Stetten a.k.M. (PDF; 3,2 MB), Mai 2007; abgerufen am 7. November 2011
- Truppenübungsplatzkommandantur Süd, bundeswehr.de
- Truppenübungsplatz Heuberg. In: bundeswehr.de. Abgerufen am 15. Januar 2021.
- Chronologie der Gemeinde Schwenningen (Hbg.) (Memento vom 10. Februar 2013 im Webarchiv archive.today); abgerufen am 7. November 2011
- Wilfried Groh (wgh): Ein geschichtsträchtiger Ort. Mit Gerhard Deutschmann über den östlichen Teil des Truppenübungsplatzes Heuberg (Memento vom 28. Oktober 2014 im Internet Archive). In: Zollern-Alb-Kurier vom 30. September 2009
- Stadtarchiv Pläne Heubergbahn Meßstetten mit Militärbahnhof HR-E 787.11/01-05
- Vgl. Allgemeine Forst und Jagdzeitung, Band 87, 1911
- Oberleutnant Marcus Klotz, Offizier für Standortangelegenheiten in Stetten a.k.M.: Militär setzt auf den Heuberg (1. Teil). In: Ders.: Serie „100 Jahre Truppenübungsplatz“ in Südkurier vom 25. März 2010
- Neun Forscher stellen Untersuchungen zur Landesgeschichte an. Die Beiträge erscheinen in der aktuellen Ausgabe der vom Geschichtsverein herausgegebenen Vierteljahresschrift „Hohenzollerische Heimat“. In: Schwäbische Zeitung vom 7. Juli 2011
- Gross: Die Wasserversorgung des Truppenübungsplatzes auf dem Heuberg. In: Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung, LVI. Jg. 1913, S. 250–254.
- Vgl. Fortschritte der Geologie und Palaeontologie, Ausgabe 16, Der Zusammenhang von Flußlauf und Tektonik, 1926, S. 26 und Geologie von Baden III. Teil, 1918, S. 111.
- Wasserkraftwerk Thiergarten (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW); abgerufen am 7. November 2011
- Ursula Mallkowsky (sky): Gemeinsam in die Zukunft. In: Südkurier vom 29. Oktober 2004
- Wilfried Koch (wk): „Schwenningen und Stetten sitzen in einem Boot“. In: Südkurier vom 5. November 2004
- Standseilbahn Kaiseringen; abgerufen am 7. November 2011
- Kaiseringen – Truppenübungsplatzes Heuberg; abgerufen am 7. November 2011
- Die Beste Gelegenheit zum Sterben, S. 11.
- Muliweg
- Schwäbischer Albverein Hossingen: Amtsblatt der Stadt Meßstetten 58. Jahrgang/Nr. 8. Hossingen. Hrsg.: Stadt Meßstetten. Meßstetten 22. Februar 2019, S. 20.
- Sprengplatz bei Sprengplatz, /Aktionsbündnis freier Heuberg
- Sprengplatz
- Wilfried Groh (wgh): Unter der Ruine steckt ein Bunker. In: Zollern-Alb-Kurier vom 11. Juni 2010
- Unterwegs auf dem Übungsplatz. In: Südkurier vom 1. September 2007
- Albkaserne. „Natura 2000“ steht im Mittelpunkt. In: Südkurier vom 16. Oktober 2010
- CDU sammelt fleißig Unterschriften. In: Südkurier vom 16. Oktober 2010
- Kurt Loescher (loe): Experten stellen Natura 2000 vor. In: Südkurier vom 22. Oktober 2010
- Gottlob Hummel: Die Geschichte der Stadt Ebingen 1923. Hrsg.: Genossenschaftsdruckerei. S. 24.
- Hermann Krauß: Orts und Kirchengeschichte von Meßstetten. 75 jähriges Bestehen der Kirche. Hrsg.: Orgelfonds-Pfarrer Peter Gall. Meßstetten, S. 17.
- Sigrid Hirbodian, Andreas Schmauder und Manfred Waßner (Hrsg.): Gemeinde im Wandel. Band 19 Eine Stadt im Wandel Die Geschichte von Meßstetten. Nr. 19. Tübingen 2019, S. 73, (1500 Exemplare der Stadt Meßstetten ).
- Heimathistorie Südkurier