Trimethylaluminium

Trimethylaluminium (TMA o​der TMAl) i​st eine pyrophore farblose Flüssigkeit u​nd gehört z​u den Aluminiumalkylen. TMA besitzt e​inen Siedepunkt v​on 127 °C u​nd einen s​ehr hohen Dampfdruck. An d​er Luft bildet s​ie weißen Rauch, entzündet s​ich spontan u​nd reagiert explosionsartig m​it Wasser. Darum m​uss diese Verbindung u​nter Argon o​der Stickstoff gelagert u​nd gehandhabt werden. Als Reagens w​ird oft e​ine Lösung i​n Toluol, Hexan o​der Heptan verwendet.

Strukturformel
Allgemeines
Name Trimethylaluminium
Summenformel
Kurzbeschreibung

pyrophore, farblose Flüssigkeit[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 75-24-1
EG-Nummer 200-853-0
ECHA-InfoCard 100.000.776
PubChem 16682925
Wikidata Q416321
Eigenschaften
Molare Masse
  • 72,08 g·mol−1
  • 144,18 g·mol−1 (Dimer)
Aggregatzustand

flüssig

Dichte

0,75 g·cm−3[2]

Schmelzpunkt

15 °C[2][3]

Siedepunkt

125 °C[2][3]

Dampfdruck
  • 0,3 hPa (20 °C)[3]
  • 0,7 hPa (30 °C)[3]
  • 60 hPa (50 °C)[3]
  • 115 hPa (65 °C)[3]
Löslichkeit
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[4] ggf. erweitert[3]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 250260314
EUH: 014
P: 231+232280303+361+353305+351+338370+378 [3]
Thermodynamische Eigenschaften
ΔHf0

−136,4 kJ/mol[5]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Eigenschaften

Chemische Eigenschaften

Das Aluminiumatom ist nur von drei Methylgruppen umgeben, es besitzt nur sechs Valenzelektronen. Um die Oktettregel zu erfüllen und eine Edelgaskonfiguration zu erreichen, bildet sich das Dimer des TMA, in dem die beiden Aluminiumkerne durch zwei Methylgruppen verbrückt sind. Die Struktur ähnelt der des Diboran-Moleküls, wobei die Aluminiumatome den Boratomen und die Methylgruppen den Wasserstoffatomen entsprechen. Wie die Wasserstoffkerne im Diboran bilden die verbrückenden Methylgruppen eine 2-Elektronen-3-Zentren-Bindung, zu der jede Methylgruppe zwei Elektronen zur Verfügung stellt. Obwohl die Kohlenstoffatome der verbrückenden Methylgruppen jeweils von fünf Nachbarn umgeben sind, haben sie nur acht Elektronen in der äußersten Schale. Diese Situation verursacht ein Elektronendefizit, welches TMA äußerst reaktiv macht. TMA ist eine Lewis-Säure und reagiert mit einer Vielzahl von Substanzen. Es tauscht sehr rasch Methylgruppen gegen andere Gruppen oder Atome (beispielsweise Halogene) aus, die mehr Elektronen enthalten. Diese Eigenschaft macht TMA zu einem hervorragenden Methylierungsmittel.

Verwendung

TMA w​ird für d​ie Herstellung v​on Methylaluminoxan, e​inem Cokatalysator für Ziegler-Natta-Polymerisationen, a​ls Aktivator u​nd als Methylierungsmittel verwendet. In d​er Halbleiterindustrie w​ird es u. a. i​m MOVPE-Verfahren z​ur Herstellung v​on aluminiumhaltigen Verbindungshalbleitern w​ie AlGaAs u​nd AlN verwendet.

Aus TMA wird auch das Tebbe-Reagenz hergestellt, das bei der Methylenierung von Estern und Ketonen zum Einsatz kommt. Mit Titantetrachlorid reagiert TMA zum Reetz-Reagenz (nach Manfred T. Reetz), mit dem es gelingt, den α-Kohlenstoff einer Ketogruppe selbst mit sterisch anspruchsvollen Resten zu einem tertiären Kohlenstoff zu alkylieren.[6]

Sicherheitshinweise

TMA i​st stark ätzend. Die Verbindung entzündet s​ich an d​er Luft spontan u​nd reagiert explosionsartig m​it Wasser. Daher m​uss stets i​n einer trockenen Schutzgasatmosphäre gearbeitet werden.

Unfall

Am frühen Morgen d​es 17. Oktober 2016 verunglückte e​in mit Trimethylaluminium beladener LKW b​ei Bornstedt a​uf der BAB 2. Es k​am zu e​inem Brand u​nd die Autobahn musste stundenlang für Löscharbeiten u​nd Bergung v​oll gesperrt werden.[7]

Einzelnachweise

  1. Datenblatt Trimethylaluminum (PDF) bei Strem, abgerufen am 25. Dezember 2012.
  2. Datenblatt Trimethylaluminum bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 24. April 2011 (PDF).
  3. Eintrag zu Trimethylaluminium in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 8. Januar 2021. (JavaScript erforderlich)
  4. Nicht explizit in Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP) gelistet, fällt aber mit der angegebenen Kennzeichnung unter den Gruppeneintrag aluminium alkyls im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  5. David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 90. Auflage. (Internet-Version: 2010), CRC Press/Taylor and Francis, Boca Raton, FL, Standard Thermodynamic Properties of Chemical Substances, S. 5-25.
  6. Manfred T. Reetz, Wilhelm F. Maier: "tert-Alkylierung von Ketonen und Aldehyden", in: Angew. Chem., 1978, 90, S. 50; doi:10.1002/ange.19780900110.
  7. Schwerer Unfall auf der A2 in Volksstimme, 17. Oktober 2016, abgerufen am 17. Oktober 2016.
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