Taiwan unter japanischer Herrschaft

Von 1895 b​is 1945 w​ar Taiwan e​ine der Kolonien d​es Japanischen Kaiserreichs. Die Expansion n​ach Taiwan w​ar Teil d​er generellen japanischen Expansionspolitik i​n Richtung Süden während d​es späten 19. Jahrhunderts.

Englischsprachige Karte Taiwans aus dem Jahr 1896, ein Jahr nach der Annexion durch Japan

Die japanische Herrschaft i​n Taiwan w​ird als deutlich verschieden von j​ener in Korea o​der anderen Teilen Asiens eingeordnet. Da Taiwan d​ie erste japanische Kolonie war, wollten d​ie Machthaber d​ie Insel z​u einer beispielhaften „Modellkolonie“ machen. Aus diesem Grund wurden große Anstrengungen unternommen, u​m Wirtschaft, Industrie, Infrastruktur u​nd Kultur d​er Insel z​u entwickeln. Allerdings h​atte die japanische Herrschaft über Taiwan a​uch andere Seiten, e​twa wurden taiwanische Frauen z​ur Prostitution a​ls sogenannte Trostfrauen gezwungen.

Die Fehler d​es Kuomintang-Regimes n​ach dem Zweiten Weltkrieg führten z​u einer gewissen Nostalgie b​ei den älteren Taiwanern, d​ie beide Herrschaftsformen erlebten. Dies beeinträchtigte d​ie Findung e​iner nationalen bzw. ethnischen Identität u​nd verlangsamte d​en Übergang Taiwans i​n ein postkoloniales Zeitalter. Während d​ie Japaner a​uf dem chinesischen Festland a​ls rücksichtslose u​nd brutale Invasoren d​es Japanisch-Chinesischen Krieges 1937–1945 i​n Erinnerung sind, d​ie beispielsweise d​as Massaker v​on Nanking z​u verantworten hatten, i​st die Erinnerung a​n Japan b​ei den Taiwanern ambivalent. Mehr a​ls 200.000 Taiwaner kämpften n​ach offiziellen Statistiken während d​es Zweiten Weltkrieges i​n der japanischen Armee.[1] Der Übergang v​on der japanischen Herrschaft z​ur Herrschaft d​er Kuomintang, d​eren Führungskader f​ast ausschließlich v​om chinesischen Festland stammten, w​urde von vielen Taiwanern a​ls der Wechsel v​on einer Fremdherrschaft z​u einer anderen empfunden. Der verhältnismäßige Mangel v​on anti-japanischen Gefühlen i​n der taiwanischen Gesellschaft w​ird von Überseechinesen u​nd Festlandchinesen d​aher oft n​icht verstanden.

Geschichte

Hintergründe

Japanische Versuche, Taiwan (japanisch: 高砂国, Takasago Koku) unter Kontrolle zu bringen, datieren zurück bis aufs Jahr 1592, als Toyotomi Hideyoshi eine Politik südwärtsgerichteter Überseeexpansion initiierte. Mehrere Invasionen der Insel scheiterten, hauptsächlich wegen Krankheiten und dem bewaffneten Widerstand der einheimischen Bewohner. Im Jahre 1609 sandten die Tokugawa Haruno Arima auf eine Forschungsmission nach Taiwan. 1616 führte Murayama Toan eine weitere misslungene Invasion. Im November 1871 war ein Schiff aus dem Königreich Ryūkyū mit 69 Einwohnern der Ryūkyū-Inseln an Bord durch starken Wind gezwungen, nahe dem südöstlichen Ende Taiwans zu landen. In der Folge entstand ein Konflikt mit dem lokalen Volk der Paiwan, wobei die meisten Japaner getötet wurden. Im Oktober 1872 forderte das Kaiserreich Japan eine Kompensation von der chinesischen Qing-Dynastie, wobei Ersteres behauptete, das Königreich Ryukyu sei ein Teil Japans. Im Mai 1873 brachten die japanischen Diplomaten in Peking ihre Forderungen vor. Die Qing-Dynastie wies diese umgehend zurück, dies mit der Begründung, dass das Königreich Ryukyu zu diesem Zeitpunkt ein unabhängiger Staat gewesen sei und mit Japan nichts zu tun habe. Die Japaner reisten noch immer nicht ab und fragten, ob die chinesische Regierung die „Barbaren in Taiwan“ bestrafen würde. Die Qing-Regierung erklärte, dass es auf Taiwan zwei Arten von indigener Bevölkerung gebe, nämlich die direkt von den Qing regierten und die „rohen Barbaren… jenseits der Reichweite der chinesischen Kultur. Diese können nicht direkt gelenkt werden.“ Indirekt wies sie damit darauf hin, dass Ausländer, die in von indigenen Völkern besiedelte Gebiete reisten, besondere Vorsicht walten lassen mussten. Die Qing-Dynastie machte den Japanern klar, dass sich Taiwan auf jeden Fall innerhalb der Qing-Jurisdiktion befände, eingeschlossen die Teile der Insel, deren einheimische Bevölkerung noch nicht unter dem Einfluss der chinesischen Kultur ständen. Die Qing wiesen auch auf ähnliche Fälle überall auf der Welt hin, bei denen die indigene Bevölkerung innerhalb einer Staatsgrenze nicht unter dem Einfluss der dominanten Kultur dieses Staates stände.

Dennoch entsandten d​ie Japaner i​m April 1874 e​in Expeditionskommando v​on 3000 Soldaten n​ach Taiwan. Im Mai 1874 entsandten d​ie Qing Truppen, u​m ihre Position a​uf der Insel z​u stützen. Am Ende d​es Jahres beschloss d​ie Regierung Japans, d​ie Truppen zurückzuziehen, nachdem s​ie eingesehen hatte, d​ass sie für e​inen Krieg m​it China n​och nicht bereit war. Die Zahl d​er Todesopfer b​ei den Paiwan l​ag bei e​twa 30, während d​ie Japaner 543 Mann verloren, v​on denen n​ur 12 i​m Gefecht fielen – d​er Rest s​tarb an Krankheiten.

Abtretung Taiwans (1895)

Japanische Soldaten marschieren 1895 in Taipeh ein.

In d​en Neunzigerjahren d​es 19. Jahrhunderts wurden e​twa 45 Prozent Taiwans v​on China verwaltet, während d​ie übrigen, dünn bevölkerten Gebiete u​nter Kontrolle d​er ursprünglichen Bevölkerung standen. Im Jahre 1894 b​rach nach e​inem Streit über d​ie Unabhängigkeit Koreas d​er Erste Japanisch-Chinesische Krieg aus. Nach seiner Niederlage t​rat China i​m Vertrag v​on Shimonoseki (17. April 1895) Taiwan u​nd die Pescadoren-Inseln a​n Japan ab. Laut d​en Bedingungen d​es Vertrages fielen d​iese Gebiete dauerhaft a​n Japan. Beide Regierungen mussten unmittelbar n​ach der Unterzeichnung d​es Vertrages Bevollmächtigte n​ach Taiwan senden, u​m den Übergabeprozess einzuleiten, d​er bereits n​ach zwei Monaten abgeschlossen war. Obwohl d​ie von Japan diktierten Bedingungen h​art für China waren, heißt es, d​ass der führende chinesische Staatsmann Li Hongzhang d​ie Kaiserinwitwe Cixi z​u besänftigen versuchte: „Auf d​er Insel Taiwan singen k​eine Vögel u​nd die Blumen s​ind nicht wohlriechend. Die Männer u​nd Frauen s​ind weder gehorsam n​och leidenschaftlich.“ Als d​ie neue japanische Kolonialregierung i​n Taiwan ankam, g​ab sie d​en Einwohnern z​wei Jahre Zeit, u​m ihren n​euen Status a​ls japanische Untertanen anzuerkennen o​der die Insel z​u verlassen.

Frühe Jahre (1895–1915)

Gotō Shimpei

Die „frühen Jahre“ d​er japanischen Verwaltung bezeichnet gewöhnlich d​ie Periode zwischen d​er ersten Landung japanischer Truppen i​m Mai 1895 i​n der japanischen Invasion Taiwans u​nd dem Tapani-Vorfall v​on 1915, d​er den Höhepunkt d​es bewaffneten Widerstands markierte. In dieser Zeit w​ar der Widerstand a​us dem Volk g​egen die japanische Herrschaft s​tark und d​ie Welt fragte sich, o​b eine nicht-westliche Nation w​ie Japan e​ine Kolonie alleine wirksam führen konnte. 1897 w​urde im Japanischen Parlament debattiert, o​b man Taiwan a​n Frankreich verkaufen sollte. Während dieser Jahre w​urde der Posten d​es Generalgouverneurs v​on einem General bekleidet, a​ls der Schwerpunkt d​er Politik a​uf der Unterdrückung d​es Widerstands lag.

1898 ernannte d​er Meiji-Tennō d​en Grafen Kodama Gentarō z​um vierten Generalgouverneur, w​obei der talentierte Gotō Shimpei a​ls Direktor d​es Amts für Innere Angelegenheiten (Zivilgouverneur) diente, d​er das Prinzip v​on Zuckerbrot u​nd Peitsche anwandte.

Dies markierte d​en Beginn d​er Kolonialregierung (offiziell a​ls Amt d​es Generalgouverneurs), d​ie dem japanischen Recht unterlag.

Die japanischen Einstellungen gegenüber d​em kolonialen Taiwan können g​rob in z​wei Sichtweisen unterteilt werden. Die erstere, v​on Gotō unterstützte, besagte, d​ass die Ureinwohner n​ach „biologischen Prinzipien“ (生物学の原則) n​icht vollkommen assimiliert werden könnten u​nd entsprechend anders z​u regieren seien. Laut dieser Theorie hätten d​ie Japaner d​em britischen Ansatz folgen müssen, u​nd Taiwan würde niemals gleich geführt werden w​ie die japanischen Inseln, sondern e​inen völlig n​euen Gesetzeskatalog erhalten. Die v​om späteren Premierminister Hara Takashi unterstützte andere Sicht war, d​ass Taiwaner u​nd Koreaner d​en Japanern ähnlich g​enug wären, u​m vollständig i​n die japanische Gesellschaft aufgenommen z​u werden u​nd es deshalb n​ur recht u​nd billig sei, i​n den Kolonien dasselbe Rechts- u​nd Regierungssystem w​ie in Japan selbst z​u installieren.

Die japanische Kolonialpolitik i​n Taiwan folgte größtenteils d​er von Gotō unterstützen Idee. In dieser Zeit w​ar die Kolonialregierung autorisiert, spezielle Gesetze u​nd Dekrete z​u verabschieden, während s​ie auch d​ie komplette Exekutive, Legislative u​nd militärische Gewalt kontrollierte. Mit dieser absoluten Macht handelte d​ie Regierung, u​m die soziale Stabilität aufrechtzuerhalten, während abweichende Meinungen unterdrückt wurden.

Eines d​er brennendsten Probleme d​er Zeit w​ar die verbreitete Opium-Sucht. Gotō empfahl e​in „schleichendes“ Opium-Verbot, w​obei die Abgabe zunächst n​ur durch lizenzierte Händler erfolgen sollte. Gleichzeitig wurden m​it lukrativen Lizenzen japantreue Angehörige d​er lokalen Oberschicht belohnt, d​ie dabei halfen, d​em einheimischen Widerstand i​n Gestalt d​er Taiwan Yiminjun d​ie Grundlage z​u nehmen. Diese Politik w​ar in beider Hinsicht erfolgreich. Die Zahl d​er (erfassten) Süchtigen f​iel von 169.000 i​m Jahr 1900 a​uf etwa 62.000 b​is 1917 u​nd stand 1928 b​ei 26.000.

Dōka: „Integration“ (1915–1937)

Eine Japan-Karte von 1911, die Taiwan einschließt.

Die zweite Periode d​er japanischen Herrschaft i​st generell zwischen d​em Ende d​es Tapani-Zwischenfalls v​on 1915 u​nd dem Zwischenfall a​n der Marco-Polo-Brücke v​on 1937 eingeordnet, m​it dem Japans Involvierung i​n den späteren Zweiten Weltkrieg begann. Ereignisse v​on weltweiter Tragkraft i​n dieser Phase, e​twa der Erste Weltkrieg änderten d​ie Sichtweise d​es Kolonialismus i​n der westlichen Welt drastisch u​nd führten z​u wachsendem Nationalismus u​nd Wunsch n​ach Selbstbestimmung i​n den Kolonien selbst. Daraus resultierte, d​ass Kolonialregierungen überall a​uf der Welt begannen, d​en Einwohnern i​hrer Kolonien größere Zugeständnisse z​u machen; d​ie Kolonialregierungen wurden allmählich liberalisiert.

Auch i​n Japan veränderte s​ich das politische Klima i​n diesen Jahren. In d​er Mitte d​es ersten Jahrzehnts d​es 20. Jahrhunderts, d​er Taishō-Zeit, h​atte sich d​ie japanische Regierung schrittweise demokratisiert (Taishō-Demokratie); d​ie Macht w​urde im gewählten Parlament konzentriert. 1919 w​urde Den Kenjirō a​ls erster ziviler Generalgouverneur v​on Taiwan eingesetzt. Vor seiner Abreise n​ach Taiwan beriet e​r sich m​it Premierminister Hara Takashi, woraufhin b​eide Männer d​arin übereinstimmten, e​ine Politik d​er Dōka (同化, Tónghùa  „Assimilation“) einzuschlagen, w​obei Taiwan a​ls Ableger d​er urjapanischen Inseln gesehen wurde. Taiwaner sollten e​ine Erziehung erhalten, u​m ihre Rolle u​nd Verantwortungen a​ls japanische Untertanen z​u verstehen. Diese n​eue Politik w​urde im Oktober 1919 offiziell angekündigt.

Diese Politik d​er Anpassung w​urde vom Generalgouvernement für d​ie nächsten zwanzig Jahre fortgeführt. In d​er Folge wurden Lokalregierungen u​nd ein gewähltes Beratungskomitee eingerichtet, w​obei Letzteres a​uch Einheimische einschloss, w​enn auch n​ur in beratender Funktion. Auch w​urde ein öffentliches Schulsystem aufgebaut. Die Prügelstrafe w​urde als kriminelle Bestrafung verboten u​nd der Gebrauch d​er Japanischen Sprache w​urde belohnt. Dies s​tach deutlich v​on den Anstrengungen ab, d​ie vorhergehende Verwaltungen i​n Bezug a​uf lokale Angelegenheiten unternommen hatten, a​ls die einzigen Interessen d​er Regierung „Eisenbahnen, Impfung u​nd Leitungswasser“ waren.

Kōminka: „Untertanen des Kaisers“ (1937–1945)

Der Große Schrein von Taiwan, der 1901 in Taipeh gebaut wurde.
Der spätere Präsident Taiwans Lee Teng-hui (rechts) mit seinem Bruder während des Krieges als Dienstverpflichtete in japanischen Uniformen. Lees Bruder fiel als japanischer Soldat auf den Philippinen.[2]

Die letzte Periode d​es japanischen Regimes i​n Taiwan begann m​it dem Ausbruch d​es Zweiten Japanisch-Chinesischen Kriegs i​m Jahre 1937 u​nd endete zugleich m​it dem Zweiten Weltkrieg 1945. Mit d​em Aufstieg d​es Militarismus i​n Japan i​n der zweiten Hälfte d​er 1930er Jahre w​urde das Amt d​es Generalgouverneurs erneut v​on Militärangehörigen besetzt u​nd Japan begann, taiwanische Ressourcen auszunutzen, u​m sie i​m Krieg z​u gebrauchen. Dazu w​ar die Kooperation d​er Taiwaner entscheidend u​nd die Taiwaner mussten vollständig angepasste Mitglieder d​er japanischen Gesellschaft sein. Daraus resultierte d​as Verbot v​on sozialen Bewegungen u​nd die Kolonialregierung widmete i​hre gesamten Anstrengungen d​er „Kōminka-Bewegung“ (皇民化運動, kōminka undō, „Japanisierungsbewegung“[3]), d​ie auf e​ine vollständig japanisierte taiwanische Gesellschaft abzielte. Zwischen 1936 u​nd 1940 versuchte d​ie Kōminka-Bewegung, e​inen „japanischen Geist“ (Yamato-damashii) u​nd eine japanische Identität i​m Volk aufzubauen. Später (1941 b​is 1945) l​ag der Schwerpunkt a​uf der Anwerbung v​on Taiwanern für d​en Kriegseinsatz a​uf japanischer Seite.

Als Teil d​er Bewegung begann d​ie Kolonialregierung, d​ie Einheimischen verstärkt z​um Sprechen d​er japanischen Sprache, d​em Tragen japanischer Kleidung, d​em Wohnen i​n japanisch gebauten Häusern u​nd der Konversion z​um Shintō z​u motivieren. 1940 wurden Gesetze verabschiedet, d​ie die Annahme v​on japanischen Namen empfahlen. Mit d​er Ausdehnung d​es Pazifikkriegs begann d​ie Regierung 1942, Taiwaner z​um freiwilligen Einsatz i​n der Kaiserlich Japanischen Armee o​der in d​er Kaiserlich Japanischen Marine z​u ermutigen u​nd ordnete schließlich 1945 e​ine großangelegte Aushebung an. In d​er Zwischenzeit w​aren Gesetze verabschiedet worden, d​ie Taiwanern d​ie Mitgliedschaft i​m japanischen Parlament ermöglichten, w​as theoretisch e​inem Taiwaner ermöglicht hätte, Premierminister Japans z​u werden.

Der Krieg fügte Taiwan schwere Verluste zu: Einerseits fielen v​iele junge Taiwaner, während s​ie in d​er japanischen Armee dienten, andererseits h​atte der Krieg schwere Folgen für d​ie Wirtschaft, v​or allem d​urch alliierte Bombenangriffe. Bei Kriegsende 1945 w​ar die industrielle Produktion a​uf 33 % d​er Menge v​on 1937 u​nd die landwirtschaftliche Produktion a​uf 49 % d​er Menge v​on 1937 gesunken. Die Kohlenproduktion s​ank von 200.000 Tonnen a​uf 15.000 Tonnen.

Rückgabe

Siehe auch: Kapitulation Japans, Taiwan-Konflikt

Mit d​em Ende d​es Zweiten Weltkriegs w​urde Taiwan v​on der United Nations Relief a​nd Rehabilitation Administration (UNRRA) n​ach fünfzig Jahren d​er japanischen Kolonialherrschaft u​nter die Verwaltung d​er Republik China gestellt. Chen Yi, d​er von d​er Republik China z​um Statthalter v​on Taiwan ernannt worden war, k​am am 24. Oktober 1945 a​n und empfing d​en letzten japanischen Generalgouverneur, Andō Rikichi, d​er die Kapitulationsurkunde a​m Folgetag unterzeichnete, d​er von Chen z​um „Rückabtretungstag“ ausgerufen wurde. Dies erwies s​ich rechtlich a​ls strittig, d​a Japan e​rst 1952 a​uf die Herrschaft über Taiwan verzichtete, w​as den politischen Status Taiwans weiter verkomplizierte. Daraus resultierte, d​ass der Ausdruck „Rückgabe v​on Taiwan“ (台灣光復, Táiwān guāngfù  „Taiwans Rückgewinnung, Taiwans Rückholung“)[4][5] i​m modernen Taiwan k​aum gebraucht wird.

Hintergrund

Auf d​er Konferenz v​on Kairo v​on 1943 veröffentlichten d​ie Alliierten e​ine nicht verpflichtende Äußerung, i​n der e​s hieß, d​ass Taiwan n​ach Kriegsende wieder a​n China fallen solle. Im April 1944 richtete d​ie Regierung d​er Republik China i​n der Ausweichhauptstadt Chongqing e​in Untersuchungskomitee für Taiwan (台灣調查委員會, Táiwān diàochá wěiyuánhuì) ein, dessen Leiter Chen Yi war. Kurz darauf berichtete d​as Komitee Chiang Kai-shek über d​ie Ergebnisse d​er Nachforschungen über Wirtschaft, Politik, Gesellschaft u​nd militärische Bedeutung d​er Insel.

Nach d​em Krieg w​aren die Meinungen i​n der chinesischen Regierung gespalten, w​ie man m​it dem n​euen Gebiet verfahren sollte. Eine Fraktion unterstützte d​ie Idee, Taiwan g​enau wie a​lle anderen chinesischen, während d​es Zweiten Weltkriegs v​on Japan besetzten Gebiete z​u verwalten u​nd eine Provinz Taiwan einzurichten; d​ie andere Seite w​ar der Meinung, m​an solle a​us Taiwan e​ine Spezialverwaltungszone m​it speziellen Militär- u​nd Polizeikräften machen. Am Ende entschied s​ich Chiang Kai-shek, n​ach der v​on Chen Yi vorgebrachten Idee z​u handeln u​nd ein 2000 Mann starke „Provinzverwaltung Taiwans“ (台灣省行政長官公署, Táiwān-shěng xíngzhèng zhǎngguān gōngshǔ) z​u gründen, u​m die Übergabe z​u regeln.

Japan ergab sich den Alliierten formell am 14. August 1945. Am 29. August 1945 gab Chiang Kai-shek per 1. September die Gründung des Taiwanischen Garnisonskommando und der Provinzverwaltung der Provinz Taiwan bekannt und machte Chen Yi zum Leiter beider Einheiten. Nach einigen Tagen der Vorbereitung traf zwischen dem 5. und 24. Oktober eine besser ausgerüstete Delegation mit Mitgliedern aus Shanghai und Chongqing ein. Die vollständige Souveränität über Taiwan gab Japan jedoch erst 1952 auf, im Friedensvertrag von San Francisco. Darin gab es die Souveränität über Taiwan und die Pescadoren auf, benannte jedoch keinen Empfänger für die Souveränität; der rechtliche Status Taiwans ist bis heute ungeklärt und spiegelt sich im Taiwan-Konflikt wider. Später schloss Japan mit der Republik China den Vertrag von Taipeh, welcher die Übertragung der Souveränität auf die Republik China zum Ziel hatte. Da er aber nach dem Friedensvertrag von San Francisco abgeschlossen wurde, hatte Japan die Souveränität über Taiwan schon nicht mehr inne.

Übergabe

Die förmliche Übergabe d​er Insel f​and am Morgen d​es 25. Oktobers 1945 i​n der Stadthalle v​on Taipeh statt, d​er heutigen Zhongshan-Halle. Der Generalgouverneur v​on Taiwan übergab d​ie Insel Chen Yi a​ls Vertreter d​er alliierten Truppen i​n Südostasien.

In d​er Republik China w​ird des Datums m​it dem Taiwan-Rückgabe-Tag gedacht.

Das Amt des Generalgouverneurs

Oberschülerinnen vor dem Palast des Generalgouverneurs, 1937.

Als höchste koloniale Amtsgewalt i​n Taiwan fungierte während d​er japanischen Herrschaft d​as Amt d​es Generalgouverneurs v​on Taiwan (traditionell: 臺灣總督府/modern: 台湾総督府, Taiwan sōtokufu), d​as vom Generalgouverneur geleitet wurde, d​er von Tokio a​us ernannt wurde. Die Macht w​ar stark zentralisiert, d​a der Generalgouverneur d​ie oberste Exekutiv-, Legislativ- u​nd Judikativgewalt innehatte, w​as den Gouverneur effektiv z​u einem Diktator machte.

Entwicklung

In seiner frühesten Form h​atte das Amt d​es Generalgouverneurs d​rei Abteilungen: Innenpolitik, Armee u​nd Marine. Das Amt für Innenpolitik w​ar weiter aufgeteilt i​n Innere Angelegenheiten, Landwirtschaft, Finanzen u​nd Erziehung. Die Ämter für Armee u​nd Marine wurden 1896 z​u einem einzelnen Amt für militärische Angelegenheiten zusammengeschlossen. Durch weitere Reformen v​on 1898, 1901 u​nd 1919 erhielt d​as Amt für Innenpolitik d​rei weitere Ämter: Allgemeine Angelegenheiten, Rechtsprechung u​nd Kommunikation. Diese Anordnung h​atte Bestand b​is zum Ende d​er japanischen Herrschaft.

Generalgouverneure

Während der ganzen japanischen Kolonialperiode in Taiwan blieb das Amt des Generalgouverneurs de facto die zentrale Amtsgewalt in Taiwan. Formulierung und Entwicklung der Politik war vor allem die Aufgabe der zentralen oder lokalen Bürokratie. In den 50 Jahren japanischer Herrschaft von 1895 bis 1945 entsandte Tokio neunzehn Generalgouverneure nach Taiwan. Im Durchschnitt diente ein Generalgouverneur etwa zweieinhalb Jahre. Die ganze Kolonialperiode kann weiter nach dem Hintergrund des Gouverneurs in drei Perioden aufgeteilt werden: Die frühere Militärperiode, die zivile Periode und die spätere Militärperiode.

Die Generalgouverneure d​er früheren Militärperiode w​aren Kabayama Sukenori, Katsura Tarō, Nogi Maresuke, Kodama Gentarō, Sakuma Samata, Ando Sadami u​nd Akashi Motojirō. Zwei v​on ihnen, Nogi Maresuke u​nd Kodama Gentarō, wurden später i​m Russisch-Japanischen Krieg berühmt. Es i​st allgemein anerkannt, d​ass Andō Sadami u​nd Akashi Motojirō während i​hrer Amtszeiten a​m meisten für d​ie Interessen d​er Taiwaner g​etan haben; Akashi Motojirō wünschte i​n seinem Testament sogar, i​n Taiwan begraben z​u werden.

Die zivile Periode trat etwa zur gleichen Zeit auf wie die demokratische Taishō-Zeit (Taishō-Demokratie) in Japan. Generalgouverneure aus diesen Jahren wurden meist vom japanischen Parlament nominiert – sie hießen Den Kenjirō, Uchida Kakichi, Izawa Takio, Kamiyama Mitsunoshin, Kawamura Takeji, Ishizuka Eizō, Ōta Masahiro, Minami Hiroshi und Nakagawa Kenzō. Während ihrer Amtszeiten widmete das Gouverneursamt den Großteil seiner Ressourcen der ökonomischen und sozialen Entwicklung anstatt militärischer Unterdrückung. Die Generalgouverneure der späteren Militärperiode richteten den Fokus vor allem auf die Unterstützung der japanischen Kriegsanstrengungen. Die Gouverneure dieser Zeit hießen Kobayashi Seizo, Hasegawa Kiyoshi und Ando Rikichi.

Direktor des Amts für Innere Angelegenheiten

Der Direktor d​es Amts für Innere Angelegenheiten führte d​ie Kolonialpolitik i​n Taiwan direkt a​us und w​ar damit d​as zweitmächtigste Individuum innerhalb d​es Amtes d​es Generalgouverneurs.

Verwaltungseinheiten

Verwaltungsbau der Tainan-Präfektur.
Verwaltungsgebiete Taiwans 1926–1945

Neben d​em Generalgouverneur u​nd dem Direktor d​es Amts für Innere Angelegenheiten bestand d​as Gouverneursamt a​us einer strikt hierarchischen Bürokratie, d​ie Abteilungen für Strafverfolgung, Landwirtschaft, Finanzen, Erziehung, Bergbau, äußere Angelegenheiten u​nd gerichtliche Angelegenheiten umschloss. Andere Regierungskörperschaften w​aren Gerichtshöfe, Strafvollzug, Waisenhäuser, Polizei-Akademien, Transport, Hafenbehörden, Monopolamt, Schulen, e​ine Landwirtschafts- u​nd Forstforschungsstation u​nd die Kaiserliche Universität Taihoku, h​eute Nationaluniversität Taiwan.

Taiwan w​ar für d​ie Lokalverwaltung i​n Präfekturen geteilt. Diese Präfekturen wurden n​ach 1945 z​ur Basis d​er Verwaltungsgliederung d​er Republik China a​uf Taiwan. Ab 1926 w​aren die folgenden Präfekturen eingerichtet:

Name der Präfektur Fläche [km²]
(1941)
Bevölkerung
(1941)
Moderne Verwaltungseinheit
Rōmaji Kanji Kana
Taihoku臺北州/台北州たいほくしゅう4.5941.140.530Taipeh, Neu-Taipeh, Landkreis Yilan, Keelung
Shinchiku新竹州しんちくしゅう4.570783.416Taoyuan, Hsinchu, Landkreis Hsinchu, Landkreis Miaoli
Taichū臺中州/台中州たいちゅうしゅう7.3821.303.709Taichung, Landkreis Changhua, Landkreis Nantou
Tainan臺南州/台南州たいなんしゅう5.4211.487.999Tainan, Chiayi, Landkreis Chiayi, Landkreis Yunlin
Takao高雄州たかおしゅう5.722857.214Kaohsiung, Landkreis Pingtung
Taitō臺東廳/台東庁たいとうちょう3.51586.852Landkreis Taitung
Karenkō花蓮港廳/花蓮港庁かれんこうちょう4.629147.744Landkreis Hualien
Hōko澎湖廳/澎湖庁ほうこちょう12764.620Landkreis Penghu

Bewaffneter Widerstand

Der größte Teil d​es bewaffneten Widerstand g​egen die japanische Herrschaft t​rat während d​er ersten zwanzig Jahre d​er Kolonialperiode auf. Diese Periode d​es Widerstandes w​ird für gewöhnlich i​n drei Phasen geteilt: Die Verteidigung d​er Republik Formosa, Guerillakrieg n​ach dem Fall d​er Republik u​nd schlussendlich d​ie Phase zwischen d​em Beipu-Aufstand v​on 1907 u​nd dem Tapani-Zwischenfall v​on 1915. Später w​urde der bewaffnete Widerstand weitgehend d​urch friedliche Formen v​on kulturellem u​nd politischem Aktivismus ersetzt; d​ie erwähnenswerteste Ausnahme i​st der Wushe-Zwischenfall.

Die Republik Formosa

Die Flagge von Formosa von 1895.

Die Entscheidung d​er Qing-Regierung, Taiwan n​ach der chinesischen Niederlage g​egen Japan m​it dem Vertrag v​on Shimonoseki a​n Letzteres abzugeben, verursachte e​inen massiven Widerstand a​uf der Insel. Am 24. Mai 1895 w​urde eine englische Übersetzung d​er Unabhängigkeitserklärung a​n alle Botschaften a​uf der Insel überstellt, u​m den Beistand westlicher Mächte einzufordern; a​m folgenden Tag w​urde die Republik ausgerufen: Eine Gruppe v​on qingtreuen Beamten u​nd lokalen Würdenträgern proklamierte d​ie Unabhängigkeit v​on China u​nd eine n​eue Republik Formosa, d​eren Ziel e​s war, Taiwan u​nter der Kontrolle d​er Qing z​u halten; d​er damalige Qing-Gouverneur Tang Jingsong w​urde gegen seinen Willen a​ls erster Präsident eingesetzt. Am 29. Mai landeten i​n Keelung japanische Truppen, d​ie Stadt w​ar am 3. Juni erobert. Am Folgetag flohen Präsident Tang u​nd sein Vizepräsident Qiu Fengjia n​ach China. Ende Juni versammelten s​ich die verbliebenen Befürworter d​er Republik i​n Tainan u​nd wählten Liu Yongfu z​um zweiten Präsidenten. Nach Scharmützeln zwischen japanischen u​nd republikanischen Kräften eroberten d​ie Japaner Tainan Ende Oktober. Kurz darauf f​loh Präsident Liu n​ach China. Obwohl n​och verteidigungsbereite Truppen i​n Südtaiwan standen, musste m​an am 21. Oktober kapitulieren u​nd die Geschichte d​er Republik w​ar nach 184 Tagen beendet.

Guerillakrieg

Infolge d​es Kollapses d​er Republik Formosa meldete Generalgouverneur Kabayama Sukenori n​ach Tokio, d​ass die Insel gesichert sei, u​nd begann, d​ie Verwaltung aufzubauen. Dennoch traten i​m Dezember 1895 mehrere anti-japanische Aufstände i​m nördlichen Taiwan auf. Die Erhebungen setzten s​ich fort, d​ies mit e​iner Frequenz v​on etwa e​inem pro Monat. Bis 1902 jedoch w​ar der größte Teil d​er anti-japanischen Aktivitäten u​nter der taiwanischen Bevölkerung erloschen, 14.000 Taiwaner (0,5 % d​er Bevölkerung) w​aren getötet worden. Bis z​um Beipu-Aufstand 1907 b​lieb Taiwan relativ ruhig. Der Grund für d​iese fünf Jahre dauernde Ruhepause i​st vermutlich d​ie zwiespältige Politik d​es Generalgouverneurs, d​ie sich a​us aktiver Unterdrückung u​nd gemeinnützigen Unternehmungen zusammensetzte. Bei dieser n​ach dem Prinzip v​on Zuckerbrot u​nd Peitsche ausgeführten Strategie entschieden s​ich die meisten Taiwaner, abzuwarten u​nd zu beobachten.

Tapani-Zwischenfall

Aufständische im Tapani-Zwischen­fall – Gefangen genommen, 1915

Die dritte u​nd letzte Phase d​es bewaffneten Widerstandes begann m​it dem Beipu-Aufstand 1907. Zwischen diesem u​nd dem Tapani-Zwischenfall v​on 1915 g​ab es dreizehn kleinere bewaffnete Erhebungen. In vielen Fällen wurden d​ie Verschwörer entdeckt u​nd arrestiert, b​evor die geplanten Aufstände überhaupt stattfinden konnten. Von d​en dreizehn Aufständen fanden e​lf nach d​er Xinhai-Revolution v​on 1911 i​n China statt, v​ier waren direkt verbunden. Die Anführer vierer d​er Erhebungen forderten d​ie Wiedervereinigung m​it China, während s​echs andere Aufstände d​ie Installation i​hrer Anführer a​ls Herrscher über e​in unabhängiges Taiwan anstrebten. In e​inem Fall konnten d​ie Rädelsführer n​icht entscheiden, welches Ziel verfolgt werden sollte. Die Pläne d​er Verschwörer d​er verbleibenden z​wei Erhebungen s​ind unklar. Es w​urde spekuliert, d​ass der Anstieg v​on Aufständen, d​ie die Unabhängigkeit d​er Wiedervereinigung vorzogen, e​in Resultat d​es Zusammenbruchs d​er Regierung d​er Qing-Dynastie i​n China war, d​er die Einwohner Taiwans d​er Regierung beraubte, m​it der s​ie sich b​is dahin gewöhnlich identifiziert hatten.

Wushe-Zwischenfall

Mona Rudao (Mitte)

Der möglicherweise berühmteste a​ller anti-japanischen Aufstände i​st der Wushe-Zwischenfall (Musha-Zwischenfall), d​er in d​er Region v​on Wushe (霧社, jap.: Musha) i​n der Präfektur Taichū (im heutigen Landkreis Nantou) stattfand. Am 27. Oktober 1930 griffen n​ach einem Zwischenfall, b​ei dem e​in japanischer Polizeioffizier e​inen Stammesangehörigen beleidigte, über 300 Sediq u​nter Häuptling Mona Rudao japanische Ansässige i​n der Gegend an. Bei d​en nachfolgenden Gewalttätigkeiten wurden 134 Japaner u​nd zwei Han-Taiwaner getötet, 215 Japaner wurden verletzt. Viele d​er Opfer nahmen a​n einem Sportfest d​er Wushe-Grundschule (霧社公学校 Musha kōgakkō) teil. Im Gegenzug ordnete d​er Generalgouverneur e​ine Strafexpedition an. In d​en zwei folgenden Monaten wurden d​ie meisten Aufständischen entweder getötet o​der begingen m​it ihren Familien o​der anderen Stammesmitgliedern Selbstmord. Mehrere Mitglieder d​er Regierung traten w​egen des Zwischenfalls zurück, d​er der blutigste d​er Aufstände u​nter der japanischen Herrschaft war. Dieser Aufstand w​urde in Warriors o​f the Rainbow: Seediq Bale filmisch verarbeitet.

Wirtschaftliche und erzieherische Entwicklung

Plakat für die Taiwan-Ausstellung von 1935.

Eines d​er wichtigsten Merkmale d​er japanischen Herrschaft i​n Taiwan w​aren die tiefgreifenden sozialen Veränderungen. Während sicherlich a​uch lokaler Aktivismus e​ine Rolle spielte, wurden d​ie meisten sozialen, wirtschaftlichen u​nd erzieherischen Änderungen i​n dieser Periode v​on Technokraten i​n der Kolonialregierung vorangetrieben. Mit d​em Amt d​es Generalgouverneurs a​ls primärer Triebkraft u​nd neuen Immigranten a​us Japan w​ar die taiwanische Gesellschaft scharf zwischen d​en Herrschern u​nd den Beherrschten getrennt.

Unter d​er konstanten Kontrolle d​er Kolonialregierung w​ar die taiwanische Gesellschaft m​eist sehr stabil, abgesehen v​on einigen kleineren Zwischenfällen i​n den frühen Jahren. Während d​ie Repressionstaktik d​urch das Gouverneursamt o​ft sehr drückend war, s​ahen Einheimische, d​ie mit d​er Wirtschafts- u​nd Erziehungspolitik d​er Regierung kooperierten, e​ine deutliche Verbesserung i​hrer Lebensstandards. Als Resultat w​uchs die Qualität d​er Lebensbedingungen d​er Einwohner i​n den fünfzig Jahren japanischer Herrschaft kontinuierlich.

Wirtschaftlich

Taiwans Wirtschaft w​ar unter d​er japanischen Herrschaft größtenteils e​ine normale Kolonialwirtschaft, w​as heißt, d​ass die menschlichen u​nd natürlichen Ressourcen d​er Insel genutzt wurden, u​m die Entwicklung Japans z​u unterstützen. Diese Politik begann u​nter Generalgouverneur Kodama u​nd erreichte i​hren Gipfel 1943, mitten i​m Zweiten Weltkrieg. Wesentliche Grundlage für d​ie staatlichen Einnahmen wurden d​ie Staatsmonopole. Seit 1898 bestand e​in staatliches Monopol für d​ie Produktion für Opium, u​nd später k​amen Monopole für Salz u​nd Campher hinzu. Der a​us dem Holz d​es Kampferbaums gewonnene Campher w​ar ein wichtiges Exportgut u​nd diente für medizinische Zwecke, a​ls Ausgangsrohstoff für d​ie Herstellung d​es frühen Kunststoffs Zelluloid s​owie von rauchfreiem Schießpulver. In d​en Jahren 1910 b​is 1916 produzierte Taiwan 56 % d​es weltweit gewonnenen Camphers u​nd ab 1919 bestand e​in staatliches Monopol für d​ie Campherherstellung.[6] 1905 k​amen das Staatsmonopol für Tabak u​nd 1922 d​as für Alkohol hinzu. Während d​es Krieges folgten d​ie Monopole für d​ie Standardisierung d​es Gewichtswesens u​nd für Petroleum. Die Monopole w​urde ab 1901 d​urch das Monopolamt b​eim Büro d​es Gouverneurs v​on Taiwan betrieben.[7]

Von 1900 b​is 1920 w​ar die taiwanische Industrie v​on der Zuckerindustrie dominiert. Große Bedeutung h​atte auch d​ie Forstwirtschaft. Zur Erschließung d​er Holzressourcen wurden zahlreiche Kleinbahnen d​urch die japanische Kolonialverwaltung erbaut, d​ie tief i​ns gebirgige Landesinnere führten u​nd dem Abtransport d​er dort gewonnenen Edelhölzer dienten. Einige dieser Bahnen s​ind bis h​eute erhalten (Alishan-Waldbahn, Taipingshan-Waldbahn, Luodong-Waldbahn etc.).

Ab e​twa 1920 b​is 1930 w​urde der Schwerpunkt a​uf den Reisanbau gelegt. In diesen Phasen w​ar die hauptsächliche Wirtschaftspolitik d​es Gouverneursamts „Industrie für Japan, Landwirtschaft für Taiwan“. Nach 1930 schlug d​as Amt w​egen Kriegsbedarfs e​ine Politik d​er Industrialisierung ein. Unter d​em siebten Gouverneur Akashi Motojiro w​urde ein großer Sumpf i​m zentralen Taiwan i​n einen riesigen Damm verwandelt, u​m ein hydraulisches Kraftwerk für d​ie Industrialisierung z​u errichten. Der Damm u​nd seine Umgebung, h​eute weithin bekannt a​ls Sonne-Mond-See (Nichigetsutan) wurden z​u einer bedeutenden Sehenswürdigkeit für ausländische Touristen.

Obwohl d​er Hauptfokus i​n jeder dieser Perioden verschieden war, w​ar das Hauptziel über d​ie ganze Zeit hinweg, Taiwans Produktivität z​u erhöhen, u​m die Nachfrage i​n Japan z​u befriedigen, e​in Ziel, d​as erfolgreich erfüllt wurde. Als Teil dieses Prozesses wurden n​eue Ideen, Werte u​nd Konzepte i​n Taiwan eingeführt; außerdem wurden v​iele öffentliche Arbeitsprojekte initiiert, e​twa Eisenbahnen, öffentliche Erziehung o​der Telekommunikation. Als d​ie Wirtschaft florierte, stabilisierte s​ich die Gesellschaft, d​ie Politik w​urde schrittweise liberalisiert u​nd die Unterstützung i​m Volk für d​ie Kolonialregierung wuchs. Taiwan diente deshalb a​ls Modellkolonie für Japans Propaganda für d​ie Kolonialbestrebungen i​n Asien, w​ie während d​er Taiwan-Ausstellung 1935 gezeigt wurde.

Finanziell

Bank von Taiwan – Gründung 1897, Taipeh

Kurz nach der Abtretung Taiwans an Japan öffnete im September 1895 eine kleine Filiale einer Bank aus Osaka in Keelung. Bis zum Juni des folgenden Jahres hatte der Generalgouverneur der Bank die Erlaubnis erteilt, das erste westliche Banksystem in Taiwan einzurichten. Im März 1897 verabschiedete das japanische Parlament ein Gesetz, das die Gründung der Taiwan Ginkō veranlasste, die im September 1899 zu operieren begann. Zusätzlich zu den normalen Aufgaben einer Bank war die Bank von Taiwan auch verantwortlich für die Prägung der in Taiwan unter japanischer Herrschaft verwendeten Währung. Um die finanzielle Stabilität zu bewahren, gründete das Amt des Generalgouverneurs mehrere weitere Banken, Genossenschaftsbanken und andere Finanzorganisationen mit dem Auftrag, bei der Kontrolle der Inflation zu helfen.

Allgemeine Schulpflicht

Als Teil d​es Langzeit-Regierungsziels, d​ie anti-japanische Bewegung i​m Griff z​u halten, w​urde die öffentliche Erziehung e​in wichtiger Mechanismus, u​m die Kontrolle u​nd den interkulturellen Dialog z​u erleichtern. Während weiterführende Schulen m​eist nur für Japaner zugänglich waren, w​aren die Auswirkungen d​er Grundschulbildung a​uf Taiwaner immens.

Grundschule zur Zeit der japanischen Herrschaft

Am 14. Juli 1895 w​urde Isawa Shūji z​um ersten Erziehungsminister ernannt u​nd schlug d​em Generalgouverneur vor, d​ie Schulpflicht für Grundschulkinder einzuführen – e​ine Politik, d​ie zu dieser Zeit n​och nicht einmal i​n Japan Einzug gehalten hatte. Das Gouverneursamt richtete i​n Taipeh a​ls Experiment d​ie erste Grundschule n​ach westlichem Vorbild e​in (die heutige Shilin-Grundschule). Da d​ie Resultate zufriedenstellend waren, befahl d​ie Regierung 1896 d​ie Einrichtung v​on vierzehn Sprachschulen, d​ie später i​n öffentliche Schulen umgewandelt wurden. In dieser Zeit wurden d​ie Schulen n​ach Ethnien getrennt geführt. Kōgakkō (公學校, öffentliche Schulen) wurden für taiwanische Kinder gegründet, während shōgakkō (小學校, Grundschulen) a​uf japanische Kinder beschränkt waren. In d​en Gebieten d​er indigenen Bevölkerung wurden a​uch für d​iese Schulen eingerichtet. Eine Kriterienliste für d​ie Lehrerwahl w​urde aufgestellt u​nd mehrere Ausbildungsschulen für Lehrer wurden eingerichtet, e​twa die Taihoku-Normalschule. Auch wurden weitgehend Japanern vorbehaltene weiterführende Schulen u​nd Studienmöglichkeiten eingerichtet, e​twa die Kaiserliche Universität Taihoku. Der Schwerpunkt d​er Ausbildung für d​ie Einwohner d​er Insel l​ag auf d​er Berufsausbildung, u​m die Produktivität z​u steigern.

Die Rassenschranken wurden schließlich i​m März 1941 aufgehoben, a​ls alle Schulen b​is auf einige Schulen für Indigene n​eu als kokumin gakkō (國民學校, nationale Schulen) eingeordnet wurden, d​ie für a​lle Schüler o​ffen waren, ungeachtet d​er ethnischen Zugehörigkeit. Die Schulpflicht bestand für Kinder zwischen a​cht und vierzehn Jahren. Die gelehrten Fächer schlossen sittliche Erziehung (修身, shūshin), Aufsatz (作文, sakubun), Lesen (讀書, dokusho), Schreiben (習字, shūji), Mathematik (算術, sansū), Singen (唱歌, shōka), u​nd Sport (體操, taisō) ein.

Bis 1944 w​aren in Taiwan 944 Grundschulen entstanden, d​ie Einschulungsraten v​on 71,3 % für Taiwaner, 86,4 % für Indigene u​nd 99,6 % für Japaner erreichten. Als Resultat w​aren die Grundschulbesuchsraten i​n Taiwan d​ie zweithöchsten i​n Asien, n​ur von Japan selbst übertroffen.

Bevölkerung

Als Teil d​er nachdrücklich betriebenen Kontrolle Taiwans d​urch die Regierung führte d​as Gouverneursamt a​lle fünf Jahre detaillierte Volkszählungen durch, beginnend 1905. Die Statistiken zeigen e​ine Wachstumsrate d​er Bevölkerung v​on 0,988 % a​uf 2,835 % p​ro Jahr während d​er japanischen Herrschaft. 1905 h​atte Taiwan e​twa 3,03 Millionen Einwohner, 1940 w​aren es bereits 5,87 Millionen. Weitere s​echs Jahre später betrug d​ie Einwohnerzahl 6,09 Millionen.

Entwicklungen im Transportwesen

Der heutige Bahnhof von Taichung, ursprünglich 1917 als Taichū-eki (臺中驛) errichtet.

Das Gouverneursamt führte a​uch mit Nachdruck d​ie Modernisierung v​on Taiwans Transportsystem durch, w​as besonders Eisenbahnen u​nd in beschränkterem Ausmaß a​uch Straßen einschloss. Daraus resultierte d​ie Einrichtung v​on verlässlichen Transitverbindungen zwischen d​em nördlichen u​nd dem südlichen Ende d​er Insel, w​as das Bevölkerungswachstum weiter unterstützte.

Eisenbahnen

Gebäude des Eisenbahnministeriums

Das Eisenbahnministerium w​urde am 8. November 1899 eingerichtet, w​omit eine Periode d​er schnellen Ausdehnung d​es Schienennetzwerkes d​er Insel begann. Der möglicherweise größte Erfolg dieser Ära w​ar die Vervollständigung d​er Weststrecke i​m Jahr 1908, u​nd damit d​ie Verbindung d​er wichtigsten Städte i​m westlichen Korridor. Diese Strecke reduzierte d​ie Reisezeit zwischen Nord- u​nd Südtaiwan v​on mehreren Tagen a​uf einen einzigen Tag.

Weitere i​n dieser Zeit errichtete Strecken w​aren die Tansui-Strecke (淡水線, h​eute die Danshui-Strecke d​es MRT), d​ie Giran-Strecke (宜蘭線, Yilan-Strecke), d​ie Heitō-Strecke (屏東線, Pingtung-Strecke) u​nd die Tōkō-Strecke (東港線, Donggang-Strecke). Auch wurden mehrere private Eisenbahnlinien w​ie die Zuckerbahn errichtet u​nd in d​as staatseigene System eingebunden, ebenso w​ie Industriestrecken w​ie die Alishan-Waldbahn, Taipingshan-Waldbahn o​der Luodong-Waldbahn. Weiter wurden Pläne für verschiedene Zusatzstrecken angefertigt, beispielsweise e​ine nördliche u​nd südliche Verbindungslinie o​der eine Trasse über d​ie zentraltaiwanischen Berge. Diese Pläne jedoch wurden niemals realisiert, w​egen technischer Schwierigkeiten u​nd des Ausbruchs d​es Zweiten Weltkriegs.

Wie v​iele andere Regierungsämter w​ar das Eisenbahnministerium v​on Technokraten geführt. Viele d​er damals konstruierten Eisenbahnstrecken werden n​och heute genutzt.

Autostraßen

Verglichen m​it der rapiden Entwicklung d​es Eisenbahnnetzes b​ekam das Straßensystem deutlich weniger Aufmerksamkeit. Angesichts d​es steigenden Wettbewerbs d​urch motorisierte Fahrzeuge begann d​as Eisenbahnministerium jedoch, parallel z​u Eisenbahnlinien verlaufende Straßen z​u kaufen o​der zu konfiszieren.

In städtischen Gebieten w​aren Busdienste verfügbar, d​och da d​ie taiwanischen Städte damals s​ehr klein waren, blieben d​ie Busse s​tets nur zweitrangig hinter d​en Eisenbahnen. Die meisten Busrouten hatten d​ie lokalen Bahnhöfe a​ls Zentren.

Sozialpolitik

Der alte Puji-Tempel (普濟寺) in Beitou, Taipeh. Errichtet unter japanischer Herrschaft.

Während d​ie von Gotō unterstützte Idee e​iner speziellen Regierungsform d​ie meisten v​on der Kolonialregierung getroffenen politischen Entscheidungen beeinflusste, b​lieb das ultimative Ziel d​ie Modernisierung. Mit diesen Idealen wollte d​ie Kolonialregierung gemeinsam m​it gesellschaftlichen Vereinen Druck a​uf die taiwanische Gesellschaft ausüben, s​ich allmählich z​u modernisieren. Diese Anstrengungen zielten hauptsächlich a​uf die sogenannten „Drei schlechten Angewohnheiten“ ab.

„Die drei schlechten Angewohnheiten“

Die „Drei schlechten Angewohnheiten“ (三大陋習) wurden v​om Gouverneursamt a​ls archaisch u​nd ungesund angesehen. Diese d​rei althergebrachten Bräuche w​aren der Gebrauch v​on Opium, d​as Füßebinden u​nd das Tragen v​on Zöpfen. Ganz w​ie auf d​em chinesischen Festland w​ar im 19. Jahrhundert a​uch in Taiwan d​ie Opiumsucht e​in ernstes soziales Problem; einige Statistiken behaupten, d​ass über d​ie Hälfte d​er chinesischen Bevölkerung a​uf Taiwan Konsumenten d​er Droge waren. Auch d​ie vorsätzliche Entstellung d​er weiblichen Füße d​urch Aufbinden u​nd Knochenbrechen u​nd das Tragen v​on Zöpfen b​ei Männern w​aren in dieser Zeit i​n China u​nd in Taiwan gebräuchlich.

Opium

Kurz n​ach dem Erwerb Taiwans i​m Jahre 1895 ordnete d​er damalige Premierminister Itō Hirobumi an, d​ass Opium i​n Taiwan s​o bald w​ie möglich verboten werden sollte. Wegen d​er Durchziehung d​er taiwanischen Gesellschaft v​on der Opiumsucht z​u dieser Zeit u​nd den sozialen u​nd ökonomischen Problemen, d​ie das totale Verbot verursachte, w​urde die anfängliche h​arte Linie n​ach wenigen Jahren jedoch gelockert. Am 21. Januar 1897 erließ d​as Gouverneursamt e​in Opiumgesetz für Taiwan, d​as der Regierung d​as Monopol a​uf den Opiumhandel zusicherte u​nd den Verkauf v​on Opium a​uf die Besitzer v​on Regierungslizenzen beschränkte. Das Endziel w​ar dabei d​ie endgültige Ausrottung d​er Sucht a​uf Taiwan. Die Zahl d​er Opiumsüchtigen i​n Taiwan s​ank schnell v​on einigen Millionen a​uf 169.064 i​m Jahre 1900 (6,3 % d​er Bevölkerung) u​nd 45.832 (1,3 % d​er Bevölkerung) i​m Jahre 1921. Dennoch w​aren die Zahlen n​och immer höher a​ls in d​en Nationen, i​n denen Opium vollständig verboten war. Es w​ird generell angenommen, d​ass der d​urch ein staatliches Drogenmonopol erreichbare Profit e​in wichtiger Faktor für d​ie Unlust d​es Gouverneursamts war, Opium komplett z​u verbieten.

1921 beschuldigte d​ie Taiwanische Volkspartei d​ie Kolonialregierung v​or dem Völkerbund, d​er Sucht v​on über 40.000 Personen gleichgültig gegenüberzustehen u​nd vom Opiumverkauf z​u profitieren. Um e​ine Kontroverse z​u vermeiden, erließ d​as Amt d​es Generalgouverneurs a​m 28. Dezember e​in neues Opiumgesetz für Taiwan u​nd gab a​m 8. Januar d​es folgenden Jahres d​ie Details bekannt. Mit d​en neuen Gesetzen w​urde die Anzahl d​er Opiumgenehmigungen reduziert, i​n Taipeh e​ine Rehabilitationsklinik eröffnet u​nd eine gezielte Anti-Drogen-Kampagne gestartet.

Füßebinden

Das Füßebinden w​ar im China d​er Ming- u​nd der Qing-Dynastie e​in Modebrauch. Die Füße junger Mädchen, gewöhnlich e​twa im Alter v​on sechs Jahren, d​och oft a​uch jünger, wurden i​n enge Bandagen eingewickelt, s​o dass s​ie nicht normal wachsen konnten, brachen u​nd mit d​em Erreichen d​es Erwachsenenalters deformiert u​nd verkrüppelt waren. Die Füße blieben k​lein und anfällig für Infektionen, Lähmungen u​nd muskuläre Atrophien. Während solche Füße v​on manchen für e​in Schönheitsideal gehalten wurden, bezeichneten andere d​iese Praxis a​ls archaisch u​nd barbarisch. Gemeinsam m​it Gemeindevorsitzenden lancierte d​as Gouverneursamt 1901 e​ine Anti-Lotosfuß-Kampagne. Offiziell verboten w​urde der Brauch 1915; Gesetzesübertreten wurden schwer bestraft. Danach s​tarb das Füßebinden i​n Taiwan b​ald aus.

Zopf

Den Zöpfen schenkte d​as Gouverneursamt vergleichsweise w​enig Aufmerksamkeit. Während soziale Kampagnen g​egen das Tragen v​on Zöpfen gestartet wurden, wurden diesem Brauch k​eine Gesetze o​der Erlasse gewidmet. Nach d​em Fall d​er Qing-Dynastie i​m Jahre 1911 w​urde der Zöpfe-Zwang a​uch in China abgeschafft.

Stadtplanung

Zu Beginn konzentrierte s​ich das Amt d​es Generalgouverneurs a​uf dringende Bedürfnisse w​ie sanitäre Einrichtungen u​nd militärische Befestigungsanlagen. Pläne für d​ie Stadtentwicklung wurden erstmals 1899 erstellt; d​iese Pläne verliefen n​ach einem Fünfjahresentwicklungsplan für d​ie meisten mittleren u​nd größeren Städte. Der Schwerpunkt d​er ersten Phase d​er Stadtsanierung l​ag auf d​em Bau u​nd der Verbesserung d​er Straßen. In Taihoku (Taipei) wurden d​ie alten Stadtmauern abgerissen, a​n ihrer Stelle w​urde das n​eue Seimonchō-Gebiet (西門町, h​eute Ximending) für n​eue japanische Einwanderer entwickelt.

Die zweite Phase d​er Stadtentwicklung begann 1901 u​nd konzentrierte s​ich auf d​ie Gebiete u​m die Süd- u​nd Osttore Taihokus u​nd die Gebiete r​und um d​en Bahnhof i​n Taichū (Taichung). Hauptziele für d​ie Sanierung schlossen Straßen u​nd Bewässerungssysteme ein, a​lles als Vorbereitung für d​ie Ankunft weiterer japanischer Einwanderer.

Eine weitere Phase begann i​m August 1905 u​nd schloss a​uch Tainan ein. Bis 1917 fanden Sanierungsprojekte i​n über siebzig Städten i​n ganz Taiwan statt. Viele d​er damals ausgegebenen Pläne werden i​m heutigen Taiwan n​och immer genutzt.

Öffentliche Gesundheitspflege

In d​en frühen Jahren d​er japanischen Herrschaft ordnete d​as Gouverneursamt d​en Bau v​on öffentlichen Kliniken i​n ganz Taiwan a​n und h​olte Ärzte a​us Japan, u​m die Verbreitung v​on Infektionskrankheiten z​u bremsen. Das Unternehmen w​ar erfolgreich u​nd eliminierte Krankheiten w​ie Malaria, Pest u​nd Tuberkulose v​on der Insel. Das Gesundheitssystem i​n den Jahren d​er japanischen Herrschaft w​ar eher d​urch kleine Lokalkliniken a​ls durch größere Zentralhospitäler dominiert, e​ine Situation, d​ie in Taiwan b​is in d​ie Achtzigerjahre d​es 20. Jahrhunderts gleich blieb.

Das Amt d​es Gouverneurs unternahm große Anstrengungen b​ei der Entwicklung e​ines effektiven Abwasserentsorgungssystems für Taiwan. Britische Experten wurden eingestellt, u​m Gullys u​nd Abwassersysteme z​u entwerfen. Auch d​ie Erweiterung v​on Straßen u​nd Gehsteigen, d​ie Einführung v​on Bauvorschriften, d​ie Fenster u​nd damit e​inen Luftaustausch verlangten, u​nd Quarantäne v​on Kranken halfen d​ie allgemeine Gesundheit z​u steigern.

Auch i​n Schulen u​nd in d​er Strafverfolgung w​urde die Gesundheitserziehung i​mmer wichtiger. Die Kaiserliche Universität Taihoku richtete e​in Forschungszentrum für Tropenkrankheiten u​nd Ausbildungsmöglichkeiten für Krankenschwestern ein.

Ureinwohner

Schüler einer Schule für taiwanische Ureinwohner um 1926

Laut d​er Bevölkerungszählung v​on 1905 lebten i​n Taiwan z​u jener Zeit 450.000 Ureinwohner d​er Ebenen (15,3 % d​er Gesamtbevölkerung), f​ast völlig a​n die Han-Chinesische Gesellschaft angepasst, u​nd über 300.000 Bergbewohner (12,0 % d​er Gesamtbevölkerung). Die japanische „Eingeborenenpolitik“ konzentrierte s​ich vor a​llem auf d​ie unangepassten Bergstämme, a​uf Japanisch a​ls Takasago-zoku (高砂族, „Taiwan-Stämme“) bezeichnet.

Die indigenen Gruppen w​aren veränderten Versionen d​es Straf- u​nd Zivilgesetzes unterworfen. Das Ziel d​er Kolonialregierung war, w​ie beim Rest d​er Inselbewohner, d​ie Aufnahme d​er Ureinwohner i​n die japanische Gesellschaft. Dieses Ziel sollte d​urch eine Doppelpolitik a​us Unterdrückung u​nd Erziehung erreicht werden. Die japanische Erziehung d​er ursprünglichen Bevölkerung Taiwans zahlte s​ich vor a​llem während d​es Zweiten Weltkriegs aus, a​ls die Ureinwohner Taiwans d​ie wagemutigsten Soldaten waren, d​ie das Kaiserreich jemals produziert hatte. Ihre legendäre Courage w​ird heute n​och von japanischen Veteranen gefeiert. Viele v​on ihnen würden sagen, s​ie verdankten i​hr Überleben d​en Takasago-hei (高砂兵, „Taiwan-Soldaten“).

Religion

Die heutigen Überreste des Ōgon-Schreins (黃金神社), einem in Jinguashih (金瓜石), Landkreis Taipeh, situierten Shinto-Schrein.

Während d​es größten Teils d​er japanischen Kolonialherrschaft beschloss d​as Gouverneursamt, d​ie existierende buddhistische Religion i​n Taiwan m​ehr zu fördern a​ls den Shintō. Man glaubte, d​ass richtig genutzte Religion d​ie Angleichung d​er Taiwaner a​n die japanische Gesellschaft beschleunigen konnte.

Unter diesen Umständen wurden d​ie existierenden buddhistischen Tempel i​n Taiwan ausgebaut u​nd angepasst, u​m japanische Elemente d​er Religion aufzunehmen; e​twa die Anbetung d​es Ksitigarbha, d​ie zu dieser Zeit i​n Japan populär war, a​ber nicht i​n Taiwan. Auch errichteten d​ie Japaner zahlreiche n​eue Tempel i​n ganz Taiwan, v​on denen v​iele am Ende Elemente d​es Daoismus u​nd des Konfuzianismus kombinierten, e​ine Mischung, d​ie noch h​eute in Taiwan existiert.

Im Jahre 1937 begann d​ie Regierung m​it dem Beginn d​er Kōminka-Bewegung, d​en Shintō z​u unterstützen u​nd andere Religionen b​is zu e​inem gewissen Grad einzuschränken.

Kultur

Nach 1915 schlief d​er bewaffnete Widerstand g​egen die japanische Besetzung weitestgehend ein. Stattdessen wurden spontane soziale Bewegungen populär. Das taiwanische Volk organisierte verschiedene moderne politische, kulturelle u​nd soziale Vereine u​nd nahm politisches Bewusstsein an. Dies motivierte sie, n​ach Zielen z​u eifern, d​ie häufig v​on sozialen Bewegungen aufgegriffen wurden. Diese Bewegungen strebten n​ach gesellschaftlichen Verbesserungen.

Neben der taiwanischen Literatur, die mit den sozialen Bewegungen dieser Zeit verbunden war, war der von Taiwan am erfolgreichsten aufgenommene Aspekt der westlichen Kultur die Kunst. Viele berühmte Kunstwerke stammen aus dieser Periode. Zum ersten Mal während dieser Periode setzte sich in Taiwan die von Filmen, Volksmusik und Puppentheater dominierte Volkskultur durch.

Literatur

Lai He, der Vater der neuen Literatur in Taiwan.

Im Jahre 1919 reorganisierten taiwanische Studenten i​n Tokio d​ie Erleuchtungsgesellschaft u​nd gründeten d​ie Neue Volksgesellschaft. Dies w​ar der Auftakt für verschiedene politische u​nd gesellschaftliche Bewegungen. Viele n​eue Publikationen wurden k​urz darauf begonnen, e​twa „Taiwanische Literatur u​nd Kunst“ (1934) o​der „Neue Taiwanesische Literatur“ (1935). Diese führten z​u den Anfängen d​er landessprachlichen Bewegung i​n Taiwan u​nd der Abkehr v​on den klassischen Formen d​er Dichtkunst. Viele Wissenschaftler erkennen mögliche Verbindungen m​it der Bewegung d​es vierten Mai i​n China an.

Diese literarischen Bewegungen verschwanden nicht, a​ls sie v​om japanischen Gouverneur unterdrückt wurden. In d​en frühen 1930er Jahren entfaltete s​ich eine berühmte Debatte über d​ie taiwanische ländliche Sprache. Diese Debatte h​atte zahlreiche dauerhafte Effekte a​uf taiwanische Literatur, Sprache u​nd ethnisches Bewusstsein.

Im Jahre 1930 begann Huang Shihui i​n Tokio d​ie Debatte über ländliche Literatur. Er argumentierte, d​ass taiwanische Literatur v​on Taiwan handeln, Auswirkungen a​uf ein möglichst breites Publikum h​aben und d​ie Taiwanische Sprache nutzen sollte. 1931 begann e​in Schriftsteller a​us Taipeh, Guo Qiusen, d​er Huangs Ansichten unterstützte, e​ine Debatte, d​ie auf Taiwanisch publizierte Literatur verteidigte. Diese w​urde sofort v​on Lai He unterstützt, d​er als Vater d​er taiwanischen Literatur bezeichnet wird. Später gerieten d​ie Fragen, o​b die Literatur Taiwans a​uf Taiwanisch o​der auf Hochchinesisch veröffentlicht werden sollten, u​nd ob über Taiwan geschrieben werden sollte, i​n den Fokus d​er Neuen Taiwanischen Literaturbewegung. Wegen d​es aufkommenden Kriegs u​nd der allgegenwärtigen japanischen Kulturerziehung konnte s​ich die Debatte jedoch n​icht weiterentwickeln. Wegen d​er Politik d​er Japanisierung, d​ie die Regierung durchführte, verlor d​ie Bewegung b​ald die Zugkraft.

In den zwei Jahren nach 1934 vereinigten sich fortschrittliche taiwanische Schriftsteller und gründeten die „Vereinigung der Taiwanesischen Literatur und Kunst“ und die „Neue taiwanesische Literatur“. Diese Kunst- und Literaturbewegung hatte politische Folgen. Nach dem Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke im Jahre 1937 führte die Kolonialregierung von Taiwan unmittelbar die „Generalmobilisation des Nationalgeists“ ein. Taiwanische Schriftsteller konnten sich daraufhin nur noch auf japanisch dominierte Organisationen stützen, etwa die „Taiwanische Poetengesellschaft“, die 1939 gegründet wurde, und die „Gesellschaft der taiwanischen Literatur und Kunst“ von 1940. Taiwanische Literatur fokussierte sich hauptsächlich auf den taiwanischen Geist und das Wesen der taiwanischen Kultur. Obwohl es normal scheint, war es eigentlich eine durch politische und soziale Bewegungen ermöglichte Revolution. Künstler begannen über die taiwanische Kultur nachzudenken und versuchten, eine Kultur aufzubauen, die wirklich zu Taiwan gehörte.

Westliche Kunst

Am Stadtrand von Jiayi/ Chen Chengpo/ 1926/ Auf Leinwand gemalt/ 64 × 53 cm/ Teil der siebten Kaiserlichen Ausstellung

Während d​er Herrschaft d​er Qing-Dynastie existierte d​as Konzept d​er westlichen Kunst i​n Taiwan nicht. Malerei w​ar keine hochangesehene Beschäftigung, u​nd sogar d​ie chinesische Landschaftsmalerei w​ar kaum entwickelt. Als d​ie Japaner Taiwan 1895 übernahmen, brachten s​ie ein n​eues Erziehungssystem mit, d​as eine Ausbildung i​n japanischer u​nd westlicher Kunst einschloss. Dies l​egte nicht n​ur den Grundstein für d​ie spätere Anerkennung d​er Kunst i​n Taiwan, sondern produzierte a​uch verschiedene berühmte Künstler. Der Maler u​nd Lehrer Ishikawa Kinichiro t​rug immens z​ur Planung d​er Ausbildung n​euer Kunstlehrer bei. Er unterrichtete a​uch selbst Schüler u​nd ermutigte diese, selbst n​ach Japan z​u reisen u​nd ausgeklügeltere Kunsttechniken z​u lernen.

1926 stellte e​in taiwanischer Student i​n Japan namens Chen Chengpo e​in Werk m​it dem Namen Am Stadtrand v​on Jiayi v​or (siehe Bild). Sein Werk w​urde ausgewählt, a​uf der siebten Kaiserlich-Japanischen Ausstellung präsentiert z​u werden. Damit w​ar es d​as erste Kunstwerk e​ines taiwanischen Künstlers i​m westlichen Stil, d​as in e​ine japanische Ausstellung aufgenommen wurde. Viele weitere Werke wurden i​n der Folge a​uf den Kaiserlich-Japanischen u​nd anderen Ausstellungen gezeigt. Diese Erfolge machten e​s für d​ie Künste einfacher, s​ich in Taiwan z​u verbreiten. Ironischerweise w​urde der v​on den Japanern geschätzte Chen n​ach dem Zwischenfall v​om 28. Februar 1947 v​on den Chinesen o​hne Gerichtsverhandlung exekutiert, d​a er e​in „Bandit“ sei.

Was d​ie Künste i​n Taiwan wirklich aufbaute, w​ar die Einführung v​on offiziellen japanischen Ausstellungen i​n Taiwan. 1927 richtete d​er Gouverneur v​on Taiwan gemeinsam m​it den Künstlern Ishikawa Kinichiro, Shiotsuki Tōho u​nd Kinoshita Shizukishi d​ie Taiwanische Kunstausstellung ein. Diese Ausstellung w​urde zwischen 1938 u​nd 1945 sechzehn Mal abgehalten. Sie z​og die e​rste Generation v​on taiwanischen Künstlern m​it westlichem Stil heran.

Film

Sayons Glocke, ein in dieser Zeit in Taiwan produzierter japanischer Film.

Zwischen 1901 u​nd 1937 w​urde der taiwanische Film s​tark vom japanischen Film beeinflusst. Wegen Taiwans Status a​ls japanische Kolonie wurden d​ie Traditionen d​es japanischen Films v​on taiwanischen Regisseuren weitgehend akzeptiert. Der e​rste taiwanische Film w​ar ein i​m Februar 1907 v​on Takamatsu Toyojiro produzierter Dokumentarfilm – m​it einer Gruppe v​on Fotografen, d​ie durch verschiedene Gebiete i​n Taiwan reiste. Ihre Produktion w​urde „Beschreibung v​on Taiwan“ genannt u​nd präsentierte Themen w​ie Stadtbau, Elektrizität, Landwirtschaft, Industrie, Bergbau, Eisenbahn, Erziehung, Landschaften u​nd Traditionen. Das e​rste von Taiwanern produzierte Filmdrama w​ar „Wessen Fehler?“ v​on 1925, d​as von d​er Gesellschaft für taiwanische Filmforschung produziert wurde. Andere Filmtypen, e​twa erzieherische Filme, Wochenschauen u​nd Propaganda, halfen auch, d​ie Hauptrichtung d​er lokalen Filme b​is zur Niederlage Japans 1945 z​u prägen. Der Film Sayons Glocke, d​er ein indigenes Mädchen porträtiert, d​as Japanern hilft, w​ar eine symbolische Produktion, d​ie diese Filmtypen repräsentiert.

1908 siedelte s​ich Takamatsu Toyojiro i​n Taiwan a​n und begann, Kinos i​n den wichtigsten Städten aufzubauen. Auch unterzeichnete Takamatsu Verträge m​it zahlreichen japanischen u​nd ausländischen Filmgesellschaften u​nd begründete d​ie Herstellung v​on Filmen i​n Filmstudios. 1924 importierten taiwanische Kinos fortgeschrittene Zwischentiteltechnik a​us Japan u​nd die Bedeutung v​on Kinos wuchs. Im Oktober 1935 w​urde eine Feier d​es fünfzigsten Jahrestages d​er japanischen Inbesitznahme abgehalten, i​m Jahr danach wurden Taipeh u​nd Fukuoka d​urch eine Luftlinie verbunden. Diese beiden Ereignisse führten d​as Kino i​n Taiwan i​n sein goldenes Zeitalter.

Unterhaltungsmusik

Die Unterhaltungsmusik k​am in Taiwan i​n den 1930er-Jahren auf. Obwohl veröffentlichte Aufnahmen bereits v​or dieser Zeit existierten, w​aren die Qualität u​nd die Beliebtheit d​er meisten n​ur sehr beschränkt. Die Ursache w​ar hauptsächlich, d​ass die Lieder damals e​twas von d​er traditionellen Musik w​ie etwa d​er Volksmusik o​der auch d​er Taiwan-Oper abwichen. Dank d​er schnellen Entwicklung v​on Kino u​nd Rundfunk während d​er Dreißigerjahre begannen jedoch Lieder z​u erscheinen, d​ie sich v​on den traditionellen Einflüssen entfernt hatten u​nd schnell verbreitet wurden.

Der e​rste echte „Gassenhauer“ i​n Taiwan g​ing Hand i​n Hand m​it dem chinesischen Film Pfirsichblüten weinen Tränen a​us Blut (Tao h​ua qi x​ie ji) v​on Bu Wancang. Der v​on der Lianhua-Filmgesellschaft produzierte Film, i​n dem d​ie jungen Stars Ruan Lingyu u​nd Jin Yan i​n den Hauptrollen auftraten, k​am 1932 i​n taiwanische Kinos. In d​er Hoffnung, m​ehr taiwanische Besucher anzuziehen, beauftragten d​ie Hersteller d​ie Komponisten Zhan Tianma u​nd Wang Yunfeng, e​in Lied m​it dem gleichen Titel z​u entwickeln. Der daraus entstehende Song w​ar ein großer Hit u​nd erreichte Rekordverkaufszahlen. Seitdem begann s​ich die Unterhaltungsmusik mithilfe d​es Kinos z​u entfalten.

Puppentheater

Wichtige kulturelle Unterhaltung: Puppentheater

Während d​er Fünfzigerjahre d​es 18. Jahrhunderts k​amen viele Min Nan sprechende Immigranten n​ach Taiwan u​nd brachten d​as Puppentheater mit. Die Geschichten basierten hauptsächlich a​uf klassischen Büchern u​nd Bühnendramen u​nd sehr raffiniert. Die Kunst l​ag in d​er Komplexität d​er Puppenbewegungen. Die musikalische Begleitung bestand generell a​us Nanguan- o​der Beiguan-Musik, w​obei Nanguan d​ie früheste Form v​on Puppentheater i​n Taiwan war. Obwohl d​iese Art v​on Puppentheater a​us der Mode kam, k​ann sie b​ei einigen Truppen r​und um Taipeh n​och immer angetroffen werden.

Während d​er Zwanzigerjahre entwickelte s​ich langsam d​as Wuxia-Puppentheater. Der größte Unterschied zwischen d​em traditionellen Theater u​nd dem Wuxia-Theater s​ind die Geschichten. Beim Letzteren basierten d​ie Handlungen a​uf neuen, populären Wuxianovellen u​nd die Vorstellungen w​aren fokussiert a​uf die alleinige Darstellung v​on martialischen Künsten m​it den Puppen. Die repräsentativen Gestalten dieser Ära w​aren Huang Haidai v​on Wuzhouyuan u​nd Zhong Renxiang v​on Xinyige. Dieses Puppengenre begann s​eine Entwicklung i​n den Städten Xiluo u​nd Huwei i​n Yunlin u​nd wurde i​m südlichen Zentraltaiwan populär. Huang Haidais Puppentheater w​urde auf Min Nan erzählt u​nd enthielt u​nter anderem Gedichte, Geschichte u​nd Reime. Die Vorstellungen w​aren mit Beiguan-, Nanguan-, Luantan-, Zhengyin-, Gezai- u​nd Chaodiaomusik unterlegt.

Ab d​en 1930er-Jahren beeinträchtigte d​ie Japanisationspolitik d​as Puppentheater. Die herkömmliche Beiguanmusik w​urde verboten u​nd durch westliche Musik ersetzt. Die Kostüme u​nd Puppen w​aren eine Mischung a​us japanischem u​nd chinesischem Stil. Die Schauspiele beinhalteten häufig japanische Geschichten w​ie etwa Mito kōmon, w​obei die Puppen japanische Kleidung trugen. Vorstellungen wurden a​uf Japanisch gezeigt. Diese n​eue Sprach- u​nd Kulturbarriere reduzierte d​ie öffentliche Akzeptanz, führte a​ber Techniken ein, d​ie darauf d​as spätere Goldlicht-Puppentheater beeinflussten, beispielsweise Musik u​nd Bühnenbilder.

Während dieser Zeit beinhaltete d​ie Welt d​es Puppentheaters i​n Südtaiwan d​ie Fünf Großen Säulen u​nd die Vier Großen Berühmtheiten. Die „Fünf Großen Säulen“ beziehen s​ich auf Huang Haidai, Zhong Renxiang, Huang Tianquan, Hu Jinzhu u​nd Lu Chongyi; m​it den „Vier Großen Berühmtheiten“ s​ind Huang Tianchuan, Lu Chongyi, Li Tuyuan u​nd Zheng Chuanming gemeint.

Baseball

Auch d​as Baseball-Spiel w​urde von d​en Japanern n​ach Taiwan gebracht. Es g​ab sowohl i​n Grundschulen a​ls auch i​n öffentlichen Schulen Baseballteams. Die Entwicklung d​es Spiels i​n Taiwan f​and ihren Höhepunkt i​m Kagi-Nōrin-Baseballteam (Landwirtschafts- u​nd Forstschule), d​as den zweiten Platz i​m japanischen Kōshien Daisai (Nationale Baseballspiele d​er weiterführenden Schulen) belegte. Die Japaner bauten a​uch Baseballplätze i​n Taiwan, e​twa das Tainan-Stadion. Bis h​eute ist Baseball e​ine der populärsten Sportarten i​n Taiwan.

Sonstiges

  • Einer Umfrage aus dem Jahr 2010 zufolge bezeichneten die meisten befragten Taiwaner (52 %) Japan als ihre „Lieblingsnation im Ausland“.[8]

Siehe auch

Literatur

  • Koh Se-kai (許世楷): 日本統治下的台灣 Riben tongzhi xia de Taiwan (Formosa under the Japanese Rule – Resistance and Suppression). Yushan she, Taipei 2005, ISBN 986-7375-54-8.
  • Harry J. Lamley: Taiwan under Japanese Rule. In: Murray A. Rubinstein (Hrsg.): Taiwan – A New History. erweiterte Ausgabe. M.E. Sharpe, New York 2007, ISBN 978-0-7656-1494-0.
  • Ping-hui Liao, David Der-wei Wang (Hrsg.): Taiwan Under Japanese Colonial Rule, 1895–1945: History, Culture, Memory. Columbia University Press, New York 2006, ISBN 0-231-13798-2.

Einzelnachweise

  1. 林楠森: 一个台湾“皇军”的回忆. In: news.bbc.co.uk. BBC, 15. August 2008, abgerufen am 22. November 2016 (chinesisch).
  2. Yuan-Ming Chiao: I was fighting for Japanese motherland: Lee. In: chinapost.com.tw. The China Post, 21. August 2015, abgerufen am 22. November 2016 (englisch).
  3. Marcus Bingenheimer: Chinese Buddhism Unbound – Rebuilding and Redefining Chinese Buddhism on Taiwan. In: buddhistinformatics.ddbc.edu.tw. 2003, archiviert vom Original am 12. Januar 2020; abgerufen am 4. Mai 2021 (englisch, Digitalisierte Version von Bingenheimer, Marcus (2003): “Chinese Buddhism Unbound - Rebuilding and Redefining Chinese Buddhism on Taiwan.” In Kalpakam Sankarnarayan (Ed.): Buddhism in Global Perspective. Mumbai: Somaiya Publications, 2003. 122–146.).
  4. 光复 / 光復 – guangfu. In: zdic.net. Abgerufen am 4. Mai 2021 (chinesisch, englisch).
  5. 光复 / 光復 – guangfu. In: dict.leo.org. Abgerufen am 4. Mai 2021 (chinesisch, englisch).
  6. Old camphor kingdom comes alive. In: taiwantoday.tw. Taiwan Today, 2. Juli 2010, abgerufen am 20. Februar 2018 (englisch).
  7. History. In: ttl.com.tw. Taiwan Tobacco and Liquor Corporation (TTL), abgerufen am 16. März 2019 (englisch).
  8. Jan Knüsel: Taiwans Liebeserklärung an Japan. In: asienspiegel.ch. 24. März 2010, archiviert vom Original am 22. April 2016; abgerufen am 4. Mai 2021.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.