Saas (Bayreuth)
Die Saas ist ein Stadtteil im Süden von Bayreuth. Sie umfasst auch die Quartiere Lerchenbühl und Bärenleite.
Saas Gemeinde Bayreuth | |
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Höhe: | 361 m |
Postleitzahl: | 95447 |
Vorwahl: | 0921 |
Siedlungshäuschen in der Saas |
Lage
Die Saas liegt südlich der Innenstadt zwischen dem Stadtteil Glocke, dem Naherholungsgebiet Studentenwald und dem Höhenzug Bärenleite-Buchstein.
Name
Beim Namen handelt es sich vermutlich um eine Lokalitätsbezeichnung für eine günstige Siedlungsstelle im Sinn von „Sitz“ (mittelhochdeutsch saz bzw. saze),[1] vergleichbar mit Ortsnamen wie Gesees und Aufseß.[2] Das spätere Dorf Saas könnte aber auch eine Raststätte an der heute „Hezilostraße“ genannten Altstraße von Creußen über die Altstadt nach Kulmbach gewesen sein.[1]
Geschichte und Beschreibung
Dorf
Im Landbuch von 1398 sind im Bereich der Saas fünf Höfe und eine Selde verzeichnet. Die Bauern hießen Ziegenthaler, Bauer, Grauenschedel und Leubser, sie alle leisteten Steuern und den Zehnten an den Burggrafen Johann III. von Nürnberg, der auch oberster Gerichtsherr war. Der Seldner Friedel Bauer musste zudem Fron leisten. Vom Dorf wurden „zu den drei Weysaten“ (Ostern, Pfingsten und Weihnachten) der Herrschaft mit 33 Käsen zusätzliche Abgaben verlangt, darüber hinaus an Ostern 32 Eier und an Fastnacht sechs Hühner.[1]
1517 ist der Bau einer Kapelle nachweisbar. Ein Bauer aus dem Umland hatte im Spätsommer 1516 am Kreuzweg auf dem Saaser Berg eine „Marienerscheinung“, was bald zu ersten Wallfahrten führte. Um die zahlreichen Opfergaben unterzubringen, ließ der Saaser Bauer, auf dessen Grund sich die Stelle befand, einen kleinen Sakralbau aus Fachwerk errichten. 1519 wurde dieses Gebäude abgetragen, um durch ein solches aus Stein ersetzt zu werden. Bereits 1522 drang jedoch lutherisches Gedankengut in Bayreuth ein, 1528 schlossen sich die Landesherren der fränkischen markgräflichen Gebiete – und damit ihre Untertanen – dem lutherischen Bekenntnis an. Restliche Gelder der Kapellenverwaltung wurden bei der Stadtpfarrkirche und dem Almosenkasten verbucht. Die Steine der Kapelle „zur Eichen bey der saß“ dienten 1545 zum Bau einer Mauer um den neu angelegten Stadtfriedhof.[3][4]
Im Zusammenhang mit den Täufern wurde die Saas 1528 als Pfarrdorf erwähnt.[5]
Siedlung
Der überwiegende Teil der Gebäude in der Saas ist während des „Dritten Reichs“ Mitte der 1930er Jahre entstanden.
Die Planung der Siedlung geht bis in die Weimarer Republik zurück. Für kinderreiche Arbeiterfamilien wurde die Siedlung aber erst zwischen 1934 und 1937 planmäßig konzipiert und einheitlich gebaut. Der Grundriss der Siedlung ist schachbrettartig. Die Bausubstanz des Viertels umfasst im Kernbereich kleine Siedlungshäuschen als Doppelhaushälften mit Satteldach. Nach dem Reichsheimstättengesetz von 1920 wurden im Erbpachtverhältnis 180 Häuser auf je 700 Quadratmeter großen Grundstücken mit 45 bis 60 Quadratmeter Wohnfläche errichtet. Die Kosten je Haus lagen bei 2700 bis 3500 Reichsmark. Eigenleistung beim Hausbau wurde erwartet, weitere Vorgaben waren das Halten von Hühnern und Kaninchen sowie der Anbau von Nahrungsmitteln.[6]
Nach 1945
Nach der Zeit des Nationalsozialismus erhielten die Straßen neue Namen,[7] wobei bevorzugt auf Namen von Blumen zurückgegriffen wurde.
In den 1960er Jahren entstanden neue Gebäude wie die Reihenhauszeilen am Südlichen Ringweg, 1964 wurde die Auferstehungskirche eingeweiht. Jüngeren Datums ist die Bebauung mit Einfamilienhäusern im Bereich des alten Dorfkerns, die zum Saaser Berg hin weiter fortgesetzt wird.
- Lange Zeile
- Am Hofacker
Am Südrand der Saas liegt der 1981 übergebene Südfriedhof der Stadt mit Krematorium, südöstlich davon das Gewerbegebiet An der Bärenleite. Dort befand sich in der NS-Zeit die Motorsportschule des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK),[8] aktuell ist es Standort eines Umspannwerks.
In jüngerer Zeit entstanden südlich und westlich der Siedlung Neubaugebiete mit Einfamilienhäusern.
- Moderne Wohnbebauung am Anemonenweg
- Neubaugebiet am Narzissenweg
- Südfriedhof
Lerchenbühl
Der Name Lerchenbühl lässt sich vermutlich auf einen Vogelherd („Bühl“) zurückführen, auf dem Lerchen gefangen wurden.[4]
Auf dem Flurstück Lerchenbühl westlich der Glocke ist im Urkataster von 1850 eine Fallmeisterei (Abdeckerei) verzeichnet. Die Bauern waren verpflichtet, sämtliche Tierkadaver an den Abdecker zu übergeben. Dieser verwertete die Reste und vergrub oder verbrannte, was nicht mehr verwertet werden konnte. Aufgrund der entstehenden Geruchsbelästigung zwang man die Fallmeister, außerhalb der Orte zu wohnen.
Auf dem Lerchenbühl am Nordrand der Saas befinden sich neben der Wohnbebauung die im November 1951 eingeweihte[9] gleichnamige Grundschule, der Sportplatz des BSC Saas, ein Tennisclub und das Tierheim Bayreuth. Die Landwirtschaftlichen Lehranstalten („Bezirkslehrgut“) liegen am nordwestlichen Rand des Flurstücks Lerchenbühl. In den 1960er und 1970er Jahren befand sich neben der Lerchenbühlschule ein Campingplatz für Wohnwagen.[4]
Ab 1952 wurde der Bayreuther Müll (einschließlich Problemmüll) in die 4 ha große nahegelegene Mülldeponie Am Lerchenbühl verbracht. Diese Deponie wurde 1964 geschlossen, ausreichende Schutzmaßnahmen für Umwelt und Grundwasser existierten damals nicht.[10]
- Bauernhaus auf dem Lerchenbühl
- Lerchenbühlschule
- Tierheim auf dem Lerchenbühl
Regelmäßige Veranstaltungen
- Juni: Saaser Waldfest (seit 1938)[6]
- Das dreitägige Fest der Siedler- und Eigenheimvereinigung Bayreuth-Saas im Wäldchen am Lerchenbühl bietet u. a. Livemusik und einen Kindernachmittag.
Sonstiges
Am 21. Juni 1942 gegen 11.30 Uhr wurde der tschechoslowakische Widerstandskämpfer Václav Hošek „zwischen Lerchenbühl und Saas“[11] erschossen. Der politische Häftling hatte bei einem Arbeitseinsatz außerhalb der Mauern des Zuchthauses Sankt Georgen einen Fluchtversuch unternommen.
Weblinks
- Saas (Bayreuth) in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek
- Stadtteilplan mit dem BayernViewer
- Wie die Saas in Bayreuth zu ihrem Namen kam bei bayreuther-tagblatt.de, mit historischen Fotos
Literatur
- Herbert Popp: Bayreuth – neu entdeckt. Ellwanger, Bayreuth 2007, ISBN 978-3-925361-60-9, S. 347 ff.
Einzelnachweise
- Wie die Saas zu ihrem Namen kam bei bayreuther-tagblatt.de vom 14. Januar 2020, abgerufen am 4. April 2020
- Herbert Popp: Bayreuth – neu entdeckt. Ellwanger, Bayreuth 2007, ISBN 978-3-925361-60-9, S. 350.
- Walter Bartl: Die Marienkapelle in der Saas In: Heimatkurier 3/2003 des Nordbayerischen Kuriers, S. 21.
- Glocke, Lerchenbühl und Pottaschhütte bei bayreuther-tagblatt.de vom 25. Januar 2020, abgerufen am 4. April 2020
- J.W. Holle: Geschichte der Stadt Bayreuth. Bayreuth 1901
- Aus Liebe zur Saas in: Nordbayerischer Kurier vom 13. März 2018, S. 10.
- Rosa und Volker Kohlheim: Bayreuth von A–Z. C. und C. Rabenstein, Bayreuth 2009, ISBN 978-3-928683-44-9, S. 89 u. a.
- Dorothee Hochstetter: Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps (NSKK), 1931-1945. In: Historisches Lexikon Bayerns. Abgerufen am 24. April 2016.
- Bernd Mayer: Bayreuth im zwanzigsten Jahrhundert. Nordbayerischer Kurier, Bayreuth 1999, S. 102.
- So war’s früher in: Nordbayerischer Kurier vom 4./5. April 2020, S. 10.
- Sterbeurkunde Nr. 406 aus dem Jahr 1942 im Stadtarchiv Bayreuth