St. Johannis (Bayreuth)

Sankt Johannis ist ein Stadtteil von Bayreuth.

Altentrebgastplatz

Lage

Sankt Johannis um 1840

Der Ort liegt am Westhang eines Hügels östlich der Stadt. Von ihr ist er durch die Bundesautobahn 9, die lediglich an zwei Stellen unterfahren werden kann, räumlich getrennt.

Geschichte

Sankt Johannis um 1850

Sankt Johannis ist vermutlich älter als die Stadt Bayreuth. Aus dem Jahr 1441 lässt sich im Bereich der Flur ein Burgstall nachweisen, der um 1451 wieder aufgebaut wurde. Die Annahme, der Ort habe einst Altentrebgast geheißen, ist möglicherweise falsch. 1557 erhielt Georg Imhof zu Sankt Johannis den „Ansitz zu Trebgast auf dem Hofe“ als markgräfliches Lehen, 1576 nannte er sich „Georg Imhoff zu Altentrebgast auf dem Hoff, itzt Sanct Johannis genannt“.[1] Den heutigen Namen erhielt das Pfarrdorf nach dem Bau der Kirche Mitte des 16. Jahrhunderts.[2]

Der Ort bestand hauptsächlich aus einem Rittergut und wenigen weiteren landwirtschaftlichen Kleinbetrieben. Stark gewerblich ausgerichtet, war er ein Arbeiterdorf mit überwiegend kleinen Häusern ohne Scheunen- oder Stallanbauten. Ab 1846 pendelten viele Leineweber in die Flachsfabrik im nahegelegenen Friedrichsthal.[3]

Entlang der Sonntagstraße wurden um 1900 kleine Arbeiterhäuschen errichtet. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Eremitagepark entstanden 1922, 1938–39 und 1965 Mietwohnungen. In den 1970er Jahren wurden mit der Ochsenhut und im Flurstück Gstöckig über der Flusskante des Roten Mains neue Wohngebiete erschlossen.[4]

Am 1. April 1939[5] wurde das Dorf Sankt Johannis nach Bayreuth eingemeindet,[6] 1048 Einwohner wurden zu Bayreuther Bürgern. Der damalige Bayreuther Oberbürgermeister Friedrich Kempfler wollte die nationalsozialistische Gauhauptstadt aufwerten, die damit um 1000 Hektar Fläche wuchs. Zum Dank erhielten die Neu-Bayreuther – die allerdings vorwiegend nur Nebenerwerbslandwirte waren – einen Zuchtbullen als Geschenk.[7]

Bauwerke

Pfarrkirche
Keller
Schloss
  • Schloss Sankt Johannis
1308 wurde das Schloss als Ministerialensitz erstmals urkundlich erwähnt. 1616 kam es in markgräflichen Besitz, das zugehörige Waldareal wurde ab 1664 ein umzäunter Jagd- und Tiergarten. Das Gebäude gelangte Mitte des 18. Jahrhunderts in Privatbesitz und wurde ab 1845 als „Schiedelsches Brauereigut“ genutzt. Seit 1957 ist es ein landwirtschaftlicher Betrieb der Bayreuther Justizvollzugsanstalt.

Eremitage

Ein herausragendes Kulturdenkmal ist der Lustgarten Eremitage, der seinen Ursprung im markgräflichen Jagd- und Tiergarten hatte. In dem weitläufigen Park auf einem Hügel in einer Schleife des Roten Mains befinden sich zwei Schlösser, mehrere Wasserspiele und weitere Sehenswürdigkeiten.

Verkehr

Sonntagstraße

Die Königsallee verbindet den Ortsteil mit der Bayreuther Innenstadt. Weitere Straßenverbindungen bestehen mit den Stadtteilen Sankt Georgen, Laineck, Seulbitz und Aichig. Der öffentliche Nahverkehr erschließt Sankt Johannis mit zwei Buslinien.

Schulen und Kindergärten

In der Ziegelleite steht die Grundschule St. Johannis. Mehr als 100 Jahre hatte seit Mitte des 19. Jahrhunderts das Landhaus Monplaisir in der Eremitage als Schulhaus gedient.[8]

1897 öffnete der im Jahr zuvor gegründete Kindergarten seine Pforten. Träger der Einrichtung in der Sonntagstraße ist die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Johannis.[9]

Sonstiges

Im örtlichen Sprachgebrauch wird der Stadtteil häufig „Kanz“ genannt. Dieser mundartliche Ausdruck entstand durch Lautveränderung und Verkürzung des Namens Johannes.[10] Entsprechend bezeichnen sich die Einwohner als „Kanzer“, das jährliche Johannisfeuer wird „Kanzfeuer“ genannt.[7]

Persönlichkeiten

  • Johann Christoph Funck (1759–1839), Brauereibesitzer und Mitglied der Kammer der Abgeordneten im bayerischen Landtag

Literatur

Einzelnachweise

  1. Rainer Trübsbach: Geschichte der Stadt Bayreuth. Druckhaus Bayreuth, Bayreuth 1993, ISBN 3-922808-35-2, S. 18.
  2. krause-online.de (Memento des Originals vom 18. Mai 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.krause-online.de
  3. Herbert Popp: Bayreuth - neu entdeckt. 2007, S. 248.
  4. Herbert Popp: Bayreuth - neu entdeckt. 2007, S. 249.
  5. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 600 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Herbert Popp: Bayreuth - neu entdeckt. 2007, S. 245.
  7. Der Zuchtbulle und die Provinz in: Nordbayerischer Kurier vom 1. April 2019, S. 7.
  8. Vor 50 Jahren in: Nordbayerischer Kurier vom 31. Januar 2020, S. 10.
  9. Kindergärten bei stjohannis-bayreuth.de, abgerufen am 31. Januar 2020
  10. Rosa und Volker Kohlheim: Bayreuth von A-Z. Rabenstein, Bayreuth 2009, ISBN 978-3-928683-44-9, S. 69.

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