Colmdorf

Colmdorf ist ein am östlichen Stadtrand gelegener Ortsteil von Bayreuth. Bis 1939 war Colmdorf eine unabhängige Gemeinde.

Colmdorf: gleichnamige Straße und Schloss
Landwirtschaftliches Anwesen Colmdorf Nr. 6, im Hintergrund die Lärmschutzwand der Bundesautobahn 9
Bahnbrücke über die Bahnstrecke Weiden–Bayreuth

Lage

Colmdorf liegt erhöht über der Stadt am Nordwesthang des Eichelbergs. Seit ihrem Bau im Jahr 1937 trennt die Autobahn Berlin–München (heutige A 9) den Ortsteil von der Innenstadt. Diese Trennung wurde durch die Errichtung von Schallschutzwänden nach dem sechsspurigen Ausbau um die Jahrtausendwende noch unterstrichen.

Durch Colmdorf verläuft seit 1863 die Bahnstrecke Weiden–Bayreuth, eine Bahnstation existierte im Ort jedoch nie.

Geschichte

Colmdorf, damals Kolbendorf genannt, wurde erstmals im Landbuch A des Amtes Bayreuth von 1386 erwähnt. Bereits ab 1421 wurde es nur noch als Colmdorf bezeichnet. Der nördlich der Königsallee gelegene Ort war überwiegend landwirtschaftlich geprägt, mit Bauernhöfen, einer Gastwirtschaft und einem kleinen Schloss. Am 1. April 1939 wurde Colmdorf nach Bayreuth eingemeindet.[1]

Die Führung der Reichsautobahn an dieser Stelle war umstritten. Der Gauleiter Karl Schlumprecht und der Architekt Hans Reissinger wandten sich diesbezügleich an Adolf Hitler, als dieser im März 1935 anlässlich der Trauerfeier für Hans Schemm in Bayreuth weilte. Hitler sagte zu, noch Korrekturen vornehmen zu lassen, „auch wenn die Brücken in die Luft gesprengt werden“ müssten. Der Generalinspekteur für das deutsche Straßenwesen Fritz Todt erhielt eine entsprechende Weisung, worauf die bereits fertiggestellte Brücke über die Königsallee tatsächlich wieder gesprengt wurde. Wegen des Zeitdrucks wurde jedoch von einer Trassenverlegung nach Westen hin abgesehen und lediglich eine breitere und gefälligere Brücke aus Sandstein errichtet.[2]

Aktuelle Situation

Denkmalgeschütztes Gärtnerhäuschen am Schlosspark
Neubaugebiet südlich der Königsallee

Der Stadtteil ist zum reinen Wohngebiet geworden, es gibt nur noch einen einzigen landwirtschaftlichen Betrieb[3]. Der historische Ortskern besteht weitgehend aus nur einer Häuserzeile gegenüber dem großen Park mit dem Schloss. Mitte der 1950er Jahre entstanden südlich der Königsallee die ersten einzeln stehenden Siedlungshäuser. Zwanzig Jahre später begann dort der Bau einer Reihenhaussiedlung.

Rollwenzelei

Am Ostrand des Neubaugebiets, an der Gabelung der Straße in Richtung Eremitage und Aichig, steht das ehemalige Chausseehaus und spätere Gasthaus Rollwenzelei, benannt nach dem Ehepaar Rollwenzel, welches das Gebäude im späten 18. Jahrhundert erworben hatte. Berühmtheit erlangte es durch die Freundschaft der Wirtin Anna Dorothea mit dem Dichter Jean Paul, der von 1809 bis zu seinem Tod 1825 dort Stammgast war. In seiner „Dichterstube“, die ihm die Wirtin eingerichtet hatte, schrieb er seine bedeutendsten Werke.[4] Der Raum wurde von 2009 bis 2010 renoviert und kann besichtigt werden.[5] Im Mai 1970 wurde der Gastronomiebetrieb aufgegeben.[6]

Literatur

  • Kurt Herterich: Im östlichen Bayreuth. Ellwanger, Bayreuth 2002, ISBN 978-3-925361-42-5.
  • Herbert Popp: Bayreuth - neu entdeckt. Ellwanger, Bayreuth 2007, ISBN 978-3-925361-60-9.
Commons: Colmdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 600 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Bernd Mayer: Von der „Hitlerbahn“ zur Katastrophenstrecke in: Heimatkurier 4/1996 des Nordbayerischen Kuriers, S. 6 f.
  3. Herbert Popp: Bayreuth - neu entdeckt, S. 304.
  4. Kurt Herterich: Im östlichen Bayreuth, S. 182.
  5. Verein zur Erhaltung von Jean Pauls Einkehr- und Dichterstube in der Rollwenzelei e.V bei jeanpaulstube.de, abgerufen am 28. Januar 2022
  6. Bernd Mayer: Bayreuths Freizeitgesellschaft vor 100 Jahren in: Heimatkurier 5/1996 des Nordbayerischen Kuriers, S. 6 ff.
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