Nahe (Weinanbaugebiet)

Das Weinbaugebiet Nahe ist ein deutsches Weinbaugebiet nach § 3 Abs. 1 Nr. 7 Weingesetz. Es liegt in Rheinland-Pfalz im Bereich des linken Rhein-Nebenflusses Nahe und deren Nebenflüssen Glan und Alsenz, wo schon seit der Römerzeit Wein angebaut wird. Auf rund 4063 ha (Stand 2012)[1] werden hauptsächlich die Rebsorten Riesling (Anteil 27,3 %), Müller-Thurgau (13,4 %), Dornfelder (10,8 %) sowie Silvaner (6,5 %) kultiviert. Zu 75 % wird Weißwein, zu 25 % Rotwein erzeugt.

Inmitten von Reben: die Bergkirche in Waldböckelheim links der Nahe

Der etwa 97 km lange Weinwanderweg Rhein-Nahe führt von Kirn an der Nahe bis nach Bingen am Rhein durch den Naturpark Soonwald-Nahe und erschließt für Wanderer die gesamte Weinbauregion der mittleren und unteren Nahe.

Durch das Weinanbaugebiet führt die Naheweinstraße. Für die Gebietsweinkönigin siehe Naheweinkönigin.

Geographische Lage

Alte Nahebrücke in Bad Kreuznach mit Brückenhäusern

Das Weinbaugebiet Nahe, das erst seit 1971 als eigenständiges Weinbaugebiet in Rheinland-Pfalz geführt wird, erstreckt sich von der Mündung der Nahe flussaufwärts bis kurz vor Kirn sowie in die Nebentäler von Guldenbach, Gräfenbach, Glan und Alsenz. Nach Nordwesten ist es durch den Hunsrück, nach Norden durch den Taunus geschützt, südöstlich liegt das Nordpfälzer Bergland. Wirtschaftliches Zentrum des Weinbaugebiets ist der Kurort Bad Kreuznach.

Das rebenbestandene Naheland von Nordosten betrachtet, im Hintergrund das Nordpfälzer Bergland

Böden

Das Weinbaugebiet Nahe hat deutschlandweit die größte Bodenvielfalt und die engräumigsten Wechsel vorzuweisen. Mehr als 180 Bodenvarianten wurden vermutet und in dem Projekt Stein und Wein untersucht.[2] Die Ergebnisse wurden im Jahr 2013 vom Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz veröffentlicht.[3] Aufgrund dieser geologischen Vielfalt nimmt das Gebiet eine Sonderstellung ein: Quarz- und Schieferböden finden sich an der unteren, Porphyr, Melaphyr und Buntsandstein an der mittleren Nahe. Rund um Bad Kreuznach gibt es Verwitterungsböden und Tonüberlagerungen aus Sandstein, Löss und Lehm. Die Weingärten befinden sich größtenteils in Flach- und Hügellagen. Nur ein geringer Teil, hauptsächlich in der Gegend um Bad Münster am Stein, sind Steillagen.

Vor allem der Riesling bringt hier sehr mineralische, elegante Weine hervor.

Rebsorten

75 % der Rebfläche sind mit weißen Rebsorten bestockt.

Beim Sortenspektrum der Weißweine dominieren Riesling (29 %) und Müller-Thurgau (ca. 12 %). Weiterhin werden in nennenswertem Umfang Dornfelder (9,7 %), Silvaner (4,9 %), Spätburgunder (6,7 %), Weißer Burgunder (7,4 %), Grauburgunder (8,2 %) angebaut.[4]

Führende Rebsorten im Anbaugebiet Nahe (Stand 2019)[5]
SorteFarbeSynonymFläche (%)Fläche (ha)
1. Rieslingweiß29,01.227
2. Müller-ThurgauweißRivaner12,0507
3. Dornfelderrot9,7413
4. GrauburgunderweißRuländer8,2347
5. Weißer BurgunderweißKlevner, Pinot Blanc7,4313
6. SpätburgunderrotPinot Noir6,7286
7. Silvanerweiß4,9207
8. Bacchusweiß3,1130
9. Kernerweiß2,9121
10. Scheurebeweiß2,4103
11. Regentrot2.294
12. Blauer Portugieserrot1,979
13. Chardonnayweiß1,461
14. Sauvignon blancweiß1,044
15. sonstige6,9292

Weiße Sorten

Zugelassene weiße Rebsorten[6]

Rote Sorten

Zugelassene rote Rebsorten[6]

Untergliederung

Bis zum Jahr 1993 existierten noch zwei Bereiche: der Bereich Kreuznach und der Bereich Schlossböckelheim. Heute gliedert sich das Weinbaugebiet Nahe in einen Bereich mit sechs Großlagen sowie ca. 313 Einzellagen und umfasst rund 4000 ha Rebfläche.[7][8]

Nahe-Weinregionen

Bereich Nahetal

Großlagen:

Weinbau an Glan und Alsenz

Obwohl die Weinlagen an Glan und Alsenz überwiegend auf pfälzischem Boden liegen, gehören sie zum Anbaugebiet Nahe. Auch hier gibt es Orte mit langer Weinbautradition.

Am Glan

An der Alsenz

Literatur

  • Dieter Braatz, Ulrich Sauter, Ingo Swoboda, Hendrik Holler: Weinatlas Deutschland. 1. Auflage. Hallwag, München 2007, ISBN 978-3-8338-0638-4.
  • Stuart Pigott, Andreas Durst, Ursula Heinzelmann, Chandra Kurt, Manfred Lüer, Stephan Reinhardt: Wein spricht Deutsch. 1. Auflage. Scherz, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-502-19000-4.
  • Jancis Robinson: Das Oxford Weinlexikon. Hallwag, Gräfe und Unzer, München 2006, ISBN 978-3-8338-0691-9.
  • André Dominé (Hrsg.): Wein. Könemann, Köln 2000, ISBN 3-8290-2765-6.

Einzelnachweise

  1. Statistik 2013/2014 (Memento vom 8. Juli 2014 im Internet Archive) (PDF; 723 kB). Website des Deutschen Weininstituts. Abgerufen am 6. November, S. 14.
  2. Projekt Stein und Wein (Memento vom 22. Dezember 2013 im Internet Archive)
  3. Weinbergsböden in Rheinland-Pfalz. (PDF) Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz, 2013, abgerufen am 14. April 2020.
  4. Deutsches Weininstitut: Statistik 2009/2010; Statistisches Bundesamt.
  5. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Bestockte Rebfläche der Keltertrauben 1989–2009 nach ausgewählten Rebsorten und Anbaugebieten. Mainz 2009.
  6. Taschenbuch der Rebsorten, Fachverlag Dr. Fraund, Mainz.
  7. Deutscher Wein. Statistik 2013/2014 (Memento vom 8. Juli 2014 im Internet Archive) (PDF; 723 kB). Website des Deutschen Weininstituts. Abgerufen am 6. November 2013, S. 14.
  8. Weitere Informationen zur Weinregion Nahe. (Memento vom 17. November 2013 im Internet Archive). Website von Rheinland-Pfalz Tourismus. Abgerufen am 6. November 2013.
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