Sommerloch
Das Sommerloch ist eine Bezeichnung in Bezug auf die Massenmedien, besonders der Tagespresse und der Nachrichtenagenturen, für eine nachrichtenarme Zeit, die vor allem durch die Sommerpause der politischen Institutionen und Sport-Ligen, ferner auch der kulturellen Einrichtungen bedingt ist.
Viele Politiker befinden sich im Sommerurlaub; es finden weniger politisch relevante Ereignisse und Termine statt. Sportvereine haben in dieser Zeit keine bedeutsamen Spiele oder Wettkämpfe. Der Nachrichtenumsatz der Presseagenturen geht daher spürbar zurück. In dieser in der Regel nachrichtenarmen Zeit berichten die Medien dann auch über Ereignisse und Personen, für die sonst keine Sendezeit und kein Platz in den Zeitungen wäre, oder vermelden häufiger vermeintliche Sensationsmeldungen ohne Nachrichtenwert – wie beispielsweise 2010 die über Twitter gepushte lokale Berichterstattung über einen vandalierten Blumenkübel[1][2][3] – die sich eventuell als Zeitungsenten entpuppen. Ebenso nutzen Lobbyisten und sogenannte Hinterbänkler das Sommerloch teilweise, um sich mit eigenen Themen ins Gespräch zu bringen.[4]
In ähnlicher Bedeutung wird der früher entstandene Ausdruck Sauregurkenzeit gebraucht.
Sommerlochtiere
Sommerlochtiere ist eine humorige Bezeichnung für Tiere, die während des nachrichtenarmen Sommerlochs zum Gegenstand der Berichterstattung in Nachrichtenmedien werden. Das langlebigste und weltweit bekannteste Sommerlochtier ist das Ungeheuer von Loch Ness. Typische Beispiele sind entlaufene oder ausgesetzte nichteinheimische Wildtiere, von denen eine potentielle Gefahr für Menschen ausgeht,[5] bisweilen auch Haustiere, die sich durch Flucht ihren Besitzern entziehen,[6] oder gestorbene alte Zootiere.[7] In manchen Jahren finden diese kuriosen Geschichten über etliche Tage, ja sogar Wochen hinweg höchste Aufmerksamkeit. Im Sommer 1982 trieb sich beispielsweise über mehrere Wochen im Süden Dänemarks angeblich ein Puma herum (siehe auch den Artikel Alien Big Cats). Die dänische Polizei begab sich erfolglos auf die Jagd nach dem Tier.[8] 33 Jahre später wurde noch einmal ein solcher Puma gesichtet. Diesmal begab sich die deutsche Polizei in der Grenzstadt Flensburg beim Stadtbezirk Friedenshügel erfolglos auf die Suche nach dem Tier.[9] Weitere Beispiele solcher Sommerlochtiere sind der Brillenkaiman Sammy (1994), „Killerwels“ Kuno (2001)[10],„Problembär“ Bruno (2006), der Schwan Petra (2006 bis 2008), die Kuh Yvonne (2011), das Leistenkrokodil Max (2015).[11], der Hund Flecki (2015)[12], „Problemstorch“ Ronny (2016)[13] und eine Gelbe Anakonda (2018).[14]
Siehe auch
Weblinks
- Spiegel Online: Was ist schon wichtig? vom 29. Juli 2005
- Roger Willemsen über den Sommer 2012
- Lied Sauregurkenzeit von Rudi Carrell
- Michael F. Feldkamp: Was ist das "Sommerloch"? vom Juli 2017
Einzelnachweise
- „Das Sommerloch scheint auch Twitter erreicht zu haben.“ Nach Lokal-Meldung aus Münster: Blumenkübel wird Twitter-Star, taz, 5. August 2010
- „Das Sommerloch ist verschwunden – der Redakteur einer Münsteraner Lokalzeitung hat es mit einem zerbrochenen Blumenkübel gestopft.“, Der Blumenkübel aus Neuenkirchen: Scherben bringen Klicks, Süddeutsche Zeitung, 7. August 2010
- „Der Höhepunkt des Sommerlochs ist erreicht: Ein Blumenkübel aus dem Münsterland bringt es zum Internet-Star.“, Sommerloch: Ableben eines Blumenkübels dokumentiert: Twitter-Gemeinde feiert Kübel als Internet-Star, Netzwelt, 6. August 2010
- Wort des Tages: Das Sommerloch, Spiegel Online vom 31. Juli 2008 (Memento vom 11. August 2011 im Internet Archive).
- Godzilla, der Sommerlochkaimankrötenbär
- Yvonne: Erst Kuh, dann Reh, dann Torro und zuletzt k.o.
- dpa, Arno Burgi: Leistenkrokodil Max im Dresdner Zoo gestorben. In: focus.de. FOCUS Online, 6. Juli 2015, abgerufen am 10. Juli 2015: „Besucherliebling"“
- Flensburger Tageblatt: Raubtiersichtung: Ein Puma in Flensburg: Fast wie 1982, vom: 9. Dezember 2015; abgerufen am: 5. Januar 2018
- Flensburger Tageblatt: Flensburg: Unbekanntes Tier an Gleisen führt zu Großeinsatz, vom: 6. Dezember 2015, Die Welt: Großkatze streunt durch Flensburg – Polizeieinsatz, vom: 6. Dezember 2015, Der Spiegel: Fahndung in Flensburg Polizei suchte mit Hubschrauber nach mysteriösem Tier, vom: 6. Dezember 2015; jeweils abgerufen am: 5. Januar 2018 sowie: Flensburger Tageblatt: Haie, Kraken und Orcas : Kuriose Tierbegegnungen: Was sich in SH so alles herumtreibt, vom: 21. Dezember 2017; jeweils abgerufen am: 5. Januar 2018
- Killerwels Kuno taucht auf. In: Frankfurter Allgemeine. Abgerufen am 26. August 2018.
- Warum süße Tiere im Sommerloch landen, Walulis, 3. Juli 2017
- Storch Ronny nervt ein ganzes Dorf. In: sueddeutsche.de. 25. Juli 2016, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 3. März 2019]).
- Gelbe Anakonda gesichtet. In: Spiegel Online. Abgerufen am 26. August 2018.