Kanzler (Rebsorte)

Als Kanzler bezeichnet man eine eher selten (ausschließlich in Deutschland,vor allem an der Nahe) angebaute Weißweinsorte, aus der fruchtige, hochwertige Weine produziert werden.

Blätter und Trauben der Rebsorte Kanzler

Die Sorte wurde von Georg Scheu 1927 an der Landesanstalt für Rebenzüchtung in Alzey aus einer Kreuzung von Müller-Thurgau und Silvaner gezüchtet. Der Eintrag in die Sortenliste erfolgte im Jahr 1967 und ein Sortenschutz besteht seit 1987. Die Angaben des Züchters zu den Kreuzungseltern konnten in der Zwischenzeit durch DNA-Analyse bestätigt werden.[1]

Im Jahr 2007 wies die Rebstatistik eine bestockte Fläche von 34 Hektar in Deutschland aus, nachdem im Jahr 2001 noch 49 Hektar erhoben wurden.

Synonyme: Az 3983

Abstammung: Müller-Thurgau × Silvaner

Ampelographische Sortenmerkmale

In der Ampelographie wird der Habitus folgendermaßen beschrieben:

  • Die Triebspitze ist offen. Sie ist nur leicht wollig behaart. Die grünen Jungblätter sind bronzefarben gefleckt (Anthocyanflecken).
  • Die mittelgroßen Blätter sind meist dreilappig. Die Stielbucht ist geschlossen. Die Blattoberfläche (auch Spreite genannt) ist nur leicht blasig.
  • Die Traube ist klein bis mittelgroß und mäßig dichtbeerig. Die breit elliptischen Beeren sind mittelgroß bis groß und von gelbgrüner Farbe. Das Aroma der Beere ist fast neutral.

Die frühreifende Sorte, deren Reifezeitpunkt nur unwesentlich hinter dem des Gutedels liegt, ist anfällig gegen den Echten Mehltau und den Falschen Mehltau. Weniger anfällig ist die Sorte gegen die Grauschimmelfäule. Die Holzreife ist mangelhaft und bedingt eine schlechte Winterfrosthärte.

Kanzler ist eine Varietät der Edlen Weinrebe (Vitis vinifera). Sie besitzt zwittrige Blüten und ist somit selbstfruchtend. Beim Weinbau wird der ökonomische Nachteil vermieden, keinen Ertrag liefernde, männliche Pflanzen anbauen zu müssen.

Verbreitung

Innerhalb Deutschlands verteilt sich die bestockte Rebfläche wie folgt:

WeinbaugebietRebfläche (Hektar)
Ahr-
Baden-
Franken1
Hessische Bergstraße-
Mittelrhein-
Mosel-
Nahe4
Pfalz10
Rheingau-
Rheinhessen20
Saale-Unstrut-
Sachsen-
Stargarder Land-
Württemberg-
Gesamt Deutschland 200734

Quelle: Rebflächenstatistik vom 13. März 2008, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2008 in Beschreibende Sortenliste des Bundessortenamtes 2008, Seite 198ff.[2]

Einzelnachweise

  1. Erika Maul, Fritz Schumann, Bernd H. E. Hill, Frauke Dörner, Heike Bennek, Valérie Laucou, Jean-Michel Boursiquot, Thierry Lacombe, Eva Zyprian, Rudolf Eibach, Reinhard Töpfer: Die Kreuzungseltern deutscher Rebenneuzüchtungen im Fokus – Was sagt der genetische Fingerabdruck. In: Deutsches Weinbau-Jahrbuch. Jg. 64, 2013, ISSN 0343-3714, S. 128–142.
  2. Beschreibende Sortenliste des Bundessortenamtes 2008(PDF; 507 kB)

Literatur

  • Pierre Galet: Dictionnaire encyclopédique des cépages. Hachette, Paris 2000, ISBN 2-01-236331-8.
  • Walter Hillebrand, Heinz Lott, Franz Pfaff: Taschenbuch der Rebsorten. 13., neubearbeitete Auflage. Fachverlag Fraund, Mainz 2003, ISBN 3-921156-53-X.
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