Siegerrebe
Die Siegerrebe ist eine Weißweinsorte, deren Beeren leicht rötlich sind. Sie ist eine Neuzüchtung, die aus einer Kreuzung zwischen Madeleine Angevine und Gewürztraminer aus dem Jahr 1929 entstand.[1] Die Angaben zu den Kreuzungseltern konnten in der Zwischenzeit durch DNA-Analyse bestätigt werden.[1][2] Züchter war der an der Alzeyer Landesanstalt für Rebenzüchtung tätige Dr. Georg Scheu (bekannt durch die nach ihm benannte Scheurebe).[1] 1958 wurde der Sortenschutz erteilt und sie wurde in die Sortenliste eingetragen. Laut Georg Scheus ursprünglichen Angaben sei die Sorte aus einer frei abgeblühten Mutterpflanze der Sorte Madeleine Angevine entstanden.[1]
Die sehr früh reifende wuchskräftige Sorte, die recht hohe Mostgewichte erreichen kann (ca. 15 Grad Öchsle mehr als Standardsorten wie der Riesling), wird hauptsächlich in Rheinhessen und der Pfalz angebaut.[1] Im Jahr 1971 erntete das Weingut Emil Bauer in der Pfalz Beeren der Siegerrebe mit einem Mostgewicht von 326 Grad Oechsle. Diese Mostgewicht war bis zum Jahrgang 2003 das höchste je gemessene in Deutschland.[3]
In Deutschland waren im Jahr 2007 108 Hektar[4] mit der Siegerrebe bestockt. Im Jahr 2006 waren noch 110 Hektar[5] Anbaufläche bestockt, nachdem im Jahr 1999 immerhin 167 Hektar[6] erhoben wurden. Sie kann fast 10 Tage vor dem frühreifenden Gutedel geerntet werden und wird somit auch in Ländern mit unvorteilhaftem Klima eingesetzt. Die Siegerrebe ist somit auch in Belgien und England zugelassen. Kleinste Bestände sind auch in der Schweiz bekannt (0,08 Hektar, Stand 2009, Quelle: Office fédéral de l'agriculture OFAG[7]).
Vor allem im Frühherbst wird Federweißer aus früh reifenden Rebsorten wie Bacchus, Ortega oder Siegerrebe hergestellt.
Der Weißwein verfügt über eine moderat kräftige Säure (→ Säure (Wein)), die meist um 2–3 Promille unter den Werten des Müller-Thurgau liegt. Die Erträge liegen bei Werten von 40 bis 80 Hektoliter/Hektar und sind somit moderat hoch. Generell gilt jedoch: wenn die Rebe nicht zurückgeschnitten wird (→ Reberziehung), besteht die Gefahr zu hoher Erträge mit der damit einhergehenden Reduzierung der Qualität. Siegerrebe ist eine Varietät der Edlen Weinrebe (Vitis vinifera). Sie besitzt zwittrige Blüten und ist somit selbstfruchtend. Beim Weinbau wird der ökonomische Nachteil vermieden, keinen Ertrag liefernde, männliche Pflanzen anbauen zu müssen.
Die Siegerrebe diente außerdem als Grundlage für weitere Neuzüchtungen, wie zum Beispiel den Ortega[1]. Sie eignet sich für aromatische Brände und ist als Wein zu Blauschimmelkäsen beliebt.
Siehe auch die Artikel Weinbau in Deutschland, Weinbau im Vereinigten Königreich und Weinbau in der Schweiz sowie die Liste von Rebsorten.
Synonyme: Zuchtnummer Az 7957, Sieger
Abstammung: Madeleine Angevine x Gewürztraminer
Literatur
- Pierre Galet: Dictionnaire encyclopédique des cépages. Hachette, Paris 2000, ISBN 2-01-236331-8.
- Walter Hillebrand, Heinz Lott, Franz Pfaff: Taschenbuch der Rebsorten. 13., neubearbeitete Auflage. Fachverlag Fraund, Mainz 2003, ISBN 3-921156-53-X.
Weblinks
- Siegerrebe in der Datenbank Vitis International Variety Catalogue des Instituts für Rebenzüchtung Geilweilerhof (englisch)
Einzelnachweise
- Jancis Robinson, Julia Harding, José Vouillamoz: Wine Grapes. A complete Guide to 1,368 Vine Varieties, including their Origins and Flavours. Ecco, New York NY 2012, ISBN 978-0-06-220636-7, S. 997–998.
- Erika Maul, Fritz Schumann, Bernd H. E. Hill, Frauke Dörner, Heike Bennek, Valérie Laucou, Jean-Michel Boursiquot, Thierry Lacombe, Eva Zyprian, Rudolf Eibach, Reinhard Töpfer: Die Kreuzungseltern deutscher Rebenneuzüchtungen im Fokus – Was sagt der genetische Fingerabdruck. In: Deutsches Weinbau-Jahrbuch. Jg. 64, 2013, ISSN 0343-3714, S. 128–142.
- Nachlese - Informationen aus dem Weinanbaugebiet Saale/Unstrut. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) In: (PDF; 332 kB). Archiviert vom Original am 3. März 2016; abgerufen am 23. April 2018. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Deutsches Weininstitut: Statistik 2008/2009. Mainz 2008 (deutscheweine.de (Memento vom 23. März 2012 im Internet Archive) [PDF; 454 kB]).
- Deutsches Weininstitut: Statistik 2007/2008. Mainz 2007 (deutscheweine.de (Memento vom 20. September 2008 im Internet Archive) [PDF; 430 kB]).
- Deutsches Weininstitut: Statistik 2004/2005. Mainz 2004 (deutscheweine.de (Memento vom 20. September 2009 im Internet Archive) [PDF; 777 kB]).
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