Saarländischer Landwein
Das Weinanbaugebiet Saarländischer Landwein gehört zum Weinbaugebiet Mosel und wurde per Verordnung des Saarländischen Umweltministeriums am 2. Juni 2006 zugelassen. Als „Bestimmtes Anbaugebiet“, also als Anbaufläche für Qualitätsweine, gelten die Rebflächen der Gemeinde Perl an der Mosel, als Untergebiet, also die Anbaufläche für Landweine, wurden die Südhänge der Saar, der Nied und der Blies festgelegt.[1] Damit wurde die gesetzliche Grundlage geschaffen, in dieser Region einen als Lebensmittel zugelassenen, also verkehrsfähigen Wein herstellen zu dürfen. Saarländischer Landwein ist nicht zu verwechseln mit Landwein der Saar, für deren Überwachung das Land Rheinland-Pfalz zuständig ist und das die Gemeinden von Konz bis Serrig an der Saar nördlich der Saarländischen Landesgrenze umfasst.[2]
Geschichte
Die Mitte des 19. Jahrhunderts gilt als Höhepunkt der Weinkultur in dieser Region. Zahlreiche Zeugnisse belegen die hohe Qualität der erzeugten Weine. Darüber hinaus beweisen auch Flurnamen, Sagen und mündliche Überlieferungen und eindeutig vom Weinbau genutzte Bauten wie beispielsweise ein Trullo[Anm. 1] oder Trockenmauern von dieser alten Tradition. Der Weinanbau im letzten Jahrhundert wurde an der mittleren Saar in der Höhe von Merzig, aber vor allem in der Region zwischen Sankt Arnual, heute Stadtteil von Saarbrücken im Nordwesten, Rilchingen-Hanweiler im Südwesten, Blieskastel im Nordosten und Brenschelbach und Utweiler im Südosten betrieben.
Verschiedene mittelalterliche und neuzeitliche Karten und Lagepläne belegen Rebflächen in dem Bereich der Mittleren und Oberen Saar, so beispielsweise ein Grundriss von 1764, der das Schlösschen „Montplaisir“ auf dem Saarbrücker Halberg nebst einem 80 Morgen großen Weingarten darstellt. Angelegt worden war der Wingert von Fürst Wilhelm Heinrich 1762, der sechs Jahre zuvor bereits auf dem Kaninchenberg oberhalb Sankt Arnuals ähnliche Versuche unternommen hatte. Freiherr Adolf von Knigge, der die Anlage besuchte, meinte dazu, die Bestockung einer Rebfläche geschehe wohl mit der Absicht, „um im Herbst dem Hofe ein angenehmes Fest zu geben, das eine Weinlese darstellt, wie in der ernsten Absicht, hier trinkbaren Wein zu ziehen.“[3]
Zurzeit gibt es außer für privaten Genuss keinen nennenswerten Weinanbau an der Oberen Saar, obwohl der Weinanbau über viele Jahrhunderte belegt werden konnte, nachdem die Römer ihn auch hierher importiert hatten. Mit der Reblausplage und dem erfolglosen Kampf gegen den Falschen Mehltau (Peronospora) gaben in den späten 1920er Jahren die letzten Winzer ihre Betriebe auf.[4]
Bestrebungen einer Reaktivierung
Nach Anerkennung des Bliesgau als Biosphärenreservat im Mai 2009 ist eine starke Bewegung zu erkennen, die an die alte, hohe Qualität anknüpfen möchte und – über den Status des Landweines hinaus – den professionellen Weinanbau als Chance zur Wertschöpfung in der Region sieht. Infrage kommen Ackerflächen beidseits der Blies sowie deren Nebenflüssen Mandelbach, Bickenalb und Schlierbach. Als Vision gilt eine eigene QbA-Appellation.[5]
Im Gersheimer Ortsteil Reinheim hat eine Arbeitsgemeinschaft von Winzern einen alten Weinberg in einer günstigen Südlage rekultiviert und stellt aus der Ernte eigenen Weiß- und Rotwein her, der auch offiziell verkauft wird. Die rechtlichen Voraussetzungen dazu wurden von der saarländischen Landesregierung vor einigen Jahren geschaffen. In anderen Regionen entlang der Saar und ihrer Nebenflüsse sind derartige Versuche nicht bekannt, obwohl die Gegebenheiten vorhanden wären.
Weblinks
Einzelnachweise
- http://sl.juris.de/sl/gesamt/WeinGebAbgrV_SL_2006.htm
- Landwein der Saar, Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten, Rheinland-Pfalz, 11. Dezember 2015
- Adolf Knigge: Ausgewählte Werke in zehn Bänden, Bd. 14: Reisen, Literatur. Hannover 1992, S. 19
- Roland Schmitt: Zur Geschichte des Weinbaus im Bliesgau und an der Oberen Saar. In: „Schriften zur Weingeschichte“, Heft 167, Wiesbaden 2010, ISSN 0302-0967
- http://www.blieswein.de (Memento vom 6. September 2010 im Internet Archive)
Anmerkungen
- Das bei Reinheim gelegene und unter Denkmalschutz stehende Weinbergshäuschen wird im Dehio beschrieben als „ein kleiner Rundbau mit Kuppelgewölbe, vermutlich um 1800“