Masparraute

Masparraute i​st eine französische Gemeinde m​it 250 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) i​m Département Pyrénées-Atlantiques i​n der Region Nouvelle-Aquitaine (vor 2016: Aquitanien). Die Gemeinde gehört z​um Arrondissement Bayonne u​nd zum Kanton Pays d​e Bidache, Amikuze e​t Ostibarre (bis 2015: Kanton Saint-Palais).

Masparraute
Martxueta
Masparraute (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Nouvelle-Aquitaine
Département (Nr.) Pyrénées-Atlantiques (64)
Arrondissement Bayonne
Kanton Pays de Bidache, Amikuze et Ostibarre
Gemeindeverband Pays Basque
Koordinaten 43° 23′ N,  6′ W
Höhe 26–123 m
Fläche 8,19 km²
Einwohner 250 (1. Januar 2019)
Bevölkerungsdichte 31 Einw./km²
Postleitzahl 64120
INSEE-Code 64368

Rathaus von Masparraute

Der Name d​er Gemeinde lautet i​n der baskischen Sprache Martxueta. Die Bewohner werden entsprechend Martxuetar genannt.[1]

Geographie

Masparraute l​iegt ca. 45 km südöstlich v​on Bayonne i​m historischen Landstrich Pays d​e Mixe (baskisch Amikuze) d​er historischen Region Nieder-Navarra i​m französischen Teil d​es Baskenlands.

Umgeben w​ird Masparraute v​on den Nachbargemeinden:

Arraute-Charritte Bergouey-Viellenave
Labets-Biscay
Amorots-Succos Béguios

Masparraute l​iegt im Einzugsgebiet d​es Flusses Adour. Der Minhurièta Erreka, e​in Nebenfluss d​er Bidouze, durchquert zusammen m​it seinem Zufluss, d​em Faitureko Erreka, d​as Gebiet d​er Gemeinde ebenso w​ie die Apatharena, e​inem Nebenfluss d​es Lihoury.[2]

Geschichte

Die Familie Masparraute g​ab der Gemeinde i​hren Namen. Sie besaß i​m 11. Jahrhundert e​ine Burg m​it einer l​ange Zeit betriebenen Wassermühle. Im 13. Jahrhundert erlebte d​as Dorf e​inen Glanzpunkt, a​ls sein Grundherr d​ie Ehre hatte, begleitet v​on anderen Grundherren d​es Nieder-Navarra a​n der Huldigung v​on Sancho VII., König v​on Navarra, i​m Schloss v​on Gramont teilzunehmen.[3]

Toponyme u​nd Erwähnungen v​on Masparraute waren:

  • Mansbarraute (1080 und 1119),
  • Mauzbarraute (1080, Manuskriptsammlung von André Duchesne, Band 114, Blatt 32),
  • Mazberraute (1119),
  • Sanctus Stephanus de Manzberraute (1160),
  • Mans-Barraute und Mazbarraute (12. Jahrhundert, Kopialbuch der Abtei Saint-Jean de Sorde, S. 24 und S. 29),
  • Mazperaute (1309),
  • Mazparraute (1402, Urkunden des Königreichs Navarra),
  • Mazparraute und Marchoete (1413),
  • Masperaute, Masberrauta, Masparrauta und Masperrauta (1434, 1443, bzw. 1462 bei den letzten beiden Formen, Notare von Oloron, Nr. 3, Blatt 26 und Nr. 4, Blatt 9, 10 und 76),
  • Mazparrauta (1513, Urkunden aus Pamplona) und
  • Masparraute (1750, Karte von Cassini).[4][5][6]

Einwohnerentwicklung

Nach Höchstständen d​er Einwohnerzahl v​on rund 680 z​u Beginn d​es 19. Jahrhunderts reduzierte s​ich die Zahl b​ei kurzen Erholungsphasen, insbesondere i​n den 1930er Jahren, b​is zur Jahrtausendwende a​uf rund 210 Einwohnern, b​evor ein moderates Wachstum einsetzte.

Jahr196219681975198219901999200620092019
Einwohner346292268265230211240249250
Ab 1962 offizielle Zahlen ohne Einwohner mit Zweitwohnsitz
Quellen: EHESS/Cassini bis 2006,[7] INSEE ab 2009[8]

Sehenswürdigkeiten

Pfarrkirche Saint-Étienne
Pfarrkirche, Frontseite
  • Pfarrkirche, gewidmet dem heiligen Stephanus. Sie wurde wahrscheinlich im 18. Jahrhundert errichtet, wie die entsprechende Jahreszahl über dem westlichen Haupteingang belegt, 1836 restauriert. Die Hauptfassade ist in drei Abschnitten eingeteilt. Der erste Teil besteht aus dem Haupteingang mit einem dreieckigen Giebel und zwei Rundbogenfenstern. Darüber ist ein schmalerer trapezförmiger Teil mit geschwungenen Seiten. Der obere Teil besteht aus dem Glockenturm mit einer Turmuhr unterhalb der Schallöffnung der Glockenstube. Er besitzt ein mit Schiefer gedecktes Pyramidendach, umgeben von vier Dachreitern. Das einschiffige Langhaus wird von einer flachen Apsis abgeschlossen. Im Innern umlaufen Emporen aus Holz auf zwei Ebenen das Langhaus auf drei Seiten. Die Kirche birgt neben einem bemerkenswerten Weihwasserbecken rund um eine verzierte Säule einen barocken Altaraufsatz, der dem der Pfarrkirche von Orègue ähnelt. Eingerahmt von sechs Schlangensäulen befinden sich mehrere Statuen in Nischen und ein Gemälde in der Mitte des Kunstwerks, das wie die Kirche dem heiligen Stephanus gewidmet ist. Es stellt den Moment seines Martyriums durch eine Steinigung dar. Entsprechend seiner Rede vor dem Sanhedrin, „Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen“, öffnet sich der Himmel im Bild und zeigt Jesus Christus.[9][10] Ein Mahnmal zum Gedenken an die Verstorbenen der Kriege befindet sich rechts vom Haupteingang, das zum großen Teil aus dem rötlichen Sandstein des Pays de Mixe gearbeitet wurde. Die Namen der in den Kriegen des 20. Jahrhunderts Gefallenen der Gemeinde sind im unteren Teil eingetragen, der die Form eines „V“ besitzt. Der obere Teil ist eine Stele, auf der ein Kreuz und Lorbeerzweige, Symbole des Sieges, aufgetragen sind. Das Mahnmal vereinigt somit die Symbole des Vaterlands und des Christentums auf einem Standort zwischen Kirche und Friedhof.[11]
Scheibenförmige Grabstele von 1660 auf dem Friedhof von Masparraute
  • Friedhof von Masparraute. Scheibenförmige Grabstelen, genannt Hilarri, und alte Grabkreuze sind auf dem Friedhof in direkter Nachbarschaft der Pfarrkirche zu sehen. Die scheibenförmigen Grabstelen tauchten im 15. Jahrhundert auf, inspiriert vom Heidentum in der Frühgeschichte des Baskenlands. Dennoch sind sie Zeichen praktizierten Christentums, ausgedrückt durch harmonische Motive auf den Scheiben, die oft in Form von christlichen Kreuzen auftreten. Die Grabkreuze in der klassischen Form stammen aus einer späteren Zeit. Sie sind ebenfalls oft mit skulpturaler Ornamentik verziert und erinnern an den Lapidarstil in der Bestattungskunst im Baskenland.[12] Eine scheibenförmige Grabstele auf dem Friedhof datiert aus dem Jahr 1660. Die Komposition der Gravuren zeigt eine Mischung von Symbolen des früheren heidnischen Kults und des christlichen Monotheismus. Die Mitte der Scheibe wird von einem griechischen Kreuz belegt. Zwei kleine Malteserkreuze befinden sich oberhalb der Seitenarme. Zwei Sonnen unterhalb der Arme lassen andererseits die Bedeutung von Gestirnen im heidnischen Glauben anklingen. Auf dem Sockel der Stele ist wiederum eine Reihe von Schlüsseln zu erkennen, die den Eintritt in das Paradies nach christlichem Glauben symbolisieren. Der Streifen, der die Scheibe umrandet, zeigt Inschriften in lateinischer Schrift, die vermutlich den Verstorbenen und sein Haus benennen. Anhand der Vielschichtigkeit der Verzierungen gehörte diese Grabstele vermutlich zu einer wohlhabenden Familie.[13] Das Friedhofskreuz fällt durch seinen Materialmix und der Exaktheit seiner Formen auf. Die Proportionen des Werkes entsprechen beinahe den realen Größen. Eine Christusstatue aus weißem Stein ist an ein Holzkreuz angenagelt. Ein Spruchband, ebenfalls aus weißem Stein, ist oberhalb der Statue angebracht und trägt die Inschrift „INRI“. Das Kreuz ist aller Wahrscheinlichkeit nach das Werk eines lokalen Künstlers aus dem Ende des 19. Jahrhunderts.[14]
Grabstelen auf dem Friedhof in Masparraute
  • Haus der Küsterin. Eine Besonderheit des Baskenlands ist in früheren Jahrhunderten das Amt einer Küsterin, das vermutlich auf die matriarchalische Tradition der baskischen Gesellschaft zurückzuführen ist. Es wurde von einer jungen Frau oder Witwe bekleidet und hatte als Aufgabenbereich die Aufbewahrung der Schlüssel der Kirche, die Instandhaltung der Kirche und die Verteilung des gesegneten Brotes. Das Wohnhaus einer Küsterin befindet sich in der Regel in der Nähe der Pfarrkirche, wie es auch in Masparraute der Fall ist. Das Verschwinden dieses Amtes ist teilweise der Verfolgung von Häretikern im 17. Jahrhundert geschuldet. Pierre de Lancre wurde vom französischen König Heinrich IV. beauftragt, sich im Baskenland um das Hexenwesen zu kümmern, und Küsterinnen wurden in diesem Zusammenhang als Offenlegung eines Satanismus wahrgenommen.[15]

Wirtschaft und Infrastruktur

Ossau-Iraty

Die Landwirtschaft i​st traditionell e​in wichtiger Wirtschaftsfaktor d​er Gemeinde.[3] Masparraute l​iegt in d​en Zonen AOC d​es Ossau-Iraty, e​ines traditionell hergestellten Schnittkäses a​us Schafmilch, s​owie der Schweinerasse u​nd des Schinkens „Kintoa“.[16]

Aktive Arbeitsstätten nach Branchen am 31. Dezember 2015[17]
Gesamt = 29

Verkehr

Masparraute w​ird durchquert v​on den Routes départementales 11 u​nd 246 u​nd ist über e​ine Linie d​es Busnetzes Transports 64 m​it Bayonne u​nd anderen Gemeinden d​es Départements verbunden.

Commons: Masparraute – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lieux - toponymie: Martxueta (Amikuze) (fr) Königliche Akademie der Baskischen Sprache. Abgerufen am 12. September 2017.
  2. Ma commune : Masparraute (fr) Système d’Information sur l’Eau du Bassin Adour Garonne. Abgerufen am 12. September 2017.
  3. Masparraute (fr) Visites en Aquitaine. Archiviert vom Original am 12. September 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr Abgerufen am 12. September 2017.
  4. Jean-Baptiste Orpustan: Nouvelle toponymie basque (fr) Universität Bordeaux. S. 80. 2006. Abgerufen am 12. September 2017.
  5. Paul Raymond: Dictionnaire topographique du département des Basses-Pyrénées (fr) In: Dictionnaire topographique de la France. Imprimerie nationale. S. 109. 1863. Abgerufen am 12. September 2017.
  6. David Rumsey Historical Map Collection France 1750 (en) David Rumsey Map Collection: Cartography Associates. Abgerufen am 12. September 2017.
  7. Notice Communale Masparraute (fr) EHESS. Abgerufen am 12. September 2017.
  8. Populations légales 2014 Commune de Masparraute (64368) (fr) INSEE. Abgerufen am 12. September 2017.
  9. Conseil régional d’Aquitaine: Église Saint-Étienne (fr) Visites en Aquitaine. Archiviert vom Original am 12. September 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr Abgerufen am 12. September 2017.
  10. église paroissiale Saint-Etienne (fr) Ministerium für Kultur und Kommunikation. Abgerufen am 12. September 2017.
  11. Conseil régional d’Aquitaine: Monument aux morts de Masparraute (fr) Visites en Aquitaine. Archiviert vom Original am 12. September 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr Abgerufen am 12. September 2017.
  12. Conseil régional d’Aquitaine: Cimetière à stèles discoïdales de Masparraute (fr) Visites en Aquitaine. Archiviert vom Original am 12. September 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr Abgerufen am 12. September 2017.
  13. Conseil régional d’Aquitaine: Stèle discoïdale du cimetière de Masparraute (fr) Visites en Aquitaine. Archiviert vom Original am 12. September 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr Abgerufen am 12. September 2017.
  14. Conseil régional d’Aquitaine: Croix du cimetière de Masparraute (fr) Visites en Aquitaine. Archiviert vom Original am 12. September 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr Abgerufen am 12. September 2017.
  15. Conseil régional d’Aquitaine: Benoîterie de Masparraute (fr) Visites en Aquitaine. Archiviert vom Original am 12. September 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr Abgerufen am 12. September 2017.
  16. Institut national de l’origine et de la qualité : Rechercher-un-produit (fr) Institut national de l’origine et de la qualité. Abgerufen am 12. September 2017.
  17. Caractéristiques des établissements en 2015 Commune de Masparraute (64368) (fr) INSEE. Abgerufen am 12. September 2017.
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